Es lohnt sich auf alle Fälle je nach Tierart über die Gestaltung im Gartenraum nachzudenken. Ästhetische Gesichtspunkte spielen eine große Rolle bei der Vermittlung von Freude und Akzeptanz der Tierhaltung. Kurze Wege, gerade im Winter, erleichtern die Fütterung und Pflege und ermöglichen auch noch im höheren Alter eine gefahr- und mühelose Tierhaltung.
Ein wichtiges Merkmal ist die biologische Vielfalt des Gartens. Der Wert der Biodiversität macht sich im Kleinviehgarten bemerkbar. Bäume und Sträucher spenden Schatten und ermöglichen Staubbäder, zugleich reduzieren sie die Verdunstung von Schweinesuhlen und Schwimmteichen. Artenreiche Säume fördern die Selbstmedikation der Tiere und unterstützen Nutzinsekten bei der Parasitenkontrolle. Nisthilfen in den Bäumen steigern die Anzahl der Gartenvögel, was den Hausund Nutztieren zu Gute kommt, indem die lästigen Insekten auf natürliche Weise in Schach gehalten werden. Der Star übernimmt in unseren Breiten die Funktion des „Madenhackers“ und befreit die Weidetiere durch enge Begleitung von jeder Menge Lästlingen und Parasiten. Vielfalt ist demnach die beste Gesundheitsprävention für die Tiere. Artenreiche Hochstamm-Streuobstwiesen bieten durch den Frühjahrsschnitt der Bäume Knospen und Misteln. Die extensiven Wiesen und Weiden führen zu ausgewogener Ernährung. Strukturelemente ermöglichen den Ziegen das Klettern und bieten Schatten und Deckung für die kleineren Haustiere.
Ein schöner Anblick ist die gemischte Nutzung der Grünflächen hinterm Haus.
Ideales Areal für Kleinvieh. Gewässer für Wassergeflügel. Säume für Esel und Ziegen.
Vielfalt ist ein wichtiger Helfer bei der Gestaltung des Kleinviehgartens. Vielfalt ist tolerierte Natur und bewusste Wildnis. Sie ergänzt unsere Verantwortung für die Tiere und hilft bei der Gesundheitsprävention. Keinesfalls entbindet sie uns von unserer Sorgfalts- und Beobachtungspflicht. Ein naturnaher, wilder Garten ist sinnvoll und erstrebenswert, da er das klimaschädliche Kohlendioxid bindet. Verwilderte oder verwahrloste Haus- und Nutztiere sind dagegen nicht zu akzeptieren.
DER KLEINVIEHSTALL
Die Stallungen dienen den Tieren zum guten Leben. Das bedeutet, dass hier auf eine solide und art- bzw. rassegerechte Haltung geachtet werden sollte. Neben den typischen Anforderungen für die unterschiedlichen Tierarten spielen aber auch noch andere Aspekte eine große Rolle. Die Benutzerfreundlichkeit durch kurze Wege, sicheres Arbeiten und leichte Pflegbarkeit, die Schönheit im System, sodass der Stall zur Region, zur Landschaft zum Dorf und auch zum Haus passt. Ein Stall im Toskanastil wirkt in Schweden fremd und bei unbedachter Verwendung wie ein Fremdkörper. Dennoch kann es auch gut passen, wenn sich Kulturen vermischen und ergänzen.
In keinem Fall jedoch ist ein Stall im Baumarktstil zu rechtfertigen. Offen gezeigte Grobspanoder Siebdruckplatten, einfallsloses Wellblech, offen verbaute Hohlblocksteine haben in unseren Dörfern und in der Kulturlandschaft keinen Platz. Die Kleinviehhaltung muss schön sein, wenn sie Akzeptanz erfahren möchte. Es ist daher sinnvoll, den Baumärkten keinen Glauben zu schenken, wenn sie uns mit Lockangeboten überhäufen. Denn neben der Schönheit und den vorangegangenen Punkten spielt auch die Nachhaltigkeit und die Gesundheitsverträglichkeit eine große Rolle bei der Haltung von Nutztieren. Ökologisches Bauen mit heimischem Holz, mit Lehm und Fundsteinen geht in jedem Fall in die richtige Richtung. Regionale Ziegelsteine, Lehmflechtwände, Rundholzkonstruktionen, Natursteinmauern und Zimmermannshandwerk erfüllen alle Anforderungen an eine nachhaltige Gestaltung.
Bei den Fahrten mit der Bahn und durch Vororte fallen die Schrebergärten auf, die mit den Mitteln der Baumärkte hergerichtet werden. Keiner dieser Schrebergärten ist zukunftstauglich. Unverrottbare Bauteile zersplittern in der Witterung, Wind und Wetter machen Kunststoffe brüchig und verteilen sie in der Landschaft. Zersprungene Hohlblocksteine, geborstene Dachabdeckungen, aufgequollene OSB-Platten schaffen unnötige Probleme und Belastungen für die, die sie entsorgen müssen und somit für die Gemeinschaft.
Ein Storch zeigt an, dass es im Umfeld genug Futter gibt.
Dieses kleine Eindachbauernhaus bietet Platz für Mensch und Tier. Es beherbergt Wohnräume, Stallungen für Kleinvieh, Stroh, Heu und Futterrüben.
Der Bau von Stallungen ist ökologisch zu gestalten. Das Halten von Hühnern ist kein Grund, die zukünftigen Generationen mit Sondermüllbaustoffen zu belasten.
Unsere Freilichtmuseen geben wunderbare Beispiele für ökologisches und nachhaltiges Bauen. Sie zeigen, wie ein Leben zwischen Mensch und Tieren möglich ist, ohne dass chemisch verunreinigte Baustoffe das Leben belasten. Ein Besuch in diesen Museen gibt wichtige Ideen für tolle Stallbauten – vom Eindachbauernhaus bis hin zum Weideunterstand.
Ein harmonisches Ensemble, bestehend aus Wohnhaus, Stall- und Wirtschaftsgebäude sowie Lagerscheune. Die Anordnung ist gestaffelt, so steht das Wohnhaus leicht verschoben in der ersten Reihe im Süden. Zudem schützen die in Westrichtung gebauten Gebäude das Wohnhaus und den dahintergelegenen Wirtschaftshof vor der Witterung aus der Hauptwindrichtung. Das Einbauen einer Terrasse, eines Gemüsegartens und die Gestaltung der Weide vor dem Wohnhaus ermöglichen das Beobachten der Tiere vom Wohnzimmer aus. Außerdem kann durch das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern die Kulissenwirkung sehr passend gestaltet werden.
Die flächendeckende Verfügbarkeit genormter Baumaterialien und die billigen Baustoffe der Großhändler sind kein Freischein dafür, dass Ihr Kleinviehstall nicht aus regionalen und ökologischen Baustoffen besteht und sich in seiner Optik harmonisch an die Region anpasst. Bauen Sie schön.
Grundbauform und Module
Die Freude an der Kleinviehhaltung bleibt lange erhalten, wenn die Infrastruktur praktisch angeordnet ist. So ist die Vermeidung langer Wege und das zeit- und kräftesparende Gestalten der Anlage ein wichtiger Faktor. Auch die Barrierefreiheit und die volle Nutzbarkeit bei Schnee und Eis beeinflussen die Tierhaltung positiv.
Der hier vorgestellte Kleinviehstall ist ein modularer Vorschlag zur Haltung verschiedener Nutztiere. Der dreigegliederte Stall bietet auf seiner Grundfläche drei variable Haltungsformen an, wobei der mittlere Teil auch als Werk- und Tierhaltungsraum fungiert und somit nur zum Teil für die Tiere zur Verfügung steht. Im Dach findet sich Platz für das Heu.
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