Martina von Schaewen - Budschakenblut

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Bessarabien 1919 bis 1940: Im südlichen Teil Bessarabiens – dem Budschak – erregen weder die ausgefallenen Modeideen der jungen Olga, noch der Totschlag an einem stadtbekannten Säufer die Gemüter der Einwohner Saratas. Auch die darauf folgenden Morde sorgen für wenig Aufregung. Selbst an jenem Tag, als der Ortsvorsteher etwas zu Gesicht bekommt, das seine Vorstellungen bei weitem übertrifft. Eine Mischung aus Krimi und Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse von 1919 bis zum Einmarsch der Roten Armee 1940.

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Das einzige, das an Alois Fischer die letzten Jahrzehnte unverändert geblieben war, war seine runde Nickelbrille. Man sah ihn nie ohne Brille, obwohl er sie mittlerweile eher aus Gewohnheit, als aus Notwendigkeit auf der Nase hatte. Vorlesen ließ er sich von seiner Haushälterin.

Alois Fischer predigte immer häufiger im Sitzen. War es ihm zu anstrengend auf der Kanzel zu stehen, ließ er sich einen Stuhl vor den Altar stellen.

Oft geschah es, dass er mitten im Satz aufhörte zu sprechen und nicht mehr wusste, was er sagen wollte. Mürrisch zeigte er dann mit dem Stock auf ein Gemeindemitglied und forderte dieses dazu auf, den letzten Satz zu wiederholen.

Wer nicht im Gottesdienst bloßgestellt werden wollte, tat gut daran, während der Predigt gedanklich nicht zu weit abzuschweifen.

In ihrem ganzen Leben hatte Olga in Sarata keinen anderen Pfarrer als Alois Fischer kennen gelernt. Ihre Gottesdienstbesuche waren sehr unregelmäßig. An einem der seltenen Sonntage, an denen sie die Kirche besuchte, kam es zu einem Zwischenfall, bei dem sie immer wieder lächeln musste, wenn sie sich daran erinnerte.

Vor dem Altar auf seinem Stuhl sitzend predigte der Pastor. Unermüdlich fuchtelte er mit dem Stock in der Luft herum. Bei seinem Lieblingsthema, der Sünde, angekommen, ging seine laute Stimme in ein Brüllen über. Doch wenig später kamen aus seinem Hals nur noch heisere Wortfetzen. So wie seine Stimme weniger wurde, so ließ auch das Hantieren mit dem Stock nach.

Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, setzte Alois Fischer seinen Stock ab und lehnte sich im Stuhl zurück. Kein Wort fand mehr den Weg aus seinem Mund. Gespannt verfolgten die Gemeindemitglieder diese Geste und warteten ab. Aus den hinteren Reihen vernahm man ein Räuspern und so manch ein Kirchgänger rutschte ungeduldig auf seinem Hintern hin und her. Der eine oder andere nutzte die Pause, um sich die Nase zu schnäuzen oder im Geiste noch einmal vergangene Erlebnisse vor seinen Augen ablaufen zu lassen. So mancher Bauer, der bereits seit dem Morgengrauen auf den Beinen war, nickte ein oder döste abwesend vor sich hin.

Als Alois Fischer seinen Stock fallen ließ und die Augen schloss, setzte in der Gemeinde eine unheimliche Stille ein. Jetzt richteten sich alle Augen auf den Pastor, der sich nicht mehr bewegte. Alle dachten dabei das gleiche. Der Bürgermeister der Gemeinde, der Schulz, drängte sich durch seine Bankreihe zum Gang und sprang rasch zu Alois Fischer nach vorne. Er stellte sich vor den Geistlichen und starrte ihn an. Dann beugte er sich über den Pfarrer und hob diesen mühelos aus dem Stuhl. Dabei hatte er sich vorher nicht überlegt, was er da eigentlich tat. Er sah sich um, wollte den Pfarrer ablegen, wusste aber nicht, wohin. So stand er einige Augenblicke mit dem Pastor in den Armen vor der Gemeinde, die immer noch erschrocken und sprachlos dem Geschehen folgte. In Gedanken überlegte der Schulz, was zu tun war, um dem Kirchenoberhaupt eine würdige Beerdigung auszurichten. So etwas konnte man nicht auf die lange Bank schieben, es musste zügig organisiert werden. In den Armen spürte er langsam die Kraft schwinden. Er schaute in die erstaunten Gesichter der Anwesenden, dann drehte er sich um zum Altar. Er entschied sich dafür, den Pfarrer dort abzulegen.

Kaum berührte der Körper von Alois Fischer die kalte Marmorplatte, öffnete dieser seine Augen. Erstaunt blickte er den Schulzen an. Dieser starrte entsetzt zurück. Einige Sekunden verstrichen, dann erfüllte ein schriller Schrei aus den hinteren Bankreihen die Kirche. Das anfängliche Murmeln und Flüstern der Gemeindemitglieder ging in lebhafte Unterhaltungen über. Alois Fischer richtete seinen Oberkörper auf und setzte sich so hin, dass seine Füße vom Altar baumelten.

Wütend schaute er den Schulzen an und zeigte auf seinen Stock, der noch neben dem Stuhl lag. Gehorsam hob der Schulz den Stock auf, reichte ihn an den Pfarrer weiter und schritt eilig zu seinem Platz zurück. Alois Fischer streckte seinen Stock in die Höhe und augenblicklich verstummte die Gemeinde.

Sichtlich erholt fing der Geistliche noch einmal am Anfang seiner Predigt an. Er ließ die Gemeinde dreimal dasselbe Lied singen und keiner wusste, ob es aus Vergesslichkeit geschah oder ob sich ein tieferer Sinn dahinter verbarg. Es war, als hätte der Geistliche vergessen, dass er immer noch auf dem Altar saß. Und keiner aus der Gemeinde traute sich, den Pfarrer zu unterbrechen und darauf aufmerksam zu machen. Jeder befürchtete bei Unterbrechungen könnte der Geistliche noch einmal mit der Predigt beginnen.

Nach dem vierten Vaterunser hintereinander – auch hier verstand keiner den Grund dafür – rutschte Alois Fischer mit seinem schmächtigen Körper langsam nach vorne, bis seine Füße den Boden berührten. Auf seinen Stock gestützt schlurfte der Pastor den Gang entlang und deutete auf zwei Männer, die gehorsam zu ihm eilten. Einer hielt dem Pfarrer die Türe auf, während der andere seinen Stuhl brachte und an den Ausgang stellte. Alois Fischer setzte sich auf den Stuhl und gab jedem Einzelnen seiner Gemeindemitglieder zum Abschied die Hand.

Für die Sarataer Kirchgänger war dies ein Tag, den sie nie wieder vergessen würden. Der Gottesdienst dauerte so lange, dass sie ihren Sonntagsbraten mit den Strudeln erst zur Kaffeezeit essen konnten.

Beim Abschiedsgottesdienst dann lauschten die Menschen ergriffen den wenigen Worten des Geistlichen. Aus allen Ecken ließ sich leises Jammern und Seufzen vernehmen. Die Kinder rutschten auf den Bänken hin und her und wurden von ihren Müttern ermahnt. In dieser schicksalsschweren Stunde hatte sich Alois Fischer dafür entschieden, den Kirchenchor und die Orgel in den Mittelpunkt zu stellen. Die Gemeinde sang so ergreifend mit, dass der Geistliche hoffte, es würde den Menschen ein wenig Trost spenden.

Wenige Tage nach dem Abschied in der Kirche besuchten die Menschen zusammen mit dem Pfarrer den Friedhof. Der Weg führte sie aus dem Dorf hinaus, eine Anhöhe hinauf. Bei dem Trubel um die bevorstehende Umsiedlung hatte keiner daran gedacht, dass der Pastor diese Strecke in seinem Alter und auf seine Gehhilfe angewiesen, kaum bewältigen konnte. Anfangs schritt der Pfarrer zügig mit Hilfe seines Stockes voran, seine Gemeinde ergeben hinterher.

Kaum hatte man den Ort verlassen, stieg der Weg ein wenig an. Ohne Vorwarnung ließ sich Alois Fischer plötzlich nach hinten fallen, direkt in die Arme des Schulzen. Für einen Moment schloss der Geistliche die Augen. Als er sie wieder aufriss, begann er nach Atem zu japsen. Wie ein Maikäfer vor dem Abflug pumpte er Luft ein und aus. Seine Haushälterin rannte, so schnell es ihr Alter und ihr Umfang zuließen, herbei. Keuchend setzte sie sich auf den Boden und forderte den Schulzen auf, ihr den Geistlichen in die Arme zu legen. Seinen Kopf unter ihrem dicken Busen, wiegte sie den Pfarrer wie eine Amme einen Säugling hin und her. Sein hektischer Atem beruhigte sich und er schloss lächelnd die Augen. Die anschließenden Minuten kamen den Umstehenden wie eine Ewigkeit vor. Unvermittelt riss der Pastor die Augen wieder auf und befreite sich aus den Armen dieser Frau. Zwei kräftige Männer halfen ihm dabei und stellten ihn aufrecht hin. Alois Fischer griff nach seinem Stock, schwang ihn in die Höhe, während er den Menschen ein »Voran!« zurief. Der Ortsvorsteher überzeugte den Geistlichen jedoch davon, dass es besser wäre, sich von den kräftigsten Männern des Ortes zum Friedhof tragen zu lassen. Für die Helfer war dies allerdings keine einfache Aufgabe. Nicht das Gewicht des Geistlichen forderte ihre ganze Kraft, sondern die schwungvollen Stockschläge, die der Pfarrer zum Allmächtigen in den Himmel schickte, gefolgt von unverständlichen Litaneien.

Am Friedhof angekommen, blickten viele wehmütig auf Sarata zurück.

Malerisch erstreckte sich der Weg von hier oben, eingerahmt zwischen Sträuchern und Bäumen. Von der Anhöhe sah man über den größten Teil des Dorfes hinunter, bis zur Marktstraße.

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