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EbenHolz und ElfenBein | Erotischer Roman
von Martin Kandau
1969 als stilles Einzelkind in der Hinterpfalz geboren. Zwei Jahre später Scheidung der Eltern. Die Mutter geht nach Paris. Es folgen lange Besuche. Bei Spaziergängen über den Friedhof von Montmartre, durch Pigalle und Versailles infiziere ich mich mit der Magie der Stadt. Nach dem Abitur graue Lehrzeit in der Verwaltung der saarländischen Stahlwerke. Danach beruflich ziellos, jung und unstet, aber immer schreibend. Angestellter in Baustoffen, Gärtner, Krankenpfleger. Viel gesehen und gelernt. Seit vielen Jahren nun arbeite ich (gern) im Kundenservice einer großen deutschen Genossenschafts-Bank. Vor Jahren das erotische Schreiben zu entdecken, war ein Gefühl der ganz besonderen Art. Dem obsessiven Sinn für die weibliche Schönheit Ausdruck geben. Ihren übermächtigen Reiz mit Worten modellieren. Fühlen, wie dieser Reiz die Neigungen anfacht. Ihnen nachspüren. Sich im Dunkeln entdecken und seinem Kick begegnen. Mit seinen erotischen Wünschen ein wenig zaubern. Aus sexueller Sehnsucht entspringt Beschreibung, die sich dramaturgisch aufbaut und dabei immer wieder einem starken Reiz begegnet: Szenen und Worte, die es wirklich gab – hier hat das Leben die Fantasie bestätigt. Weibliche Lust ist nicht schwächer als die männliche. Wenn beide übereinstimmen, dann können sich die gewagtesten Fantasien erfüllen. Darum geht es in meinen Geschichten. Seit neun Jahren lebe ich glücklich mit meiner Partnerin zusammen. Ob sie Marion ist oder in welchem Maße sie Marion ist, überlasse ich Eurer (wilden) Fantasie ...Viel Spaß beim Lesen, ich wünsche Euch alles erotisch Gute! •••„Darum soll alles nach oben kommen, und der Mensch, der sich seiner Moral unterwirft, verarmt.“ (Hermann Hesse)
Lektorat: Jasmin Ferber
Originalausgabe
© 2019 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: aa-w @ depositphotos.com kiuikson @ depositphotos.com
Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de
ISBN 9783862773602
www.blue-panther-books.de
1
Angefangen hatte diese Geschichte erst in diesem Jahr. Marion und ich waren seit drei Jahren verheiratet. Aber etwas, das sehr aufregend war, sehr verwirrend und bereichernd, begann erst an jenem Tag im Frühjahr. Ich dachte, es wäre ein schwarzer Tag. Es gab diese Szene zwischen Marion und mir. Meine Frau hatte die Oberhand. Sie hatte etwas entdeckt, und ich schämte mich dafür in Grund und Boden. Ich fühlte mich total entblößt in einer Heimlichkeit, die nichts Faszinierendes an sich hatte.
»Da muss jeder irgendwann durch«, sagte ich mir, »das passiert jedem irgendwann mal. Und danach gibt es in der Beziehung etwas weniger Unschuld und etwas weniger Vertrauen vielleicht …«
Dass unserer Beziehung so etwas Gewöhnliches einmal passieren würde, hatte ich auf jeden Fall vermeiden wollen. Aber jetzt war es geschehen. Ich saß da mit verlorenem Gesicht, und Marion stand über mir in der Mitte des Wohnzimmers und sah mich aufgebracht an, eine Hand fordernd aufgestützt in der Hüfte, in der anderen Hand hielt sie mit spitzen Fingern diese Disc. Sie hielt sie demonstrativ in die Höhe – und ich hätte nicht tiefer fallen können.
»Das ist wohl das, wonach du gerade gesucht hast«, stellte Marion fest. Sie sagte es mit einer natürlichen Strenge, der nicht zu widersprechen war. Sie hatte die Disc im Rekorder unter dem Fernseher entdeckt. Ich hatte vergessen, sie nach ,Gebrauch‘ zu entfernen. Marion hatte sie gefunden und in ein Buch gelegt, um sie jetzt hervorzuholen.
»Sie ist nicht mehr im Rekorder«, erklärte sie, »ich hab sie rausgeholt. Und weil ich nicht wusste, was das hier für ein Film ist, hab vorher ich reingeschaut …«
»So«, murmelte ich mit einer einzigen zerknirschten Silbe. »Ach, … das«, sagte ich in schlechtem Schauspiel und ohne es zu wagen, Marion dabei anzusehen. »Das ist doch nichts. Das bedeutet nichts, wirklich. Das ist nur etwas Erotik …« Ich war nicht überzeugend, eher so, wie man eine Ausrede vor einem Richter erfindet und hofft, dass sie von ihm anerkannt wird, auch wenn man schon lange überführt ist. Aber meine Frau war ein sehr harter Richter, der mein Gestammel mit einem Blick verstummen ließ. Ich litt und wollte nur, dass sie der Szene bald ein Ende machte. Ganz gleich, ob sie nun Stress machte oder nicht. Die Situation war hässlich im Gegensatz zu Marion mit ihrem langen blonden Lockenhaar. Schön wie immer stand sie vor mir. Ihre Natürlichkeit und Stärke waren etwas, gegen das ich jetzt nicht ankam.
Sie sprach frei heraus. »Sag mir: Was findest du an Pornos?«, fragte sie mich ins Gesicht.
Wieder senkte ich den Kopf. Ich hatte mir die Frage selbst oft genug gestellt. Ich bin Schriftsteller und suche nichts so sehr wie die Wahrheit. Ich hatte mal gelesen: »Pornographie ist die rasche und harte Erfüllung derer, die im Leben zu kurz gekommen sind. Die schöne Frau, die sich ihnen nie zugewandt hat – nun legt sie vor den Augen des Betrachters ihre Kleider ab und gibt alles. Pornographie ist das Glück von denen, deren Wünsche und Sehnsüchte einfach unerfüllt geblieben sind.«
Das war vielleicht etwas einseitig, aber ich konnte dieser Definition nicht viel hinzufügen. Seit ich denken konnte, war ich immer ein atemloser Bewunderer weiblicher Schönheit gewesen. Mir kam es manchmal so vor, als könnte kein anderer sie so empfinden, sich so zu ihr hingezogen fühlen, sich mit solcher Träumerei und Lust danach strecken.
Irgendwie war die weibliche Schönheit, die sinnliche Venus, meine Krankheit geworden. Ich wollte ihren Duft aufsaugen, mit meinen Händen die Form ihres Körpers beschreiben und schreien dabei. Sie schien einfach unerreichbar für mich.
Als ich Marion zum ersten Mal sah, war es der pure Tagtraum: Man sieht eine schöne Frau und malt sich aus, wie es wäre, ihr zu begegnen, ihr näher zu kommen und in ein Leben mit ihr einzutreten. Es war der Traum, den ich tausend Male geträumt hatte und der genauso süß wie schmerzhaft war.
Ich stand gebannt hinter einem Regal des Schuhgeschäftes, in dem sie arbeitete, und betrachtete diese Frau verstohlen, betrachtete sie ganz erfüllt von süßen Versprechungen, andererseits ohne die geringste Erwartung und Hoffnung. Dann sah sie mich, und sie erkannte die Wirkung, die sie auf mich hatte, und sie trat auf mich zu und etwas fand zusammen – irgendetwas, das sich gesucht hatte. Mein Schicksal hatte ein Ende. Das Leben überschüttete mich mit Glück! Ich schöpfte aus Schönheit und Liebe. Marion tauchte mich ein in ihre warmherzige, alles verstehende Seele. Sie befreite mich aus einem einsamen Dasein, das aus seinen fruchtlosen Träumereien schon lange keine Befriedigung mehr schöpfen konnte und das nur noch schal und traurig war. Und im Gegenzug befreite ich sie aus einer langen, kinderlosen und leidenschaftslosen Ehe mit einem viel älteren Oberinspektor des Amtes.
Marion war mit den meisten ihrer Bedürfnisse und Sehnsüchte einfach allein geblieben. Unser Leben wurde nun zu einer einzigen gemeinsamen Freude. Zwischen uns war Witz, Neckerei, Romantik und Innigkeit. Wir hatten das Lachen wiederentdeckt. Und inmitten von all dieser Freude lag das Glück unserer sexuellen Beziehung, die am Anfang noch leicht verspielt und übermütig war und sich dann, im Lauf dieser drei Jahre, in der Missionarsstellung einpendelte, einmal in der Woche und fast immer am Sonntag.
Marion war mein Traum vom ersten Augenblick an, und sie ist es geblieben. Ich bin vollkommen glücklich mit ihr. Und doch hatte sie mich mit einem Pornofilm erwischt. Also war da etwas, über das wir nicht gesprochen hatten.
»Hast du manchmal Sehnsucht nach anderen Frauen? Gefallen sie dir besser als ich? Erregen sie deine Lust?«, fragte Marion jetzt, ihren fordernden Blick noch immer auf mich gerichtet.
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