
Abb. 3a und bPontic mit eigenem Zahn (a) und mit Stripkrone (b)
Bei der spontanen Anfertigung und adhäsiven Befestigung einer provisorischen Brücke ist möglichst planvoll vorzugehen – all unsere zahnärztlichen Behandlungen sollten mit einer „Zeichnung im Kopf“ durchgeführt werden! Die Herstellung und Eingliederung einer solchen Brücke wird im Folgenden anhand eines Patientenfalles Schritt für Schritt demonstriert.
Es ist Freitag am späten Nachmittag, das Wochenende steht kurz bevor, da kommt eine Patientin mit akuten Aufbissbeschwerden an Zahn 42 in die Praxis. Pus tritt aus, und der Zahn ist leicht gelockert und protrudiert. Ein sofort angefertigtes Röntgenbild stellt einen fortgeschrittenen Höhenund Seitenabbau des Parodontiums dar – der Zahn ist nicht mehr zu erhalten. Als mit der Patientin die Notwendigkeit einer Extraktion besprochen wird, sagt sie sofort: „Aber was geschieht dann mit Zahnlücke? Ich habe am Wochenende eine Familienfeier und kann nicht mit einer Zahnlücke auftreten!“ ( Abb. 4bis 6).

Abb. 4Unterkieferfrontzähne der Schmerzpatientin
Abb. 5Der Problemzahn 42

Abb. 6Röntgenbild des Zahnes 42
Normalerweise stellt eine geplante und ggf. laborgefertigte provisorische Versorgung stets das Optimum dar, aber dies ist unter den gegebenen Umständen nicht durchführbar. Der Patientin wird die Möglichkeit der Versorgung mit einer spontan angefertigten provisorischen Klebebrücke unter Einbeziehung des eigenen Zahnes erklärt. Sie ist mit dem geplanten Vorgehen und den entstehenden Kosten einverstanden. Wir legen los:
Zunächst erfolgt eine Leitungsanästhesie im rechten Unterkiefer.
Der gelockerte Zahn 42 wird in der Stellung retrudiert und dann mit Hilfe von fließfähigem Komposit mit den Nachbarzähnen fixiert ( Abb. 7).Abb. 7 Fixierung des Zahnes mit Hilfe von fließfähigem Komposit
Putty-Silikon wird für einen Repositionsschlüssel angemischt und appliziert. Nach der Aushärtung wird der Schlüssel entfernt und kontrolliert ( Abb. 8aund bsowie 9abis c).Abb. 8a und b Dosierung (a) und Anmischen (b) des SilikonsAbb. 9a Vorwall aus SilikonAbb. 9b Lingualansicht des SilikonvorwallsAbb. 9c Vorwall abgenommen
Die Extraktion erfolgt so schonend wie möglich, um Knochen und Weichteile optimal zu erhalten. Dazu wird der Zahn mit einem Luxator extrahiert. Luxatoren sind eine Kombination aus vertikalem Hebel und Periotom. Die Extraktion geschieht mit geringem Kraftaufwand unter Hebelanwendung und nicht mit Zange und Bizeps! (vgl. Dentale Trickkiste „Brückenpfeiler gehen verloren – was tun?“ in „Quintessenz“ 12/2003 oder im Buch „Die dentale Trickkiste“, S. 29 ff.) ( Abb. 10abis d).Abb. 10a bis d Zirkuläre Umstechung (a bis c) sowie Luxation und Extraktion (d)
Die Alveole wird auskürettiert und das Granulationsgewebe entfernt. Ein blutstillender resorbierbarer Tampon wird eingebracht ( Abb. 11).Abb. 11 Entfernung des Granulationsgewebes
Bei der Inspektion des extrahierten Zahnes 42 zeigt sich ein deutlicher Höhenabbau. Die Diagnose ist bestätigt: Der Zahn war nicht zu erhalten ( Abb. 12).Abb. 12 Der extrahierte Zahn 42
Der extrahierte Zahn wird in den Repositionierungsschlüssel aus Silikon einprobiert ( Abb. 13).Abb. 13 Einpassung in den Silikonschlüssel
Der Zahn wird gekürzt. Die Wurzel soll ca. 4 mm stehen bleiben ( Abb. 14).Abb. 14 Kürzung der Wurzel
Zervikal wird eine Kavität präpariert und ein retrograder ponticförmiger abgerundeter Verschluss adhäsiv hergestellt ( Abb. 15abis c).Abb. 15a Retrograde KavitätAbb. 15b Legen der retrograden FüllungAbb. 15c Retrograde Füllung
In die Rückfläche des Zahnes 42 wird eine horizontale ausgeprägte Rille einpräpariert ( Abb. 16). Anmerkung: Es wäre noch eleganter gewesen, diese Rille vor der Extraktion in situ einzuschleifen.Abb. 16 Die horizontale Rille
Kofferdam wird adaptiert und mit Wedjets fixiert.
Die Rückflächen der Nachbarzähne werden mit einbezogen, und die eingeschliffene Rille am extrahierten Zahn wird geätzt. Anschließend wird die Rille mit Dentaladhäsiv eingepinselt und lichtgehärtet ( Abb. 17aund b).Abb. 17a Kofferdam wird platziert, und die Rückflächen werden angeätztAbb. 17b Ätzung des Zahnes 42
Mit einer kalibrierten Messsonde wird die Länge des benötigten Glasfaserstranges abgemessen ( Abb. 18).Abb. 18 Abmessung der Faserbündellänge
Die direkte Schienungstechnik wurde im Buch „ Die dentale Trickkiste“ ausführlich beschrieben. Zur direkten Anwendung der Glasfasertechnik sei hier das System everStick der Firma Stick Tech empfohlen. In den Abbildungen 19abis ewird dieses System in einer kurzen Bildfolge vorgestellt.

Abb. 19aEntnahme der Fasern aus der Silikonverpackung
Abb. 19bAufbau der Glasfasern
Abb. 19cLufteinschlüsse zur Erhöhung der Flexibilität
Abb. 19dREM-Aufnahme der beschichteten Glasfasern

Abb. 19eDas everStick Starter Kit
Abb. 19a bis eVorstellung des Glasfasersystems everStick
Die abgemessene Faserstranglänge wird auf die Verpackung der Fasern everStick Perio übertragen. Es können auch die dickeren Faserbündel everStick C&B angewandt werden, doch m. E. sind für den Schienungszweck die Perio-Faserbündel mehr als ausreichend ( Abb. 20und 21).Abb. 20 Die Perio-FasernAbb. 21 Übertragung der gemessenen Länge
Die in das Verpackungssilikon eingebetteten Fasern werden auf Länge durchgeschnitten ( Abb. 22).Abb. 22 Abschneiden mit der Schere
Das Verpackungssilikon wird durchgebogen. Das nun greifbare Glasfaserbündel wird mit der Pinzette entnommen und unter einer lichtgeschützten Platte aufbewahrt ( Abb. 23).Abb. 23 Entnahme des Faserbündels
Der Silikonschlüssel wird beschnitten und mit dem Pontic in situ eingebracht ( Abb. 24aund bsowie 25).Abb. 24a Beschneiden des SilikonschlüsselsAbb. 24b Der beschnittene SilikonschlüsselAbb. 25 Einprobe des Silikonschlüssels mit dem Ponticzahn
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