Kerstin von Schuckmann
REBELLION DER GEFÜHLE
Mallorca-Krimi
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Inhaltsverzeichnis
Titel Kerstin von Schuckmann REBELLION DER GEFÜHLE Mallorca-Krimi Dieses ebook wurde erstellt bei
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EPILOG
DAS BUCH / DIE AUTORIN
IMPRESSUM
BISHERIGE VERÖFFENTLICHUNGEN
Impressum neobooks
Kommissar Rafael Lopez betrachtete den aufgedunsenen Körper. Die neben einer Yacht mit einem Anker versenkte männliche Leiche wurde soeben von Tauchern der Einsatztruppe des Kommissariats Palma de Mallorca aus dem mit Neptungras bewachsenen Meeresboden geborgen. In den verfilzten, braunen, und vertrockneten Neptungraskugeln an Land, die den Strand hingegen wie einen Teppich bedeckten, lag eine strahlend weiße Kappe mit der Aufschrift „Luxury“. Unter dem Schriftzug war die Abbildung eines größeren Schiffes. Beim Aufheben der Kappe entdeckte die Spurensicherung darunter eine mallorquinische „Siurell“, einen kleinen, weißen, mit roten und grünen Strichen bemalten Menschen, geformt aus Ton. Eine modellierte Kapitänsmütze zierte ihren Kopf.
„Siurells können als laute Pfeife genutzt werden. Sie verkörpern angeblich eine mystische Verbindung von Mensch und Natur.“
Lopez schaute Kommissar Antonio Díaz tief in die Augen.
„Glauben Sie etwa, dass ich als Mallorquiner nicht weiß, was diese kleine Tonfigur zu bedeuten hat?“
Lopez hustete. Er wusste, dass er weniger rauchen sollte, da seine körperliche Kondition darunter litt. Hinzu kam in der letzten Zeit der psychische Druck noch mehr Leistung bringen zu müssen. Junge, geltungssüchtige und ehrgeizige Kollegen standen bereits als interne Konkurrenten in den Startlöchern. Beide Fakten sorgten dafür, dass seine durch Feingefühl, Ruhe und Humor geprägte Wesensart darunter litt.
„Rafael, ist Ihnen auf der Fahrt hierher nicht das im Hafen von Palma liegende riesige Kreuzfahrtschiff aufgefallen?“
Lopez schüttelte den Kopf.
„Auf dem Weg zum Tatort besteht meine Priorität sicherlich nicht in der Begutachtung der sich im Hafen befindenden Schiffe.“
Der Kollege der Spurensicherung legte die Kappe zurück auf ihren alten Platz und fotografierte sie erneut.
„Bereits ein kurzer Blick auf den Kreuzfahrthafen hätte Ihnen jetzt schon geholfen.“
Lopez schaute ihn irritiert an.
„Luxury heißt auch das sich zurzeit größte im dortigen Hafen befindende Kreuzfahrtschiff.“
„Ist das nicht sehr weit hergeholt?“
Lopez war skeptisch. Die kontaktierte Hafenbehörde bestätigte ihm, dass das größte zurzeit ankernde Schiff die „Luxury“ unter Leitung des ersten Kapitäns, Wolfgang Sturm war. Lopez zog seine Handschuhe an und hob die Mütze erneut auf. Beim Umdrehen entdeckte er im inneren Rand die in blau eingestickten Initialen „WS“. Trotzdem googelte er noch immer skeptisch in seinem Handy.
„Sie haben recht, Antonio. Der Schriftzug des Wortes und das abgebildete Schiff stimmen mit dem Logo des Schiffes überein. Die Initialen passen zu seinem Namen und schauen Sie…“ Lopez hielt seinem Kollegen das Handy vor sein Gesicht. „Das Crew-Foto des Kapitäns zeigt, dass es sich bei der Leiche mit etwas Fantasie um ihn handelt. Respekt! Durch Ihren Hinweis konnten wir innerhalb kürzester Zeit seine Identität feststellen.“
Lopez sah trotz allem ungeduldig, wie die Spurensicherung, die in circa einhundert Metern Entfernung im Seegras ankernde Yacht nach Indizien untersuchte. Er beschloss zunächst, den ersten Offizier zu informieren, und dann gemeinsam zum Kreuzfahrthafen von Palma zu fahren.
Die „Luxury“ lag an der Westmole der Pier „Dique del Oeste“, einem der vier Sektoren. Der informierte erste Offizier Holm wartete bereits an der Gangway und bat Lopez und Díaz in seine Kabine zu kommen.
„Wie Sie bereits wissen, ist Ihr Kollege Kapitän Sturm, heute ermordet im Seegras von Sa Rapita, in Mallorcas Süden aufgefunden worden. Er muss dort bereits über Nacht gelegen haben. Der Mörder hat ihn mit einem Anker im Seegras versenkt. Wo waren Sie die letzten zwei Tage, und was wussten Sie von den geplanten Landgängen des Kapitäns?“
Holm schaute Lopez in die Augen und setzte sich behutsam auf seinen Schreibtischstuhl. Ihm wurde bewusst, dass auch er unter Mordverdacht stehen könnte.
„Kapitän Sturm war ein erfahrener und beliebter Chef und Kollege. Er fuhr lange Zeit Frachtschiffe, Fähren und seit einigen Jahren auch große, luxuriöse Passagierschiffe wie dieses. Er hat die Welt mehrfach umrundet. Wie Sie wissen, übernehme ich als erster Offizier die Vertretung des Kapitäns, sobald er das Schiff verlässt, aber auch dann, wenn er während der Fahrt nicht selbst auf der Brücke ist. Sturm ist schon immer ein begeisterter Fan von kleineren Motoryachten gewesen. Da wir Mallorca sehr oft anlaufen, chartert er sich zur Erholung regelmäßig welche, mit denen er allein oder selten auch mit Bekannten die schönsten Buchten erkundet. Abends allerdings ist er, wenn auch spät, immer wieder an Bord. Nur dieses Mal nicht, so dass unser leitender Ingenieur und ich sofort wussten, dass etwas Schlimmes passiert sein könnte.“
Lopez lehnte sich an die blau gestrichene Kabinenwand an und dachte sichtbar nach.
„Bevor ich den Yacht Charter Club kontaktiere, müsste ich noch wissen, ob Sie mitbekommen haben, dass er jemals in der Vergangenheit bedroht wurde. Sei es von Passagieren, Angestellten, Freunden oder anderen Personen.“
Holm rief den leitenden Ingenieur zur Runde dazu. Beide waren sich einig, dass Sturm nie über private Probleme gesprochen habe.
„Wissen Sie, Mallorca ist so etwas wie ein zweiter Heimathafen. Man legt an und fühlt sich gleich wie zu Hause. Geht der eine von Bord, muss der andere an Bord bleiben und umgekehrt. Nicht wie bei den schnulzigen TV-Sendungen, bei denen der Kapitän mal ein paar Tage von Bord geht und beim Ablegen wieder auftaucht.“
Lopez wusste, dass weder Holm noch der leitende Ingenieur aufgrund ihrer verpflichteten Anwesenheit an Bord zu den Tätern gehören konnten und bat zwei weitere Kollegen der Crew, deren Aufenthalt zu bestätigen.
Beide Kommissare beschlossen zunächst die nur fünfminütige Strecke zu dem Yacht Charter Unternehmen im Hafen von Port de Mallorca zu fahren, bei dem Sturm seine Privatyacht gemietet hatte.
„Hola, Buenos días! Wir möchten Sie darüber informieren, dass Ihre Yacht noch in Sa Rapita ankert und von unserer Spurensicherung untersucht wird. Hat Ihr Kunde das Boot allein betreten oder konnten Sie sehen, dass eventuell noch weitere Personen dabei waren?“
„Sturm chartert diese Yacht seit Monaten immer allein, fährt auch so los und kommt immer allein zurück. Was er während dieser Zeit unternimmt, wissen wir nicht.“
Lopez und Díaz hatten mit dieser Aussage fast gerechnet. Beide hofften in Kürze neue Erkenntnisse durch die Kriminaltechnische Untersuchung (KTU) zu bekommen.
Lopez brachte seinen Kollegen ins Präsidium und fuhr erneut nach Sa Rapita. Er setzte sich grübelnd in den Sand und schaute fast meditativ auf die meterlangen Seegraswiesen, die sich ins Meer hinauszogen. Ihn quälte die Frage, warum der Mörder Kapitän Sturm nicht weiter draußen im tieferen Wasser unterhalb der Yacht, sondern relativ nah am Ufer mitten in einem Seegrasteppich mit beschwertem Anker ertrinken ließ. Hatte diese Vorgehensweise einen Sinn, oder war es reiner Zufall? Lopez wurde durch das laute Motorengeräusch der startenden Yacht in seinen Gedankengängen gestört und sah, wie das prachtvolle Designerboot um die Ecke zurück nach Palma Richtung Yachthafen gefahren wurde.
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