Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Reifungskurve , die Erfahrung und andere Vorteile des Älterwerdens anzeigt, noch bis ins hohe Alter stetig ansteigt, sodass positive Kräfte dem Abbau ausgleichend entgegenwirken.
Um bis ins hohe Alter die Segnungen des Golfspiels genießen zu können, muss man diese Vorteile nutzen. Dann sind auch bei älter Gewordenen noch gute Leistungen möglich. Bernhard Langer kann zwar bei den Drives mit den Jüngeren nicht mehr mithalten, hat aber an Präzision gewonnen und im Ergebnis zeigt er es ihnen. Er übt seine Fitness und Beweglichkeit, und vor allem bleibt er dabei und spielt immer weiter mit.
Sogar eine Leistungssteigerung ist im hohen Alter noch möglich. Der Autor konnte erst im 80. Lebensjahr sein Handicap auf 20 herunterspielen, und dann mit 90 mit drei Netto-Siegen hintereinander – beim Fußball wäre das ein Hattrick – nochmal sein Handicap unterspielen. Das ist die Erfahrungsgrundlage, auf der das Buch Mut machen möchte, trotz aller Erschwerungen auch noch mit 90 und mehr beim Golf zu bleiben.
Manche halten das für gar nicht erstrebenswert, weil sie nur das Frustrierende daran sehen, den Verfall des Körpers, den Verlust von Mitspielern und das Dahinschwinden der Drivelänge. Sie haben vielleicht noch nicht mitbekommen, und es sei deshalb wiederholt, dass wir viel länger jung bleiben als wir meinen, weil das Alter im Gegensatz zu unseren Vorfahren zehn bis 20 Jahre später eintritt. Wir bleiben bis dahin also fit genug und haben es in der Hand, die gewonnenen Jahre lebenswert zu gestalten. Natürlich geht das nicht immer glatt. Beim Autor waren auch Gnadenrunden dabei, und ein Schutzengel war beteiligt, denn inzwischen geht das Handicap durch Altersleiden bedingt wieder aufwärts.
Trotz solcher Schwankungen kann man aber auch im Alter noch leidliches bis gutes Golf spielen, wenn man nur nicht aufgibt. Es gibt viele Supersenioren, die sich nicht beirren lassen, mit ihren Behinderungen gut zurechtkommen und es verstehen, mit Erfahrung und Gelassenheit ihre Probleme zu lösen, so gut es eben geht. Sie sind auch charakterlich reifer geworden, werfen nicht mehr mit Schlägern und behalten auch in schwierigen Lagen ihre Würde. Trotz aller Einschränkungen sind sie durchaus noch fähig, Freude am Golf und am Leben zu haben.
Golfspielen ist auch für nicht mehr ganz Junggebliebene nicht nur möglich, sondern für Vorbeugung, Schadensbegrenzung und manchmal sogar Heilung von Altersleiden sehr nützlich. Die harte Arbeit des lebensverlängernden Konditionstrainings wird beim Golf als Kollateralnutzen unbemerkt absolviert, während wir vermeintlich nur spielend eine Runde drehen.
Allerdings sind Anpassungen nötig, die trotz der Erschwerungen ein effektives Spiel möglich machen. Das geht oft nicht mehr über einen genormten Standardschwung, wie er bei Jüngeren angebracht ist, sondern man muss seinen persönlichen Schwung , der die besonderen Behinderungen der reiferen Jahre ausgleicht, neu entwickeln. Zu spät ist es dafür nie, denn für Golf ist man nie zu alt, und es hält nachgewiesenermaßen ja auch länger jung. Das Buch gibt dazu viele auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und auf den Erfahrungen des unverdrossen weiter golfspielenden Autors basierende Hinweise und Hilfen.
Kapitel 4
Golf ist Anti-Aging
Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper und atme reine Luft.
(Hippokrates, 400 v. Chr.)
Golf trägt wesentlich dazu bei, dem Ziel mit 120 Jahren gesund zu sterben, näherzukommen. Es führt zu einer Lebensverlängerung von mehreren Jahren vor allem deshalb, weil es unsere natürlichen Lebensbedingungen wiederherstellt.
Der Golfplatz als Savanne – die neuen Paradiese
Der Mensch hat sich seit vielen Millionen Jahren aus tierischen Vorstufen zu einem Lauftier auf zwei Füßen entwickelt. Um uns am Leben zu halten mussten wir ständig auf den Beinen sein. Die Männer rannten im Rudel den Tieren hinterher, um sie zu erlegen. Die Frauen waren unterwegs, um Früchte und Beeren zu sammeln. Manchmal war die Rollenverteilung auch anders, aber auf jeden Fall waren unsere Vorfahren meist in Bewegung. Auf der Suche nach Lebensraum rannten sie von Afrika aus durch die ganze Welt. Unser Körper und seine Organe sind speziell für Bewegung gebaut und darauf angewiesen.
Erst vor rund 10.000 bis 12.000 Jahren, also seit weniger als ein Prozent unserer Existenz, erfanden unsere Ahnen Ackerbau und Viehzucht, lernten Getreide und Obst jetzt vor der Haustür selber anzubauen, und sich Haustiere als Fleischlieferanten zu halten. Sie wurden damit bequem und sesshaft im wahrsten Sinn des Wortes, denn inzwischen sitzen wir am Frühstückstisch, im Auto, im Büro, im Restaurant, an der Bar, im Kino, bei Vorträgen, in der Bahn und im Flugzeug. Wir laufen jetzt nicht mehr, sondern sitzen uns durchs Leben und durch die ganze Welt, in denkbar ungünstiger Haltung, mehrfach abgeknickt, sodass der Fluss der Säfte und des Blutes stockt.
Der Körper funktioniert aber noch wie seit Millionen Jahren von den Urahnen und Vorläufern in uns gewohnt und alle Organe sind noch auf die langen Wanderungen der Zugtiere (Elefanten, Gnus), die kurzen Sprints der Raubtiere (Löwen, Geparden) und die schnelle Flucht (Gazellen) eingestellt, d. h. auf Laufmodi mit elastischer bis hoher Drehzahl, die wir kaum noch nutzen. Wir sind eigentlich Ferraris, bewegen uns aber wie Traktoren und die zu niedrige Drehzahl würgt unseren Motor ab. Wer rastet der rostet, und die Folge sind die vielfachen Altersleiden, die unsere Lebensqualität mindern und unser Leben unnötig verkürzen. Die Muskeln erschlaffen, die Knochen werden brüchig. Das Überangebot an Zucker kann nicht verbraucht werden und es entsteht Diabetes. Das Zuviel an Nahrung, besonders an tierischen Fetten und Cholesterin lagert sich in den Arterien ab, lässt sie langsam aber sicher eng und starr werden und drosselt die Durchblutung bis zum Verschluss. Hochdruck, Herzanfälle, Schlaganfälle, Gehstörungen und schnelles Altern sind die Folgen. Eine Studie über das Freizeitverhalten der Deutschen im August 2013 ergab, dass die meisten auf der Couch liegen und fernsehen, und nur die wenigsten Sport treiben und meist nur am Wochenende. Viele sind übergewichtig.
Golfspieler aber haben die Lebensweise unserer Vorfahren wieder aufgenommen, bewegen sich über mehrere Stunden in frischer Luft und nehmen dabei viele Bewegungen wie Schwingen, Schleudern, Bücken, etwas Aufheben usw. vor. Der Golfplatz ist eine moderne Savanne und die Lust des Umherstreifens, des Jagens und des Beeren- und Früchtesammelns wird dabei wieder lebendig. Das ist uns nicht bewusst, aber wir fühlen die entsprechenden Stimmungen. Die meisten Golfspieler sind auf dem Platz glücklich und fühlen sich wie in einem Paradies.
Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie empfehlen zur Risikoverringerung von koronarer Herzerkrankung, Gefäßerkrankungen und Diabetes:
Eine aktivere Lebensweise mit 30–45 min. mäßig intensiver Bewegung 4–5-mal wöchentlich (Gehen, Joggen, Radfahren oder eine andere Ausdauerbelastung) mit Herzfrequenz im beschwerdefreien Bereich.
Durch diese präventiven Maßnahmen wird nachweislich die Prognose und die Leistungsfähigkeit verbessert. Jeder hat damit selber die Möglichkeit, aktiv den Zustand seines Körpers und den Verlauf seines Alterns zu beeinflussen. Jedes Mehr an körperlicher Belastung über die Alltagsaktivität hinaus bringt einen günstigen Effekt.
Die Empfehlungen werden bei einer Runde Golf mehr als erfüllt. Wir sind dabei vier bis fünf Stunden auf den Beinen und haben eine Gehstrecke von z. B. 6.065 Metern (laut Scorekarte des Frankfurter Golfclubs, von den gelben Abschlägen) zurückgelegt. In Wirklichkeit ist es viel mehr, denn mit Schrittzählern oder Smartphone-Apps gemessen, kommen wir an einem Golftag auf beachtliche elf bis zwölf Kilometer Tagesleistung. Das ist ein Viertel eines Marathonlaufs, nur gemächlicher und interessanter. Zum Vergleich: zuhause, sogar in einem Haus mit Innentreppe, sind es kaum mehr als ein Kilometer, beim Spazierengehen oder Einkaufen zu Fuß zwei bis fünf Kilometer.
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