Johannes Wally - Absprunghöhen

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Ein Statistiker, der ein rätselhaftes Zeichen auf seiner Wohnungstür entdeckt. Ein politischer Flüchtling, der fischen geht. Eine Human Ressource Managerin, die eine fehlerhafte Waage reklamieren will: Irritiert von banalen Begebenheiten brechen die Protagonisten dieses Erzählbandes zu äußeren wie inneren Reisen auf und sehen sich schließlich mit der Möglichkeit konfrontiert, von ihrem Leben abzuspringen. Mit viel Sinn für Ironie erzählt Johannes Wally vom ganz alltäglichen Gelingen und Scheitern, von psychologischen Verstrickungen und
ökonomischen Zwängen. Ergänzt werden die Erzählungen von Kürzestgeschichten, die mithilfe absurder Überzeichnung die Themen der Erzählungen aufnehmen und variieren.

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Woran dachte Tariq, als er mit geschlossenen Augen in seinem Klappstuhl saß? Das konnte Iba natürlich nicht erzählen. Aber mich interessiert es. Die Idee zu seinem berühmtesten Theaterstück ist ihm ja beim Fischen gekommen. Eine Szene aus dem Theaterstück hat mich besonders beeindruckt: Ein Engländer möchte den Esel reiten, und als dieser sich weigert, befiehlt er dem Hund, den Esel zu beißen. Was dieser tut, dafür bekommt er auch einen Knochen. Der Affe sieht sich die Szene an und zitiert während der Bestrafung des Esels Michail Bakunin: „Macht, dass alle Bedürfnisse wirklich solidarisch werden!“ Keine Frage: Tariq hatte immer Ideen. Doch uns war beiden klar, dass er davon keine mehr realisieren würde. Seine Zeit als Schriftsteller war vorbei. Zu sehr ermüdete ihn die Arbeit als Bibliothekar, und sein Gesundheitszustand hatte sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert und zwang ihn, schonend mit sich umzugehen.

Woran Tariq im Klappstuhl dachte, bleibt also ungewiss. Gewiss ist, dass er nicht lange nachdachte. Er schlief ein. Er hatte für zwei Stunden geschlafen, da weckten ihn Schreie. Es war eine Frau, die ganz in seiner Nähe um Hilfe rief. Dass sie um Hilfe rief, war nur aus der Situation zu erkennen: Sie schrie in höchster Angst, unartikuliert und schrill. Tariq blickte auf, jäh munter, und sah unmittelbar vor sich ein vielleicht sechsjähriges Mädchen, das verzweifelt Schwimmbewegungen machte, sich aber nicht mehr über Wasser halten konnte. Wie er war, mit Brille und Sonnenhut, warf er sich in die neue Donau und tauchte mit kräftigen Stößen dorthin, wo soeben das Mädchen noch um sich geschlagen hatte. Er bekam es zu fassen und zog es an die Oberfläche, wo es ihm jedoch wieder entglitt, sodass er noch einmal zupacken musste, um das hustende und strampelnde Bündel vor einem erneuten Absinken zu bewahren. Auf dem Rücken schwimmend brachte er das Mädchen zum Ufer. Das Wasser ist an dieser Stelle nicht allzu tief, Tariq hätte seine Rettungsaktion auch stehend durchführen können, wenn die Strömung auch ziemlich stark ist. Doch gewisse Situationen erzwingen gewisse Vorgehensweisen: Bei Feuer springen Menschen fast immer aus dem Fenster, selbst wenn der nächste Fluchtweg durch die Wohnungs- oder Zimmertür verläuft, und einen Ertrinkenden rettet man nun einmal, indem man schwimmt oder taucht und nicht indem man durchs Wasser watet. Dass er das Mädchen zu fassen bekam, ist allerdings ein kleines Wunder, denn bei seiner Herzkrankheit war es nicht selbstverständlich, dass sein Kreislauf die plötzliche Abkühlung tolerieren würde. Zwei Männer halfen ihm aus dem Wasser und die Mutter, verweint und außer sich, entriss ihm ihre Tochter, umarmte und liebkoste sie und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige: Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dir Schwimmflügel anzuziehen hast. Über diese Erziehungsmaßnahme vergaß sie, sich bei Tariq zu bedanken. Dieser musste sich hinsetzen, nun kippten ihm die Beine weg. Die beiden Männer fragten, ob alles in Ordnung sei, und Tariq winkte ab. Ja. Kein Problem.

Das Nachhausekommen war jedoch ein Problem, denn ohne Brille war Tariq praktisch blind. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er zu seinem Angelplatz zurückgefunden hatte. Von dort schob er sein Rad zurück in die Dianagasse, eigentlich ein Wunder, wie Iba ihre Erzählung schloss, dass Tariq heute Abend schon wieder fit sei. Denn wie er nach Hause gekommen sei, habe sie ihn geradezu ins Bett hieven müssen. Sie liebe ihn und überallhin sei sie ihm gefolgt und habe ihn unterstützt. Doch jetzt sei es genug. Er dürfe sein Leben nicht mehr so leichtsinnig aufs Spiel setzen. Don’t do this again. Aber Tariq zuckte nur mit den Achseln, eher aus Erschöpfung als aus mangelnder Einsicht, wie ich denke. Jedenfalls wurde Iba wütend.

Nachdem ich Tariq vorgeschlagen hatte, die neue Welt zu kaufen, holte ich meinen Laptop und stieg ins Internet ein. Es war unsinnig, eine Hilflosigkeit meinerseits, was hätte ich auch tun sollen, Geld für eine neue Brille hätte Tariq nicht genommen. Während er sich umständlich eine Zigarette anzündete, gab ich in einem Anzeigenportal eine Anfrage auf: „Kaufe Gliese 581c. Preis verhandelbar.“ „Wenn wir die neue Welt erst einmal haben, können wir endlich sein, wer wir sein wollen!“, zwinkerte ich Tariq zu, der einen tiefen Zug nahm und seufzte: „Ja, dann können wir sein, wer wir sein wollen.“ Aus den Augenwinkeln beobachtete ich Iba, ob sie meine Suchanfrage erheitert hätte, eigentlich war sie für solche Dummheiten zu haben. Doch Iba starrte auf den Teletext, ihre Augen wie hinter Panzerglas. Und wie sie so dasaß, erinnerte sie mich an das Portrait, das im Vorzimmer ihrer Wohnung hängt. Ihr Vater hatte es zu ihrem zwanzigsten Geburtstag anfertigen lassen. Das Portrait zeigt eine Schönheit. Ein ovales Gesicht, das von dichten, schwarzen Haaren umrahmt ist, eine gerade Nase und leicht geöffnete, sinnlich geschwungene Lippen. Den Blick ihrer dunkelbraunen und von einem starken Lidstrich in die Waagrechte gezogenen Augen hat der Maler gemäß den Erwartungen des Auftraggebers geformt: Die Schönheit blickt nach oben, verträumt irgendeinem Stern entgegen, und dieser wirft in der Nuancierung der Ölfarben sein Licht auf Ibas Anmut. Wie zur Korrektur hat Iba die Fotografie, die dem Maler als Vorlage diente, in den Bilderrahmen gesteckt. Auch die Fotografie zeigt eine Schönheit. Doch ihre Lippen sind nicht geöffnet und ihr Blick ist klar und nicht einem Stern zugewandt. Direkt blickt sie in die Kamera. Skeptisch und ohne Illusion.

Natürlich erhielt ich auf meine Anfrage keine sinnvolle Antwort. Doch die Idee einer neuen Welt, die wie warmes Wachs formbar ist und einen umhüllt wie ein gut sitzender Anzug, ließ mich nicht los. Ich beschloss, eine Erhebung durchzuführen. Wenige Tage nach dem Abendessen versandte ich eine Anfrage an meine Facebook-Freunde: „Stell dir vor, du hast dir eine neue Welt gekauft und kannst sie formen, wie du willst. Welchen drei Prinzipien würdest du alles Handeln unterordnen?“

Wie bei meiner letzten Suchanfrage fiel auch hier die Ausbeute an Antworten mager aus. Offensichtlich stand ich mit meinem Interesse an philosophischen Spekulationen ziemlich alleine da. Elsbeth feixte, als ich ihr morgens im Bad meine Frage stellte, hielt im Zähneputzen inne und antwortete, den Mundwinkel mit der Zahnbürste in die Waagrechte ziehend: „Wein, Weib und Gesang.“ In ihrem Fall eben Wein, Mann und Gesang. Nicht, dass mich die geringe Rücklaufquote bedrückt hätte. Aber das Desinteresse, mit dem meiner Frage begegnet wurde, erinnerte mich an eine Schulstunde, keine sehr gelungene, die ich hielt. Wir nahmen Gottfried Kellers Romeo und Julia auf dem Dorfe durch, und mit Erstaunen stellte ich fest, dass ich der Einzige war, den der Text berührte. Die Schüler, junge Erwachsene, die ihr Mangel an Erfahrung gerne harte Urteile fällen ließ, hatten zu der Geschichte nichts zu sagen. Der Text schien ihnen absurd, ein kurioses Dokument aus einem Paralleluniversum. Als ob es bei uns selbstverständlich wäre, dass man sein Schicksal selbst wählt.

Nachdem ich an jenem Abend meine Kaufanfrage von Gliese 581c deponiert hatte, saßen wir eine Zeit lang schweigend in den Polstersesseln. Irgendwann verließ Iba das Wohnzimmer, und ich fragte Tariq, wie sein Theaterstück, das ihm in der Bucht von Abu Qir eingefallen war, endete. Ich kannte das Ende schon, aber ich hörte die Geschichte immer wieder gerne von ihm. Es war eindrucksvoll, wie er erzählte, mit seiner kraftvollen Stimme und der ausdruckstarken Mimik, die er jedem seiner Charaktere verlieh.

„Eine einfache Szene“, sagte Tariq und hob den rechten Zeigefinger. Nur wenig Text. Nachdem sie auf ihrer Zeitreise verschiedene Epochen durchwandert und verschiedenen Herrschern gedient haben, stehen Hund, Esel und Affe vor einem goldenen Käfig. Der Esel zuckt mit den Ohren, der Hund knurrt und der Affe, der Intellektuelle, rückt seine Brille zurecht. Was tun? Da sagt eine angenehme Frauenstimme:

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