»Haben Sie damals wegen seines Girokontos Kontakt mit der hiesigen Holsteinischen Bankfiliale aufgenommen? Auf dieses wurde nämlich monatlich sein Gehalt überwiesen! Wir konnten darüber jedoch keinen Vermerk in Ihrer Akte finden.«
Der Schlag sitzt. Die drei Elmshorner Polizisten sehen sich verblüfft an.
»Wieso? Konto? Hier in Elmshorn?« PHM Mühldorf ist sichtlich verlegen. »Er wohnte und arbeitete doch in Oldenmoor! Wie hätten wir wissen sollen, dass Baumann hier sein Bankkonto hatte?« An ihre Beamten gewandt sagt sie: »Oder habt ihr etwas davon gewusst?«
Beide verneinen mit Bestimmtheit.
»Dürfen wir Sie freundlichst um Amtshilfe bitten, Frau Polizeihauptmeisterin, und uns Ihre nette Kollegin Hansen für ein paar Stunden ausleihen? Wir möchten gern diese Lücke umgehend schließen!«
*
Wenig später betreten sie die Bankfiliale und fragen nach deren Leiter. Sigurd Södermann erweist sich als ein äußerst bedächtiger und betont langsam sprechender Geselle, der ihnen klarzumachen versucht, dass das Bankgeheimnis ihn daran hindere, irgendwelche Auskünfte über seine Kunden an Dritte weiterzugeben. Auch die Androhung einer richterlichen Anordnung vermag es nicht, des Pedanten Meinung zu erschüttern. Also greift Nili zum Handy, ruft Waldi in Kiel an, der wiederum Oberstaatsanwalt Harmsen benachrichtigt und ihn bittet, den zuständigen Amtsrichter in der Elmshorner Bismarckstraße zu kontaktieren.
Kurz nach der Mittagspause hält Polizeimeisterin Lotte Hansen dem verdutzten Filialleiter den richterlichen Durchsuchungsbeschluss unter die Nase. Offensichtlich verärgert, greift dieser zum Telefon und bittet darum, dass ihm die gewünschten Unterlagen gebracht werden.
»Na, geht doch!«, bemerkt Robert ironisch.
»Es muss aber doch alles seine Ordnung haben, Herr Kommissar. Wir befinden uns ja hier nicht im Wilden Westen!«
Als Robert rot anläuft und etwas auf die Bemerkung des Filialleiters erwidern will, legt Nili beschwichtigend ihre Hand auf seinen Arm. An den Filialleiter gewandt sagt sie: »Wir müssen uns auch den Safe von Herrn Baumann anschauen, bitte ordnen Sie das an!«, sagt sie aufs Geratewohl.
»Natürlich, Frau Kommissarin, selbstverständlich!« Sigurd Södermann greift abermals zum Hörer.
»Wenn schon, dann ›Frau Kriminalhauptkommissarin‹, wenn ich bitten darf!«, äfft ihn der immer noch saure Robert im Ton nach. »Es muss schließlich alles seine Ordnung haben, Herr Filialleiter, wir sind ja hier nicht im Wilden Westen, nicht wahr?« Insgeheim ist er allerdings wieder einmal über Nilis Scharfsinn verwundert. Woher hat sie nur die Eingebung, dass der DJ hier auch noch einen Safe unterhalten hat?
*
Diesmal nehmen Robert und Nili die A 23 bis Itzehoe und fahren anschließend auf Bundesstraßen über Rendsburg nach Kiel, um nicht wieder die lästigen Staus auf der A 7 erdulden zu müssen. Als Robert Nili vor ihrer Wohnung absetzt, treffen sie zufällig auf ihre Freundin Melanie Westphal und Nili macht die beiden miteinander bekannt.
»Wir haben uns schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen!«, beklagt Melanie und schlägt vor, sich zum gemeinsamen Abendessen beim vertrauten Griechen um die Ecke zu treffen.
Der gestrige war mal wieder ein schöner Abend bei Georgios und Marita in der gemütlichen Taverna Syrtaki. Nachdem Waldi ebenfalls sein Kommen zugesagt hatte, lud Melanie RZ ein, sich zu uns zu gesellen – offensichtlich hat er ihr auf Anhieb gut gefallen! Schon beim traditionellen Amuse-Gueule aus Knobibrot mit cremigem Tzatziki, begleitet von süffigem rotem Kamares, berichteten wir unserem direkten Vorgesetzten, meinem geliebten Waldi, ausführlich über die neuen Ermittlungserkenntnisse der doch insgesamt vielversprechend verlaufenen Befragungen. Also, der Reihe nach:
- Die nochmalige Befragung der Mutter Anna Mertens brachte zumindest ihren aufkommenden Verdacht einer Liaison ihrer Tochter an den Tag, aber sonst nicht viel mehr.
- Nichts wirklich Brauchbares hörten wir von Lehrern und Schülern am Gymnasium, mit Ausnahme der von Freundin Doro Westermann gemachten Aussage über die Verbindung Heides mit DJ Mario, mit dem sie eine Wochenendspritztour nach Meldorf unternommen und für die Doro ihr gegenüber der Mutter ein Alibi geliefert hat.
- Beim Besuch des Herrenmodehauses Wilfried Wiese kam unter anderem heraus, dass Dominik Baumann ein Gehaltskonto bei der Holsteinischen Bank in Elmshorn unterhielt. Dagegen war das Interview mit seiner ehemaligen Wirtin in Oldenmoor ein Fiasko.
- Punkten konnten wir im Elmshorner Polizeirevier, als wir nach Baumanns Konto fragten, das man dort offensichtlich übersehen hat. Nach der Hauruckaktion (vielen Dank, lieber Waldi, Herr Oberstaatsanwalt Harmsen und Herr Elmshorner Amtsrichter) konnten wir endlich den lahmarschigen Filialleiter Södermann dazu bewegen, uns DBs Kontodaten zu liefern sowie seinen Safe zu öffnen, in dem sich achttausend Euro, ein wenig Schmuck, 5 goldene südafrikanische Randgoldmünzen und eine goldene Taschenuhr befanden. DB hat sich wohl von seinem nicht allzu üppigen Lohn (achtzehnhundertfünfzig Euro monatlich) nebst dem Zubrot als DJ diese Werte eisern zusammengespart. Wir bekamen seine Kontoauszüge vom vorletzten und letzten Jahr mit. Besonders zu untersuchen ist noch seine letzte Kreditkartenabhebung von zweihundert Euro in Büsum am 2. März letzten Jahres. Wir hielten Södermann vor, dass er den Behörden weder Konto noch Safe gemeldet habe, obwohl doch die Elmshorner Presse ausführlich über die Vermisstenmeldung Baumanns berichtet hatte. Dafür habe er sich gegebenenfalls vor Gericht zu verantworten, denn wir benachrichtigten anschließend den Herrn Amtsrichter entsprechend, als er uns in der Bank anrief, um zu erfahren, was unsere Untersuchung ergeben hatte.
- Um die armen Leute nicht unnötigerweise zu beunruhigen, verzichteten wir vorerst auf eine erneute Befragung der Eltern und der Schwester Baumanns, bis wir endgültige Gewissheit über seinen Verbleib haben.
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