1 ...7 8 9 11 12 13 ...28 Energie * wird von Physikern als die Fähigkeit beschrieben, „etwas zu tun“. Manchmal kann Energie einen dazu befähigen, eine „Arbeit“ zu verrichten, aber zu anderen Zeiten ist es einfach die „Fähigkeit, Dinge zu tun“: ein Potential schaffen, eine Bewegung, Veränderung oder Handlung auslösen. Aus dieser Perspektive kann Information* als ein Wirbel von Energie betrachtet werden, ein Energiemuster, das etwas anderes als sich selbst symbolisiert. Das Wort „Eiffelturm“ ist ein Energiemuster, das symbolisch für den Turm steht, aber es ist nicht der Turm selbst. Die Energie des Turmes kann als Klangwellen mittels kinetischer Energie (wenn wir die Worte hören) oder als Lichtwellen mittels der Energie der Photonen (wenn wir das geschriebene Wort sehen) weitergetragen werden. So kommunizieren wir in Beziehungen – durch den Austausch von Energie- und Informationsflüssen. Im Gehirn wird zwischen den Neuronen* elektrochemische Energie ausgetauscht. Jede dieser Energieformen kann ein Muster mit Bedeutung annehmen, einen Energiefluss, der für etwas anderes steht, als den Energiewirbel selbst. Das meinem wir mit Informationen, die von Energie getragen werden. Allerdings tragen nicht alle Energieflüsse Informationen. Laute Geräusche können Merkmale, Aspekte, eine Beschaffenheit und eine messbare Dimension haben, aber diese Daten sind nicht das Gleiche, wie eine Information in der Weise, wie wir den Begriff hier definieren. Bedeutung und ein symbolischer Wert bilden die Essenz von Information. Information ist ein bestimmtes Muster in der Bewegung von Energie im Verlauf der Zeit – etwas, das wir als Fluss * bezeichnen.
Als Ganzes genommen setzt dieses Kernverständnis des Geistes als einen verkörperten und relationalen Prozess, der den Energie- und Informationsfluss reguliert, diese Facette des Geistes in den Kontext unserer sozialen Interaktionen und den der Muster neuronaler Aktivierung* im Gehirn. Wir müssen diese beiden Aspekte nicht voneinander trennen – jeder von ihnen ist ein grundlegender Aspekt vom Wesen und Ort des Geistes. Das System, auf das wir uns hier konzentrieren, existiert nicht im Gehirn oderin Beziehungen – es ist ein System, das den Energie- und Informationsfluss im Gehirn und zwischen uns entstehen lässt. So wie eine Münze Kopf, Zahl und Kante besitzt, so hat auch die Wirklichkeit des Energie- und Informationsflusses mindestens drei Facetten: den Austausch in „Beziehungen“, verkörperte Mechanismen im „Gehirn“ und Regulierung im „Geist“.
Die selbstorganisierenden Prozesse, die in unserem Körper und in unseren Beziehungen aus dem Energie- und Informationsfluss entstehen, bringen sicherlich unsere mentalen Aktivitäten hervor. Sie kanalisieren diesen Fluss und die Funktion als wichtige regulative Aspekte unseres mentalen Lebens. Es könnte auch sein, dass die anderen beiden Facetten des Geistes, unsere subjektive Erfahrung und unsere Erfahrung des Gewahrseins, letztendlich als emergente Prozesse gesehen werden können, die auch aus diesem Fluss entstehen. Wir verstehen den Geist zum Teil als einen regulativen Prozess, der den Energie- und Informationsfluss formt, aus dem er entsteht. Dies verdeutlicht die selbstorganisierenden und rekursiven Eigenschaften komplexer Systeme – in diesem Fall den Energie- und Informationsfluss im Körper und unseren Beziehungen. Die subjektive Erfahrung und das Gewahrsein sind möglicherweise natürliche emergente Prozesse, die aus diesem Fluss entstehen. Hier aber stellt sich die Frage: Sind diese Aspekte des mentalen Lebens „selbstorganisierend“ oder sind sie eine andere emergente Eigenschaft dieses Systems? Was „genau“ subjektive Erfahrung oder Gewahrsein „ist“, ist eine faszinierende Frage. Um ihr nachzugehen, brauchen wir auf unserer Reise einen wahrhaft offenen Geist.
Wir können nun diese Arbeitsdefinition des regulativen Aspekts des Geistes in der großen Spannbreite von Disziplinen anwenden, und damit Menschen unterstützen, die die Entwicklung eines gesunden Geistes fördern wollen. Fachleute, Eltern oder persönlich Interessierte, die daran interessiert sind, ihren eigenen Geist zu stärken, können die faszinierenden neuen Erkenntnisse aufnehmen und anwenden. In diesen Erkenntnissen zeigt sich, wie das Gehirn und unsere Beziehungen zum gesunden Wachstum der Menschen beitragen. Wir werden noch genauer untersuchen, wie wichtig es ist, einen „gesunden Geist“ zu definieren. Denn dadurch können wir das Wachstum eines solchen Geistes auf eine Weise fördern, die dieses Vorhaben leichter vermittelbar, besser verständlich und effektiver macht.
Obwohl wir nicht die Tiefennatur des Bewusstseins erklären oder sagen können, „was“ genau subjektive Erfahrung ist, heben wir hier einen sehr wichtigen Aspekt des Geistes hervor, nämlich den regulativen Prozess. Die unmittelbare Anwendung dieser Definition der selbstorganisierenden Funktion des Geistes besteht darin, dass wir andere und uns selbst lehren können, wie es möglich ist, den Geist auf eine stabilere Weise zu regulieren. Wenn wir lernen, wie wir mit mehr Stabilität beobachten, können wir die Einzelheiten des Energie- und Informationsflusses in unserem Körper und in unseren Beziehungen mit mehr Klarheit, Tiefe und Detailliertheit sehen. Dann sind wir in der Lage, diese neu wahrgenommenen Dimensionen zu nutzen, um sie in Richtung Wohlbefinden zu verändern. Ein gesunder Geist kann den Energie- und Informationsfluss in Richtung Integration regulieren, die gleichbedeutend ist mit der Verknüpfung* von differenzierten* Aspekten eines Systems.
Wir können lernen, unser Gehirn und unseren Körper zu integrieren, indem wir unterschiedliche Bereiche neuronaler Funktionen miteinander verbinden. Und wir können lernen, in unseren Beziehungen eine integrative Kommunikation * zu pflegen, in der wir die Unterschiede des Anderen würdigen und mitfühlende* Kommunikation üben. Das letztendliche Ergebnis solch einer verkörperten und relationalen Integration ist Güte * und Wohlbefinden.
Im Wesentlichen kann man Folgendes festhalten: Wenn wir uns selbst und anderen beibringen, wie wir uns und die Dinge und Menschen um uns herum mit mehr Tiefe und Klarheit beobachten, wird unser Energie- und Informationsfluss lebendiger und wir können die Einzelheiten stabiler und länger im Fokus halten. Mit dieser stabilisierten Linse zur Wahrnehmung der Aktivitäten des Geistes – dem Energie- und Informationsfluss – wird es möglich, diesen Energie- und Informationsfluss zu modifizieren. Wir können uns das als ein virtuelles Dreibeinstativ für die Linse vorstellen, mit der wir den Energie- und Informationsfluss wahrnehmen (s. Abb. C). Wenn wir anderen Menschen vermitteln, wie sie mit mehr Tiefe beobachten und mit mehr Genauigkeit in Richtung Integration modifizieren können, wird ihr Geist stärker. Ja, Gefühle, Gedanken, Erinnerungen und unser Gewahrsein der subjektiven inneren Erfahrung dieser mentalen Aktivitäten sind real. Der Geist ist nicht unter einem Mikroskop sichtbar und kann nicht auf einer Waage gemessen werden, aber nichtsdestotrotz ist unser mentales Leben nicht nur ein Teil der Realität, sondern auch die Essenz unseres Menschseins. Hier sehen wir, wie uns die Definition von Aspekt des Geistes als regulatives System bestärken kann. Durch sie können wir die mentale Entwicklung, die nötig ist, um das Wachstum eines gesünderen, stärkeren und resilienten Geistes zu fördern, viel spezifischer verstehen.
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Beziehungen
Worum geht es?
Beziehungen* bestehen aus dem Austausch von Energie- und Informationsflüssen*. Wenn wir miteinander kommunizieren, tauschen wir Energie* in Form verschiedener Signale aus, die oft einen Informationswert besitzen. Ein Lächeln „bedeutet“ etwas, wenn wir mit einem anderen Menschen kommunizieren. Es deutet auf einen angenehmen inneren Zustand* der Freude und Zufriedenheit hin. Ein Lächeln kann auch „bedeuten“, dass der andere Mensch ängstlich ist, aber diesen unangenehmen Zustand mit einem gezwungenen Lächeln verdeckt, was dann wiederum einen Informationswert enthält, der aber auf eine ganz andere Bedeutung* hinweist, als sie sich im Gesichtsausdruck zeigt. Manchmal sind wir einfach nur präsent, spüren unsere Energie und teilen diesen Energiefluss mit anderen, mit oder ohne symbolischen Wert. In diesem Fall gibt es vielleicht keine bestimmte Bedeutung im Sinne einer Information*, die in der Präsenz * des anderen kommuniziert wird, obwohl diese Präsenz selbst „bedeutsam“ sein kann. Alles hängt von der Bedeutung des Begriffes Bedeutung ab! Wenn kein spezifischer repräsentativer* Symbolismus – mit Worten oder ohne Worte – mit dem Energiemuster verbunden ist, nennen wir es einfach „Energie“. Deshalb nutzen wir den Ausdruck „Energie und Information“, wobei man sagen kann, dass alle Information durch den Fluss* der Energie im Verlauf der Zeit geschaffen wird. Nicht jede Energie enthält Information. Ich erwähne das hier, weil Beziehungen aus allen möglichen Formen der Kommunikation bestehen, und wir auf vielfältige Weise den Energie- und Informationsfluss miteinander austauschen. Beziehungen bestehen aus den emergenten Mustern dieses Austauschs im Verlauf der Zeit. Aufgrund dessen ist es nützlich, hier das Konzept des Flusses zu verwenden, und der Begriff „Fluss“ ist wichtig, obwohl er einigen vage erscheinen mag. Ein Merkmal von Beziehungen ist der Austausch von Veränderungen der Energie im Lauf der Zeit. Dies sind die Muster des Energieflusses, die manchmal einen Informationswert enthalten. Denken Sie an die verschiedenen Beziehungen, die Sie mit anderen Menschen haben: Manchmal fühlen wir uns verstanden und unsere inneren Bedeutungen des Geistes * werden gesehen und respektiert. Andere Beziehungen können herausfordernder sein und die innere Realität unserer Gefühle und Gedanken werden nicht gesehen und nicht respektiert. Wir kommunizieren durch die Energie unserer Worte und durch unseren nonverbalen* Ausdruck, der gesehen und gehört werden kann, aber der andere Mensch bildet aus diesen Energiesignalen keine informierende Bedeutung. Wir fühlen uns getrennt, missverstanden und allein. Die Natur unserer Beziehungen wird unmittelbar dadurch geformt, wie in diesem Austausch des Energie- und Informationsflusses die Energie geteilt und die Informationen gebildet werden.
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