Alles in allem: Monika ist anspruchsvoll und ehrgeizig, ohne den in Deutschland fast üblichen Neid vor sich her zu tragen.
Monika ist liebenswert, sie hat Charme und kann zuhören. Sie nimmt Anteil, ohne in Versuchung zu geraten, unaufgefordert »gute Ratschläge« zu erteilen. Monika hat Wärme für diejenigen, die sie mag. Und sie ist hilfsbereit, wo gefordert.
Kurz: Wer Monika zur Freundin hat, hat Glück im Leben.
Monika ist eben Monika.
Gerald Bosch – Naturverwunderliches – Eine etwas andere Biologie
Die nachfolgenden, nicht ganz ernst zu nehmenden Beschreibungen wurden durch häufige frühkindliche Beobachtungen eines seinerzeit sehr bekannten und sehr narrativen deutschen Fernsehzoologen (†) inspiriert. Meine Doku beginnt mit (Pseudo-) Säugern und führt über weitere fiktive Wirbeltiere und Wirbellose zu Scheinpflanzen und Fantasypilzen. Enjoy!
1Der majestätische Baulöwe (Leo dywidax) ist unumstrittener Beherrscher der offenen Liegenschaften, doch jagt er mitunter auch in den angrenzenden Zementwüsten und Asphaltsteppen, vereinzelt sogar in abgelegenen Straßenschluchten. Entgegen landläufigen Gerüchten ernährt er sich nicht von Erdnüssen, sondern ist und bleibt ein blutrünstiges Raubtier. Gegen Einbruch der Dämmerung, wenn die Mitglieder von Bauausschüssen nach langatmigen Komiteesitzungen und Ortsbegehungen ermattet nach Hause ziehen, geht er auf die Pirsch. Schnell und lautlos werden kleine, effektiv verzinste Rudel gebildet, die nun ein geeignetes Objekt, etwa ein geschwächtes Bauherren-Gnu (Unibos lucrativus) , auf einer offenen Gemarkung zielsicher einkreisen und schlussendlich dem Boden gleichmachen. In der Wahl seiner Beute ist der Baulöwe recht anspruchslos, zumeist werden große Herdentiere bevorzugt – flinke, in der Regel langweilige Schreberparzellen (Domaena quadratica) , verwilderte Amtsschimmel ( Equus paragraphissimus) oder auch einzelne, behäbige Grundbuchbüffel (Bison cataster) . Aber selbst Bewohner der unteren Einkommensschichten, wie Kleiner Krauter (Simplicius tucholskii) , Bausparschwein (Porcus leonbergi) oder die verwandte Arme Sau (Sus lamentabilis) , sind für ihn durchaus schmackhafte Häppchen, die er keineswegs verschmäht. Zielsicher durchquert er jede Lücke im Paragrafendschungel, wobei provisorische Schutzwälle wie Bauverordnungen, Flächennutzungspläne oder einstweilige Verfügungen keine ernst zu nehmenden Hindernisse darstellen. Hat er erst einmal den Angstschweiß seiner prospektiven Beute gerochen, dann ist es um diese geschehen. Natürliche Feinde besitzt die Großkatze kaum. Mitunter fallen junge, unerfahrene Exemplare dem Pleitegeier (Gyps concursus) zum Opfer, ansonsten sind es vor allem alte, vom Erfolg geblendete Männchen, die von eifrigen Steuerpanthern (Fiscus inspector) erlegt werden, wenn sie z. B. nach einem großen Beutezug durstig zu den Quellen steuern.
2Der Wischmops (Canis domesticus var. vileda) , regional – vor allem im Norden seines Verbreitungsgebietes – auch Feudel genannt, ist ein anspruchsloser Hausgenosse des Menschen und absolut standorttreu. Leider wird das friedliebende Kerlchen oftmals mit dem aggressiven Menschenmops (Canis massendemos) verwechselt. Von diesem unterscheidet ihn nicht nur sein schlichtes, graues, leicht verfilzendes Haarkleid, sondern auch seine Vorliebe für Wasser. ( C. massendemos hingegen hasst beispielsweise Wasserwerfer wie die Pest.) In freier Wildbahn nimmt er gerne kurze Bäder in Putzeimern; zu langes Verweilen führt zur Ausdünstung eines unangenehmen Revierdufts. Ansonsten hält er sich oft wochenlang in Trockenstarre in wasserlosen Lebensräumen auf. Diese Hunderasse wurde speziell zur Jagd auf die nervtötende Wollmaus (Mus sublectulus var. vorwerkii) gezüchtet.
3Beim Daxhund ( Canis domesticus var. dividendus ) wiederum handelt es sich um eine alte Jagdhundrasse, die früher vor allem zur Hatz auf Bullen und Bären eingesetzt wurde, heute jedoch eher als sportlicher Szenehund in Mode gekommen ist und sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Zu den besonderen Eigenschaften des Daxhundes zählen in jungen Jahren seine enorme Zuwachsrate und Agilität, speziell in den Gemarkungen des E-Commerce; allerdings ist er bereits dann schon – wie auch mit zunehmendem Alter – nicht vor plötzlichem Verfall gefeit, der ohne erkennbare Ursachen aus heiterem Himmel eintreten kann. Dieser von gewieften Analysten auch als »Talfahrt« bezeichnete Zustand lässt die Beliebtheit des kleinen Kerlchens so abrupt sinken, dass er unbarmherzig von seinen Besitzern verstoßen wird. Im Umland der Frankfurter Börse, das als ursprüngliches Zuchtgebiet dieser Rasse gilt, wird das betroffene Tier mit den altüberlieferten Worten »Sofort verkaufen!« in die Verbannung – oder »abgestoßen«, so der Fachterminus – geschickt; diese Formel muss der Tradition entsprechend via Mobiltelefon ausgesprochen werden. Ungeachtet seiner hohen Sprungkraft im Tagesgeschäft kann man sich C. dividendus aufgrund seiner Tendenz zu Kursverlusten daher kaum als beständigen, treuen Hausgenossen vorstellen, der sein Herrchen bis ins hohe Alter stützt und ernährt. (Zu diesem Behufe besser geeignete Rassen sind Golden Pension Retriever oder Mixed Fund Mastiff , die von Natur aus einfach eine größere Sicherheit bieten.) Global wurde der Daxhund immer wieder weitergezüchtet – so entstanden in Europa der Baissett und der Hausseky Dog , in den USA der Dow-Jones-Terrier und in Japan der Nikkainese .
4Der Osterházy (Lepus dacapo) ist der einzige Vertreter der Hasenartigen (Lagomorpha), der sich bevorzugt im Orchestergraben aufhält. Stets erkennbar ist dieser Hase an einem weißen, schalartigen Halsstreifen, der sich auch über den Rücken zieht, sowie an einer ausgeprägten, schwarzen Hautfalte, die ihm wie ein Cape in den Nacken fällt. Neben seiner ausgeprägten Vorliebe für Champagner wird aber auch leichte Kost wie rote Rosen oder Tulpen (bevorzugt aus Amsterdam) von diesem Mümmelmann nicht verschmäht. Sein Nachtlager baut der Osterházy aus verlorenen Akkorden, alten Notenblättern und unvollendeten Symphonien. Aber ach, wie die meisten Langohren besitzt auch L. dacapo viele natürliche Feinde, darunter vor allem den Freischütz (Andrewia lloydweberi) , doch auch Vogelhändler (Adamo pseudonobilis) , Milchmänner (Anatevka galicia) und Bettelstudenten (Academicus milloeckeri) stellen ihm nach. Einen Vorteil hat die Evolution ihm jedoch in die Wiege gelegt: Dank seiner langen Ohren nimmt er schon frühzeitig gefährliche Zwischentöne wahr, sodass er sich vor einem hereinbrechenden Crescendo oder Andante furioso ziemlich allegro in Sicherheit bringen kann (s. a. Falscher Hase, Lepus fricadellus ).
5Der Halsabschneider (Lanius guillotinus) , ein unscheinbarer Singvogel mit schmutzig grauem Gefieder (»Nadelstreifen«), gleicht in seiner Biologie dem Neuntöter (Lanius collurio) oder Rotrückenwürger, der seine noch lebende Beute – teilweise sogar größere Kleintiere – an langen Dornen im Gebüsch aufspießt. Ursprünglich bis Mitte des 19. Jahrhunderts weltweit verbreitet, saß der Halsabschneider nicht wie andere Raubvögel auf einer hohen Warte, sondern lauerte gut getarnt in dunklen Mauerecken oder Hauseingängen, um sich im Schutze der Dämmerung auf seine Beute zu stürzen. Bevorzugte Opfer waren Lebewesen, die genervt, gestresst, geschwächt oder anderweitig in Not geraten waren. Aufgrund starker Verfolgung durch die jeweiligen Rechtssysteme schrumpfte der ursprüngliche Bestand beträchtlich. Vom unmittelbaren Aussterben bedroht, gelang es dem Halsabschneider jedoch, durch einen bravourösen Zug (man kann nahezu von einem Paradebeispiel für die Anpassungsfähigkeit der Natur sprechen) zum echten Kulturfolger zu mutieren, der seine Ernährungs- und Lebensweise völlig umgestellt hat. Anstelle von Blut lebt er heute von Zinsen (z. B. aus Wett- und Spielschulden), deren Niveau ähnlich wie beim Kredithai ( Targocarcharias multidebitorius syn. Catarhinus monetarius progressivus ) jenseits von Gut und Böse liegen. Andere Nahrungsquellen sind Mieteinnahmen, Personalkredite oder Aktienfonds. Das Nest des Halsabschneiders enthält zahlreichen Haken, an denen er seine Kontrakte aufhängt. In einem nicht nur für Ornithologen interessanten Beispiel von Mimikry imitiert der Halsabschneider smarte Vermögensberater oder adrette Sachbearbeiter von Kreditinstituten, wobei er sich geschickt durch ein charakteristisches Nadelstreifengefieder und sein angeborenes einschmeichelndes Verhalten tarnt. Aber auch Kleininserate zu Direktkrediten, die über kostenlos verteilte Wochenendblättchen in Umlauf gelangen, helfen dem gefiederten Monster immer wieder, neue ahnungslose Opfer zu finden und in den finanziellen Ruin zu treiben. Auf Anfragen der Schufa beim Vogelschutzbund NaBU wurde bei dessen letzter Jahreshauptversammlung in Erwägung gezogen, angesichts der mittlerweile drastischen Bestandszunahme eine Abschussquote (im dreistelligen Bereich) zu befürworten.
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