Der eine gefiel mir ganz gut und nach ein paar Songs fragte er mich, ob ich mich kurz ausruhen und was trinken wolle. Ich stimmte zu und wir gingen zur Bar. Die war mittlerweile schon rappelvoll. So suchte er uns schnell einen noch freien Tisch und fragte mich, was ich möchte. Ich entschied mich einen der als legendär gepriesenen Cocktails, ich wollte ja einen mal testen. Ich sah auf die Tanzfläche. Samira schien immer noch Spaß zu haben und nicht müde zu werden.
Der Typ kam zurück und stellte sich als Hendrik vor. Ich verriet ihm meinen Namen und fragte ihn, ob er auch neu hier war.
„Nein, ich lebe und arbeite in der gelben Zone. Als Koch bei einem Italiener.“
Das fand ich interessant und wir unterhielten uns die nächsten Minuten über seine Kochkünste und das Restaurant. Er war schon mehrere Monate in der Stadt und ihm gefiel sein Arbeitsplatz sehr gut. Vorher war er nur Hobbykoch gewesen und jetzt freute sich, seine Leidenschaft zum Beruf gemacht zu haben. Es war ein Vorschlag der Stadt gewesen und er hatte das Angebot wohl dankbar angenommen. Langsam war ich echt gespannt, was man mir so anbieten würde. Die Neugier darauf machte mich ganz hibbelig. Jedenfalls lud er mich ein, mal in seinem Restaurant vorbeizuschauen. Als er mich fragte, ob ich schon in der gelben Zone war, kam das Gespräch wieder unweigerlich auf den Besuch im Rathaus zu sprechen. Da ich nicht wusste, ob ich Hendrik jetzt so oft wiedersehen würde, beschloss ich etwas auszuprobieren. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte mit dem Bürgermeister, auch die Szene mit dem Flirten, Anfassen und dem Ohrenknabbern. Ich ließ aus, wie ich mich dabei gefühlt hatte, sondern erzählte nur, dass ich recht verwundert gewesen war, aber nicht geschockt.
Er hörte mir genau zu und versuchte an meinem Gesicht abzulesen, wie ich die Situation empfunden hatte. Dann überlegte er kurz und meinte:
„Du bist ganz schön mutig, wenn das wirklich erst dein zweiter Tag hier ist. Hättest du Lust deinen Mut weiter zu testen? Ich würde dir gerne mein Restaurant zeigen. Es ist schon geschlossen, aber ich hab den Schlüssel und abends hat man von dort eine sehr schöne Aussicht…“
Umfrage 4-2: Wie ging der Abend für Luca weiter? Das stand zur Auswahl:
1 Klar, der Gedanke reizte mich: nachts alleine mit ihm in einem Restaurant.
2 Nein, ich wollte lieber mit Samira noch in den Tanzschuppen in der gelben Zone.
3 Ich lehnte ab, schlug ihm aber vor, uns in den nächsten Club zu begleiten.Kapitel 4-2 – Hätte deine Stimme das Ergebnis verändert?
Nach einigem Überlegen lehnte ich ab. Ich wollte Samira nicht am ersten gemeinsamen Abend versetzen und mich alleine amüsieren. Aber ich schlug ihm vor, dass er ja mitkommen könnte. Er stimmte zu. Zwei Drinks später stieß Samira zu uns. Ich stellte ihr Hendrik vor und erzählte, dass er mitkommen würde in die gelbe Zone. Sie sah nicht sehr begeistert aus, nickte aber, und wir zogen los.
Kapitel 5
Samira hatte ja angekündigt, dass wir ein Stück laufen müssten. Wir verließen also die Bar und ich genoss die frische Nachtluft auf meiner Haut. Nach drei Drinks war mir schon ein wenig schummerig geworden. Ich war so viel Alkohol einfach nicht mehr gewohnt. Die Cocktails waren wirklich lecker gewesen und ich dachte so bei mir, dass ich die Bar bestimmt noch einmal besuchen würde, vielleicht auch mal ohne Samira. Aber gerne auch mit ihr.
Die blaue Zone war immer noch sehr ruhig. Nur vereinzelt waren Leute auf den Straßen. Als wir in die gelbe Zone wechselten – ich bemerkte das Schild mit dem gelben Kreis sofort – wurde es lebhafter. Die Gebäude hier sahen viel neuer aus und waren glänzend weiß gestrichen. Auch die Beleuchtung und die Reklame wirkten hier irgendwie bunter, lebhafter oder auch aufdringlicher –je nach Blickwinkel.
Als wir an einer U-Bahnstation vorbeikamen schaute ich mich um und sah auch gleich, wonach ich gesucht hatte. Das Rathaus konnte man von hier aus sehen. Zumindest die oberen Geschosse. Mein Blick blieb einen Moment daran hängen und meine Schritte wurden kurz langsamer. Samira bekam es nicht mit, aber Hendrik folgte meinen Blick und er sagte leise.
„Na, geht dir die Szene mit dem Bürgermeister nicht aus dem Kopf?“
Ich zuckte erschrocken zusammen. Ich hatte ihn für einen Augenblick tatsächlich vergessen, weil er nicht in meinem Blickfeld war und die ganze Zeit geschwiegen hatte.
Ich schüttelte heftig den Kopf. Vielleicht zu heftig.
„Nein, nein. Mir war nur aufgefallen, dass man von seinem Büro aus jede U-Bahnstation sehen konnte und da habe ich automatisch gerade das Rathaus gesucht.“
Er blickte mich zweifelnd an, aber ich wendete mich schon wieder von ihm ab, weil Samira aufgefallen war, dass wir zurücklagen und mich rief. Ich beeilte mich, zu ihr aufzuschließen und damit weiteren Fragen von Hendrik zu entkommen.
Dann waren wir auch schon da. Es gab keine Schlange vor dem Laden und wir kamen nach einem prüfenden und irgendwie missbilligenden Blick der Security hinein.
Oh ja, diese Disko war ganz anders als die in der blauen Zone. Es gab künstlerische erotische Bilder an den Wänden mit fluoreszierenden Farben. Dazu mehrere Tanzflächen, die mir Samira schon auf dem Weg beschrieben hatte. Unter anderem gab es einen Spiegelraum und ein Zimmer mit einem Käfig und einer Folterbank. Ich wusste nicht, ob das Requisiten waren oder auch eine Benutzung vorgesehen war. Jedenfalls konnte ich mir beides durchaus vorstellen. Die Leute hier waren noch freizügiger angezogen und zeigten mehr nackte Haut als Kleidung. Ich sah in vielen Ecken Paare oder sogar Dreier- und Vierergruppen, die sich küssten und intim berührten. Die ganze Luft war lustgeladen und ich hörte sogar Gestöhne, wenn die Musik mal eine Pause machte. Die Songs waren hier langsamer und sinnlicher. Ich erblickte einige Tänzer, sich aber eher wie in Trance auch oder erotisch bewegten. Hendrik pfiff anerkennend durch die Lippen. Er fügte hinzu, dass er den Schuppen noch gar nicht kannte, obwohl sein Restaurant nicht weit weg von hier war.
Samira zog mich fort von ihm auf die Tanzfläche. Sie wollte wohl an den Tanz aus der anderen Bar anknüpfen, aber irgendwie schaffte ich es nicht, mich auf sie zu konzentrieren. Zu interessant und intensiv waren die neuen Eindrücke. Nach dem Song zeigte ich ihr an, dass ich mir etwas zu trinken holen wolle und ließ sie enttäuscht auf der Tanzfläche zurück. Hendrik stand schon an der Bar und begrüßte mich lächelnd. Ich bestellte einen Gin Tonic und spülte die Hälfte davon in einem Zug hinunter. Der Alkohol machte sich bei mir wieder bemerkbar. Zwar hatte der Weg hierher mich wieder ganz klar im Kopf werden lassen, aber mein Alkoholspiegel war noch nicht wesentlich gesunken.
Neben mir an der Bar wurden zwischen zwei leicht bekleideten Damen heiße Küsse ausgetauscht. Mein Blick blieb an ihnen hängen. Die Hände der einen wanderten gerade unter das ohnehin schon kurze bauchfreie Top der anderen. Als sie bemerkte, dass ich zusah, lächelte sie mir zu und machte einfach ungehemmt weiter. Ich kam gar nicht dazu den Blick zu senken oder mich bei der Beobachtung ertappt zu fühlen.
Nach zwei Minuten gesellte sich ein Mann dazu und griff beiden gleichzeitig an den Arsch. Sie begrüßten ihn in ihrer Mitte und machten einfach zu dritt weiter.
Mir blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen, dann spürte ich an meinem Ohr heißen Atem.
„Na, macht dich das an, da zuzugucken?“
Ich drehte den Kopf ein wenig und bemerkte, dass Hendrik mich angrinste. Er war jetzt ganz nah bei mir und umfasste meine Hüften.
„Willst du mitmachen?“
Ich sah ihn überrascht an. Auf die Idee, mich da jetzt auch noch einfach dazuzugesellen, wäre ich nicht mal ansatzweise gekommen. Ich schüttelte den Kopf. Hendriks Hand wanderte mein Kleid hinab und dann wieder hinauf – unter dem Stoff.
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