Wolfram Hänel
1975
Aus dem Leben
eines langhaarigen Taugenichts
Roman
Unveränderte Wiederauflage
© der Originalausgabe: 2008 Ullstein Taschenbuch,
Ullstein Buchverlage GmbH · Berlin
© 2021 Literanover by zu Klampen Verlag · Röse 21 ·
31832 Springe · www.zuklampen.de
Umschlaggestaltung: © Stefan Hilden unter Verwendung
von Motiven von www.shutterstock.comund
von Kerschkamp (Foto) · München · www.hildendesign.de
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH · Rudolstadt
ISBN Printausgabe 978-3-86674-807-1
ISBN E-Book-Pdf 978-3-86674-912-2
ISBN E-Book-Epub 978-3-86674-911-5
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über ‹ http://dnb.dnb.de› abrufbar.
Für U. und H.,
wie immer.
Ein Satz des Autors an alle,
die immerzu und überall nach autobiografischen
Spuren suchen:
Appaz ist nie mit irgendwelchen Leuten
namens Kerschkamp, Lepcke, Ratte
oder gar »der Ami«
in Frankreich gewesen.
Und auch sonst nirgends.
Weder 1975 noch zu irgendeiner anderen Zeit.
Jegliche Ähnlichkeiten können daher
nur rein zufällig sein
oder einer durch den jahrelangen Konsum
von zu viel Dope
etwas überreizten Phantasie des Lesers entsprungen.
Es bleibt also bei dem völlig bescheuerten Satz
von John Lennon:
»I am he as you are he as you are me and
we are all together.«
Helmut Schmidt ist Bundeskanzler
und trifft sich mit Mao Tse-tung.
In Stammheim beginnt der Prozess gegen die RAF.
Wolf Biermann schreibt in »konkret«
über Udo Lindenberg.
Nach der Demonstration gegen den Bau
des Kernkraftwerkes Brokdorf
titelt die Bild-Zeitung: »Jetzt ist die Umwelt
wirklich zerstört!«
Breschnew regiert die Sowjetunion
und St. Petersburg heißt noch Leningrad.
Nach dem Tod von Walter Ulbricht war jetzt
Willi Stoph Staatsratsvorsitzender der DDR.
Volker Schlöndorff verfilmt Heinrich Bölls
»Die verlorene Ehre der Katharina Blum«.
Die Fristenregelung des reformierten § 218
wird vom Bundesverfassungsgericht
für nichtig erklärt.
Verheerende Feuer vernichten große Waldbestände
in Niedersachsen.
Rod Stewart geht von Großbritannien in die USA
und landet mit »Sailing« einen Nummer-Eins-Hit.
Frank Zappa veröffentlicht »One Size Fits All«
und »Bongo Fury«.
Im Kino läuft »Das Gespenst der Freiheit«
von Luis Bunuel.
In Ostia wird Pier Paolo Pasolini ermordet.
Erich Kästner ist seit einem Jahr tot.
Im Juni ist es sieben Jahre her,
dass während der Studentenunruhen in Berlin
der 21-jährige Benno Ohnesorg
von einem Polizisten erschossen wurde.
38. Präsident der USA ist Gerald Rudolph Ford,
der Nixon nach dem Watergate- Skandal ablöste.
Johannes Mario Simmels Roman
»Die Antwort kennt nur der Wind«
erscheint jetzt auch in der Büchergilde Gutenberg.
Seit im April die letzten Amerikaner
Saigon verlassen haben,
ist der Vietnam-Krieg endgültig zu Ende.
Kurt Appaz ist neunzehn Jahre alt.
Cover
Titel Wolfram Hänel 1975 Aus dem Leben eines langhaarigen Taugenichts Roman
Impressum Unveränderte Wiederauflage © der Originalausgabe: 2008 Ullstein Taschenbuch, Ullstein Buchverlage GmbH · Berlin © 2021 Literanover by zu Klampen Verlag · Röse 21 · 31832 Springe · www.zuklampen.de Umschlaggestaltung: © Stefan Hilden unter Verwendung von Motiven von www.shutterstock.com und von Kerschkamp (Foto) · München · www.hildendesign.de E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH · Rudolstadt ISBN Printausgabe 978-3-86674-807-1 ISBN E-Book-Pdf 978-3-86674-912-2 ISBN E-Book-Epub 978-3-86674-911-5 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹ http://dnb.dnb.de › abrufbar.
Sommer 1975 Eigentlich fing der Sommer genau an dem Tag an, an dem Buchmann einen Sonnenstich hatte und Lepckes Zelt vollkotzte …
Kapitel 1 Eigentlich fing der Sommer genau an dem Tag an, an dem Buchmann einen Sonnenstich hatte und Lepckes Zelt vollkotzte …
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 12 1/2
30 Jahre später
Nachwort zur Neuveröffentlichung
Über den Autor
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Eigentlich fing der Sommer genau an dem Tag an, an dem Buchmann einen Sonnenstich hatte und Lepckes Zelt vollkotzte …
Sie waren gerade alle durchs Abitur gefallen, Buchmann, Lepcke, Kerschkamp, Ratte und Appaz. Kollektiv sozusagen. Was zweifellos nicht nur an ihrer nahezu totalen Verweigerung gegenüber Leminhalten lag, die sie sowohl als überflüssig als auch als grundsätzlich reaktionär erkannt zu haben glaubten. Sondern vielmehr an solchen Aktionen wie dem Bestreiken des Unterrichts, solange sie nicht endlich ein festes und angemessenes Schülergehalt bekämen.
Zugegeben, ihre Begründung dafür war zumindest fragwürdig gewesen. Da sie die Vorteile einer staatlichen und daher für sie unentgeldlichen Ausbildung nur genießen würden, um später als qualifizierte Fachkräfte zum allgemeinen und in höchstem Maße verabscheuungswürdigen Profitwachstum beizutragen, sei es ja wohl nur recht und billig, sie auch dementsprechend zu bezahlen, so hatten sie der örtlichen Presse gegenüber lautstark argumentiert.
Im Gegenzug hatte der stellvertretende Schulleiter ihres »mathematisch-naturwissenschaftlichen und neusprachlichen Gymnasiums für Knaben« ihnen nun mitgeteilt, dass sie ganz offensichtlich noch lange nicht die Reife erlangt hätten, die gemeinhin mit dem Reifezeugnis belohnt wird.
»Meine Herren«, hatte er die Entscheidung des Kollegiums zusammengefasst und sich dabei eines süffisanten Grinsens nicht erwehren können, »meine Herren, ich denke, Sie haben jetzt begriffen, dass letztendlich doch immer noch wir am längeren Hebel sitzen.«
Und Frau Doktor A. hatte mit zitternder Stimme hinzugesetzt: »Die Diktatur des Proletariats ist noch lange nicht angebrochen, zum Glück!«
Woraufhin Buchmann nichts Besseres eingefallen war, als aus seinen fast zwei Metern Höhe eine Zeile von Atomic Rooster zu grölen: »Death walks behind you …« Damit war er frohgemut aus der Aula marschiert, auf geradem Wege hinüber zu Tengelmann, um eine Flasche Tequila für sechs fünfundneunzig zu klauen und sich das widerlich-warme Zeug unverzüglich in großen Zügen einzuverleiben.
Trotzdem hielt er sich den Nachmittag über gar nicht so schlecht. Sie lungerten an dem Kiesteich zwischen den Kartoffelfeldern hinter Lepckes Haus herum und halfen Buchmann dabei, zunächst mal den Tequila zu vernichten. Danach rauchten sie so ziemlich alles, was sich nur irgendwie in Zigarettenpapier wickeln und anzünden ließ. Und irgendwann waren sie so weit, dass das vermasselte Abitur für sie ungefähr die Bedeutung hatte wie der sprichwörtliche Sack Reis, der in China angeblich immer wieder mal umfällt. Bis Buchmann plötzlich mit kaltem Schweiß auf der Stirn und glasigem Blick irgendwas von Sonnenstich lallte und Lepckes Zelt vollkotzte.
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