Fabian Wolbring - Sprachbewusste Gedichtanalyse

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Sprachbewusste Gedichtanalyse: краткое содержание, описание и аннотация

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Diese Einführung in die Gedichtanalyse regt dazu an, Gedichten unbefangen und interessiert zu begegnen. Sie sensibilisiert für deren sprachliche Gestaltung statt schematische Lösungsmuster einzupauken. Die Beispielgedichte reichen von kanonisierten Klassikern des 18. Jahrhunderts über romantische Verse und moderne Lyrik bis hin zu aktuellen Lyrikformen wie Raps und Poetry Slam.

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totale Bedeutsamkeit

Für die tiefergehende Analyse scheint es daher ratsam, „dem allzu schnellen Verstehen einen Widerstand entgegensetzen“ 43. Die Unterstellung einer „totalen Bedeutsamkeit“ erweist sich für ein Gespräch mit dem Text in der Regel nämlich als sehr produktiv, weil sie dazu auffordert, den eigenen Beobachtungsaufwand zu intensivieren, vielfältige Fragen an den Text zu stellen und Hypothesen aufzuwerfen und gegebenenfalls auch wieder zu verwerfen, falls sie nicht zu anderen Befunden passen. Da es aber auch Gedichte gibt, die auf Träumen basieren, die im Rausch oder Zufallsexperiment entstanden oder die von ihren Autoren schlichtweg nicht bis in letzte Details durchdacht worden sind, kann die Unterstellung einer totalen Bedeutsamkeit auch zu Überinterpretationen führen.

Rezeptionsmodi und Anschlusshandlungen

Ist es womöglich dieser Umgang oder „Rezeptionsmodus“, der ein Gedicht ausmacht? Gelegentlich liest man tatsächlich, dass Gedichte konstitutiv einer mehrfachen, intensiven, analysierenden Lektüre bedürften. 44Andernorts heißt es wiederum, Gedichte müssten gerade affektiv gehört, sinnlich erfahren und eben nicht „krampfhaft“ (über-)interpretiert werden. 45Man kann sogar beide Rezeptionsmodi kombinieren, indem man den Text zunächst unbefangen und affektiv auf sich wirken lässt und danach reflektiert, wodurch der entstandene Eindruck wohl erweckt wurde und somit dem berühmten Diktum des Schweizer Germanisten Emil Staiger folgen, „daß wir begreifen, was uns ergreift.“ 46Grundsätzlich sind wohl auch andere Rezeptionsmodi denkbar, vor allem aber auch vielfältige Anschlusshandlungen vom Auswendiglernen bis hin zum Konsultieren von Sekundärliteratur zu Autor, Werk, Epoche, usw. Die Lyrikdidaktik schlägt vor allem diverse „produktionsorientierte“ Anschlusshandlungen vor, sei es den Text mit Musik zu untermalen, ihn pantomimisch umzugestalten 47oder mehrere Texte zu einem eigenen Gedichtbuch zusammenzustellen, usw. 48Inwieweit man sich einem Text dadurch annähert oder doch eher von ihm entfernt, wird sich wohl von Fall zu Fall ent- und unterscheiden. Mir selbst leuchten am ehesten solche produktionsorientierten Anschlusshandlungen ein, die die poetologischen Verfahren der Gedichte kopieren oder variieren (etwa ein selbstgereimtes „Schnöttel! Döttel! Schweineköttel!“). 49

Jeder Text ein Gedicht?

Aber braucht man für diesen Rezeptionsmodus überhaupt einen eindeutig als Gedicht bestimmbaren Text? Aus meiner Sicht ließe sich tatsächlich jeder Text als Gedicht behandeln. Vor allem lässt sich stets sinnvoll seine sprachliche Ausgestaltung reflektieren, selbst wenn der eigentliche Urheber diese womöglich gar nicht bewusst gestaltet hat. Interessante Textgespräche gäbe es vermutlich überall zu führen, eben auch mit Mannschaftsaufstellungen, Kassenbons 50oder Gebrauchsanweisungen. Sie alle haben auch eine Ästhetik, im Sinne einer wahrnehmbaren und mitwirkenden Sinnlichkeit; ob man sich dieser nun bewusst wird oder nicht. Aber sind deshalb nun alle Texte Gedichte? Sicherlich nicht, wenn der Status „Gedicht“ im Sinne einer Qualitäts-Auszeichnung und Würdigung ästhetischer Brillanz „verliehen“ bzw. „verdient“ werden muss, aber das scheint mir für ein unbefangenes Textgespräch ohnehin eine schlechte Prämisse zu sein.

Proto-Gedichte

Offensichtlich gibt es recht unterschiedliche Vorstellungen davon, was ein Gedicht kennzeichnet und wie es zu sein hat. Sicher hängt das jeweilige Verständnis maßgeblich von eben jenem „Proto-“ oder „Ideal-“ Gedicht im eigenen Kopf ab, das unsere Erwartungen an ein Gedicht determiniert. Welcher Epoche oder welcher Untergattung gehört es an? Denkt man eher an Celans TODESFUGE, an ein Frühlingsgedicht von Hoffmann von Fallersleben oder eben an Dickis kleine Weihnachtsverse? Die bisher aufgeführten Kriterien wären demnach allesamt nur als Tendenzen 51zu verstehen, die zudem auch historisch und kontextuell differieren.

Manche Texte sind aber für jedermann als Gedicht zu erkennen, wie eben jener von Conrad Ferdinand Meyer, der in diesem Buch als ständig befragter Gesprächspartner dient.

Zwei Segel

Zwei Segel erhellend

Die tiefblaue Bucht!

Zwei Segel sich schwellend

Zu ruhiger Flucht!

Wie eins in den Winden

Sich wölbt und bewegt,

Wird auch das Empfinden

Des andern erregt.

Begehrt eins zu hasten,

Das andre geht schnell,

Verlangt eins zu rasten,

Ruht auch sein Gesell.

Zwei Segel

Hier wird augenscheinlich beinahe jedes genannte und erdenkliche Kriterium eines Gedichtes erfüllt: Von der deutlichen Versstruktur, zu den Reimen, zum irgendwie „gefühligen“ Inhalt, zur konventionell „poetischen“ Sprache mit ihren bedeutungsschwangeren Segeln und Winden, usw. Der Text erscheint mir als solches Ideal-Gedicht, dass er selbst den bis hierhin so deutlich erscheinenden Widerspruch aufzulösen vermag, zwischen der angeblich notwendig suggestiven, unvermittelt wirksamen „Musikalität“ von Gedichten und ihrer angeblich ebenfalls notwendigen Hermetik und Widerständigkeit. Er wirkt nämlich irgendwie sangbar, melodisch und subtil und zugleich auch etwas kryptisch, anspruchsvoll und bedeutungsoffen.

Daraus ergibt sich auch, dass die Beantwortung der eingangs gestellten Frage, woran man denn ein Gedicht nun eindeutig als solches erkennen kann, für ein Gespräch mit dem Text von ernüchternd nachrangiger Dringlichkeit zu sein scheint. Die Frage „Ist das ein Gedicht?“ beantwortet sich mit einem unaufgeregten „ja“. Glücklicherweise sind uns beim Versuch einer Beantwortung etliche spannendere Fragen begegnet, die sich durchaus zu stellen lohnen, z. B.:

–Wovon handelt der Text?

–Wie ist er formal gestaltet?

–Wer äußert ihn?

–Welche Situation referiert er?

–Wann ereignet er sich?

–Welche Vokabeln und Sprachregister werden benutzt?

–Wie gebraucht er die Sprache?

–Mit welchen poetischen Verfahren und nach welchen Anordnungsregeln wurde er verfasst?

–Welche Assoziationen weckt er?

–Wie verhalten sich seine unterschiedlichen „Kanäle“ zueinander?

–Hat er eine Zweitbedeutung? Und wenn ja, welche?

–Welche Funktionen erfüllt er?

–Welche Sprechakte stellt er aus?

–Wird er gehört oder gelesen?

–In welchen Kontext gehört er und in welchem wird er geäußert?

–Wie wirkt er auf mich?

–Wie gehe ich mit ihm um?

–usw.

Fragen dieser Art erweisen sich im Umgang mit Texten erfahrungsgemäß als durchaus anregend. Natürlich ist nicht jede für jedes Gespräch gleich produktiv und je nachdem, welche man stellt, entwickelt sich eine unterschiedliche Gesprächsdynamik. Häufig ist es sinnvoll, sich vom eigenen Erkenntnisinteresse leiten zu lassen, manchmal allerdings auch, ein paar Fragen „ins Blaue hinein“ zu stellen.

Erstverständnis

Zu Beginn empfehle ich stets, sich seines Erstverständnisses des Textes bewusst zu werden, grundsätzliche Verständnisprobleme mit einzelnen Wörtern auszuräumen (etwa mittels Lexikon und Wörterbuch) und erste Beobachtungen und Auffälligkeiten festzuhalten. Offensichtlich handelt es sich um einen Text über zwei Segelboote in einer Bucht, die sich vom Wind getrieben stets gleichartig bewegen. Bereits beim ersten Lesen wittere ich zudem eine „heimliche“ Metaphorik, nach der die Segel wohl stellvertretend für zwei Menschen stehen; womöglich um zwei in enger Beziehung zueinander. Um das Gespräch mit dem Text nicht enden zu lassen, bevor es überhaupt begonnen hat, notiere ich mir ein paar Fragen, die sich für mich aus meinem Erstverständnis ergeben, z. B.: Wieso handelt der Text von zwei Segelbooten, wenn es doch anscheinend um Menschen geht? Wie kommt der Eindruck einer zweiten Bedeutungsebene zustande? Um was für eine Art von Beziehung handelt es sich? etc. Diese möchte ich im Laufe des Gesprächs mit dem Gedicht nach Möglichkeit klären. Dabei muss ich allerdings aufpassen, mein Erstverständnis nicht allzu selbstbewusst als einzig mögliche Verständnismöglichkeit anzunehmen und dabei Unverständlichkeiten und Ambiguitäten zu übersehen. Oft ist es sehr hilfreich und ergiebig, auch andere nach ihrem Ersteindruck zu befragen und den Kreis der Gesprächsteilnehmer zu erweitern. Vielleicht haben diese einen wesentlich anderen Ersteindruck, der sich produktiv abgleichen ließe.

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