Nachdem ich mein Bier ausgetrunken hatte, entsorgte ich den Becher und ging wieder Richtung Samira. Also dahin, wo ich sie vermutete. Der Saal war in der Zwischenzeit voller geworden und ich musste mir meinen Weg Richtung Bühne bahnen. Ich fand sie dann doch recht schnell, diese feuerroten, langen Locken fielen auch hier gut auf. Natürlich war sie schon wieder mit zwei, drei Frauen im Gespräch. Mir fiel auf, dass das weibliche Publikum sehr stark vertreten war. Ich sah nur wenige Männer. Und vorne an der Bühne waren fast nur Frauen. Als mich Samira bemerkte, winkte sie mich zu sich und machte mir den Weg frei, in dem sie nach mir rief und alle anderen machten mir Platz. Natürlich stellte sie mir die Frauen vor, aber mittlerweile kam aus den Boxen neben der Bühne Musik und ich verstand die Namen nicht wirklich. Sie brüllten Samira noch etwas ins Ohr und sie antwortete genauso so laut zurück. Ich verstand nur Wortfetzen. Ich glaubte, sie wollten wissen, wer ich genau war. Aber ich hörte nicht, was Samira antwortete. Es war noch ein wenig voller geworden und die Bühne wurde jetzt beleuchtet. Die Meute jubelte drauf los, sodass ich mir kurz die Ohren zuhalten musste und dann kam auch schon die Band auf die Bühne. Eine Vorband gab es anscheinend nicht, denn die Musiker begrüßten gleich die Fans und rissen die ersten Witze. Ich wurde jetzt weiter nach vorne geschoben, versuchte aber mir Platz zu schaffen, damit ich Freiraum für meine Kamera hatte. Tatsächlich stand ich gleich neben einer der Erhöhungen und natürlich war die kleine Plattform gleich von drei springenden und kreischenden Fans belagert. Daher hörte ich die ersten Worte der Band nicht. Trotzdem schoss ich schon ein paar Fotos, damit ich die Lichtverhältnisse ausloten konnte. Erst nach fünf, sechs Versuchen hatte ich es geschafft und die Band gut beleuchtet. Der Sänger hatte kurzes schwarzes Haar mit einer Igelfrisur. Sein eng anliegendes T-Shirt betonte seinen Bizeps. Auch der Bassist hatte ein ausgeprägtes Sixpack, das man gut sehen konnte, da er gar kein Oberteil trug. Die Schlagzeugerin hatte ein heißes, kurzes rotes Kleid an und stand hinter dem Schlagzeug. Stehende Schlagzeuger kannte ich nicht so viele und weibliche gar nicht. Ich war gespannt, wie sie so spielte. Ihr langes, blondes, welliges Haar fiel ihr über die Schultern. Sie starteten das erste Lied und die Menge jubelte und hüpfte sofort mit. Die Atmosphäre war sofort super-gut und man spürte, dass die Band von Anfang an sehr gut gelaunte Fans hatte.
Ich schoss weiter Fotos während sie spielten und versuchte dem Text zu lauschen. Wie Samira gesagt hatte, waren sie sehr witzig und ausgelassen. Mir gefiel das erste Lied richtig gut. Und auch die nächsten Songs waren ganz mein Geschmack. Obwohl sie vom Stil her recht unterschiedlich waren, gingen sie gut ins Ohr und machten Lust auf mehr. Nach dem fünften Lied sprach der Sänger wieder ein paar Worte zu den Fans. Er sagte, es gäbe Freischnaps für jeden, denn heute wäre sein Geburtstag. Die Menge jubelte und die Tanzfläche wurde kurzzeitig leerer, als viele zu den zwei Bars strömten und ihren Freischnaps einforderten. Währenddessen witzelte die Band weiter auf der Bühne herum. Der Humor war derb und anzüglich. Es fielen öfter die Wörter Titten und Vögeln, aber das passte zur Band. Ich nutzte die Gelegenheit und erklomm das Podest neben mir, das jetzt nur noch einen Fan beherbergte. Sie machte mir unwillig Platz, wahrscheinlich wollte sie nicht, dass ich ihren Freundinnen den Platz wegnahm. Aber als sie meine Kamera sah, brüllte sie mir ins Ohr, dass sie gerne die Fotos hätte. Ich nickte nur und konzentrierte mich wieder auf die Band.
Als die Fans langsam wieder zurück strömten, war die Stimmung noch ausgelassener. Ich wusste nicht, ob wegen des Alkohols oder weil die Band weiter herum alberte. Jedenfalls hörte man viel Gelächter und Jubelschreie.
So ging der Abend weiter. Meinen Platz auf den Podest machte mir keiner mehr streitig. Die drei Frauen wechselten sich immer mal wieder ab neben mir dort oben, aber ansonsten ließen sie mich in Ruhe. Nach einer Stunde machte die Band wieder eine musikalische Pause, aber diesmal verlangten sie eine La-Ola-Welle.Der Leadsänger lachte und sagte dann in einem ernsteren, fast schon bedrohlichen Tonfall:
„La-Ola-Wellen kann ja jede Band von ihren Fans verlangen, das ist ja langweilig. Ich will mal was anderes mit euch probieren heute. Ich sehe, wir haben viele weibliche Fans heute. Kommt doch mal alle nach vorne und lasst die Männer hinter euch.“
Es entstand ein wenig Bewegung im Saal, die meisten Frauen waren eh schon vorne, so kehrte nach zwei Minuten wieder Ruhe ein und die Fans lauschten gierig den nächsten Worten.
Der Sänger grinste und nickte.
„Sehr gut, und jetzt bin ich gespannt. Da ich heute Geburtstag habe, dachte ich mir, dass ich mir was von euch wünschen könnte. Die meisten wissen ja, dass ich Kuscheltiere oder Rosen oder sowas gar nicht mag als Bühnengeschenk. Aber etwas anderes. Meine lieben weiblichen Fans, zieht doch mal alle für mich eure Oberteile aus.“
Ohne zu zögern taten es fast alle Frauen. Die, die ein Kleid anhatten, zogen ihre Träger nach unten oder machten ihren Reißverschluss auf. Dadurch, dass alle Männer hinten standen, konnte nur die Band diesen Anblick genießen.
Der Bassist fing an seine Seiten zu zupfen, um noch mehr Dramatik in die Szene zu bringen. Der Sänger wartete und fixierte immer mal wieder Fans, die sich noch nicht ihres Oberteils entledigt hatten, bis sie unter seinen Blick dahinschmolzen und nachgaben. Als sein Blick auf mir hängen blieb zeigte ich entschuldigend auf die Kamera. Er schüttelte den Kopf. Mist, ließ er wohl nichts gelten. Also seufzte ich und zog mir auch mein Top aus.
Dann nickte er zufrieden.
„So, das gefällt mir schon mal ganz gut.“
Der Lichtspot glitt durch den Saal und die Fans jubelten, wenn er sie erfasste.
Dann donnerte plötzlich die Stimme durch den Saal.
„Genug! Spot aus. Und ein wenig das Licht dimmen!“
Der Spot ging aus und das Licht wurde gedimmt. Ich fluchte innerlich, ließ mein Top fallen und fummelte an meiner Kamera rum, um die Einstellungen zu verändern.
„So, und jetzt zu meinem wahren Geschenken! Ich wünsche mir von euch einen BH-Regen! Jetzt! Werft sie mir auf die Bühne, sie sollen nach euch duften!“
Ein-,zwei Sekunden passierte gar nichts. Als wäre die Zeit stehen geblieben. Dann gab es Jubelschreie und Gequietsche in der Menge und die ersten BHs wurden auf die Bühne geworfen. Gleich danach kamen etliche hinterher. Der Sänger trat an den Rand, breitete die Arme aus und tatsächlich schafften es einige, ihre BHs über ihn zu werfen, sodass er damit wie ein Kleiderständer am ganzen Körper mit behangen war. Auch über seinem Gesicht hingen zwei halb über seine Augen und er biss in einen hinein. Ich richtete die Kamera auf die Szene und fing dieses Bild ein. Ich lachte und versuchte auch, Fotos von den weiblichen Fans zu schießen, ohne wirklich die Brustwarzen einzufangen. Einige hielten sich die Brüste zu, aber viele sprangen weiter ungeniert mit nacktem Oberkörper und winkten und jubelten dem Sänger zu. Die ganze Szene war so witzig und irreal. Der Bassist spielte jetzt eine lustige Melodie und die Schlagzeugerin stieg lachend mit ein.
Der BH-Regen ließ langsam nach und der Sänger erwachte aus seiner Erstarrung und umarmte sich selbst, während er die BHs auf seinen Armen mit einschloss. Dann führte er ein Dutzend davon zu seinem Gesicht und atmete tief ein. Danach riss er die Arme hoch und schrie:
„JAAAAA! Danke! Danke, meine treuen Fans. Das war das schönste Geschenk, was ihr mir heute machen konntet. Ich freue mich wirklich sehr. Und als Geschenk an euch ein neues Lied von mir. Extra für euch komponiert!“
Damit begann der nächste Song. Einige tanzten einfach weiter. Es war heiß im Saal und die Luft auf der nackten Haut tat gut. Aber die meisten zogen dann doch wieder ihr Oberteil an und feierten so weiter. Auch ich suchte mein Top, bemerkte es aber am Boden. Da ich Angst hatte, den Platz zu verlieren, wenn ich hinunterging, blieb ich ohne Oberteil. Meinen BH hatte ich ja nicht dem Sänger geopfert, deswegen fühlte ich mich nicht ganz so unwohl und ein paar Lieder später hatte ich es ganz vergessen.
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