Und Anton Werdmüller in der Fortsetzung dieses Werkes. 1780.
Hs. Jac. Leu in seinem allgemeinen Helvetischen Lexicon. 1747–1764.
Und Hs. Jac. Holzhalb in seinen Supplementen zu Leus Lexicon. 1786.
David Herrliberger in seiner Topografie der Eidgenossenschaft. 1758.
Andreae in seinen Briefen aus der Schweiz nach Hannover geschrieben im Jahre 1763.
Joh. Conrad Fäsi in seiner Staats- und Erdbeschreibung der ganzen Helvetischen Eidgenossenschaft. 1768.
Joh. Conrad Füssli in seiner Staats- und Erdbeschreibung der schweizerischen Eidgenossenschaft. 1772.
C. F. Morell in seiner Chemischen Untersuchung der Gesundbrunnen und Bäder in der Schweiz. 1788.
Joh. Gottfr. Ebel in seiner Anleitung, die Schweiz zu bereisen. 1793, 1804 und 1809.
Hs. Rudolf Maurer: Lokalbeschreibung des Heilbads zu Baden in der Schweiz, im Archiv gemeinnütziger physischer und medizinischer Kenntnisse, herausgegeben von Dr. Joh. Heinrich Rahn, Kanonicus, III. B. 2te Abtlg. 1791, und in seinen Kleinen Reisen im Schweizerland. 1794.
Fr. Seb. Dorer: Wirkungen des natürlichen warmen Mineral-Bades zu Baden. 1806.
Ludw. Meyer, M. Dr., und dessen Sohn, in den Neujahrsgeschenken der Zürcherischen Jugend gewidmet von der Gesellschaft zum Schwarzen Garten. 1808 und 1809.
Zschokke in seiner Beschreibung des Kantons Aargau im Helvetischen Almanach fürs Jahr 1816.
Die Legionen von Reisebeschreibungen und Almanachen, welche auch von Baden etwas melden, anführen zu wollen, wäre ein beschwerliches und fruchtloses Unternehmen. Da nicht jedermann die angeführten Bücher gleich bei der Hand hat oder mit nach Baden schleppen möchte, so liefere ich hier zur Nachmittagsunterhaltung Auszüge verschiedener Schriften, welche von den hiesigen Sitten und Bräuchen früherer Zeiten und von einigen beinahe ganz vergessenen Merkwürdigkeiten Kunde geben, und erzähle zwischenein, was ich sonst darüber in Erfahrung gebracht habe. 25Hätten wir nur auch etwas Umständlicheres und mehr Charakteristisches aus den Zeiten der alles verschönernden Römer anzuführen, als was Tacitus nur mit ein paar Worten oberflächlich und unbefriedigend davon sagt.
Die Bäder von Baden wurden erst im Mittelalter, nachdem sie durch Eroberung an die Eidgenossen gekommen, zur Zeit der Konstanzer Kirchenversammlung allgemeiner und auch im Auslande bekannt. Indes in Konstanz religiöse und politische Zänkereien vorfielen, mächtige Fürsten in Acht und Bann getan und Ketzer verbrannt wurden, pflegte man in Baden des Leibes und ergötzte sich so harmlos und ungestört, dass viele fremde Prälaten und Herren aus der Kirchenversammlung dahin reisten, um von den Mühseligkeiten ihrer wichtigen Verhandlungen auszuruhen.
Auch Joh. Franz Poggio, genannt Bracciolini, geboren im Florentinischen im Jahr 1380, einer der grössten Wiederhersteller der Wissenschaften im 15. Jahrhundert und 40 Jahre lang Sekretär von zehn verschiedenen Päpsten, begleitete nebst dem Geschichtsschreiber Lionardo Aretino den Papst Johann XXIII. nach Konstanz, besuchte von dort aus die Bäder von Baden und beschrieb seinen Aufenthalt daselbst in einem zierlichen lateinischen Brief an seinen Freund Nicolo Nicoli, welcher ebenfalls ein grosser Gelehrter jener Zeit war. Obgleich dieser Brief in Poggios gedruckten Werken steht und durch verschiedene deutsche Übersetzungen sich in vielen Händen befindet, so lasse ich denselben dennoch seinem ganzen Umfange nach, so wie er im Helvetischen Almanach fürs Jahr 1800 erschienen ist, hier abdrucken, weil wir durch dessen Inhalt uns eine lebhafte Vorstellung von der damaligen Lebensart in Baden bilden können.
Als Poggio diese Reise machte, war er ein Geistlicher, vermählte sich aber nachher, starb erst im Jahre 1459 als Kanzler der Republik Florenz und hinterliess mehrere Söhne.
JOHANN FRANZ POGGIO AN NICOLO NICOLI, AUS BADEN IM JAHR 1417.
Ich schreibe Dir diesen Brief aus den hiesigen Bädern, wohin mich die Gicht an den Händen getrieben und denke, sie verdienen es, sowohl die Lage und Anmut derselben als die Sitten der sich hier aufhaltenden Gäste und ihre Badensweise Dir zu schildern.
Die Alten machten viel Redens von den Bädern zu Puteoli, wohin beinahe ganz Rom, um sich zu erlustigen, zusammenfloss. Allein nach meiner Meinung kamen dieselben in dieser Rücksicht den hiesigen nicht bei und leiden überhaupt keine Vergleichung mit ihnen. Dort trug die Schönheit der Gegend und die Pracht der umliegenden Landhäuser mehr als das Baden und die fröhliche Gesellschaft zu den Vergnügen des Ortes bei. Hier hingegen gewährt die Lage dem Gemüt keine oder doch nur sehr geringe Ergötzung. Alles andere aber hat so unendlichen Reiz, dass ich mir öfters träumen konnte, Cypria selbst und was sonst die Welt Schönes in sich fassen mag, sei in diese Bäder gekommen, so sehr hält man hier auf die Bräuche dieser Göttin, so sehr findest Du da ihre Sitten und losen Spiele wieder; und so wenig die guten Leute Heliogabals 26Rede gelesen haben, so vollkommen scheinen sie doch von Mutter Natur selbst hierin unterrichtet zu sein. Vor allen Dingen noch ein Wort vom Weg, der von Konstanz hierher führt, damit Du wissest, in welchem Teil Galliens 27unsere Bäder gelegen seien.
Den ersten Tag fuhren wir in einem kleinen Nachen auf dem Rhein bis Schaffhausen sechs Meilen weit, hernach mussten wir des hohen Falles wegen, den dort der Fluss über abgerissene schroffe Felsen macht, anderthalb Meilen zu Fuss gehen und kamen so zu dem jenseits des Rheins gelegenen Schloss Kaiserstuhl, wo, aus dem Namen zu schliessen, die Römer (der vorteilhaften Lage wegen auf einem hohen Hügel an dem Strome, wo Gallien mit Germanien durch eine kleine Brücke verbunden wird) einst ein Lager gehabt. Auf unserer Strasse sahen wir, wie gesagt, den Rhein von einem hohen Berg über dazwischen stehenden Klippen mit einer Wut und einem Getöse sich herabstürzen, dass man glauben sollte, er bejammere selbst seinen Fall. Hier fiel mir ein, was man von den Katarakten des Nils erzählt, dass nämlich die daran wohnenden Menschen von dem Geräusch und Geprassel taub werden, da man das schon von diesem Flusse, der doch gegen jenen nicht viel mehr als ein Waldbach ist, fast eine halbe Stunde weit hört. 28
Endlich kamen wir nach Baden, einer ziemlich wohlhabenden Stadt, die in einem von Bergen rundum eingeschlossenen Tal an einem grossen, schnell laufenden Flusse liegt, welcher anderthalb Meilen unter dem Ort sich in den Rhein ergisst.
Ungefähr eine Viertelstunde von der Stadt nun, dicht am Flusse, hat man zum Gebrauch der Bäder einen schönen Hof angelegt, in dessen Mitte sich ein grosser Platz befindet, ringsum von prächtigen Gasthäusern umgeben, die eine Menge Menschen fassen können. Jedes Haus hat sein eigenes Bad, dessen sich nur diejenigen bedienen, die in demselben wohnen. Die Zahl der öffentlichen Privatbäder beläuft sich zusammen an die 30. Für die niedrigste Klasse des Volkes indessen sind zwei besondere von allen Seiten offene Plätze bestimmt, wo Männer, Weiber, Jünglinge und unverheiratete Töchter, kurz alles, was vom Pöbel hier zusammenströmt, zugleich baden. In diesen befindet sich eine die beiden Geschlechter absondernde Scheidewand, welche jedoch nur Friedfertige abhalten könnte; und lustig ist es anzusehen, wie da zugleich alte abgelebte Mütterchen und junge Mädchen nackt vor aller Augen hinabsteigen und das, was sonst jedermann sorgfältig verbirgt, 29den Mannsbildern preisgibt. Mehr als einmal hat mich dieser köstliche Spektakel belustigt. Die floralischen Spiele sind mir dabei eingefallen und ich habe bei mir selbst die Einfalt dieser guten Leute bewundert, die ebenso wenig ihr Auge darauf richten, als sie dabei das mindeste Arge denken oder reden.
Nun die besonderen Bäder in den Gasthöfen betreffend, so sind diese sehr schön ausgeputzt und beiden Geschlechtern gemeinsam. Zwar werden dieselben durch ein Getäfel gesondert, worin aber verschiedene Ablassfensterchen angebracht sind, durch welche man zusammen trinken und sprechen und sich so gegenseitig nicht bloss sehen, sondern auch berühren kann, wie dann dies alles häufig geschieht. Nebendem sind in der Höhe Gänge angebracht, wo sich Mannspersonen zum Sehen und Plaudern einfinden, und wohlverstanden steht da jedem frei, in des andern Bad einen Besuch zu machen, zu scherzen, sein Gemüt zu erheitern, und beim Eintritt ins Bad sowie beim Aussteigen hübsche Frauen am grössten Teil des Leibes nackt zu schauen. Also keine Posten bewahren hier die Zugänge, keine Türen, zumal keine Furcht des Unanständigen, verschliessen sie. In mehreren Bädern treten sogar beide Geschlechter durch denselben Eingang ins Bad und nicht selten trägt sich’s zu, dass die Mannsperson einem nackten Frauenzimmer und umgekehrt begegnet. Doch binden die Männer eine Art von Schürze vor und die Weiber haben ein linnen Gewand an, welches aber von oben bis in die Mitte oder an der Seite offen ist, sodass weder Hals noch Brust noch Arme noch Schultern damit bedeckt sind. Im Bade selbst speisen sie öfters von allseitig zusammengetragenen Gerichten an einem Tisch, der auf dem Wasser schwimmt, wobei sich natürlich auch die Männer einfinden. In dem Haus, wo ich badete, wurde auch ich eines Tages zu einem solchen Fest eingeladen. Ich gab meinen Beitrag, ging aber, obwohl man mir gleich sehr zusetzte, nicht hin und zwar nicht aus Schüchternheit, die man hier für Faulheit oder bäurisches Wesen hält, sondern weil ich die Sprache nicht verstand. Denn es kam mir abgeschmackt vor, dass ein des Deutschen unkundiger Welscher stumm und sprachlos zwischen Schönen einen ganzen Tag im Bad bloss mit Essen und Trinken zubringen sollte. Zwei meiner Freunde hingegen fanden sich wirklich ein, assen, tranken, schäkerten, sprachen durch einen Dolmetsch mit ihnen, wehten ihnen mit einem Fächer Kühlung zu und, kurz, belustigten sich sehr. Denn nichts fehlte an dem Schauspiel als die Vorstellung Jupiters, wie er durch den goldenen Regen auf Danaen wirkte u. s. f., und waren zwar meine Gefährten mit dem Linnengewand bekleidet, das auch Männer anzulegen pflegen, wenn sie in Frauenzimmerbäder geladen werden. Ich sah dann alles von der Galerie, die Sitten und Gewohnheiten dieser Ehrenleute, ihr gutes Essen, ihren angenehmen, zwanglosen Umgang. Wunderbar ist es zu sehen, in was für einer Unschuld sie leben und mit welch unbefangenem Zutrauen die Männer zuschauten, wie Fremde gegen ihre Frauen sich Freiheiten herausnahmen, nichts beunruhigte sie; alles deuteten sie zum Besten aus, oder vielmehr, sie gaben nur nicht Acht darauf. Denn nichts ist so schwer, das nach den Sitten dieser guten Menschen nicht federleicht wird. In Platons Republik, deren Sitten alles gemeinsam machen, hätten sie sich trefflich benommen, da sie schon ohne seine Lehre zu kennen, sich so zu seiner Sekte neigen.
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