Heide Braasch,
Jahrgang 1979, hat in Berlin und Potsdam Soziologie und Philosophie studiert und zusätzlich eine Ausbildung als Erzieherin absolviert. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Potsdam und arbeitet zur Zeit als Erzieherin. In ihrer Freizeit ist sie literarisch tätig und liebt es, Lieder für Gitarre zu komponieren und zu texten.
Heide Braasch
FENSTER MEINER KINDHEIT
in Lyrik und Prosa
Mit einem Vorwort von Helen Braasch
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2015
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Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig
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Titelfoto Helen Braasch
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
www.engelsdorfer-verlag.de
Was fühlen, denken, fürchten und hoffen Kinder im Alter von 6 bis 18 Jahren? Meine Tochter Heide hat ihre Gedanken über 12 Jahre in Gedichten und Geschichten zum Ausdruck gebracht. Ich habe diese zahllosen Blätter über die Jahre gesammelt. Nach Zeiten des Vergessens sind sie nun wieder aufgetaucht, und wir haben sie zu einem Buch zusammengestellt. Heide reflektiert darin die Beziehungen zwischen sich und der umgebenden Welt in den Jahren 1985 bis 1997, einer Zeit des Umbruchs im Osten Deutschlands. Alle Aufzeichnungen sind authentisch und durch handschriftliche Niederschriften belegt. Sie legen Zeugnis ab von der Entwicklung eines jungen Menschen, davon, was in Kindern dieser Altersstufen vor sich geht und den Erwachsenen oft verborgen bleibt. Es wurden viele Kindergedichte und -geschichten auch von namhaften Autoren geschrieben. Aber die Gedichte und Geschichten in diesem Buch haben ihren Ursprung in der Kinderseele selbst. Das Schreiben von Lyrik und Prosa ist eine wunderbare Möglichkeit, sich mit der Welt und den Mitmenschen auseinanderzusetzen. In den verschiedenen Kapiteln dieses Buches spiegelt sich die Entwicklung in unterschiedlichen Phasen der Kindheit wieder.
Zunächst ist die Welt für Kinder im Grundschulalter einfach. Viele Gedanken ranken sich um Freundschaft. Phantasien sind eingebettet in Geborgenheit und Zuversicht. Die ersten Gedichte und Geschichten von dem Zeitpunkt an, wo das Kind schreiben kann, mögen simpel erscheinen. Sie sehen die guten und einfachen Dinge des Lebens. Und dennoch: Da werden Blumen, Sonne und Sterne bewundert, es werden Mitleid empfunden, Freundschaft gepflegt, Gefahren gemeistert, Sehnsüchte in Worte gefasst und der Fantasie freier Lauf gelassen. Dabei sind die Reime einfach, das Versmaß etwas aufgelockert, die Geschichten kurz und meist fröhlich und voller Zuversicht. Kinder werden diese Gedichte und Geschichten verstehen, weil sie ihre eigene Seele widerspiegeln. Erwachsenen wird es helfen, die Kinderseelen zu ergründen. Die Grenzen zwischen jungen und älteren Lesern werden hier verwischt. Kinderlyrik hat ihre eigenen Reize für alle. Vorlesen bringt dabei immer mehr als Lesen. Frühe Kinderprosa fasziniert durch ihre Direktheit. Und wenn der kleine Gorilla trotz der Warnungen der Eltern in die Höhle des einsamen Saurierweibchens läuft, zeigt dies, dass Kinder nicht alles glauben, was die Erwachsenen sagen. Sie wollen wie Moramie auf Abenteuer gehen und sind dann doch froh, wieder bei der Mutter zu sein.
Mit etwa dem 9. und 10. Lebensjahr kommen ganz andere Töne zum Klingen. Nun wird die Welt kritischer betrachtet und komplexer reflektiert, mitunter aber auch humorvoll gesehen. Gegensätze werden polarisiert. Auch Ängste, Anforderungen nicht gerecht zu werden, spielen eine Rolle. Die Kinder versuchen, dem Sinn der Dinge auf den Grund zu gehen. Witzige Verse und Neuschöpfungen kindlicher Fantasie sind dabei eingeschlossen. Aber auch Stimmungen werden eingefangen, Stimmungen im Naturerleben und im persönlichen Empfinden.
Im Alter von 12 bis 16 Jahren ist die Träumerei ein wesentliches Element in Lyrik und Prosa. Nicht zu übersehen ist der Drang nach Freiheit, nach einem Leben ohne Grenzen, Mauern und Beschränkungen. Träume werden in Gedichten wahr. Dabei werden vor allem die Gedichte tiefsinniger. Sie werden beherrscht durch sprachliche Gestaltung seelischer Zustände infolge persönlicher Erlebnisse. Außerdem wird alles hinterfragt. Fragen des Seins und Nichtseins, des Lebens und Sterbens, des Umgangs miteinander, der Liebe und viele andere typische Jugendprobleme geraten in den Fokus des Erlebens. Eine zentrale Rolle spielt der Mensch mit seinen unterschiedlichen Eigenschaften, seinen unergründlichen Neigungen und Gefühlen. Das Unsichtbare wird heraufbeschworen, das schwierig Erfassbare in Verse gekleidet. Wohin geht die Menschheit? Zerstört der Mensch seine Umwelt? Worin liegt der Sinn seines Lebens? Und immer wieder Fragen, Fragen ohne wirkliche Antworten.
Schließlich kommen die Zweifel bis hin zur Verzweiflung und Lebensmüdigkeit. Kinder haben es nicht leicht, erwachsen zu werden. Sie schreien danach, gehört zu werden. Sie flehen um Verständnis für den Umbruch in ihrem Leben. Gedanken über die Welt werden zum Ausdruck gebracht. Gedichte und Gedanken der 16- bis 18-Jährigen legen Zeugnis ab von ihrem Weltschmerz. Sie sind weit davon entfernt, eine heile Welt, die es ja vielleicht überhaupt nicht gibt, zu sehen. Die Endlichkeit des Lebens, Liebe, Hass, Angst und Glück pflastern die Achterbahn ihrer Gedanken und Gefühle. Auch die Natur und der Umgang des Menschen mit dieser werden thematisiert. „Wer bist du?“ hinterfragen sie jeden und jedes. Sie wollen sich von Äußerlichkeiten nicht täuschen lassen. Auch Spott und Sarkasmus sind dabei. Aber am Ende ist Licht. Und noch das: Schreiben befreit. Das Ausleben innerer Konflikte vermindert diese. Sich verlieren und wiederfinden.
Dieses Buch ist nicht nur eine interessante Studie über die Entwicklung eines jungen Menschen für Eltern, Lehrer und Erzieher, sondern bietet auch manchen spannenden Lesestoff für Kinder und Jugendliche jeder Altersstufe. Es offenbart: Anderen geht es genau so. Und wer Gedichte liebt oder selbst schreibt, wer über das Gewöhnliche hinausgehen möchte, für den ist das Buch eine Fundgrube. Es könnte bereits jungen Schulkindern Anstoß geben, sich mit kindgerechter Lyrik auseinanderzusetzen und selbst zum Stift zu greifen. Mit wenigen Worten Wesentliches zu sagen, das ist die Faszination des Gedichtes. Nicht die Perfektion steht hier im Vordergrund, sondern die echte Offenbarung der Gefühle und Gedanken junger Menschen. Im Zeitalter des Fernsehens, der Computer und Handys kommt kreativem Schreiben eine wichtige Rolle als Gegenpol zur allgemeinen Reizüberflutung zu. Kindergedichte schreiben und erleben bedeutet einen spielerischen Umgang mit der Sprache und macht Kindern schon sehr zeitig Spaß. Wie haben es andere Kinder geschrieben? Das interessiert sie. Anregungen zum Schreiben und Lesen von Gedichten und Geschichten regen die Fantasie und Kreativität der Kinder an, um dann den eigenen Gedanken und Gefühlen freien Lauf zu lassen. Das vorliegende Buch ist ein Werk für Kinder aller Altersstufen und für Erwachsene, das vielfältig das Tor zur sprachlichen Ausdruckswelt öffnet.
Potsdam, den 8. Mai 2015
Helen Braasch
ERSTE GEDICHTE IM ALTER VON 6 BIS 9 JAHREN
Dichten können alle.
Dichter nicht immer besser als andere.
Sie haben nur mehr Spaß daran.
Das Gespenst
Es schlich herum in der Nacht,
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Gerechtigkeit
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