[14]
Hierzu v. Arnauld , Rn. 223 ff; Baratta (Fn. 13), 413 ff; Giegerich (Fn. 3), 771 ff; Heintschel v. Heinegg (Fn. 8), 461 ff; ders. , Ipsen, § 15 Rn. 14 ff; Hilpold (Fn. 2), 406 ff; Krajewski , § 4 Rn. 63 ff; Simma , in: FS Seidl-Hohenveldern, 1998, 659; Stahn (Fn. 13), 612 ff; Walter , Dörr/Schmalenbach, Art. 19 Rn. 104 ff.
[15]
Graefrath (Fn. 13), 69; Heintschel v. Heinegg (Fn. 8), 461 f.
[16]
Vgl. die Unterscheidung von „permissibility“ und „opposability“ bei Bowett , BYIL 48 (1976/77), 67 (77, 88). Siehe auch Giegerich (Fn. 3), 725 f; Simma (Fn. 14), 662 f; Villiger , Commentary on the 1969 Vienna Convention on the Law of Treaties, 2009, Art. 20 Rn. 10 ff; Walter , Dörr/Schmalenbach, Art. 19 Rn. 105 ff, 110 ff.
[17]
So wohl Simma (Fn. 14), 662 f.
[18]
Giegerich (Fn. 3), 725 f; ILC, Praxisleitfaden (Fn. 6), 4.5.3.
[19]
Ob es sich um „vertragsinterne“ Gewohnheit oder um „vertragsexterne“ Derogation qua Gewohnheitsrecht handelt, ist kaum befriedigend abgrenzbar.
[20]
Vgl. ILC, Praxisleitfaden (Fn. 6), 3.3.2.; Martens (Fn. 11), 354 ff; Simma (Fn. 14), 664 ff; wohl auch Lorz (Fn. 9), 38 ff.
[21]
Baratta (Fn. 13), 413 ff; Lorz (Fn. 9), 36 ff; Simma (Fn. 14), 662 ff.
[22]
EGMR, Urteil v. 29.4.1988, Belilos/Schweiz, 10328/83, EGMR-E 4, 72, § 60. Hierzu Hilpold (Fn. 2), 421 ff; Lorz (Fn. 9), 40; Richter , Menzel/Pierlings/Hoffmann, Nr. 7.
[23]
CCPR/C/21/Rev.1/Add.6, General Comment No. 24 v. 4.11.1994, § 18. Hierzu Hilpold (Fn. 2), 418 ff; Korkelia (Fn. 4), 449 ff; Lorz (Fn. 9), 41.
[24]
Delbrück (Fn. 3), S. 572 ff; Graefrath (Fn. 13), 69 ff; Martens (Fn. 11), 357 ff; Simma (Fn. 14), 670 ff.
[25]
Baratta (Fn. 13), 416 ff; Redgwell (Fn. 4), 411 f; Simma (Fn. 14), 666 ff.
[26]
Lorz (Fn. 9), 38 ff; Simma (Fn. 14), 664 ff.
[27]
Doehring (Fn. 13), Rn. 351.
[28]
ILC, Praxisleitfaden (Fn. 5), 4.5.3. Zustimmend dazu bzw. zu dem zugrunde liegenden Entwurf Simma/Hernández (Fn. 2), 81 ff; Walter , Dörr/Schmalenbach, Art. 19 Rn. 120. Tendenziell weiter Kunig/Uerpmann-Wittzack , 241 f, die auf den objektivierten mutmaßlichen Willen des Staates abstellen.
[29]
Vgl. auch Giegerich (Fn. 3), 775 ff. Stahn (Fn. 13), 614, stellt auf eine „besondere Erklärungsverantwortung“ des Vorbehaltsstaates ab.
[30]
Baratta (Fn. 13), 418 ff; Korkelia (Fn. 4), 475 ff; Lorz (Fn. 9), 43.
[31]
Baratta (Fn. 13), 421 ff; Simma (Fn. 14), 667 f.
[32]
Die ILC schlägt – de lege ferenda – eine Frist von 12 Monaten vor, binnen derer ein Staat von einem Vertrag soll Abstand nehmen können, wenn sein Vorbehalt von einem Vertragsorgan als unzulässig zurückgewiesen wurde. Im vorliegenden Fall liegt allerdings nur der Einspruch eines anderen Vertragsstaates vor.
[33]
Heintschel v. Heinegg , Ipsen, § 15 Rn. 7; Hobe , 200; Krajewski , § 4 Rn. 52; Verdross/Simma , § 732. A.A. Degan , Sources of International Law, 1997, 483 ff (der Art. 20 WVK für anwendbar hält, aber die hieraus erwachsenden Rechtsfolgen für nicht problemgerecht erachtet); Walter , Dörr/Schmalenbach, Art. 19 Rn. 6.
Leitentscheidungen:IGH, Gutachten v. 28.5.1951, Reservations to the Convention on the Prevention and Punishment of the Crime of Genocide, ICJ Rep. 1951, 15 ( v. Arnauld , Nr. 8; Dörr , Nr. 13); EGMR, Urteil v. 29.4.1988, Belilos/Schweiz, 10328/83, EGMR-E 4, 72, §§ 40–60.
Literatur zur Vertiefung: T. Giegerich , Vorbehalte zu Menschenrechtsabkommen, ZaöRV 55 (1995), 713–782; ders. , Treaties, Multilateral, Reservations to, MPEPIL (10/2010); W. Heintschel v. Heinegg , Vorbehalte zu völkerrechtlichen Verträgen, Jura 1992, 457–463; P. Hilpold , Das Vorbehaltsregime der Wiener Vertragskonvention, AVR 34 (1996), 376–425; E. Martens , Unzulässige Vorbehalte zu Menschenrechtskonventionen, in: FS Rauschning 2001, 351–370; M. Milanović/L.-A. Sicilianos , Reservations to Treaties: An Introduction, EJIL 24 (2013), 1055–1059; A. Pellet , Reservations to Treaties and the Integrity of Human Rights, in: Sheeran/Rodley (Hg.), Routledge Handbook of International Human Rights Law, 2013, 323–338; B. Simma/G. Hernández , Legal Consequences of an Impermissible Reservation to a Human Rights Treaty: Where Do We Stand?, in: Cannizzaro (Hg.), The Law of Treaties Beyond the Vienna Convention, 2011, 60–85; C. Stahn , Vorbehalte zu Menschenrechtsverträgen, EuGRZ 2000, 607–614; M. Villiger , Commentary on the 1969 Vienna Convention on the Law of Treaties, 2009, Art. 19–23; C. Walter , in: Dörr/Schmalenbach (Hg.), Vienna Convention on the Law of Treaties, 2012, Art. 19–23.
Allgemeiner Teil› Fall 4 Chaotische Zustände
Fall 4 Chaotische Zustände
Inhaltsverzeichnis
Lösungsskizze
Lösung
Zur Vertiefung
101
Eine Wirtschaftskrise dramatischen Ausmaßes stürzt Ampalien in Aufstände und Unruhen, denen gegenüber Polizei und Militär machtlos sind. Nach einem tödlichen Sprengstoffattentat auf den Staatspräsidenten und führende Mitglieder seines Kabinetts fliehen die übrigen Mitglieder der Regierung ins Ausland, mit Ausnahme der Innenministerin und des Sozialministers. Diese verkünden der Presse, sie würden nunmehr die Regierungsgeschäfte übernehmen und hätten die Lage im Lande unter Kontrolle. Auch wenn viele Staaten den Kontakt zur ampalischen Regierung halten, bezweifeln internationale Beobachter, dass diese tatsächlich das Land kontrolliert: Staatliche Einrichtungen und Gefängnisse im ganzen Land sind gestürmt und geplündert; die Kommandostrukturen von Polizei und Militär sind weitgehend zerfallen, Polizisten und Militärs haben sich verschiedenen marodierenden Banden angeschlossen, die durch die Gegend ziehen und sich gegenseitig in Bandenkriege verwickeln.
In der Hauptstadt Ampalia ist K untergetaucht. Er ist Staatsbürger von Beryllien und wird in seiner Heimat wegen Drogenhandels gesucht. Als die beryllische Regierung vom Aufenthalt des K erfährt, sendet sie vier Polizeibeamte als Touristen getarnt nach Ampalia, um K zu verhaften und nach Beryllien zu bringen. Vor der Ausreise der Beamten und des von ihnen in Gewahrsam genommenen K erfährt der ampalische Botschafter in Beryllien von dem Unternehmen. Er erhebt förmlichen Protest mit der Begründung, die Verhaftung sei völkerrechtswidrig. Beryllien müsse K freilassen. Die beryllische Regierung entgegnet, der Staat Ampalien existiere nicht mehr, so dass ein Völkerrechtsverstoß ihm gegenüber nicht möglich sei. Auch sei K beryllischer Staatsbürger, so dass es Beryllien zustehe, ihn zu verhaften. Auch müsse man sich fragen, für wen der Botschafter eigentlich noch spreche.
1. Verstößt die Verhaftung von K gegen Völkerrecht?
2. Wie wäre die Rechtslage, wenn K ein gesuchter Terrorist wäre? Es ist davon auszugehen, dass Ampalien und Beryllien Mitglieder der Vereinten Nationen sind.
3. Dürfte K nach erfolgreicher Entführung in Beryllien vor Gericht gestellt werden?
102
Frage 1: |
Völkerrechtswidrigkeit der Verhaftung |
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A. |
Verletzung von Rechten des K?→ Verstoß gegen Menschenrechte? Frage der subjektiven Berechtigung des K kann offen bleiben; jedenfalls staatliche Verpflichtung, gewohnheitsrechtlich geltende Menschenrechte zu achten; hier: Schutz vor willkürlicher Verhaftung (-), keine Anzeichen von Willkür |
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B. |
Völkerrechtsverletzung gegenüber Ampalien? |
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I. |
Deliktsfähigkeit→ failed state behält passive Deliktsfähigkeit → Anerkennung durch B irrelevant für Status als Völkerrechtssubjekt |
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II. |
Zurechenbarer Normverstoß |
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1. |
Zurechenbare Handlung→ Organhandeln zurechenbar, vgl. Art. 4 ASR (zu Handeln ultra vires vgl. Art. 7 ASR) |
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2. |
Verstoß gegen eine völkerrechtliche Pflicht→ Interventionsverbot: Anmaßung von Hoheitsgewalt auf Territorium von A (vgl. Entführungsfälle Eichmann , Argoud u.a.) → kein Vorrang der Personalhoheit vor fremder Territorialhoheit → teleologische Reduktion bei failed states auf Verstöße gegen das Selbstbestimmungsrecht? (-), Frieden, Rechtssicherheit, fehlende Anerkennung in der Staatenpraxis |
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III. |
Kein Ausschluss der Rechtswidrigkeit→ Einwilligung (-); auch bei failed state nicht entbehrlich (str.; a.A. mutmaßliche Einwilligung) → Gegenmaßnahme (-): failed state nicht handlungs- und aktiv deliktsfähig → Notstand: (-), kein wesentliches Interesse von B („einfache“ Kriminalität) |
Frage 2: |
Rechtslage bei Verhaftung eines Terroristen→ K als Völkerrechtssubjekt? Zweifelhaft, jedenfalls bleibt Gebietshoheit von A zu beachten → Gegenmaßnahme (-), s.o. → Selbstverteidigung (-), keine Unterstützung durch A, Harbouring-Doktrin nicht anerkannt, ebenso wenig die Doktrin des „unwilling or unable“ → Notstand: wesentliches Interesse von B bei Terrorismus denkbar; schwere und unmittelbar drohende Gefahr? Kein Hinweis im Sachverhalt |
Frage 3: |
Rechtmäßigkeit eines Gerichtsverfahrens gegen K→ Verstoß gegen Pflicht zur Rücküberstellung? wohl (+), aber: → male captus bene detentus ; clean hands rule allenfalls bei Verstößen gegen Auslieferungs- oder Menschenrechtsverträge; hier nicht mitgeteilt → Einschränkung bei Protest durch Territorialstaat und schwerer Menschenrechtsverletzung im Rahmen der Verhaftung/Entführung: jdf. Letzteres hier (-) |
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