Unerfahrene Anwender können mit der Larynxmaske eine erfolgreichere Beatmung gegenüber der Maskenbeatmung unter kontrollierten Bedingungen im OP durchführen (Russo et al. 2013, S. 1124–1131).
Larynxmasken (auch der 2. Generation) bieten keinen vollständigen Aspirationsschutz.
Insbesondere bei anatomischen Anomalien kann die korrekte Platzierung der Larynxmaske schwierig oder gar unmöglich sein. Auch eine zu flache Narkose kann der Grund für eine nicht suffizient sitzende Larynxmaske sein (Asmus und Brandt 2019, S. 37). Es ist daher – neben einer ausreichen tiefen Narkose – für die erfolgreiche Anwendung der Larynxmaske wichtig, die korrekte Größe zu verwenden, ein Umschlagen der Maskenspitze zu vermeiden und durch Lageveränderung des Kopfes sowie gegebenenfalls durch eine Replatzierung der Maske eine suffiziente Ventilation sicherzustellen. Für die Anwendung von Larynxmasken der 2. Generation wird grundsätzlich eine Lagekontrolle empfohlen (Timmermann et al. 2019, S. 27):
• optische Kontrolle der ausreichenden Insertionstiefe
• Magen-Leckage-Test (»Bubble« Test mit Flüssigkeitstropfen auf gastralem Schenkel)
• widerstandsfreie Einlage einer Magensonde
Aufgrund des nicht gegebenen vollständigen Aspirationsschutzes besteht – gerade in der Notfallsituation bei potenziell nicht nüchternen Patienten – eine erhöhte Gefahr der Aspiration. Um diese Gefahr möglichst weit zu minimieren, empfehlen die Autoren der 2019 publizierten S1-Leitlinie zum prähospitalen Atemwegsmanagement die ausschließliche Anwendung von Larynxmasken der 2. Generation (Timmermann et al. 2019, S. 27).
Eine weitere mögliche Problematik kann sich durch Leckagen im Bereich des Cuffs ergeben. Eine Überinflation des Cuffs ist ebenfalls zu vermeiden. Einer Studie aus 2016 (Hensel et al. 2016, S. 292) zufolge, kann eine Überinflation das Risiko für einen gastro-ösopgagealen Reflux erhöhen.
Abb. A1.4: Larynxtubus mit Möglichkeit zur Anlage einer Magensonde
• Primäre Strategie, wenn durch den Anwender keine ausreichende Erfahrung in der endotrachealen Intubation vorliegt oder andere Gründe eine endotracheale Intubation erheblich erschweren.
• Sekundäre Strategie, wenn eine endotracheale Intubation auch bei erfahrenen Anwendern misslingt. (Timmermann et al. 2019, S. 26)
Genauso wie bei der Larynxmaske kann auch (
Abb. A1.4 Larynxtubus Abb. A1.4: Larynxtubus mit Möglichkeit zur Anlage einer Magensonde
) bei dem Larynxtubus der 2. Generation zusätzlich eine Sonde zur Drainage des Magens gelegt werden.
Für die Anwendung des Larynxtubus sind eine ganze Reihe von zum Teil schwerwiegenden Komplikationen beschrieben (Bernhard et al. 2014, S. 591):
• tracheale Fehllage
• pharyngeale Fehllage
• Zungen- und Pharynxschwellung (v. a. bei Kindern)
• inadäquate Ventilation durch unerkannte Atemwegsobstruktion und Spannungspneumothorax
• Fehllage des Larynxtubus im Rachenraum mit Entstehen eines gastralen Ventilmechanismus (Schalk et al. 2018, S. 125)
Wesentliche Empfehlung mehrerer Autoren (Bernhard et al. 2014, S. 591; Timmermann et al. 2019, S. 30) zur Vermeidung einiger der o. g. Komplikationen sind die Messung (Hinkelbein et al. 2019, S. 30) und ggf. Anpassung des Cuffdrucks, der 60 cm H 2O nicht übersteigen soll (Timmermann et al. 2019, S. 30), die Auskulation und die Kapnografie.
Für die Anwendung von extraglottischen Atemwegshilfen ergibt sich für diese Altersgruppe eine Besonderheit. Auf dem Boden verschiedener Fallberichte kann nach interdisziplinär konsentierter Stellungnahme nur die Larynxmaske als supraglottischer Atemweg bei Kindern empfohlen werden (Keil et al. 2016, S. 65).
In allen Notfallsituationen, die Manöver oder Handgriffe an den Atemwegen erfordern, gilt zunächst einmal, dass ruhiges und zielorientiertes Handeln von wesentlicher Bedeutung für den Erfolg bei der Behandlung des Patienten ist. Bekanntermaßen ist das Kernproblem nicht die missglückte endotracheale Intubation, sondern die durch zu viele frustrane Intubationsversuche unterlassene Ventilation und Oxygenierung des Patienten. Mit den extraglottischen Atemwegshilfen steht eine breite Palette an Möglichkeiten zur Verfügung, genau diese für den Patienten in aller Regel lebensrettende Oxygenierung dennoch sicherzustellen. Der Umgang mit diesen Atemwegshilfen bedarf aber einer fundierten Ausbildung am Phantom und am Realpatienten unter kontrollierten Bedingungen wie beispielsweise im OP, um in der Notfallsituation ein ruhiges und zielorientiertes Handeln zu erreichen. Dazu gehört zwingend auch die regelmäßige Anwendung und Übung der aus dem klinischen Alltag bekannten Atemwegshilfen. Anwendung und Übung beinhalten auch die kritische Reflektion des eigenen Tuns. Denn obwohl die Anwendung der extraglottischen Atemwegshilfen technisch im Grunde einfach ist, bietet sie eine Reihe an Möglichkeiten, dem Patienten durch Komplikationen und Anwendungsfehler eher zu schaden, als zu nutzen. Grundsatz unseres Tuns bleibt aber: Primum nil nocere. Diesem Leitsatz sollte sich jeder Anwender von extra- und supraglottischen Atemwegshilfen verpflichtet fühlen und für eine ausreichende eigene Übung sorgen.
Arntz HR, Breckwoldt J (2016) Der supraglottische Atemweg in der Prähospitalphase. Med Klein Intensivmed Notfmed 111: 107–112.
Asmus J, Brandt (2019) Larynxmaske. In: Scholz J, Gräsner JT, Bohn A (Hrsg.) Referenz Notfallmedizin. Stuttgart: Thieme. S. 32–38.
Bernhard M, Beres W, Timmermann A, Stepan R, Greim CA, Kaisers UX, Gries A (2014) Prehospital airway management using the laryngeal tube. An emergency department point of view. Anaesthesist 63: 589–596.
Hensel M, Schmidbauer W, Geppert D, Sehner S, Bogusch G, Kerner T (2016) Overinflation of the cuff and pressure on the neck reduce the preventive effect of supraglottic airways on pulmonary aspiration: an experimental study in human cadavers. Br J Anaesth 116: 289–294.
Hinkelbein J, Genzwürker H (2019) Larynxtubus. In: Scholz J, Gräsner JT, Bohn A (Hrsg.) Referenz Notfallmedizin. Stuttgart: Thieme. S. 27–31.
Keil J, Jung P, Schiele A, Urban B, Parsch A, Matsche B, Eich C, Becke K, Landsleitner B, Russo SG, Bernhard M, Nicolai T, Hoffmann F (2016) Interdisziplinär konsentierte Stellungnahme zum Atemwegsmanagement mit supraglottischen Atemwegshilfen in der Kindernotfallmedizin. Larynxmaske ist State-of-the-art. Anästhesist 65: 57–66.
Russo SG, Bollinger M, Strack M, Crozier TA, Bauer M, Heuer JF (2013) Transfer of Airway skills from manikin training to patient: success of ventilation with facemask or LMA-Supreme (TM) by medical students. Anaesthesia 68: 1124–1131.
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Stuhr M (2019) Grundlegende Basismaßnahmen und -techniken in der Notfallmedizin. Notarzt 35: 34–44.
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