Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur Neuauflage
Dank
Prolog
1 Einleitung
2 Schlüsselsituationen im Kontext von Professionalität
2.1 Professionalität durch Handeln, Reflexion und Diskurs
2.2 Definition und Elemente von Schlüsselsituationen
2.3 Beispiel einer Schlüsselsituation
2.4 Professionalität als professionelle Praxis
2.4.1 Zu professionell Handelnden werden – durch Reflexion
2.4.2 Zur Community von professionell Handelnden werden – durch Diskurs
3 Theoretische Fundierung des Modells »Schlüsselsituationen«
3.1 Lernen als individuelle Entwicklung und soziale Interaktion
3.2 Lernen als Entwicklung von Kompetenz nach Illeris
3.3 Das integrierende Modell des Lernens nach Kaiser
3.3.1 Wissensarten
3.3.2 Lernprozesse
3.3.3 Orientierung an Situationen
3.4 Lernen als Novizen und Experten nach Dreyfus und Dreyfus
3.5 Lernen als Werden nach Jarvis
3.6 Die soziale Theorie des Lernens in Communities of Practice nach Lave und Wenger
3.6.1 Definition von Community of Practice
3.6.2 Dimensionen von Lernen
3.6.3 Gestaltungsprinzipien von Communities of Practice
3.7 Grundsätze des Lernens aus individueller und sozialer Perspektive
4 Arbeit mit Schlüsselsituationen – ein Reflexionsmodell
4.1 Bedeutung der theoretischen Ansätze für die Arbeit mit Schlüsselsituationen
4.2 Reflexionsmodell
4.2.1 Die Bedeutung der CoP für die Arbeit mit Schlüsselsituationen
4.2.2 Die einzelnen Prozessschritte der Arbeit mit Schlüsselsituationen
4.3 Arbeit mit Schlüsselsituationen in einer Blended-Learning-Sequenz
4.3.1 Setting der Blended-Learning-Sequenz
4.3.2 Arbeitsschritte – Lerndrehbuch
4.3.3 Lernbegleitung
4.3.4 Einsatz und Bedeutung von Feedbacks
4.3.5 Einsatz und Bedeutung von Reflexionsfragen
4.4 Arbeit mit Schlüsselsituationen in einem Workshop
4.5 Weitere Ideen zur Arbeit mit Schlüsselsituationen
5 Evaluationsergebnisse zur Umsetzung der Arbeit mit Schlüsselsituationen
5.1 Hintergrund, Perspektiven und Ziele der Evaluation
5.2 Evaluation der Feedbacks der Kursteilnehmenden zum Nutzen des Reflexionsprozesses
5.3 Evaluation der Lernergebnisse
5.4 Gesamtdiskussion und Schlussfolgerungen
6 Dialog über Schlüsselsituationen – ein Diskursmodell
6.1 Systematische Dokumentation des kasuistischen Wissens anhand der Situationstitel
6.2 Empirische Erhebung der Schlüsselsituationen als Wissenssystematik
6.3 Virtuelle Community of Practice: Plattform für den Diskurs über Schlüsselsituationen
7 Fazit und Ausblick
7.1 Fazit
7.2 Ausblick
Epilog
Bibliografie
Im Wort begegnen wir zwei Dimensionen: der »Reflexion« und der »Aktion« in so radikaler Interaktion, dass, wenn eines auch nur teilweise geopfert wird, das andere unmittelbar leidet. Es gibt kein wirkliches Wort, das nicht gleichzeitig Praxis wäre. Ein wirkliches Wort sagen heißt daher die Welt verändern.
Paulo Freire
Prolog
Die Welt als Ganzes werden wir mit diesem Buch nicht verändern, aber uns hat es verändert. Die Vorstellung, dass es möglich ist, die scheinbaren Gegensätze von Theorie und Praxis zusammenzubringen, war der Motor zur Entstehung des Buches. Von Studierenden und Ausbildenden in der Praxis der Sozialen Arbeit und immer mehr auch von wissenschaftlich Tätigen und Dozierenden hören wir, dass unser Modell Aufmerksamkeit erregt, Interesse weckt.
In diesem Buch werden wir auf verschiedene Ansätze von Lernen hinweisen. Dabei fällt auf, dass im Kontext von lebenslangem Lernen die Unterschiede zwischen formellem und informellem, zwischen privatem und beruflichem Lernen oder zwischen Lernen an der Hochschule und Lernen in der Praxis sich aufzulösen beginnen.
Bei der Entstehung des Buches hat der Begriff der Community of Practice (CoP, Plural CoPs) eine zunehmend wichtigere Bedeutung für uns bekommen. Man könnte ihn zwar mit »Praxisgemeinschaft« übersetzen. Da damit im Deutschen aber eher ein Zusammenschluss von Partnern assoziiert wird, zum Beispiel in Gemeinschaftspraxen von Hausärztinnen oder etwa von Physiotherapeuten, verwenden wir den englischen Originalbegriff.
Unsere Arbeitsweise war gekennzeichnet von gemeinsamem Lernen. Sie war intensiv, partizipativ, aushandelnd, ständig erprobend und reflektierend. Wir haben Erkenntnisse immer wieder infrage gestellt und versucht, den Dingen auf den Grund zu gehen. Wir bemühten uns darum, die Theorien und Modelle, mit denen wir uns im Laufe der Jahre beschäftigten, in ihrer Eigenlogik zu verstehen und gleichzeitig für die Beantwortung unserer Fragen zu nutzen und zueinander in Beziehung zu setzen. Dieser Diskurs und das Ringen um Sinn sind zum Fundament unseres Ansatzes der Arbeit mit Schlüsselsituationen geworden. Als Team haben wir mit der Zeit unser eigenes Verständnis einer CoP entwickelt. Wir verstehen Wissenschaft und Praxis, Wissen und Handeln, Sein und Werden in Anlehnung an Lave und Wenger (1991) und Wenger (1998) nicht als Gegensätze, sondern als Dualität. All diese Aspekte bedingen sich gegenseitig.
Die Ideen, die wir in diesem Buch in Worte gefasst haben, entstanden in enger Kooperation und gemeinsamer Reflexion. Unsere unterschiedlichen Erfahrungen, Wissensbestände und Motivationen haben die Zusammenarbeit in der »Arbeitsgruppe Schlüsselsituationen« geprägt. In einem spannenden Prozess, in dem wir immer wieder die Bedeutung von Theorien für die Gestaltung der Praxis-Theorie-Relationierung aushandelten, haben wir uns professionell und persönlich verändert. Im gemeinsamen Handeln entwickelten wir mit der Zeit Erkenntnisse, die wir für die Entwicklung des Modells »Schlüsselsituationen in der Sozialen Arbeit« nutzen konnten. Über unsere Motivation an der Sache, unsere Neugierde und unser Engagement haben wir eine Intensität und Tiefe in unseren fachlichen und persönlichen Auseinandersetzungen entwickelt, die für uns alle neu war. Immer wieder waren wir erstaunt, wie Türen, die fest verschlossen schienen, auf einmal aufgingen, wie sich kreative Lösungen für objektiv scheinbar nicht lösbare Aspekte auftaten und welche Zugkraft sich entfaltete, die um ein Vielfaches unsere addierten Einzelkräfte überstieg. Wir lernten zu staunen über das, was sich einstellt, wenn man sich auf den Strom der Veränderung einlässt, statt gegen ihn zu schwimmen. Je tiefer wir in unserem Arbeitsprozess vorstießen, desto mehr Ideen entstanden und desto deutlicher kristallisierten sich Visionen zur Weiterentwicklung heraus. Sie waren ein natürliches Resultat dessen, was in unserer CoP geschah. Die Entwicklung von einer Arbeitsgruppe hin zu einer CoP wollen wir in diesem Prolog darstellen. Wie beim Modell der »Schlüsselsituationen« selbst gehen wir von einer Geschichte aus und nehmen diese als Ausgangspunkt, um exemplarisch die Bedeutung einer CoP zu beleuchten.
Am Anfang unserer Beschäftigung mit dem Ansatz des situationsbezogenen Lernens stand die im Jahr 2005 an der Vorgängerinstitution der heutigen Hochschule für Soziale Arbeit in Basel durchgeführte Weiterentwicklung des damaligen Curriculums. Nach der Fusion zur Fachhochschule Nordwestschweiz wurde dieser Prozess 2008, nach einer fusionsbedingten Unterbrechung[2], weiterverfolgt. Die Weiterentwicklung des Modells »Schlüsselsituationen« wurde in einer Arbeitsgruppe vorangetrieben mit dem Ziel, es für die Lehre in den Wissens- und Kompetenzintegrationsmodulen sowie in der Praxisausbildung nutzbar zu machen. Anfänglich nannte sich diese Gruppe »AG Konkrete Kompetenzen« in Anlehnung an Kaiser (2005b). Die Arbeitsgruppe präsentierte ihre Ideen und die zugrunde liegenden Theorien in verschiedenen Fachstellen innerhalb der Hochschule für Soziale Arbeit. Im Frühling 2009 entschieden wir, anstelle des Begriffs der »konkreten Kompetenzen« neu den der »Schlüsselsituationen« zu verwenden, und zwar im Sinne von zentralen Situationen aus dem Berufsalltag.
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