Golfspielen ist also das beste Mittel gegen die Herz- und Gefäßkrankheiten als häufigste Altersleiden. Es trainiert die Ausdauer, erhält die Kondition und die Leistungskraft des Herzens. Die Herzfrequenz steigt bis 150/min. und der Blutdruck sinkt. Die Sauerstoffsättigung des Bluts wird um das 2½fache erhöht (Vogt 2008). Beim Golf streifen wir wieder wie die Sammler und Jäger der Vorzeit durch die Savannen unserer herrlichen Plätze, auf der Jagd nach dem uns stets entwischenden Ball wie früher nach der flüchtigen Gazelle und treiben ihn mit großer Energie aber vielen Umwegen ins Loch, genau wie früher das Mammut in die Falle.
Golf ist die einzig artgerechte Lebensweise für die bedrohte Tierart Mensch.
Durch die Bewegung beim Golfen wird über das Training von Herz und Kreislauf auch die Durchblutung des Gehirns stetig verbessert. Die Gehirnzellen werden mit reichlich Sauerstoff versorgt und werden durch die stets wechselnden, hohe Aufmerksamkeit erfordernden komplizierten Aufgaben beim Golf zur Aktivität angeregt. Das erhält die kognitiven Funktionen und wirkt dem geistigen Abbau entgegen.
Die Risikofaktoren und heimlichen Killer Diabetes, Hochdruck, Cholesterin werden durch Bewegung und Kalorienverbrauch bei jeder Golfrunde deutlich gesenkt. Nach Messungen mit einem Schrittzähler verbraucht man bei einer normalen Runde von 18 Loch zu Fuß (ab und bis Wohnung) etwa 3.000 Kalorien. Andere Quellen geben 1.800 Kcal an, nur auf die Runde bezogen. Der Cholesterinspiegel fällt um 15 Prozent.
Das Normalgewicht ist durch Golf leichter in den empfohlenen Bereich eines BMI (Body-Mass-Index) von 24–25 zu bringen. Dieser errechnet sich aus dem Gewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Meter im Quadrat. Bei einem Gewicht von 78 kg und einer Körpergröße von 1,75 m beträgt der BMI 25,4. Zur sehr groben Orientierung kann man auch die Kilogramm durch drei teilen, das sind bei 75 kg (75/3) rund 25. Man ist heute der Ansicht, dass das Gewicht ruhig etwas darüber liegen kann, um Reserven zu haben. Man sollte die Fettleibigkeit aber auf jeden Fall in Grenzen halten. Da sie in der Körpermitte (Birnenform) für Herz und andere innere Organe als besonders schädlich gilt, ist das Bandmaß ein wichtiges Kontrollinstrument: Der Leibesumfang über dem Nabel gemessen sollte bei Männern nicht mehr als 100, bei Frauen um 90 cm betragen.
Auch die anderen Empfehlungen der Kardiologen sind beim Golf leicht zu erfüllen:
Der Hauptrisikofaktor, das Rauchen , ist weitgehend aus der Mode gekommen und auf der Runde wie in Clubräumen meist verpönt oder verboten. Zigarre oder Pfeife rauchende Spieler sind originelle Ausnahmeerscheinungen geworden.
Der Verzehr von Fleisch und tierischen Fetten sollte eingeschränkt werden. Zu empfehlen ist eine Kost reich an Vollkornprodukten, frischen Gemüsen und Früchten, mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren (Seefisch, Walnüsse). Entsprechende mediterrane und asiatische Gerichte sind inzwischen auf den Speisekarten fast jeden Golfrestaurants zu finden.
Moderater Alkoholkonsum (bis ca. 15 g/Tag) hat keine ungünstige Wirkung auf das kardiovaskuläre und das Gesamtrisiko. 250 ml Bier enthalten 10 g reinen Alkohol, 0,1 l Sekt oder Wein 9 g, 4 cl Wodka 12 g. Ein Piccolo von 200 ml und 11 Prozent enthält 2,2 g. Erst bei höherem Alkoholkonsum (>30 g/Tag) nimmt das Gesamtrisiko zu. Das wären drei Glas Bier, zwei bis drei Glas Wein oder drei Schnäpse. Bei Frauen liegen die Grenzwerte etwas niedriger.
Das sind gute Nachrichten für Golfer, denn die Gefahren entstehen erst bei täglichem oder häufigem Konsum und können bei nur gelegentlichem Genuss wie beim Après-Golf durchaus einmal überschritten werden – natürlich unter Beachtung der für die Heimfahrt nötigen Promillegrenzen. Die Trinksitten am 19. Loch sind jedoch sehr moderat geworden, die früher üblichen Trinkrituale mit zahlreichen Runden Bier, dann Wein und Schnäpsen bis zur Volltrunkenheit kommen heute nicht mehr vor, von Ausnahmen abgesehen. Der Mitspieler, der sich auf der Runde für jeden gelungenen Schlag mit einem Schluck Bier belohnte und die Mitspielerin, die vor jedem Abschlag ihren Schlägergriff abschraubte und daraus Cognac trank, waren augenscheinlich alkoholkrank und verstarben bald. Die schottischen Golfpioniere, die die Länge eines Golfplatzes durch das Austrinken einer Flasche Whisky ermittelt haben sollen, waren offenbar viel trinkfester als wir.
Die Golfrunde – ein Fitnessstudio
Beim Golf wird – ohne dass wir uns das bewusst machen – in stetigem Wechsel eine Vielzahl kombinierter Bewegungen ausgeführt, vom gemächlichen Gehen über den schnellen und hochkomplizierten Schwung bis zum langsamen Putten. Das Ziehen oder Schieben des Trolleys, Schlägerwahl, Bücken beim Aufteen, Ansprechen, Schwingen der Arme, Drehen des Körpers, Beinbewegungen, Gewichtsverlagerung, Kriechgang beim Ballsuchen, tiefes Bücken beim Aufnehmen des eingelochten Balls, und viele andere Aktionen wechseln sich ab. Bei einer einfachen Runde Golf absolvieren wir also das komplette Übungsprogramm eines Fitnessstudios, mit Gymnastik, Krafttraining bestimmter Muskelgruppen und dazwischen Entspannungs- und Konzentrationsübungen wie beim Yoga. Es ist ein Konditionstraining, das Kraft, Ausdauer und Stabilität des Herz-Kreislauf-Systems auf unvergleichliche Weise fördert. Die Auswirkungen auf unseren Körper und seine Vitalität sind gewaltig. Die Muskeln werden wieder kräftig, der ganze Körper kommt auf Betriebstemperatur, wird heiß und voll durchblutet. Dieser Effekt tritt schnell ein und ist augenscheinlich.
Auf den Beinen bleiben – die Balance halten
Der Evolutionsschritt des aufrechten Gangs, durch den wir vom Vierfüßler zum Zweifüßer wurden, zog die Entwicklung spezifisch menschlicher Fähigkeiten nach sich, die Vorderfüße wurden frei zum Tragen, Greifen und Werfen, die Hand wurde zu einem einzigartigen hochorganisierten Organ, die überragende Körpergröße gab Überblick und Voraussicht. Die neuen Funktionen konnten nur durch ein feines Gleichgewichtssystem koordiniert werden. Der aufrechte Gang ist das Privileg des Menschen, er erfordert aber die Kunst der Balance. Das Golfspiel ist ein Gipfel menschlicher Evolution.
Das vom Gehirn gesteuerte Zusammenspiel der Bewegungen lässt beim Älterwerden leider unbemerkt nach. Die sich daraus ergebenden Störungen des Koordinationsvermögens und der Balance werden kaum registriert und deshalb nicht gezielt geübt. Man kann schlechter gehen, alle Bewegungen werden langsamer und ungeschickter, man kann nicht mehr gut greifen Die Bälle fliegen nicht mehr, werden getoppt oder socketiert. Wagt man einen perfekten weit ausgeholten Schwung, dann ist auf einmal da, wo er die Erde berührt, kein Ball – man hat die Balance verloren und neben den Ball geschlagen oder dahinter in den Boden.
Die Erleuchtung ist, dass man dem begegnen kann, indem man die Schwerkraft, die vom Zentrum der Erde ausgeht, ausbalanciert. Dazu muss man den Schwerpunkt des Körpers immer senkrecht über die Füße bringen. Das macht beweglich und gibt Stabilität. Es gelingt besser, wenn man sich langsamer und bewusster bewegt, auch wenn das Jüngeren auf die Nerven geht, denn man kann dadurch Unsicherheiten, Straucheln und Stürze vermeiden, kann besser mit den Augen ausgleichen und bleibt durch Sichtkontrolle sicherer auf den Beinen. Das Ausbalancieren muss täglich geübt werden. Besonders in den Alltagssituationen Sitzen, Aufstehen, Bücken, Stehen, Gehen sollte man immer bewusst auf Schwerkraft und Gleichgewicht achten. Statt sich immer gleich festzuhalten oder einen Stock zu benutzen ist es besser, erst einmal seine Mitte zu suchen und über den Schwerpunkt zu bringen, um aus ihr heraus auf den eigenen Beinen und damit autonom zu bleiben. Das beugt der Hinfälligkeit vor, und beim Golf ist man dann beim Ansprechen und beim Durchschwung sicherer. Das Ziel ist immer den aufrechten Gang und damit die Würde des Menschen zu bewahren.
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