Rainer Bayreuther - Der Sound Gottes

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Die Kirchenmusik ist zu einem Ohrensessel geworden, in dem man sehr weich und sehr tief sitzt. Zweifellos gehört die hörbare und gemeinschaftliche Ekstase unverzichtbar zur christlichen Frömmigkeit. Aber lässt sich daraus nicht viel mehr ableiten, als auf der Kirchenbank Gesangbuchlieder mit Orgelbegleitung zu singen oder den Kirchenchor auftreten zu lassen? Und ansonsten immer wieder Bach, Bach und wieder Bach. Rainer Bayreuther spricht sich leidenschaftlich für mehr experimentellen Mut in der Kirchenmusik, für den Einsatz auditiver Medien und die kreative Verknüpfung von digitaler und menschlicher Kommunikation aus. Gerade brandaktuell sind seine Ideen auch vor dem Hintergrund pandemischer Einschränkungen im Gemeindeleben.

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Das protestantische Gottesdienstsystem ist der – oft verzweifelte, nicht selten tragikomische – Versuch, dieser Riesenaufgabe gerecht zu werden. Sie kann und will die menschlichen Ausdrücke der Gotteserfahrung in Text, Ton und Bild nicht festlegen. Das kirchenkalendarische Detempore ist eine grobe Orientierung. Tatsächlich kann und soll man sich davon freimachen und ein individuelles, sogar ein situativ einmaliges Detempore einfordern. Der Protestant ist auf den Ausdruck seiner individuellen und einmaligen Gotteserfahrungen zurückgeworfen, der aber zugleich irgendwie die Gotteserfahrung der gesamten Christenheit enthalten soll.

Die lutherische Antwort in dieser vertrackten Situation ist zweigleisig: Erstens wendet sie das theologische Augenmerk vom jeweils einzelnen Ausdruck ab und stattdessen hin zur Struktur, die ihn einbettet. Der Gottesdienst soll eine Struktur sein, die „Slots“ für die individuellen Ausdrucksgestalten bereitstellt, und zwar so, dass die individuellen Ausdrücke sich austarieren und ein Gesamtbild des ganzen Gottes geben. Die Struktur, das heißt die Agende, definiert die Eigenschaften der Slots. Dabei können fortwährend neue individuelle Strukturen entstehen, aber immer nur so, dass das trinitarische Gesamtbild stimmt. Zweitens wird der Gottesdienst zur pädagogischen Veranstaltung. Er ist ein Ort, an dem die Menschen ihre religiöse Ausdrucksfähigkeit einüben, erproben, verändern, wobei der Pfarrer gleich Lehrer höchstens primus inter pares ist. Um es im Kirchenjargon zu sagen: im Gottesdienst wird Glaubenserfahrung miteinander geteilt, Glaubensausdruck voneinander gelernt, Erfahrungs- und Ausdrucksfähigkeit füreinander vermittelt.

Damit ist für die Kirchenmusik eine fundamental veränderte Lage entstanden. Wie sie die Teile des Gottesdiensts und ihr Zusammenspiel konkret gestaltet, wird von ihrer sozialen, politischen, ökonomischen und pädagogischen Situation abhängig sein. Dass sich da auf lange historische Sicht Veränderungen ergeben, ist selbstverständlich, aber unwesentlich. Wesentlich ist, dass die Lage von wechselseitigen Rahmenbedingungen und Zwecksetzungen her eingeschätzt wird. Der Zweck, der von den theologischen Aspekten des trinitarischen Gottes ausgeht, ist zum Ab- und Ausgleich zu bringen mit den pädagogischen Zwecken und mit den sozialen, politischen und ökonomischen Gegebenheiten. Alle Aspekte, auch die theologischen, werden auf derselben Ebene behandelt.

So werden die Slots definiert und mit ihnen die Verzahnungen der Slots. Das Prinzip, nach dem sie zusammenzupassen haben, ist wechselseitige Stabilisierung und Risikomanagement. Die Eigenschaften des einen Slot sind systemisch verbunden mit denen des anderen. Das Manko im einen Slot wird vom anderen gepuffert. Fällt die Fürbitte mal weniger authentisch aus, springt das anschließende Gemeindelied in die Bresche. Ist der Gemeindegesang mal eher dürftig und trostlos, wird er von der engagierten Predigt aufgefangen.

Weiter, es muss Akteure geben, die für das Zusammenpassen zu sorgen haben. Das sind die Funktionsträger des pastoralen, diakonischen, bürokratischen, musikalischen und technischen Diensts. Ihr Verantwortungsbereich ist nicht primär, Bausteine für die Slots herzustellen. Dafür sind sie aus Gründen, auf die ich gleich zu sprechen komme, sogar ziemlich ungeeignet. Sie haben das Zusammenpassen der Slots zu managen. Um es noch einmal zu betonen, der Aspekt, dass Gott im Gottesdienst erscheint und wie er in den Gottesdienstteilen erscheint, ist eine Eigenschaft neben anderen. Nicht für diese Eigenschaft alleine, sondern für ihr Zusammenpassen mit allen anderen Eigenschaften tragen die Funktionäre Sorge.

Für die historische Entwicklung der evangelischen Kirchenmusik war all das von erheblicher Bedeutung. Wenn ein Gottesdienstteil als quantifizierbarer Risikoträger im Gesamtgefüge definiert ist, dann kann ein Text, ein Musikstück, ein ikonisches Element, eine liturgische Handlung durch etwas anderes ersetzt werden. Die Alternative muss nur ihren Eigenschaften nach äquivalent sein. Das gregorianische Gloria kann etwa durch ein neu gedichtetes und neu komponiertes Glorialied ersetzt werden. Dass es einmal der Liturg, einmal die Gemeinde ausführt, gehört nicht zum Eigenschaftsset. Es kommt dem protestantischen Gottesdienstverständnis sogar entgegen, wenn ein und derselbe Slot von wechselnden Akteuren bespielt wird. Das ist dann eine Variable im Risikomanagement. Das Lied vor der Predigt, das in den lutherischen Agenden an die Stelle des römischen Graduale trat, kann ein Lied sein, es kann aber auch die Bachkantate sein, musiziert von Profis und mit einer Spieldauer von 30 Minuten. Die Evangelienlesung kann vom Liturg trocken abgelesen werden, sie kann aber auch eine Spruchmotette über den Bibeltext oder sogar eine über einen anderen Bibeltext sein, sofern er den theologischen und kirchenjahreszeitlichen Eigenschaften aus dem Eigenschaftsset dieses Slots entspricht. Er kann im Extremfall sogar eine ausgewachsene Passionsvertonung sein, sofern man sich in der Passionszeit befindet und die zeitlich-räumlich-finanziellen Abmessungen dem Eigenschaftsset entsprechen. Schließlich können die definierten Einheiten ad libitum von gedoppelten oder vervielfachten Exemplaren ausgefüllt werden. Also etwa erst das gelesene, dann das musizierte Evangelium. Die ganze gewaltige Masse an evangelischer Gebrauchsmusik des späten 16. bis Mitte des 18. Jahrhunderts ist daraus erklärlich. Ob der Gottesdienst am Ende eine Stunde dauert oder, wie zu Bachs Zeiten in Leipzig, über drei, ist eine Frage des Managements von Zwecken und Rahmenbedingungen durch die Funktionsträger.

Kurz, die Musik und alle anderen Elemente sind Bausteine in der Systemik des evangelischen Gottesdienstes. Ihre Bedeutsamkeit, ihren Wert im emphatischen Sinn, sogar die Intensität der Göttlichkeit haben sie weder aus sich selbst noch aus Gott selbst. Es kommt nur darauf an, wie angemessen sie die Eigenschaften der Slots ausfüllen. Daher sind sie aus Prinzip ersetzbar. Die Bedeutsamkeit der Bach’schen Matthäuspassion mag für sich genommen sein, wie sie will. Wenn Händels Messias oder das Golgatha Beat Oratorium von Dietrich Schneider und Friedel Berlipp besser passen im Sinn der Slots, dann haben sie den größeren Wert.

Das lässt sich herunterbrechen auf die kleinen Legosteine, aus denen eine Konfirmandenunterrichtsstunde oder eine Trauung zusammengesetzt sind. Dass am Ende des Trauungsgottesdienst der Marsch aus dem Sommernachtstraum oder der aus dem Lohengrin, ein Wedding Song von Elton John oder aber eine Pachelbelfuge gespielt wird, entspricht völlig dem Bausteinprinzip. Sich darüber aufzuregen ist verlogen. Und dass dergleichen auch bei den Katholiken anzutreffen ist, widerlegt nicht, dass es dem katholischen Verständnis zuwiderläuft, ein Heiligtum, in diesem Fall das Benedicamus Domino als Entlassformel am Ende der Messe, mit einem profanen Stück durchzutauschen, während das Substituieren zwecks Anpassen an den Kontext bei den Evangelischen die Regel ist. Der Kontext ist in diesem Fall ein Eigenschaftsset, das die persönlichen Wünsche der Hochzeitsgemeinde als eine gleichberechtigte Eigenschaft neben den anderen begreift. Auch der persönliche Wunsch nach einem Klischee übrigens ist ein persönlicher Wunsch, er passt perfekt ins Bild.

Klischees sind Inbegriffe des Zeitgeschmacks, und genau darauf läuft das Bausteinprinzip hinaus. Der Kontext, der die Eigenschaften des Slots definiert, ist immer der jeweils aktuelle Kontext. In seinem Horizont vollzieht sich das Risikomanagement. Geschickt gehandhabt, erhält das Bausteinprinzip so eine zeitgemäße Geschmeidigkeit. Es entkoppelt die Theologie von den Dingen, an denen religiöse Erfahrungen gemacht werden. Die Theologie ist nun in der Struktur des Gottesdiensts verankert und nur in ihr: im Gesamtgefüge der Bausteine und ihrer Kopplung durch die Eigenschaftssets. Die Dinge selber, also die Individualität der einzelnen Bausteine, werden vom Zeitgeschmack dominiert und schlagen nicht mehr aufs Theologische durch. Sie sind, analog zum Sinn des Worts in den Datenbanksystemen, Content.

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