1 ...6 7 8 10 11 12 ...17 – 2. Kategorie = neutrale Berufe mit einem Frauen- beziehungsweise Männeranteil in der Gesamtpopulation von 30.0 Prozent – 70.0 Prozent;
– 3. Kategorie = männertypische (frauenuntypische) Berufe mit einem Frauenanteil in der Gesamtpopulation von .0 Prozent – 29.9 Prozent.
Nach dieser Einteilung gehören für diese Stichprobe insbesondere Berufe des Betreuungs- und Gesundheitswesens wie Fachfrau/-mann Gesundheit oder Medizinische Praxisassistenz zu den frauentypischen Berufen. Berufe des Baugewerbes, des technischen und IT-Sektors sowie der Landwirtschaft zählen zu den männertypischen Berufen. Beispiele dafür sind Maurer/-in, Informatiker/-in und Gärtner/-in. Zu den neutralen Berufen zählen beispielsweise Kauffrau/-mann, Detailhandelsfachfrau/-mann und Köchin/Koch, welche dem Gastgewerbe oder administrativen Bereich zugehörig sind.
In Kombination mit dem Geschlecht der Befragten und der Geschlechtstypik der Berufswahl wurde eine Typologie der geschlechtsbezogenen Passung in der beruflichen Orientierung für die Analysen der vorliegenden Studie konstruiert. Die Typologie unterscheidet für beide Geschlechter jeweils geschlechtstypische, geschlechtsneutrale und geschlechtsuntypische Passungen. Befindet sich beispielsweise eine Frau in einer Berufslehre/einem Beruf der 3. Kategorie (männertypisch), existiert eine geschlechtsuntypische Passung, während eine Frau in einer Berufslehre/einem Beruf der 1. Kategorie (frauentypisch) eine geschlechtstypische und eine Frau in einer Berufslehre/einem Beruf der 2. Kategorie (geschlechtsneutral) eine neutrale Passung aufweist.
5.3 Verwendete Variablen und Analysen
Für die vorliegenden Analysen wurden neben dem Geschlecht der Jugendlichen (weiblich/männlich) und der geschlechtsbezogenen Passung in der beruflichen Orientierung ( Abschnitt 5.2) die folgenden Konstrukte miteinbezogen: Retrospektive Kriterien der Ausbildungswahl , Kriterien der Berufswahl und Zufriedenheit im Beruf ( Tabelle 1).[3]
Der exakte Mann-Whitney- U -Test wurde für Vergleiche zwischen zwei Gruppen (Geschlecht) bei ordinalen Variablen benutzt, während der Kruskal-Wallis-Test für Vergleiche zwischen drei Gruppen (geschlechtsbezogene Passung in der beruflichen Orientierung) bei ordinalen Variablen eingesetzt wurde.
Tabelle 1:Operationalisierung der Konstrukte
Skala |
Items |
Likert-Skala |
Retrospektive Kriterien der Ausbildungswahl (Eigenkonstruktion) |
11Bitte beurteilen Sie, wie wichtig die folgenden Kriterien bei der Wahl einer Berufslehre aus Ihrer heutigen Sicht sein sollten. Worauf sollte eine Person bei der Wahl einer Berufslehre achten? |
6-stufig1 = überhaupt nicht wichtig bis 6 = sehr wichtig |
Kriterien der Berufswahl (Eigenkonstruktion) |
21Bitte beurteilen Sie die Wichtigkeit der folgenden Kriterien bei Ihrer Wahl der Berufslaufbahn. |
6-stufig1 = überhaupt nicht wichtig bis 6 = sehr wichtig |
Zufriedenheit im Beruf (in Anlehnung an Baillod & Semmer, 1994) |
2Wie zufrieden sind Sie im Allgemeinen mit Ihrem Beruf? |
7-stufig1 = außerordentlich unzufrieden bis 7 = außerordentlich zufrieden |
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Analysen vorgestellt, die nach den Fragen der Studie gegliedert werden ( Kapitel 4).
6.1 Verteilung der geschlechtsbezogenen Passungen in der Berufslehre
Das Unterkapitel bearbeitet die erste Frage, wie sehr sich männliche und weibliche Jugendliche in ihrer Berufswahl in Hinblick auf die berufliche Geschlechtstypik unterscheiden. Basierend auf den Angaben der Befragten zu der gewählten Berufslehre und dem Geschlecht, wird im Folgenden die Verteilung der geschlechtsbezogenen Passungen in der Berufslehre dargestellt. Wie der Abbildung 1entnommen werden kann, existierten bei den geschlechtsbezogenen Passungen in der Berufslehre erhebliche Geschlechterunterschiede.
Rund die Hälfte der Frauen befindet sich in einer geschlechts neutralen Passung ( N = 152), wohingegen sich die Mehrheit der Männer in geschlechts typischen Passungen befindet ( N = 121). Zudem wird deutlich, dass sich Frauen signifikant häufiger (χ² (2, 470) = 30.49, p ≤ .001) in einer geschlechts untypischen Passung als Männer (Frauen N = 14, 4.7 % vs. Männer N = 3, 1.8 %) befinden. Schließlich fällt auf, dass bei beiden Geschlechtern geschlechts untypische Passungen deutlich seltener auftreten als geschlechts neutrale oder geschlechts typische Passungen.
Abbildung 1:Verteilung der geschlechtsbezogenen Passungen in der Ausbildung von Frauen und Männern
In Bezug auf die Berufswahlmotive wurde zunächst ( Abschnitt 6.2.1) untersucht, welche Gründe für die Wahl der beruflichen Grundbildung von weiblichen und männlichen Jugendlichen in Zusammenhang mit der beruflichen Geschlechtstypik in der Berufslehre ausschlaggebend sind (zweite Frage). Diese Analysen stützten sich auf die retrospektiven Gründe, die die Befragten für die Wahl der Berufslehre kurz vor Ende der Berufslehre angegeben haben ( Tabelle 1). Anschließend wurde eruiert ( Abschnitt 6.2.2), welche Gründe für die Wahl der Berufslaufbahn von weiblichen und männlichen Jugendlichen in Zusammenhang mit der beruflichen Geschlechtstypik des gewählten Berufs ausschlaggebend sind (dritte Frage). Dabei wurden die Angaben der Gründe für die bevorstehende Wahl der Berufslaufbahn in die Analyse einbezogen.
6.2.1 Retrospektive Gründe für die Wahl der Berufslehre
Bei Betrachtung der deskriptiven Ergebnisse zu den Gründen, welche Jugendliche retrospektiv für die Wahl der Berufslehre als relevant erachten ( Tabelle 2), zeigt sich, dass intrinsische Motive von Jugendlichen am stärksten gewichtet werden (eigene Interessen und Erfüllung). Zu den Gründen mit mittelmäßiger Relevanz gehören die antizipierte Passung (Anforderungsprofil der Berufslehre und Kompromissbereitschaft), extrinsische Motive (Einkommen, Arbeitszeiten, Möglichkeit der Anschlusslösung und Verfügbarkeit der Arbeitsstellen) sowie soziale Motive wie Ratschläge aus dem sozialen Umfeld. Zu den eher unwichtigen Gründen für die Wahl der Berufslehre gehören die Geschlechtstypik der Ausbildung (antizipierte Passung) und die Erfüllung der Elternerwartungen (soziale Motive) .[4]
Tabelle 2:Deskriptive Ergebnisse zu den retrospektiven Gründen für die Wahl der Berufslehre
Bitte beurteilen Sie, wie wichtig die folgenden Kriterien bei der Wahl einer Berufslehre aus Ihrer heutigen Sicht sein sollen. Worauf sollte eine Person bei der Wahl einer Berufslehre achten? Wie wichtig ist/sind im Rückblick bei der Wahl einer Berufslehre … |
Rang |
Item |
N |
M |
SD |
1 |
… die eigenen Interessen? |
121 |
5.38 |
.89 |
2 |
…, dass die Arbeit erfüllend ist? |
120 |
5.08 |
.89 |
3 |
… Ihre schulischen Fähigkeiten? |
1120 |
4.56 |
1.01 |
4 |
…, dass Sie auch für Berufe offen sind, die nicht die erste Wahl sind? |
120 |
4.22 |
1.07 |
5 |
… die Höhe des Einkommens? |
121 |
3.98 |
1.08 |
6 |
… die erhaltenen Ratschläge von Bekannten, Kolleginnen und Kollegen? |
121 |
3.90 |
.90 |
7 |
… ein lückenloser Übergang – Hauptsache eine Anschlusslösung nach der 9. Klasse? |
121 |
3.81 |
1.36 |
8 |
… flexible Arbeitszeiten? |
117 |
3.80 |
1.25 |
9 |
… die Anzahl verfügbarer Arbeitsstellen? |
121 |
3.59 |
1.26 |
10 |
… die Erfüllung der Elternerwartungen? |
119 |
2.87 |
1.32 |
11 |
… die Geschlechtstypik des Berufs, der Ausbildung? |
120 |
2.44 |
1.19 |
Anmerkung: Likert-Skala: 1 = überhaupt nicht wichtig bis 6 = sehr wichtig; N = Anzahl; M = Mittelwert; SD = Standard-Abweichung |
Bei den Angaben, welche Gründe kurz vor dem Abschluss der beruflichen Grundbildung für die Wahl der Berufslehre relevant sein sollten, unterscheiden sich Frauen und Männer dahingehend, dass es für Frauen wichtiger ist, einer erfüllenden Arbeit nachzugehen ( N = 120; exakter Mann-Whitney- U -Test: U = 1276, p ≤ .05), während Männer einen lückenlosen Übergang nach der Schule stärker gewichten ( N = 121; exakter Mann-Whitney -U -Test: U = 2111, p ≤ .05).
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