Karl Abraham Schlochauer bzw. Caspary stammte aus dem kaschubischen Schlochau, wo sich nach dem Thorner Frieden 1466 Juden ansiedelten mit einer noch um 1800 äußerst orthodoxen Gemeinde und das 1772 durch die Erste Polnische Teilung an Preußen fiel. Er, damals nach dem Geburtsort Schlodorf genannt, verließ 1783 Schlochau. Er kam als 17-jähr. israelischer Jüngling ... nach Berlin, um seine Studien als Talmudist fortzusetzen, wurde mit Mendelssohn bekannt und kräftig unterstützt. Durch Fleiß, Regelmäßigkeit und verständige Berechnung und Rechtlichkeit erwarb er sich durch Handelsgeschäfte bald ein bedeutendes Vermögen. Ließ sich 1804 mit Frau und Tochter taufen. Durch und durch rechtlich, mildtätig, gastfrei . Er und sein Bruder Johann Heinrich, beide Berliner Indigohändler, die ihre Geschäfte in der Havelberger Gegend hatten, wandten sich 1805 schriftlich an v. Königsmarck , Meister vom Stuhl der Havelberger Loge Zur Freundschaft und Wohltätigkeit , mit der Bitte um Aufnahme. Sie waren mehreren Wittstocker Logenmitgliedern bekannt, die für ihre außerordentliche Rechtschaffenhei bereit waren zu bürgen.
Hans Ferdinand Valentin (1817) Graf v. Königsmarcck (7.6.1773 Berlitt/Prignitz-26.11.1849), luth., V Christoph Siegfried v. Königsmarck (1745-1778), Herr auf Ottendorf, M Albertine geb. Freiin v. Seherr-Thoß (1754-1803), ∞ 1798 Henriette Struensee v. Carlsbach (17.10.1779 Elbing-1832, V → Karl August Struensee v. Carlsbach ), kgl. Erb-Hofmeister der Kurmark Brandenburg, Erb- und Gutsherr auf Berlitt bei Kyritz, Majoratsherr zu Netzeband, studierte in Halle Jura, a. 10.8.1792 in Magdeburg von der Loge Ferdinand zur Glückseligkeit , II. 10.5.1793, III. 19.12.1794, 28.7.1797 entsagt, gründete 1803 in Havelberg die Loge Zur Freundschaft und Wohltätigkeit (8.6.1803 Konstitution der GNML3W ), 1803-1807 Meister vom Stuhl, gründete am 13.3.1812 in Neuruppin die Loge Ferdinand zum roten Adler , 1812-1814 Meister vom Stuhl, deckte die Loge 1816/17.
Die Loge hatte Bedenken, weil beide Aspiranten geborene Juden und durch die Taufe zur christlichen Religion übergetreten seien, und wandte sich an das Altschottische Direktorium. Es entschied am 28.5.1805, daß die Loge beide unbedenklich aufnehmen könne, die daraufhin 1805 Karl Abraham Caspary rezipierte. Die Loge Zur Eintracht affiliierte ihn am 31.1.1806, beförderte ihn am 9.5.1806 zum Gesellen und am 5.5.1809 zum Meister. Er war bis zu seinem Tod Mitglied der Loge. Sie gedachte des Verstorbenen in der Trauerloge am 30.11.1820. (GStA PK, Freimaurer, 5.2. B 26 Nr. 57/1 Matrikel-Nr. 365, 5.1.4. Nr. 5834 Bl. 26-27R)
Castillon, Frédéric Adolphe Maximilien Gustave de(22.9.1747 Lausanne/Schweiz-27.1.1814 Berlin, Grab Dorotheen- und Neustädtischer Friedhof, Grabstätte nicht erhalten), Vorfahren ab 14. Jahrhundert in der Toskana unter dem Namen Salvemini, V Giovanni Francesco Mauro Melchiore de Castillon (Salvemini) (1708-1791), 1741 Prof. der Mathematik und Philosophie an der Universität Utrecht, 1763 auf Empfehlung d’Alemberts von Friedrich II. nach Berlin berufen, nannte sich nach der Auswanderung de Castiglione, daraus entstand Castillon, 1755 Außerordentliches, 1764 Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, M Elisabeth geb. du Frèsne (aus dem Kanton Waadt/Schweiz, † 1753 [1754?]), ∞ 1788 Maria Magdalaine Palmié, V → Antoine Thomas Palmié , getraut von Jean-Pierre Erman (1735-1814), Prediger der französischen Gemeinde in Berlin.
Frédéric de Castillon kam 1763 mit seinen Eltern nach Berlin. Er sprach Deutsch nur mühsam als erlernte Fremdsprache, war von heftigem Temperament, gemildert durch Überlegung und Charakter. Der 19-Jährige begann 1765 seine berufliche Laufbahn als Lehrer für Mathematik an der von Friedrich II. nach dem verlustreichen Siebenjährigen Krieg 1765 gegründeten Académie des nobles (École militaire, Militärakademie) in Berlin, der preußischen Ausbildungsstätte für junge Adlige zum Militär- und Zivildienst. Castillon legte 1767 seine erste große Übersetzung vor, Euklids Elemente aus dem Altgriechischen ins Französische, übersetzte die fünfteilige Theorie der Gartenkunst von Christian Cay Lorenz Hirschfeld ins Französische ( Théorie de l'art des jardins , Leipzig 1779-1785), schrieb über Logik und Musikwissenschaft, errang 1780 und 1782 Preise für wissenschaftliche Abhandlungen. Er war 25 Jahre alt, als die Berliner Loge Pégase ( GLL ) ihn am 1.9.1772 aufnahm. Sie beförderte ihn am 30.1.1773 zum Gesellen und in einer außerordentlichen Loge am 10.6.1773 unter der Leitung des deputierten Großmeisters → v. Zinnendorf zum Meister. Im selben Jahr stieg er in die Führung der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland auf: 20.10.1773-1774 und 29.12.1776-1781 deputierter Landesgroßmeister und 21.6.1775-1777 2. Großaufseher. Er war seit 1776 Mitglied des Großen Ordens-Kapitels „Indissolubilis“ (20.12.1776 Unterarchitekt [2. Gehilfe des Ordensgroßmeisters], 24.6.1782 Oberarchitekt [1. Gehilfe , Stellvertreter, des Ordensgroßmeisters], 16.8.1782 Kapitelmeister, 1809-1814 Ordensgroßmeister). Nach seinem Abschied aus seiner Loge am 19.11.1776 stiftete Castillon am 1.11.1776 in Berlin die Loge Zum Pilgrim , die er 1776-1814 38 Jahre als Logenmeister führte. Castillon erhielt 1787 die Professur für Philosophie an der Militärakademie (in der Burgstraße bzw. Heiligegeiststraße, wo er auch wohnte) und nach dem Tod seines Vaters 1791 dessen Professur der Philosophie an der Artillerieakademie. Er schrieb neben Jean-Jacques Rousseau die musikalischen Artikel für die von Denis Diderot und Jean le Rond d'Alembert herausgegebene Encyclopédie, ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers . Die Akademie der Wissenschaften zu Berlin ernannte ihn zum Mitarbeiter an dem von ihr herausgegebenen Journal littéraire de Berlin (Drucker → Georg Jakob Decker ), wählte ihn am 7.9.1786 zum Ordentlichen Mitglied, am 8.1.1801 zum Direktor der Philosophischen Klasse (bis 1812) und im Dezember 1809 zum Beständigen Sekretar (bis 18.1.1810). Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland wählte Castillon am 30.11.1781 (bis 24.6.1789) und erneut 1799 (bis 27.1.1814) zum Landesgroßmeister. Er engagierte sich 1794 in der Maurerischen Lesegesellschaft und wurde Mitglied des engeren Ausschusses des Maurerischen Leseinstituts. Er war am 6.1.1810 einer der Initiatoren des Freimaurer-Vereins . Die Große Landesloge ehrte den Verstorbenen am 2.5.1814 in einer Trauerloge, deren Trauerrede → Johann Erich Biester hielt.
Châsot, Isaac François Egmonde Vicomte de(18.2.1716 Caen/Normandie-24.8.1797 Lübeck), kath., V Thomas Louis Vicomte de Châsot, Seigneur de Vary et d'Escorches, M Claude geb. de Prépetit, ∞ Lübeck 1760 16-jährige Camilla Torelli (1744-1820, V Stefano Torelli [1712-1784], Maler, ab Frühjahr 1759 in Lübeck, malte Audienzsaal des Rathauses aus, porträtierte Châsot, 1761 St. Petersburg, Hofmaler Katharinas II.),
Söhne:
→ Ludwig August Friedrich Adolf v. Châsot
Friedrich Ulrich Graf v. Châsot (3.6.1761 Lübeck-März 1800, Taufpaten Friedrich II., dessen Schwester Louise Ulrike [1720-1782, Königin von Schweden], der Senat von Lübeck), unverheiratet. Als sich die Zusage des polnischen Königs, ihn als Leutnant der Artillerie einzustellen, durch die Erste Polnische Teilung zerschlug, dienten er und sein Bruder Ludwig v. Châsot zwei Jahre in dem französischen Regiment Royal-Allemande, zogen mit ihrem Vater im Dezember 1779 nach Berlin, wo Friedrich II. den jungen Friedrich Ulrich v. Châsot als Leutnant in das Kürassierregiment Nr. 6 v. Rohr in Aschersleben einrangierte, 1782 Leutnant und Adjutant, dann Generaladjutant, 1794 Abschied als Rittmeister, a. Frankreich, 29.4.1780 affiliierte ihn in Aschersleben die Loge Zu den drei Kleeblättern , II. 3.1.1781, 20.12.1781 Zeremonienmeister, III. 6.1.1783, 1783-1785 1. Aufseher, letztmals 1792 genannt (im Meistergrad).
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