Wien, im Jänner 2008 |
Klaus Paulitsch & Andreas Karwautz |
Ein einführendes Buch über Psychiatrie soll einerseits fachliche Informationen in gut verständlicher Form vermitteln und andererseits auch auf einer „Beziehungsebene“ Akzeptanz und Verständnis von Menschen mit solchen Problemen fördern. Dabei sollte nicht verloren gehen, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht nur in bestimmten Bereichen krank sind, sondern mit unterschiedlicher Gewichtung auch sehr viele gesunde Anteile haben, die für die Prognose und Behandlung von hoher Relevanz sind.
Mögliche Stigmatisierungen wirken sich aber nicht nur auf die Betroffenen, sondern auch auf die Behandelnden aus: „Psycho-Berufe“ wie der des Psychiaters, Psychologen oder Psychotherapeuten bzw. die Menschen, die diese Berufe ausüben, scheinen in der Öffentlichkeit starke und oft widersprüchliche Gefühle auszulösen.
Während die Psychotherapie nach verschiedenen Umfragen in der Allgemeinbevölkerung als die weitaus beliebteste Behandlungsmethode für psychische Erkrankungen gilt, wird eine psychopharmakologische Behandlung sogar da, wo sie klar indiziert ist – wie z. B. bei einer Schizophrenie oder einer schweren Depression – in der Öffentlichkeit oftmals als nicht nur nicht nützlich, sondern sogar als schädlich angesehen. Diese Public-Image-Probleme der Psychiatrie können nur durch kompetente und verständliche Aufklärung und Information verbessert werden. Die letzten 15 Jahre haben einen umwälzenden Erkenntnisprozess über die neuronalen Grundlagen unseres Erlebens und Verhaltens eingeleitet, medikamentöse und psychotherapeutische Behandlungen wurden weiterentwickelt und verfeinert und soziotherapeutische Strategien sind eine wichtige Grundlage vor allem im stationären und teilstationären Setting geworden. Durch das vorliegende Buch wird klar, dass in der Diagnostik und Behandlung von psychischen Erkrankungen biologische, psychologische und soziale Faktoren mit individuell unterschiedlicher Gewichtung Berücksichtigung finden müssen. Ich möchte den Autoren gratulieren, dass sie mit dieser Publikation zum besseren Verständnis und damit auch zur besseren Akzeptanz von psychisch kranken Menschen beitragen.
Univ.-Prof. Dr. Gerhard Lenz
Oberarzt an der Universitätsklinik für Psychiatrie in Wien,
Leiter der Station für Kognitive Verhaltenstherapie
Vorwort zur 2. Auflage Vorwort zur 2. Auflage Die Nachfrage und der Erfolg des Lehrbuches machten nun eine Neuauflage notwendig. Die meisten Kapitel wurden überarbeitet, aktualisiert und mit neuen epidemiologischen Daten ergänzt. Die Grundstruktur des Buches konnte allerdings erhalten bleiben und die Störungen wurden nach dem auch in den nächsten Jahren gültigen Diagnosesystem ICD-10 gruppiert. Der biopsychosoziale Aspekt ist wesentlich in der Psychiatrie und erfordert weiterhin eine gute Zusammenarbeit aller Berufsgruppen. Wichtig war uns, auf neue Begrifflichkeiten und Diagnosen, wie Transgender, Burnout oder ADHS, einzugehen. Unverändert elementar scheint uns eine differenzierte Sichtweise auf psychische Störungen im Hinblick auf biologische, psychodynamische und soziale Faktoren. Wien, im März 2019 Klaus Paulitsch & Andreas Karwautz
Vorwort
Geleitwort
IEinführung
1Begriffsbestimmung
2Historische Aspekte
IIVersorgungsstrukturen in der Psychiatrie
1Reformen in der Psychiatrie
1.1Voraussetzungen
1.2Allgemeine Ziele von Reformen in der Psychiatrie
1.3Umsetzung der Reform
2Psychiatrische Einrichtungen
2.1Vollstationäre Einrichtungen
2.2Teilstationäre Einrichtungen
2.3Ambulante Einrichtungen
3Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie und rechtliche Rahmenbedingungen
3.1Vorbemerkung
3.2Zwangsmaßnahmen und Unterbringung
III Therapieverfahren
1Psychopharmakotherapie
1.1Einleitung
1.2Antidepressiva
1.3Phasenprophylaktika
1.4Tranquilizer
1.5Antipsychotika (Neuroleptika)
1.6Weitere Psychopharmaka
2Andere biologische Therapieverfahren
2.1Elektrokrampftherapie (EKT)
2.2Schlafentzugstherapie
2.3Lichttherapie
3Psychotherapie in der Psychiatrie
3.1Definition
3.2Wirkungsweise, Rahmenbedingungen, Indikationen der Psychotherapie
3.3Psychotherapeutische Schulen und Methoden
4Ergotherapie und Soziotherapie
4.1Ergotherapie
4.2Soziotherapie
IVUrsachen von psychischen Störungen
1Begriffsdefinition
2Risikofaktoren und prädisponierende Faktoren
2.1Genetik
2.2Neurobiologie
2.3Prä- und Perinatalfaktoren bzw. virale Infektionen
2.4Psychosoziale Ursachen
2.5Auslösende Faktoren
3Modelle psychischer Störungen
3.1Medizinisches Krankheitsmodell
3.2Psychodynamisches Modell
3.3Verhaltenstheoretisches Modell
3.4Kognitives Modell
3.5Sozialpsychiatrisches bzw. systemisches Modell
3.6Integratives Modell
3.7Zusammenfassung
VGrundlagen der psychiatrischen Diagnostik
1Einleitung
1.1Bedeutung der Diagnose in der Psychiatrie
1.2Diagnostische Ansätze
2Psychopathologie
2.1Symptom, Syndrom, Störung und Krankheit
2.2Der psychopathologische Status
2.3Syndrome
3Grundlagen von modernen Diagnosesystemen (ICD-10, DSM-5)
3.1Einleitung
3.2Deskriptiver diagnostischer Ansatz
3.3Komorbidität
3.4Multiaxiale Diagnostik
3.5Diagnosekategorien in der ICD-10
4Krankheitsanamnese und Exploration
4.1Hauptbeschwerden
4.2Aktuelle Vorgeschichte
4.3Psychiatrische Anamnese
4.4Somatische Anamnese
4.5Familienanamnese
4.6Biografie
4.7Beurteilung der prämorbiden Persönlichkeit
4.8Abschluss der Exploration und Zusammenfassung
5Zusatzbefunde in der Psychiatrie
5.1Elektroenzephalografie (EEG)
5.2Bildgebende Verfahren
5.3Blut- und Harnanalyse, Liquordiagnostik
5.4Psychologische Testverfahren
VISchizophrenie und sonstige psychotische Störungen
1Schizophrenie
1.1Einleitung
1.2Häufigkeit der Schizophrenie
1.3Ursachen der Schizophrenie
1.4Symptome der Schizophrenie
1.5Verlaufsformen, Klassifikation und Typen der Schizophrenie
1.6Abgrenzung zu anderen psychischen Störungen
1.7Therapie der Schizophrenie
2Schizoaffektive Störung
3Akute psychotische (schizophreniforme) Störung
4Schizotype Störung
5Wahnhafte Störung
6Puerperalpsychose (früher „Stillpsychose“)
VIIAffektive Störungen
1Depressionen
1.1Einleitung
1.2Häufigkeit und Ursachen von Depressionen
1.3Klinik der Depression
1.4Abgrenzung zu anderen Störungen
1.5Therapie der Depression
2Bipolare affektive Störungen
2.1Einleitung
2.2Häufigkeit und Ursachen der bipolaren affektiven Störung
2.3Klinik der bipolaren affektiven Störung
2.4Abgrenzung zu anderen Störungen
2.5Therapie der bipolaren affektiven Störung
VIIINeurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
1Angststörungen
1.1Einleitung
1.2Häufigkeit und Ursachen von Angststörungen
1.3Klinik der Angststörungen
1.4Abgrenzung zu anderen psychischen Störungen
1.5Therapie von Angststörungen
2Zwangsstörung
2.1Einleitung
2.2Häufigkeit und Ursachen der Zwangsstörung
2.3Klinik der Zwangsstörung
2.4Abgrenzung zu anderen psychischen Störungen
2.5Therapie der Zwangsstörung
3Psychische Reaktionen auf Belastungen
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