Die erprobte Lösung: Erste Hilfe mit Kompositrestaurationen
Seit Anfang der 1980er Jahre stehen uns das Material und die Methode der Kompositrestauration zur Verfügung. Da sie seither laufend verbessert wurden, können wir mit ihnen sowohl dauerhaft restaurieren als auch – wie hier gewünscht – dentale Soforthilfe leisten. Im letzteren Fall sollte man den Patienten jedoch stets darüber aufklären, dass für eine dauerhafte Lösung anschließend eine umfangreichere Therapie notwendig ist, besonders wenn die Probleme funktionell, parodontal, prothetisch oder fehlstellungsbedingt sind.
Die in den Abbildungen 1aund bgezeigte Patientin mit einem Diastema konnte zügig und ohne großen Aufwand sofort versorgt werden. Auch Zahnachsenfehler lassen sich häufig schnell korrigieren ( Abb. 2aund b), und Gingivarezessionen an Implantaten können zumindest kaschiert werden ( Abb. 3aund b). Bei Deckbisspatienten erfordert die Korrektur schon etwas mehr Aufwand ( Abb. 4aund b).


Abb. 1a und bDiastema vor (a) und nach (b) Lückenschluss


Abb. 2a und bZahnachsenfehler vor (a) und nach (b) Korrektur


Abb. 3a und bGingivarezession vor (a) und nach (b) Korrektur


Abb. 4a und bDeckbiss vor (a) und nach (b) Korrektur
Wenn aber, wie bei dem im Folgenden vorgestellten Fall, der Wunsch nach einer sofortigen Beseitigung einer Zahnfehlstellung und einer starken Verfärbung aus Anlass eines wichtigen Familienfestes mit Fototermin an den Behandler herangetragen wird, ist eine Sofortversorgung bedeutend schwieriger und aufwändiger durchzuführen ( Abb. 5bis 7). Die Art und Weise der restaurativen ersten Hilfe soll Schritt für Schritt erläutert werden.

Abb. 5Die Patientin wünscht ästhetische erste Hilfe
Abb. 6Frontalansicht der Ausgangssituation

Abb. 7Okklusalansicht des frontalen Engstandes
Bei der Patientin lagen folgende Probleme vor:
Zahn 11 durch Wurzelkanalfüllung stark verfärbt;
frontaler Engstand im Oberkiefer;
Zahn 11 in Stufenstellung zu den Zähnen 12 und 21 nach innen geneigt;
Achsenfehlstellung der Zähne 11 und 21.
Plan für die Sofortversorgung
Die Behandlungsplanung sah folgende Schritte vor ( Abb. 8):
Abb. 8Planung der Sofortversorgung
1 direktes Veneer auf Zahn 11 zur Korrektur der Zahnfarbe und der Kippung;
2 interne Füllung Zahn 11 zur Aufhellung palatinal;
3 Versuch, die Zahnachsen im frontalen Engstand durch ästhetisches Beschleifen so gut wie möglich zu korrigieren;
4 Füllung mesial an Zahn 21 erneuern;
5 mesiale Ecke an Zahn 12 konturieren;
6 eventuell dünne Auflage auf Zahn 22 und zervikal die Verfärbung abpolieren.
Ablauf der Sofortversorgung
Nach lokaler Anästhesie werden als Erstes die Dentin- und die Schmelzfarbe bestimmt, damit die Assistenz die entsprechenden Kompositfarben bereitstellen kann.
Anschließend wird die verfärbte Füllung beim Zahn 21 entfernt und die Achsenstellung durch Beschleifen der distalen Kontur verbessert ( Abb. 9). Dabei sollte das Ergebnis immer wieder aus einigem Abstand betrachtet und bewertet werden.Abb. 9 Entfernung der verfärbten Füllung und Achsenkorrektur durch Beschleifen der distalen Kontur
Beim Zahn wird ein Retraktionsfaden in den Sulkus eingebracht ( Abb. 10). Dies sollte mit dem Spatel auf rotierende Weise geschehen.Abb. 10 Der Retraktionsfaden wird gelegt
Mit einem torpedoförmigen Diamantschleifer wird der Zahn unter Abhaltung der marginalen Gingiva mit einem Spatel präpariert ( Abb. 11und 12).Abb. 11 Präparation des Zahnes 11– Abhalten der Gingiva mit einem FüllspatelAbb. 12 Okklusalansicht der Präparation
Danach wird die Füllung mesial gelegt, konturiert und der ganze Zahn poliert ( Abb. 13).Abb. 13 Die mesiale Füllung am Zahn 21
Schmelz und Dentin werden unter Schutz des Zahnes 12 mit Orthophosphorsäure geätzt. Dabei sollte unbedingt darauf geachtet werden, den marginalen Gingivasaum möglichst nicht zu touchieren, um keine Blutungen zu provozieren ( Abb. 14).Abb. 14 Schmelz- und Dentinätzung am Zahn 11
Der Zahn 11 ist nun bereit für das direkte Veneer. Zervikal ist das verfärbte Dentin gut zu erkennen. Dieses muss vor der Schichtung mit opakem fließfähigem Komposit abgedeckt werden ( Abb. 15).Abb. 15 Zahn 11 bereit für das direkte Veneer
Das Dentinadhäsiv wird aufgepinselt und lichtgehärtet ( Abb. 16).Abb. 16 Aufpinseln des Dentinadhäsivs
Nach Aufbau der palatinalen Schmelzwand mesial wird das opake fließfähige Komposit aufgebracht, verpinselt und lichtgehärtet. Es hat sich gezeigt, dass weiß-opakes fließfähiges Komposit die dunkle Verfärbung besser abdeckt als dentinfarbenes fließfähiges Komposit. Dieser Vorgang muss bis zur vollständigen farblichen Abdeckung unter Umständen mehrmals wiederholt werden ( Abb. 17und 18).Abb. 17 Auftragen des OpakersAbb. 18 Verpinseln des Opakers
Zur absoluten Trockenlegung und als zervikale Matrize wird ein Contour Strip vorgeformt ( Abb. 19abis c).Abb. 19a Der Contour StripAbb. 19b Zervikale Konturierung durch Rollen mit den FingernAbb. 19c Einbördeln der approximalen Flügel mit der Zange
Der Contour Strip wird zervikal in den Sulkus eingeschoben ( Abb. 20), am Gingivasaum mit Bonding angeklebt und mit bondinggetränkten Wattebäuschen (als individuelle Dentalkeile) approximal zervikal lichtgehärtet fixiert ( Abb. 21und 22).Abb. 20 Der Contour Strip wird zervikal eingeschobenAbb. 21 Fixation des Contour StripsAbb. 22 Okklusale Ansicht des adaptierten und fixierten Contour Strips
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