1 ...7 8 9 11 12 13 ...17 Werden Frauen und Männer innerhalb derselben geschlechtsbezogenen Passung in der beruflichen Orientierung miteinander verglichen, zeigt sich, dass Männer in geschlechts typischen Passungen sowohl einem lückenlosen Übergang nach dem 9. Schuljahr ( N = 87; exakter Mann-Whitney- U -Test: U = 1063.50, p ≤ .05) als auch der Offenheit gegenüber Berufen, welche nicht ihre erste Wahl sind ( N = 87; exakter Mann-Whitney- U -Test: U = 1055.50, p ≤ .05), eine größere Relevanz beimessen als Frauen in geschlechts typischen Passungen. Frauen und Männer in geschlechts neutralen Passungen oder für sie geschlechts untypischen Passungen unterscheiden sich nicht in der Begründung der Wahl der Berufslehre voneinander.
Schließlich unterscheiden sich Frauen untereinander lediglich in Bezug auf die Relevanz, die sie der Offenheit gegenüber Berufen beimessen, welche nicht erste Wahl sind (Kruskal-Wallis-Test: χ² (2, N = 77) = 6.73, p ≤ .05). Insbesondere für Frauen in geschlechts typischen Passungen scheint dieser Grund relevant zu sein, gefolgt von Frauen in geschlechts neutralen Passungen. Frauen in geschlechts untypischen Passungen messen diesem Grund am wenigsten Relevanz bei. Männer hingegen unterscheiden sich auch unter Berücksichtigung der geschlechtsbezogenen Passung in keinem der erfragten Gründe voneinander.
6.2.2 Gründe für die Wahl der Berufslaufbahn
Analog zu den retrospektiven Gründen für die Wahl der Berufslehre beziehen sich die wichtigsten Gründe für die Wahl der Berufslaufbahn ( Tabelle 3) auf die intrinsischen Motive (eigene Interessen, Erfüllung und Fähigkeitserweiterung). Zu den Gründen mit mittelmäßiger Relevanz gehören extrinsische Motive (Karrierechancen, Einkommen im Beruf und während der Ausbildung, Möglichkeit eines lückenlosen Übergangs, Länge des Arbeitsweges, Verfügbarkeit der Arbeitsstellen, Kosten für die Ausbildung, Ansehen des Berufs und flexible Arbeitszeiten), die antizipierte Passung (Erfahrungen in der Berufslehre, Möglichkeit, Work-Life-Balance zu haben, Anforderungsprofil des Berufs und Möglichkeit, das Hobby zum Beruf zu machen) sowie soziale Motive (Ratschläge aus dem sozialen Umfeld sowie Möglichkeit, neue Freunde zu gewinnen). Die unwichtigen Gründe für die Wahl der Berufslaufbahn bleiben die gleichen wie für die Wahl der Berufslehre ( Abschnitt 6.2.1): die Erfüllung der Elternerwartungen (soziale Motive) und die Geschlechtstypik des Berufs (antizipierte Passung) .[5]
Tabelle 3:Deskriptive Ergebnisse zu den Gründen für die Wahl der Berufslaufbahn
Bitte beurteilen Sie die Wichtigkeit der folgenden Kriterien bei Ihrer Wahl der Berufslaufbahn. Wie wichtig ist/sind Ihnen bei der Wahl der Berufslaufbahn … |
Rang |
Item |
N |
M |
SD |
1 |
… die eigenen Interessen? |
113 |
5.38 |
.72 |
2 |
…, dass die Arbeit erfüllend ist? |
112 |
5.22 |
.73 |
3 |
…, dass sie neue Fähigkeiten erlernen können? |
112 |
5.13 |
.68 |
4 |
… die gemachten Erfahrungen in der Berufslehre? |
112 |
4.95 |
.82 |
5 |
…, dass Sie neben der Ausbildung oder dem Beruf noch genügend Freizeit haben, um andere Dinge zu tun? |
112 |
4.95 |
.86 |
6 |
… Ihre schulischen Fähigkeiten? |
113 |
4.79 |
.87 |
7 |
… mögliche Karrierechancen? |
111 |
4.68 |
1.10 |
8 |
… ein lückenloser Übergang? |
112 |
4.51 |
.99 |
9 |
… die Höhe des Einkommens? |
112 |
4.41 |
1.00 |
10 |
… die Länge des Arbeitsweges? |
111 |
3.95 |
1.16 |
11 |
… die Anzahl verfügbarer Arbeitsstellen? |
111 |
3.91 |
1.20 |
12 |
… anfallende Kosten für die Ausbildung? |
111 |
3.90 |
1.10 |
13 |
… die erhaltenen Ratschläge von Bekannten? |
113 |
3.89 |
.99 |
14 |
… fehlendes Einkommen während der Ausbildung? |
112 |
3.88 |
1.21 |
15 |
… das Ansehen des Berufs? |
113 |
3.84 |
1.21 |
16 |
… die erhaltenen Ratschläge von Kolleginnen und Kollegen? |
112 |
3.81 |
.91 |
17 |
… flexible Arbeitszeiten? |
113 |
3.81 |
1.15 |
18 |
… neue Freunde zu gewinnen? |
111 |
3.65 |
1.27 |
19 |
… die Möglichkeit, das Hobby zum Beruf zu machen? |
112 |
3.54 |
1.48 |
20 |
… die Erfüllung der Elternerwartungen? |
112 |
2.80 |
1.29 |
21 |
… die Geschlechtstypik des Berufs, der Ausbildung? |
112 |
2.65 |
1.25 |
Anmerkung: Likert-Skala: 1 = überhaupt nicht wichtig bis 6 = sehr wichtig; N = Anzahl; M = Mittelwert; SD = Standard-Abweichung |
Frauen und Männer unterscheiden sich hinsichtlich der Relevanz, die sie vier Gründen für die Wahl der Berufslaufbahn beimessen: Die gemachten Erfahrungen in der Berufslehre sind für Frauen wichtiger als für Männer ( N = 112; exakter Mann-Whitney- U -Test: U = 1100, p ≤ .05). Die Karrierechancen ( N = 111; exakter Mann-Whitney- U -Test: U = 1824.50, p ≤ .01), die Möglichkeit, das Hobby zum Beruf zu machen ( N = 112; exakter Mann-Whitney- U -Test: U = 2017, p ≤ .001), und die Höhe des Einkommens ( N = 112; exakter Mann-Whitney- U -Test: U = 1772.50, p ≤ .05) sind demgegenüber Männern für die Wahl der Berufslaufbahn wichtiger als Frauen.
Werden Frauen und Männer innerhalb derselben geschlechtsbezogenen Passung miteinander verglichen, wird deutlich, dass sich Frauen und Männer in einer jeweils für sie geschlechtst ypischen Passung in Hinblick auf die Gewichtung von drei Gründen für die Wahl der Berufslaufbahn unterscheiden: Erfahrungen in der Berufslehre ( N = 78; exakter Mann-Whitney- U -Test: U = 416.50, p ≤ .01) sowie die vorangegangenen schulischen Fähigkeiten ( N = 79; exakter Mann-Whitney- U -Test: U = 478, p ≤ .05) sind für Frauen in geschlechts typischen Passungen wichtiger als für Männer in geschlechts typischen Passungen. Die Relevanz der Karrierechancen ( N = 78; exakter Mann-Whitney- U -Test: U = 854.50, p ≤ .01) sowie die Möglichkeit, das Hobby zum Beruf zu machen ( N = 78; exakter Mann-Whitney- U -Test: U = 1055.50, p ≤ .001), werden dagegen von Männern in geschlechts typischen Passungen höher eingeschätzt als von Frauen in geschlechts typischen Passungen. Es gab keine Unterschiede in der Begründung der Wahl der Berufslaufbahn zwischen Frauen und Männern in geschlechts neutralen oder geschlechts untypischen Passungen.
Schließlich unterscheiden sich Frauen untereinander einerseits in Bezug auf die Relevanz, einer erfüllenden Arbeit nachgehen zu können (Kruskal-Wallis-Test: χ² (2, N = 73) = 6.37, p ≤ .05), und andererseits bezüglich der Wichtigkeit, neue Fähigkeiten erlernen zu können (Kruskal-Wallis-Test: χ² (2, N = 73) = 12.57, p ≤ .01), nach dem Passungstyp voneinander. Der Bonferroni-Post-Hoc-Test zeigt, dass für Frauen in geschlechts typischen Passungen die Relevanz einer erfüllenden Arbeit signifikant höher ist als für Frauen in geschlechts untypischen Passungen ( z = 33.32, p ≤ .05). Weiter schätzen Frauen in einer geschlechts typischen Passung die Wichtigkeit des Erwerbs neuer Fähigkeiten höher ein als Frauen in geschlechts neutralen ( z = 13.26, p ≤ .05) und Frauen in geschlechts untypischen Passungen ( z = 36.26, p ≤ .05). Keine signifikanten Unterschiede in der Begründung der Wahl der Berufslaufbahn gibt es bei Männern im Zusammenhang mit geschlechtsbezogenen Passungen der gewählten Laufbahn.
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