Susanne Margarete Rehe
Von diesem Sommer
bis zum nächsten
Erzählroman
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2015
Susanne Margarete Rehe wurde 1958 in Stuttgart geboren. Sie ist Mutter zweier Kinder, staatlich anerkannte Erzieherin und lebt heute in Hessen. Freiberuflich arbeitet sie als Heilpraktikerin in eigener Praxis. Ihr künstlerisches Wirken führte sie über das Theater zur Literatur.
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.
Etwaige Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorben Personen sind rein zufälliger Art.
Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Lektorat, Satz und Umschlaggestaltung:
Anna Rehe, Berlin ( www.oleanna.de)
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
für Anna und Mihai
Cover
Titel Susanne Margarete Rehe Von diesem Sommer bis zum nächsten Erzählroman Engelsdorfer Verlag Leipzig 2015
Über die Autorin Susanne Margarete Rehe wurde 1958 in Stuttgart geboren. Sie ist Mutter zweier Kinder, staatlich anerkannte Erzieherin und lebt heute in Hessen. Freiberuflich arbeitet sie als Heilpraktikerin in eigener Praxis. Ihr künstlerisches Wirken führte sie über das Theater zur Literatur.
Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Etwaige Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorben Personen sind rein zufälliger Art. Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Lektorat, Satz und Umschlaggestaltung: Anna Rehe, Berlin ( www.oleanna.de ) 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016 Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de
Widmung für Anna und Mihai
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebtes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Sechzehntes Kapitel
Siebzehntes Kapitel
Achtzehntes Kapitel
Neunzehntes Kapitel
Zwanzigstes Kapitel
Mein Dank
Der frisch aufgeschüttete weiße Kiesweg zog in einer geraden Flucht zwischen Maisfeldern hindurch, deren Pflanzen einen stattlich gewachsenen Mann bei weitem überragt hätten.
Wie in jedem Jahr geriet Gerdi auch diesmal wieder ins Staunen über die gewaltigen Stauden, die der Riedboden hervorbrachte. Wie die Wurzeln kleiner Mangroven hob ein vielgliedriges Wurzelwerk die kräftigen Stängel der Pflanzen über die Oberfläche des feinen Lößbodens hinaus und gab ihnen Halt.
Gerdi löste sich von Hannas Arm und ging über die höher stehende Grasnarbe am Wegrand hinweg einige Reihen weit ins Feld hinein. Sie schaute nach oben und sah die braunen Fahnen der reifen Maispflanzen leise über ihrem Kopf im Wind wogen.
Aufs Neue begeistert über den kräftigen Wuchs der Pflanzen rief sie ihrer Enkeltochter zu:
„Schau her, Hanna, es ist unglaublich! Die größten Pflanzen sind fast drei Meter hoch! Man fühlt sich hier drinnen ein wenig wie ein Zwerg im Urwald. Komm, lass uns zusammen ein bisschen zwischen den Maispflanzen hindurch gehen!“
„Nein, warte noch einen Moment! Lauf nicht gleich so weit hinein! Ich will erst noch ein Foto von dir machen – ein Bild von meiner Zwergen-Oma im Maisfeld.“
Gerdi blieb stehen, wandte sich Hanna zu und zog zwei Stauden vor ihrer Brust zusammen. Dann steckte sie lachend ihr Gesicht hindurch. Mit dem silbrig schimmernden Haar in der grünen Blattumrandung sah sie tatsächlich gnomenhaft aus. Sie streckte Hanna in dem Moment, als sie auf den Auslöser drückte, die Zunge und eine lange Nase entgegen.
Hanna verstaute ihre Kamera und lief mit gespielter Empörung auf ihre Großmutter zu.
„Na warte, ich kriege dich!“
„Kriegst mich eben nicht!“, kam es übermütig aus dem Maisfeld zurück.
Gerdi hatte Hannas Spiel aufgegriffen und war bereits davon gelaufen. Ein wenig unbeholfen sprang sie zwischen den Reihen der Maispflanzen hin und her und war bemüht, der jungen Frau zu entkommen. Während sie versuchte, stets einige Pflanzen zwischen sich und Hanna zu bekommen, damit diese sie nicht packen konnte, lag Gerdis Blick mit Genugtuung und Freude auf ihrer Enkeltochter. Hanna lief leichtfüßig, mit einem erhitzten Gesicht unter den langen dunkelblonden und leicht gewellten Haaren hinter ihr her. Die Sommerbräune ließ ihre blauen Augen noch heller erscheinen, als sie es ohnehin schon waren.
Hanna war eine junge Frau Anfang zwanzig. Sie hatte sich eine anmutige und kindhafte Art bewahrt, die ungezwungen und in einer natürlichen Weise zum Ausdruck kam.
Mit einem langen Satz und einem triumphierenden „Ha, ich hab dich!“ bekam Hanna ihre Großmutter schließlich am Arm zu packen und umtanzte sie mit gespieltem Indianergeheul bis Gerdi, vor Lachen und Anstrengung gänzlich außer Puste, nach „Gnade!“ rief.
In ausgelassener Stimmung traten die beiden Frauen wieder auf den Feldweg hinaus und setzten ihre Wanderung durchs Ried fort.
Die Sonne des späten Sommertages wärmte ihnen den Rücken und Hannas Haar wurde vom auffrischenden Wind in alle Richtungen geweht. Gerdi schlug sich ein leichtes Wolltuch aus orangefarbenen, gelben und roten Farbtönen um die Schultern, um ihren erhitzten Körper zu schützen. Dabei ruhte nun Hannas Blick auf ihr.
„Oma, es steht dir gut, das Tuch. Sehr gut schaust du aus damit!“
„Vielen Dank, dein Kompliment weiß ich zu schätzen! Und ich kann es auch gleich an dich zurückgeben. Allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass du für dein Aussehen noch nicht einmal ein schönes Tuch brauchst. Du wärst sozusagen auch in Sack und Asche noch überaus hübsch.“
Hanna strahlte ihre Großmutter an.
„Na also, so gefällst du mir schon besser!“, lächelte Gerdi sie an, „ich bin froh, dass du dein Lachen doch nicht ganz verloren hast. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht um dich.“
„Ja, ich weiß. Das tut mir auch leid“, sagte Hanna etwas verlegen.
Sie warf einen kurzen Seitenblick auf ihre Großmutter, bevor sie weiter sprach.
„Und – eigentlich weiß ich auch gar nicht wirklich, was in mir drin passiert ist … nur, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie einen solchen Schmerz erlebt habe. Ich wusste einfach nicht, wie weh es tun kann, wenn eine tiefe Beziehung zerbricht. So etwas hatte ich noch nie zuvor erfahren.
Weißt du, es gab natürlich auch früher Freundschaften, die nicht gehalten haben. Das war aber mehr ein Ausprobieren gewesen, als ein wirkliches aufeinander Einlassen.
Das, was jetzt passiert ist, war etwas anderes. Die Trennung hat eine Wunde in mir hinterlassen, die noch lange wehtun wird. Ich glaube, um den Schmerz überwinden zu können, brauche ich noch Zeit … viel Zeit.“
„Ja, Hanna, du brauchst Zeit. Zeit braucht es immer, um wieder heil zu werden.
Aber ob es dafür viel oder wenig Zeit braucht, ist relativ. Es hat vielmehr damit zu tun, was in der Zeit, die vergeht, geschieht und ob du verstehen und auch annehmen kannst, was das Leben in jedem Moment dieser Zeit dir zeigt.
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