1 ...6 7 8 10 11 12 ...15 Dieser Auszug verdeutlicht noch einmal das Zustandekommen der Startreihenfolge. Wie oben zu lesen, ist dies die Startliste zum zweiten Weltcupspringen der Saison 2014/2015. Das bedeutet, dass das Ergebnis des ersten Einzelspringens der Saison maßgeblich für die Startreihenfolge des zweiten ist. Jede Springerin erhält also ihrer Platzierung in der Weltcupgesamtwertung entsprechend ihre Startnummer (auch Bib genannt).
Die Siegerin des ersten Springens, Špela Rogelj aus Slowenien, erhält also die Nummer 40, respektive das „Trikot der WCS-D-Führenden“ 56. Die weiteren Springerinnen haben weniger Punkte als Rogelj gesammelt und erhalten dementsprechend niedrigere Startnummern, da sie ja im Gesamtweltcup hinter der Slowenin platziert sind.
Daniela Iraschko-Stolz als Zweite erhält die Nummer 39, Sara Takanashi als Dritte die Nummer 38 und immer so weiter. Die Reihenfolge derer ohne Weltcuppunkte wird per Los entschieden (siehe Seite zuvor).
Abbildung 9: Auszug aus der Weltcupgesamtwertung nach dem ersten Einzelspringen in Lillehammer (Norwegen) am 5. Dezember 2014. Selbsterstellte verkürzte Darstellung anhand des originalen Dokuments. 57
Links rot eingerahmt sind die Platzierungen der Damen im Gesamtweltcup dargestellt. Sie ergeben sich aus der Zahl der erreichten Weltcuppunkte (Total), welche weiter rechts rot eingerahmt ist. Diese Wirkung wird durch den orangen Pfeil symbolisiert: Gesamtpunktzahl (Total) führt zur Platzierung im Weltcup (Rank).
Nun kommen wir zu den letzten drei Themen dieses Unterkapitels: dem Probedurchgang und den Wertungsdurchgängen eins und zwei. Für den Probedurchgang gilt nach Artikel 4.2.3 folgende Bestimmung: „[f]indet der Qualifikationsdurchgang nicht, oder nicht am Wettkampftage statt, wird vor dem ersten Wertungsdurchgang ein Probedurchgang durchgeführt. (Ausnahme siehe IWO Art. 452.2.2) 58“.
Wie bereits erwähnt, besteht das Teilnehmerfeld im ersten Wertungsdurchgang aus 40 Springerinnen „[(]die anwesenden 10 Besten des aktuellen WCS-D-Standes plus die 30 Besten des Qualifikationsdurchganges[)] 59“. Eine Ausnahme dieser Regel kommt jedoch bei Wettkämpfen auf Großschanzen oder dem Weltcup-Finale zum Tragen.
Denn dort sind nach Artikel 4.5 „nur die 30 besten Athleten des aktuellen Weltcupstandes startberechtigt. Sollten sich unter diesen 30 Athletinnen nicht bis zu vier oder mehr Athleten vom Veranstalterland befinden, so ist diese Nation berechtigt, zusätzlich bis zu vier Athletinnen anzumelden 60“. Ansonsten ist die maximale Schanzengröße für Damen-Weltcups indes HS 118 61.
Hinzu kommt jedoch bei sämtlichen Einzelspringen jedoch noch: „[b]ei Mehrfachbelegung des 30. Ranges im Qualifikationsdurchgang und/oder eines Sturzes bei mehr als 95 % der Höchstweite erhöht sich die Teilnehmerzahl entsprechend (siehe Art. 4.2). 62“
Der zweite Wertungsdurchgang führt schließlich zum Endergebnis eines jeden Springens – außer er findet nicht statt – und ist darüber hinaus auch entscheidend in Bezug auf die Weltcuppunkte, die die Springerinnen erhalten. Denn: die Ergebnisse (Gesamtnoten) beider Durchgänge werden zusammengerechnet zur Gesamtpunktzahl, nach der die Springerinnen einsortiert werden und erhalten dementsprechend Platzierungen und Weltcuppunkte.
„Im zweiten Wertungsdurchgang (Finaldurchgang) nehmen nur noch die besten 30 Bestplatzierten des ersten Wertungsdurchganges bzw. die 30 Besten plus Zusatzstarter bei Mehrfachbelegung des 30. Ranges teil. Die Startreihenfolge ergibt sich aus der umgekehrten Rangfolge der im ersten Wertungsdurchgang erzielten Gesamtnote. 63“ Doch auch hier, wie beim Qualifikationsdurchgang, gilt: „[e]ine Springerin, die im ersten Wertungsdurchgang 95 % der Höchstweite des Durchganges erzielte, dabei aber stürzte, hat das Recht, zusätzlich zu den Bestplatzierten am Finaldurchgang teilzunehmen. (Bei Verwendung der Wind/Gate-Kompensation dient die kompensierte Höchstweite als Basis). 64“
Will heißen: es starten die besten 30 (bei Mehrfachbelegung des 30. Platzes eben mehr) des ersten Durchganges in umgekehrter Reihenfolge. Die 30. zuerst, dann die 29., dann die 28. und so weiter. Die Beste des ersten Durchganges startet als Letzte.
Sollte eine Springerin mindestens 95 % der höchsten erzielten Weite erzielt haben und durch einen Sturz nicht unter die besten 30 gekommen sein, hat sie für den zweiten Durchgang trotzdem ein Startrecht und kann – so sie denn am Ende mehr Punkte als (eine) andere Springerin(nen) hat – ebenfalls Weltcuppunkte holen.
Dies waren die bedeutendsten Regelungen, die den Skisprung-Weltcup der Damen allein betreffen. Einige gelten so auch für die Herren, sind aber für das Verständnis von Weltcupspringen der Damen von großer Bedeutung.
Das nun folgende Unterkapitel beinhaltet eine detaillierte Chronologie des Damen-Skispringens und beschäftigt sich insbesondere mit den Meilensteinen in der sportlich-historischen Entwicklung der Sportart – einem zentralen Teilaspekt dieser Abhandlung.
2.2 Die Geschichte des Damen-Skispringens und ihre Meilensteine
Das Skispringen entstand in etwa zur gleichen Zeit wie das alpine Skifahren. Der erste aufgezeichnete, vermessene Sprung in der Geschichte wurde 1868 vom Norweger Leutnant Olaf Rye durchgeführt. Ryes Sprungweite betrug 9,5 Meter.
Stetige Aufzeichnungen und Messungen gab es erst nach der Einführung von Wettkämpfen Anfang des 20. Jahrhunderts. Zur gleichen Zeit fingen auch Frauen an, das Skispringen für sich zu entdecken. Insbesondere die „schwebende“ österreichische Gräfin Comtesse Paula Lamberg aus Kitzbühel machte sich einen Namen.
1911 nahm sie an einem Herren-Wettkampf teil und sprang eine inoffizielle Bestweite von 22 Metern 65. Inoffiziell deshalb, da sie als Frau außer Konkurrenz sprang. Jedoch: damit sprang sie in etwa halb so weit wie die damals weltbesten Männer aus Norwegen und den USA.
Dieser Rekord hielt 15 Jahre, bis schließlich die Norwegerin Olga Balsted-Eggen 26 Meter sprang. 1931 sprang wieder eine Norwegerin, Johanna Klostad, 31 Meter und ließ dem Ganzen eine wahre Serie folgen: Sie verbesserte diese Marke schon ein Jahr später auf das Doppelte und setzte dem Ganzen im Jahre 1937 mit 71,5 Metern die Krone auf 66. Ein Jahr zuvor war dem Österreicher Sepp Bradl im slowenischen Planica der erste Sprung auf über 100 Meter gelungen (101,5 Meter) 67.
Bevor der heute unverzichtbare Weltcup entstand, gab es 1971 eine prägende Entscheidung: die FIS beschloss, Disziplinen voneinander abzugrenzen. Dies geschah im Wesentlichen durch die Einführung der Skiflug-Weltmeisterschaften.
Die erste Austragung dieses Wettbewerbs fand 1972 in Planica statt und auch diese Weltmeisterschaften finden im Zweijahresrhythmus statt (in den geraden Jahren).
Zwischen den heute noch geltenden Schanzengrößen Normalschanze, Großschanze und Skiflugschanze wurde also erst ab 1972 unterschieden, die Begriffe Normal- und Großschanze wurden bereits seit 1964 verwendet.
Die Einführung der Weltcup-Serie für die Herren folgte dann schließlich 1979. Jene für die Damen wurde erst zur Saison 2011/2012 eingeführt 68, also 42 Jahre später.
Bis Ende der 1990er Jahre beschränkte sich sämtliches Damen-Skispringen zunächst lediglich auf ein Thema: den Weltrekord. Dies war auch anfänglich bei den Herren ein Schauspiel und rückte später etwas mehr in den Hintergrund, weil es dann Wettbewerbe wie die weltberühmte Vierschanzentournee gab.
Für die Skispringerinnen hingegen war es lange Zeit ein Kampf gegen die bloße Teilnahme außer Konkurrenz an Herren-Wettbewerben und der Versuch zu beweisen, dass man auch so weit springen könne wie die männlichen Kollegen.
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