François de Châsot , 1734 Leutnant im französischen Infanterieregiment Bourbonnais, nahm im Polnischen Thronfolgekrieg (1733-1738) an der Belagerung der Festung Philippsburg (ab 1.6.1734) teil, floh nach einem tödlichen Duell in das kaiserliche Lager Prinz Eugens von Savoyen (1683-1736), in dem er mit → Friedrich Prinz von Preußen Freundschaft schloß. Châsot verbrachte den Winter 1734/35 in der Ruppiner Garnison des Kronprinzen, er ihm 1736 in Schloß Rheinsberg eine ständige Wohnung zuwies und ihn in den Bayard-Orden aufnahm. König Friedrich II. beauftragte Châsot im Ersten Schlesischen Krieg mit der Organisation und Ausbildung des neuen Jägerkorps, einer leichten beweglichen Truppe. In der Schlacht bei Mollwitz am 10.4.1741 erlitt er, als er den bedrängten König retten wollte und sich als König ausgab, durch einen Pallaschhieb am Kopf eine schwere Verwundung. Er avancierte im Frühjahr 1741 zum Rittmeister im Dragonerregiment Nr. 5 (Chef → Friedrich Markgraf von Brandenburg-Bayreuth ). Am 25.10.1742 schlug → Bielfeld ihn der Loge Aux trois Globes vor, die einstimmig für ihn ballotierte. Die Protokolle erwähnen ihn nur noch einmal, als er am 31.1.1743 als Visiteur, nicht als Mitglied, die Loge besuchte. Im August 1744 zog Châsot, nunmehr Major und Chef des 2. Bataillons des Dragonerregiments Nr. 5, in der Avantgarde der Armee des Königs erneut in den Krieg (Zweiter Schlesischer Krieg). Er nahm am 4.6.1745 an der Schlacht bei Hohenfriedeberg teil, nach der er sein Wappen änderte: Schild mit preußischem Adler, zwei Fahnen und der Inschrift H.F. für Hohenfriedeberg, daneben 66 für die von dem Dragonerregiment den Österreichern abgenommenen Fahnen. Das Jahr 1746 änderte erneut seinen Lebenslauf. Er duellierte sich am 14.1.1746 mit Major Stanislaus v. Bronikowski, einem Polen, der an den Folgen starb. Der Fall kam vor das General-Auditariat. Châsot erhielt auf Order des Königs ein Jahr Festungshaft in Spandau, die er am 17.6.1746 antrat, aber bereits nach einem Monat, durch königlichen Befehl begnadigt, wieder verließ. Friedrich II. ernannte ihn 1750 zum Oberstleutnant und beauftragte ihn, in Mecklenburg Truppen zu werben. Chasôt besuchte von seiner Garnison im pommerschen Treptow an der Rega aus häufig den Hof in Neustrelitz, wo ihm Adolf Friedrich III. Herzog von Mecklenburg-Strelitz und Herzogin Sophie Dorothea von Holstein-Plön die Intendanz der Hofkapelle (Konzertmeister Johann Christian Hertel) übertrugen; er ließ im Schloß einen Musiksaal errichten und sorgte für Neueinstellungen. Friedrich II. lud ihn regelmäßig nach Berlin zum Karneval, der Opernsaison, ein. Antoine Pesne malte ihn damals in Maskentracht. Im Mai 1751 kam es nach einem Duell erneut zu einem Zerwürfnis mit Friedrich II., der ihn nun in einen längeren Urlaub schickte. Chasôt reiste nach einer Abschiedsaudienz in Potsdam am 26.10.1751 nach Frankreich. Er erhielt nach seiner Rückkehr im April 1752 seinen Abschied aus der Armee, kaufte in der Freien Reichsstadt Lübeck das Gut Ackerhoffe (Marli, heute ein Stadtbezirk Lübecks), erhielt am 20.6.1754 das Bürgerrecht und am 19.10.1759 die Ernennung zum Obersten und Kommandanten der Stadt. Er schrieb Friedrich II., daß er die während des Siebenjährigen Krieges im von den Preußen besetzten Dresden weilende Camilla Torelli heiraten wolle. Der König empfing sie in seinem Hauptquartier und sorgte für den militärischen Schutz ihrer Reise nach Lübeck. Châsot seinerseits begünstigte preußische Werbungen. In dem russisch-dänischen Konflikt 1762 gelang es ihm, von Lübeck größeren Schaden abzuhalten; König Friedrich V. von Dänemark ernannte ihn daraufhin 1762 zum vom Lübecker Senat anerkannten Generalleutnant. Chasôt besuchte Friedrich II. am 8.12.1779 in Potsdam, wonach dieser seine Söhne in die preußische Armee aufnahm, erneut am 24.1.1784 auf Einladung des kranken Königs und vermutlich 1785, bei welcher Gelegenheit → Cunningham ihn für sein Gemälde Rückkehr Friedrichs des Großen vom Manöver (um 1787) porträtierte.
Châsot, Ludwig August Friedrich Adolf Graf v. (Louis Egmonde Adolphe Comte de) (10.10.1763 Lübeck-13.1.1813 Pskov/Rußland, Taufpaten/Gevatter Adolf Friedrich IV. Herzog von Mecklenburg-Strelitz, seine Ehefrau Herzogin Louise Friederike von Württemberg, Friedrich August von Holstein-Gottorp Bischof von Lübeck), kath., V → Isaac-François Egmonde de Châsot , ∞ Magdeburg 1797 Eleonore v. Gansauge (1779-14.2.1830), Erbin von Königsborn (heute Ortsteil von Bieberitz/Jerichower Land),
Schwiegervater:
Abraham (1786 nobilitiert) v. Gansauge (* 1725), Holzhändler in Tangermünde, Pächter von Schönebeck, 1780 Geh. Kriegsrat, begann 1776 mit dem Privileg Friedrichs II. den Braunkohleabbau in der Grube Altenweddingen, besaß 1779 vermutlich die erste Dampfmaschine im deutschen Bergbau, M Anna Elisabeth geb. Gagel (1747-1813, V Johann Friedrich Gagel, Tangermünder Kaufmann)
Bruder:
Johann Friedrich Gansauge (get. 11.6.1734-17.9.1781), Salzfaktor auf der Saaleinsel Saalhorn, ∞ Charlotte Louise v. Hern (1741-1768)
deren Sohn:
Christian Ludwig Gansauge (21.6.1766 Saalhorn-19.9.1814 Brink), 1792 Oberamtmann im preußischen Amt Bornstedt bei Mansfeld, später im Amt Frauenhof, 1820 Pächter der Domäne Lebus, a. 13.3.1789 Magdeburg von der Loge Ferdinand zur Glückseligkeit , Mitglied bis 24.6.1794, (1801?) Mitglied der Loge Zum aufrichtigen Herzen in Frankfurt/Oder im Lehrlingsgrad
Neffen:
→ Gustav Ferdinand Wilckens
→ Heinrich Albert Wilckens
→ Gottfried Adolph Wilckens
Sekretär (1784) der Geh. Rätin Gansauge:
Diedrich Wilhelm Burckhardt (1750? Jerichow [Krichen?]-1806), dann Sekretär der Salzfaktorei in Schönebeck, 1787 dort Amtmann, 1789/1792 Randau, 1801 Salbke (heute zu Magdeburg), a. 6.9.1784 34-jährig Magdeburg von der Loge Ferdinand zur Glückseligkeit ., II. 9.11.1784, III. 29.4.1785, IV 1787/1792, V. 6.5.1790, zuletzt 1801 genannt
Als sich die Zusage des polnischen Königs, Louis de Châsot als Fähnrich des litauischen Garderegiments einzustellen, durch die Erste Polnische Teilung zerschlug, dienten er und sein Bruder → Friedrich Ulrich v. Châsot zwei Jahre in dem französischen Regiment Royal-Allemande. Sie kamen mit ihrem Vater im Dezember 1779 nach Berlin, wo Friedrich II. Louis de Châsot als Leutnant in das Leibkürassierregiment Nr. 3 v. Lentulus in der Garnison Schönebeck an der Elbe einragierte. Er war Generaladjutant des Regimentschefs Generalmajor Ernst Christian v. Kospoth (1723-1815). Wie Vater und Bruder war auch er Freimaurer. Die Magdeburger Loge Ferdinand zur Glückseligkeit nahm den 23-Jährigen am 24.3.1786 auf, beförderte ihn am 12.12.1786 zum Gesellen und am 24.4.1787 zum Meister. Als er 1790 auf eigenen Wunsch als Rittmeister seinen Abschied aus der Armee erhielt, deckte er die Loge und zog sich auf sein Gut (vermutlich das seiner Frau gehörende Königsborn) zurück. Châsot wurde 1804 im Range eines Majors reaktiviert, war Flügeladjutant Friedrich Wilhelms III. und nahm unter → Blücher am Feldzug in Pommern teil (7.11.1806 Kapitulation Blüchers bei Ratekau). Friedrich Wilhelm III. ernannte ihn nach dem Frieden von Tilsit 1807 zum Kommandanten von Berlin, wo er die antinapoleonischen Bestrebungen unterstützte, verlor aber 1809 nach dem Auszug Ferdinand v. Schills (1776-1809, Major im 2. Brandenburgischen Husarenregiment) sein Amt. Châsot trat spätestens 1810 der Berliner Loge Zum flammenden Stern bei, die ihn 1810 und 1811 in ihren Listen führte und der er vermutlich bis zu seinem Tod als abwesendes Mitglied angehörte. Er war Mitglied der 1811 von Achim v. Arnim gegründeten Deutschen Tischgesellschaft (s. Artikel Grapengießer, Karl Johann Christian ). Châsot trat 1812 im Range eines Obersten in russische Dienste. Kaiser Alexander I. ernannte ihn am 6.12.1812 zum Flügeladjutanten. Er organisierte die Russisch-Deutsche Legion, deren Stab er angehörte; am 30.11.1812 wurde er Chef der 2. Brigade. Châsot starb 1813 in Pskov am Peipussee an Typhus. Ernst Moritz Arndt, Sekretär des Freiherrn vom Stein, schrieb auf ihn das Lied vom braven Chasot (Fünf deutsche Soldatenlieder).
Читать дальше