André Schmutz
Das Schweigen der Aare
Kriminalroman
Vergessenes Geheimnis Unterhalb der Berner Kirchenfeldbrücke wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt. Es handelt sich um Siri, die jüngste Tochter der Familie Manaresi. Ein Abschiedsbrief lässt keine Zweifel an ihrem Suizid offen. Die Berner Kriminalpolizei schließt die Ermittlungen deshalb rasch ab. Lisa, die älteste der Manaresi Schwestern und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Kriminalpolizei Bern, glaubt nicht an die Selbstmordthese und beginnt, gemeinsam mit ihrem Arbeitskollegen Thomas Zigerli, auf eigene Faust zu ermitteln. Als kurz darauf Alva, ihre andere Schwester, entführt wird, entdeckt Lisa durch Zufall ein dunkles Familiengeheimnis. Doch bevor sie sich der drohenden Gefahr bewusst werden können, geraten Lisa und Thomas in einen Strudel blutiger Verbrechen. Bald befinden sich beide selbst in Lebensgefahr.
André Schmutz, Jahrgang 1966, ist in Ueberstorf, einem idyllischen Ort im Umfeld der beiden Zähringerstädte Bern und Freiburg, aufgewachsen. Nach seinem Pharmaziestudium und anschließender Promotion hat er sich viele Jahre in der Pharmaindustrie mit Impfstoffen beschäftigt. Seine Liebe zum Schreiben entdeckte er bereits in seiner Kindheit. Erst viele Jahre später verwirklichte er einen Lebenstraum und begann mit dem Schreiben eines Kriminalromans. In seinem Debüt ermitteln die beiden ungleichen Hauptfiguren Lisa Manaresi und Thomas Zigerli in einer Serie perfider Verbrechen gegen Lisas eigene Familie.
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © ramius / stock.adobe.com
ISBN 978-3-8392-6710-3
Für meine Tochter Anaïs
An meine Lieben
Nie hätte ich gedacht, dass ich mich auf diese Art von euch verabschieden werde. Es geht nicht auf eine andere Weise – ihr würdet mich nicht verstehen. Seit vielen Monaten ruft mich eine Stimme aus einer wunderschönen Welt. Eine Welt ohne Krieg, Verbrechen und Tod. Ewiges Leben und ewiger Friede erwarten mich dort. Ich will nicht länger warten. Das Leben hier auf der Erde – auch in der kleinen heilen Schweiz – ist voller Grausamkeit, Ungerechtigkeit und Leid. Egoismus regiert. Dies ist nicht der Ort wo ich sein will. Die schöne, andere Welt ist keine Illusion. Es gibt sie. Deshalb trauert nicht um mich. Ich werde dort glücklich sein.
Lebt wohl!
Siri
Bern, 15. November 2019, 07:10
Das Wasser der Aare schimmerte grün und klar in der eisigen Morgenluft. Wäre nicht der bösartige, bitterkalte Novemberwind gewesen, wären bei Peter Siegenthaler auf seinem allmorgendlichen Spaziergang im Berner Mattequartier romantische Herbstgefühle aufgekommen. Der Rentner war wieder besonders früh unterwegs, es war erst kurz nach 7 Uhr. Bis vor wenigen Minuten hatte es geregnet. Die Feuchtigkeit beherrschte das Aareufer in Form von dichten, düsteren Nebelschwaden. In Gedanken war Siegenthaler bereits bei seinem Espresso in der warmen Stube.
»Noch zehn Minuten«, murmelte er zu sich selbst. Er steuerte vom Schwellenmätteli direkt auf die Dalmazibrücke zu. Direkt unterhalb der Kirchenfeldbrücke wurde er jäh aus seinen Träumereien gerissen.
»Was zum Teufel …« Die weiteren Worte blieben dem alten Mann im Halse stecken. Keine drei Meter vor ihm lag die schrecklich entstellte Leiche einer jungen Frau. Das Gesicht war nicht mehr als solches zu erkennen. Der linke Arm und das rechte Bein sahen aus, als ob man ihr diese ausgerissen und anschließend wieder an den Körper gelegt hätte. Siegenthaler merkte, dass seine Knie weich wurden. Alles um ihn herum begann sich zu drehen – der gute Mann stand unter Schock. Es dauerte fast zwei Minuten, bis der Rentner wieder einen einigermaßen klaren Gedanken fassen konnte.
»Von der Kirchenfeldbrücke muss die gesprungen sein«, nuschelte er zu sich selbst.« Dabei sind doch vor einiger Zeit diese neumodischen Fangnetze montiert worden.« Und trotzdem. Die wollte sich um jeden Preis umbringen, wenn sogar die Fangnetze sie nicht aufhalten konnten, dachte sich der morgendliche Spaziergänger.
Statt zu seinem ersten Espresso machte sich Siegenthaler zur Wache der Kantonspolizei am Waisenhausplatz auf.
Ich hätte dieses neue kleine Telefon mitnehmen sollen. Dann könnte ich direkt von hier die Polizei oder zumindest meine Frau anrufen, ärgerte sich der alte Mann.
Auf der anderen Seite würde ich damit eingestehen, dass diese Mobiltelefone doch eine feine Sache sind … Siegenthaler hatte sich in der Vergangenheit standhaft geweigert, ein Handy zu benutzen.
»Teufelszeug mit gefährlicher Strahlung, Krebsbeschleuniger«, waren seine Argumente bei Erika, seiner Frau. Der ganzen Familie hatte er erklärt, dass er deshalb nie in seinem Leben ein Mobiltelefon benützen und erst recht keines anschaffen werde. Der wahre Grund – Siegenthaler war ja kein Hinterwäldler – hatte mit seinem täglichen Frühschoppen-Ritual zu tun. Durch die ständige Erreichbarkeit, welche mit einem Mobiltelefon einherging, hätte sich der Rentner des Öfteren von Erika nach Hause pfeifen lassen müssen. Speziell dann, wenn der vormittägliche Umtrunk mit seinen Kollegen ein bisschen länger dauerte.
Man kann sich die kleinen Freuden im Leben auch selbst nehmen, hatte er sich immer wieder eingestanden.
»Wo liegt diese Leiche nun ganz genau»? Es war der dritte Versuch von Kommissar Werner Trachsel, seines Zeichens Chef des Dezernats Leib und Leben der Berner Kriminalpolizei, von Siegenthaler eine brauchbare Antwort zu erhalten.
»An der Aare unten ist etwas Schreckliches passiert«, hatte ihm Siegenthaler berichtet.
Gefühlte zwei Stunden später – in Realität waren es weniger als vier Minuten – hatte Trachsel in Erfahrung gebracht, dass beim Schwellenmätteli eine junge Frau mutmaßlich von der Kirchenfeldbrücke gesprungen war und zerschmettert am Rande des Dalmaziquais lag.
Es war kurz vor 8 Uhr, als Trachsel an der Aare bei der Frauenleiche eintraf.
Ein Wunder, dass hier nicht bereits der Teufel los ist, ging es dem Kommissar durch den Kopf. Er hatte erwartet, auf eine Horde Gaffer und Schaulustige zu treffen. Erfahrungsgemäß hätte er dann eine halbe Stunde gebraucht, um das sensationsgierige Pack aus dem ermittlungstechnisch gesperrten Bereich zu schaffen. Er wäre mit den Nerven bereits am Ende gewesen, bevor die Ermittlungen überhaupt losgingen.
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