Wilfried Hosemann - Einführung in die Systemische Soziale Arbeit
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In weiten Teilen der Sozialen Arbeit gilt es mittlerweile als Zeichen von Qualität, systemisch zu arbeiten, da die Systemische Soziale Arbeit viele Vorteile bieten kann. Die Systemische Soziale Arbeit verhilft mit ihrem ganz speziellen Ansatz zu mehr Klarheit bei komplexen Ausgangslagen und Zuständigkeiten. Sie ermöglicht mehr Sicherheit im Umgang mit vielfältigen Ansprüchen an die Soziale Arbeit. Dieses Buch führt in die Grundbegriffe systemischen Denkens und Handelns ein und verknüpft diese mit der Praxis der Sozialen Arbeit – die Systemische Soziale Arbeit und ihre Besonderheiten werden aufgezeigt. Fallbeispiele verdeutlichen die Systemische Soziale Arbeit und zeigen den Umgang mit verschiedenen Adressatengruppen, nicht nur mit Familie.
Didaktisiert mit Schlüsselbegriffen, Fallbeispielen, Zusammenfassungen, Lernfragen und Infokästen!
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1.2Merkmale Systemischer Sozialer Arbeit | |
Wir wollen die systemische Herangehensweise so beschreiben, dass Raum für unterschiedliche Arbeitsfelder, methodische Konzepte und Ebenen der Intervention zur Verfügung steht. Für uns ist es systemische Praxis, wenn sich Soziale Arbeit auf eine Sicht- und Vorgehensweise stützt, die | Definitionen |
●sich auf Systeme bezieht, d. h. die Systemgeschichte einbezieht, | |
●Systeme in ihrem Eigensinn und ihren wechselseitigen Abhängigkeiten betrachtet, | |
●systemische Grundsätze des Vorgehens als Orientierung in der Praxis nutzt, | |
●sich selbst in die Beobachtung einbezieht und mit verschiedenen Systemen verbunden betrachtet und | |
●Systeme unter den Aspekten von sozialer Teilhabe beobachtet. | |
Die Frage nach typischen Merkmalen für eine Systemische Soziale Arbeit wird in diesem Text über die in Tab. 1aufgeführten inhaltlichen Kriterien beantwortet. | Merkmale und Inhalte |
1.2.1Inhalt Systemischer Sozialer Arbeit | |
In den folgenden Textpassagen werden die analytischen Darstellungen mit inhaltlichen Hinweisen gefüllt, um Antworten auf die Fragen zu geben, wie sich eine Systemische Soziale Arbeit zugleich theoretisch und empirisch bestimmen lässt. | |
Tab. 1: Inhalte, Grundsätze und Ethik Systemischer Sozialer Arbeit | |
Inhalt Systemischer Sozialer ArbeitSystemische Grundsätze des VorgehensSystemische Ethik•Gegenstandsbestimmung der Sozialen Arbeit•Ort der Leistung•Art der Leistung•Theorieentwicklung und Reflexion•Forschung•Respekt und Bescheidenheit•Zirkularität und Vernetztheit•Leitdifferenz soziale Teilhabe•Ressourcen- und Lösungsorientierung•Kontextsensibilität•Reflexivität•Menschenbild•Wertschätzung•Soziale Gerechtigkeit•Nachhaltigkeit | |
Gegenstandsbestimmung | |
Soziale Arbeit beobachtet und beeinflusst soziale Situationen unter Bezugnahme verschiedener sozialer Entwicklungen und Systeme, um | Dimensionen Sozialer Arbeit |
●den Handlungsraum der Adressaten und Klienten zu erweitern, | |
●auf der Ebene von Bund, Ländern und Kommunen soziale Leistungen zu erbringen und | |
●sich an der Entwicklung der Gesamtgesellschaft über Innovationen, Konflikte und Gesetze zu beteiligen. | |
Über den Gegenstand Soziale Arbeit verdichtet sich die fachliche Diskussion und es kommt zunehmend zur Klärung theoretischer und methodischer Positionen in der Wissenschaft der Sozialen Arbeit. Die Dimensionen, anhand derer Soziale Arbeit ihre Bezüge in der Praxis beobachtet und gestaltet, lassen sich systematisieren hinsichtlich | |
●Adressaten und Klienten (wie Lehrer oder Jugendliche),●Organisationen (wie Stadtwerke, Allgemeiner Sozialdienst),●soziale Räume (wie Stadtteilbezug oder soziale Netzwerke im Internet),●Funktionssysteme (wie Medizin, Recht, Politik) und●der Gesellschaft (wie Beiträge zur Sozialpolitik). | |
Bei dieser systematischen Dimensionierung des professionellen Handlungsspektrums handelt es sich um eine Orientierung für die Realisierung systemischer Handlungsmuster (siehe Kap. 3.2.3) und nicht um einen anzuwendenden ‚Handlungsbogen‘. Über die konkrete Ausgestaltung systemischer Praxis wird auf der Grundlage von Interpretation und Reflexion entschieden. Die Leistungen Sozialer Arbeit bestehen in der reflexionsbasierten Bezugnahme auf verschiedene Personen und soziale Systeme, um zusätzliche soziale Optionen und Teilhabechancen zu schaffen. Dieses Leistungsbündel wird von einigen Autoren mit dem Begriff Hilfe zusammengefasst (Baecker 1994; Weber /Hillebrandt 1999). Über Hilfe muss entschieden werden, wie anhand des folgenden Beispiels deutlich wird: | |
Streitet ein Klient mit einem Mitarbeiter einer Sozialbehörde, dann kann dieser Streit unterschiedlich interpretiert werden. Mögliche Interpretationsebenen wären z. B. die Persönlichkeit des Klienten, der soziale Nahraum des Klienten, die Interaktion von Klient und Sozialarbeiter, rechtliche Vorschriften, die beteiligten Organisationen, gesellschaftliche Teilsysteme (z. B. Wirtschaft, Recht), kulturelle Muster von Männern und Frauen. | ![]() |
An diesen Möglichkeiten der Ausdeutung knüpft Soziale Arbeit an. Sie übersetzt Seinsbeschreibungen in soziale Relationen, und wo andere Ansätze Probleme wie Dinge behandeln, führt sie Prozesse ein. Soziale Arbeit entscheidet wesentlich darüber mit, wem Hilfe wie, wann und wo gewährt wird. Über ihre Traditionen, Erfordernisse und Wertsetzungen verdichtet sie soziale Zusammenhänge zu ihrem Gegenstand. Da schwierige soziale Situationen in vielen verschiedenen Lebenslagen auftreten, ist es auch nicht verwunderlich, dass Soziale Arbeit so unterschiedliche Praxisausprägungen hat. Damit wird weder theoretisch noch praktisch eine Allzuständigkeit begründet. Aufgrund der Vielzahl von Akteuren, die am Aushandlungsprozess um Hilfe beteiligt sind, entsteht ein sich stetig wandelnder, aber nicht beliebiger Gegenstand sozialarbeiterischen Handelns. | Dimensionierung von Praxis |
Eine systemische Gegenstandsbestimmung der Sozialen Arbeit ist relational ausgelegt. Als Gegenstand wird eine abgegrenzte Kommunikation verstanden: Sie verknüpft die gesellschaftliche Ebene über eine Analyse von Aufgaben, Funktionen und Traditionen der Sozialen Arbeit mit einer organisations- und interaktionsbezogenen Ebene. Je nachdem, wie gut Personen der Anschluss an Interaktionen, Organisationen bzw. an gesellschaftliche Teilsysteme gelingt, werden ihre Chancen der Teilhabe am Sozialleben und an gesellschaftlichen Gütern verbessert. Dies wirkt sich auf die Selbstwahrnehmung und das Selbstmanagement aus. Mit systemtheoretischen Begriffen lassen sich die Verwirklichungschancen von Menschen präzise über die Teilhabebedingungen von Personen aus der Perspektive von Systemen analysieren. Gesellschaftliche Teilhabe vollzieht sich regelhaft über Organisationen und die Beteiligung an Kommunikation. Der Gesellschaft als Abstraktion kann man nicht ‚begegnen‘ – ihr auch nicht gegenüber stehen. Begegnen kann man Organisationen, und man kann über passende Kommunikationsmöglichkeiten verfügen oder nicht. Die Gegenüberstellung von Mensch und Gesellschaft macht aus systemtheoretischer Perspektive wenig Sinn. Die Perspektiven der Systemischen Sozialen Arbeit sind ausgerichtet auf Kommunikation, soziale Systeme und Organisationen. Das Selbstverständnis geht von der Sozialen Arbeit als einem Kommunikationszusammenhang aus, der sich als Lösung für die Probleme der modernen Gesellschaft etablieren konnte (Maaß 2009). | soziale Teilhabe |
Ort der Leistung | |
Der Ort der Leistung Sozialer Arbeit wird hier nicht als räumlicher Ort verstanden, sondern systemisch (relational) gedeutet und als zwischen den Systemen bestimmt (z. B. zwischen Klienten und einer Organisation). Soziale Arbeit steht in ihren Praxisvollzügen vor der Notwendigkeit vermitteln zu müssen und zu entscheiden, auf welche Systeme sie sich in ihrer Arbeit bezieht. Bei diesen Verknüpfungsentscheidungen und -leistungen zwischen Systemen ist ein hohes Maß an Wissen, kommunikativem Geschick und Verantwortungsübernahme erforderlich, um | |
●sich für Klienten engagieren zu können (Adressatenbezug), | |
●die eigenen Ressourcen effizient einzusetzen (Selbstbezug) und | |
●nachhaltige Lösungen mit gestalten zu können (Gesellschaftsbezug). | |
Soziale Arbeit hat es mit mehreren Beteiligten zu tun (z. B. mit Vertretern einer Kommune, Geldgebern, Bürgern, Klienten) und richtet sich an verschiedenen Personen und Systemen mit unterschiedlichen Geschichten, Besonderheiten und Erwartungslagen aus. Eine Voraussetzung, dass dies in der Praxis gelingen kann, besteht in der genauen Reflexion und Überprüfung von Kooperationen und Parteilichkeiten. Mehrere Auftraggeber und Auftragslagen zu haben, ist nicht ehrenrührig, sondern als normal erwartbar. Sowohl die Geber von Ressourcen (Geld, Zeit, Rechte) haben Interessen, wie auch die Nehmer (Soziale Arbeit, die Personengruppen und Organisationen, für die sie Leistungen erbringt). Bürger, Adressaten, Klienten begegnen sich als Gestalter und als Betroffene. | zwischensystemische Stellung |
Um zwischen den Systemen zu bleiben und erfolgreich an diese anschließen zu können, ist eine Kenntnis deren interner Logik notwendig. Deswegen fördert Wissen aus Gebieten wie Soziologie, Recht, Medizin, Wirtschaft und Psychologie die Kompetenz des Wahrnehmens, Erklärens, Verstehens, Bewertens und Handelns. Ebenso notwendig ist das Wissen um das Zusammenwirken unterschiedlicher Dynamiken in der Lebenswelt und der Lebenslage der Adressaten. | Bedeutung anderer Gebiete |
Ob auf der Ebene von Interaktion mit Adressaten oder auf der Ebene von Organisationssystemen: Soziale Arbeit ist auf Kommunikation angewiesen. Kommunikative Anschlussfähigkeit bildet die Plattform ihrer Leistungserbringung. Durch Selbstbeobachtung in der Praxis (z. B. im Rahmen von Supervision bzw. Evaluation) besteht die Möglichkeit, die eigene Positionierung zu prüfen, beschreibbar zu machen und diesen ‚nichtstationären Ort‘ auszuhalten. | |
Theorieentwicklung | |
Die systemtheoretische Ausrichtung erlaubt eine Vielzahl von theoretischen und praktischen Verbindungen und bezieht sich auf die Alltags- und Lebensweltorientierung wie auf Aspekte von gesellschaftlicher Beteiligung und Sozialer Gerechtigkeit (Ritscher 2020; Heiner 2004, 158). Der systemische Ansatz in der Sozialen Arbeit erarbeitet sich seine besondere Form in Abgrenzung zu anderen Ansätzen, auch zu paar- und familientherapeutischen, und ist unabhängig von soziologischen Analysen systemtheoretischer Art (Bommes / Scherr 2012). | |
Die Ansprüche an die Reflexionsleistung werden systemtheoretisch bestimmt und orientieren sich daran, dass Reflexionsleistungen geeignet sind, die Einheit des Systems einzubeziehen. Mit der Thematisierung der Einheit als Bezugsrahmen besteht die Möglichkeit der professionellen Selbstvergewisserung und der Weiterentwicklung. Theorien dienen nach unserem Verständnis dem Justieren von Grundüberzeugungen und Handlungsausrichtungen. | Reflexionsleistung |
Im Handbuch „Forschung für Systemiker“ (Ochs / Schweitzer 2012) weist Hollstein-Brinkmann darauf hin, dass systemische Forschung keine Verengung auf eine bestimmte Forschungsmethodik bedeutet, sondern durch eine spezifische systemtheoretische Fundierung gekennzeichnet ist. In Anlehnung an Schiepek (2010) nennt er als Gegenstand der empirischen bzw. theoretisch ausgerichteten Systemforschung die Struktur, Funktion und Dynamik von Systemen sowie deren Interaktionen und System-Umwelt-Relationen (Schiepek 2010). Für die systemische Forschung in der Sozialen Arbeit dimensioniert Hollstein-Brinkmann Forschungsmethodiken sowie drei Verständnisse empirischen systemischen Forschens. Diese werden über die Abb. 5dargestellt. | Forschungsmethoden |
![]() |
|
Diese Dimensionen werden durch den Autor um zwei weitere ergänzt: um eine theoretische und historische und um die Dimension Praxisentwicklung und –reflexion (Hollstein-Brinkmann 2012). Konkrete Forschungsdesigns können sich z. B. auf komplexe Dynamiken von Inklusion und Exklusion oder auf Bedingungen für ‚best practice‘ hinsichtlich der Organisations- und Interaktionsformen Sozialer Arbeit beziehen. | |
1.2.2Systemische Grundsätze des Vorgehens | |
Die folgenden sechs Grundprinzipien veranschaulichen, woran systemische Praxis ausgerichtet werden kann ( siehe Kap. 3). Je nach Arbeitsfeld und programmatischer Ausrichtung kommen die skizzierten Grundsätze des Vorgehens in unterschiedlicher Gewichtung zum Tragen. | |
Respekt |
Systemisches Arbeiten erkennt die Autonomie und Eigendynamik der Systeme, mit denen sie arbeitet, an. Der damit eng verbundene sensible Umgang mit der eigenen Expertenschaft spiegelt sich in der Orientierung an Beteiligungsformen in Bezug auf Adressaten wider und in der Ausrichtung auf abgestimmte Hilfeprozesse. Die Ergebnisse von Hilfeprozessen können nur begrenzt vorhergesagt werden, da sie auf der Mitwirkung verschiedenster Akteure aufbauen. Respekt und Bescheidenheit sind notwendige Korrektive zu institutioneller Macht, Überlegenheit aus Expertenwissen und persönlichen Bedürfnissen. Die Haltung von Respekt und Bescheidenheit begünstigt, dass Adressaten Gegengewichte zu den Einflussmöglichkeiten von Sozialarbeitern und ihren Organisationen bilden können. | persönliche Haltung |
Zirkularität und Vernetztheit | |
Systemische Praxis arbeitet mit Kommunikation und deren Regeln und Mustern. So wird weniger die Suche nach der Problemursache, als vielmehr die Frage des Umgangs mit unterschiedlichen Ursachen- und Kausalitätsvorstellungen in der sozialen Praxis bedeutsam. Die Betrachtung von isolierten Problemen wird selten dem Zusammenwirken von Alltagserfordernissen, emotionalen und sozialen Erfahrungen und den Erfordernissen von Organisationen gerecht. Die Aufmerksamkeit wird auf Komplexität und Wechselwirkungen zwischen Systemen gelenkt (z. B. Familie – sozialer Raum – Erwerbsleben). Diese Perspektive ermöglicht, die Zirkularität und Vernetztheit sozialer Zusammenhänge zu erfassen. | praktischer Umgang |
Leitdifferenz sozialer Teilhabe | |
Als Leitdifferenz der Sozialen Arbeit wird aus systemischer Perspektive das Problem der sozialen Teilhabe oder Nicht-Teilhabe diskutiert. Nicht generell Defizite an individueller Kompetenz, Gesundheit oder Bildung lassen Soziale Arbeit notwendig werden. Erst wenn bestimmte Definitionsgrößen des sozialen Zugangs, der gesellschaftlichen Teilhabe an Gütern und der Eigenverantwortung unterschritten werden, wird Soziale Arbeit herausgefordert, Formen der Leistungserbringung zu prüfen. Soziale Teilhabe umfasst auch die Mitwirkung an der Gestaltung der Zukunft und gleiche Chancen für gesellschaftliche Anerkennung. | Teilhabe oder Nicht-Teilhabe |
Nicht Not, sondern soziale Gerechtigkeit ist konstituierender Bezugspunkt für die Soziale Arbeit (siehe Kap. 2.8 und 3.3.5). Die Begründung hierfür findet sich in den Aufgaben und Funktionen der Sozialen Arbeit: | Ausgangspunkt Sozialer Arbeit |
●Gewährleistung der Freiheitsrechte, | |
●Legitimation der Gesellschaftsform und | |
●Beitrag zur Transformation der Gesellschaft (Erath 2004). | |
Daraus ergeben sich die Legitimation und die Aufgabe, andere gesellschaftliche Bereiche wie z. B. den Arbeitsmarkt oder das Bildungswesen zu thematisieren. Die Übernahme sozialer Dienstleistungen und der damit verbundenen Kosten muss demokratisch legitimierbar sein. | |
Ressourcen- und Lösungsorientierung | |
In der Arbeit mit Klienten fokussiert eine systemische Vorgehensweise nicht nur auf Defizite und Probleme im Klientensystem, sondern auch auf vorhandene bzw. noch verdeckte Stärken, Kompetenzen, Ressourcen und Lösungspotenziale. Soziale Arbeit setzt bei der Orientierung an Lösungen sowohl an Personen als auch an deren Umwelt an (Eger 2015). Leitend in der Beziehung zu Klienten ist die Perspektive auf Lösungen im Sinne von Erweiterungen von Handlungskompetenzen, der Austauschbeziehungen und der Möglichkeiten sozialer Teilhabe. Der systemisch-konstruktivistische Ansatz bietet für eine Lösungsorientierung die passenden theoretischen Grundlagen. | systemischer Fokus |
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|
Abb. 6 veranschaulicht stark vereinfacht eine zirkuläre Dynamik in Folge einer Orientierung an Bewältigungskompetenzen. | |
Kontextsensibilität | |
Systemische Praxis ist daran orientiert, sensibel mit dem Kontext jeden Verhaltens bzw. jeder Kommunikation umzugehen. Mit Kontext wird der Zusammenhang benannt, an denen Personen und Systeme ihre Entscheidungen ausrichten. Durch Kontextsensibilität gewinnt Soziale Arbeit Zugänge zu Sinn und zu Möglichkeiten der Veränderung. Verhalten kann vor einem bestimmten Hintergrund sinnvoll entschlüsselt werden (z. B.: Für welche soziale Situation aus der Vergangenheit könnte dieses Verhalten eine Antwort gewesen sein?). Die Frage, an welchen Kontexten Systeme ihre Entscheidungen und Handlungen ausrichten, bezieht sich u. a. auf soziale und gesellschaftliche Traditionen, Verhältnisse und Wertvorstellungen, Erfahrungen und Erwartungen. Mithilfe von Kontextsensibilität wird der Spagat zwischen Erfahrung und aktuellen Ausrichtungen bearbeitbar. Die ökologische Krise und der Klimawandel verändern den Gesamtkontext aller Gesellschaften auf der Welt. | Ursache von Entscheidungen |
Reflexivität | |
In der Sozialen Arbeit wird organisatorisch entschieden und methodisch gehandelt. Wirkungen werden beobachtet und bewertet. Alle diese Aktivitäten haben spezielle Voraussetzungen, Erfordernisse und Folgen, die reflektiert werden müssen. Da in der Praxis mehrere Themen und Beteiligte angesprochen werden, muss eine Auswahl getroffen werden: Wer, was, wie, wann und warum wird aktuell thematisiert? Diesen Selektionsprozess unter professionellen Gesichtspunkten zu gestalten, kann als Merkmal eigenständiger und verantwortungsvoller Praxis verstanden werden. Die Autonomie Sozialer Arbeit zeigt sich in Entscheidungen darüber, welche Wissensvorräte aus anderen gesellschaftlichen Bereichen Bedeutung erlangen sollen (z. B. aus der Medizin bei der Betreuung psychisch Kranker oder auffälliger Jugendlicher). Soziale Arbeit versteht sich aus den genannten Gründen als wissens- und reflexionsbasierte Wissenschaft und Praxis. | reflexionsbasierte Wissenschaft |
1.2.3Ökologische Herausforderungen und Systemische Ethik | |
Lebensfähige Einheiten können nur im Zusammenhang von Organismus und Umwelt existieren, so der Grundgedanke des Pariser Klimaabkommens. Der Klimawandel erfordert Reaktionen auf der Ebene der Menschheit zur natürlichen Umwelt. Bateson (1981) hat auf das Risiko des Abschmelzens der Eisberge hingewiesen und darauf, dass diese nicht diskutieren und kein soziales Gewissen haben. Die Antworten auf klimatische und ökologische Veränderungen müssen in sozialen Zusammenhängen gefunden werden. Sie können nicht aus der Natur abgelesen werden. Die Fähigkeit, Gefährdungen im Verhältnis von Gesellschaft und Natur zu realisieren, ist mit der gesellschaftlichen Möglichkeit der Erkenntnis und der Kommunikation verknüpft. Grundlegend ist, dass ökologische Fragestellungen bei den Systemen, die sich selbst beobachten und entwickeln, angesetzt werden müssen und „nicht bei einer zu unterstellenden Ontologie der Kausalität“ (Luhmann 1986, 29). Kausalität ist ein umkämpftes Gut (siehe Kap. 2.6). | Ökologischer Wandel |
DefinitionDer Titel „ökologisch“ soll beschreiben, dass ein Zusammenhang von Systemen erkennbar ist. Dieser realisiert sich über Informationen und Kreisläufe, wobei kennzeichnend ist, dass Aktivitäten eher durch das reagierende System als das auslösende System angeregt werden (Bateson 1981). | |
Die Klimaveränderungen führen zu sozialen Konflikten und die Möglichkeiten, darauf mit sozialer und wirtschaftlicher Flexibilität zu reagieren, sind höchst ungleich verteilt. Diese wird durch die Auseinandersetzungen um Antwortstrategien öffentlich. Die Gegensätze treffen konflikt- und folgenreich aufeinander, obwohl die Unterschiede zwischen Armut und Reichtum und unterschiedlichen Klassen in Deutschland vergleichsweise verdeckt sind. Die inhaltliche Struktur der Konflikte ist u. a. davon abhängig, welche Unterschiede, Risiken und Folgen wahrgenommen werden und welchen der Status verliehen wird, darauf reagieren zu müssen. Die Auseinandersetzungen konkretisieren sich in den Dimensionen Zeit, Inhalt und Raum, sowie den sozialen Konsequenzen und den Inhalten der Reaktion. Die Leitfragen und ihre Antworten: Wer hat welche Folgelasten zu tragen und wer hat Ansprüche auf Kompensation seiner Belastungen, ergeben sich aus den sozialen Konstruktionen mehrerer Akteure. Die Herausforderungen für die Demokratie sind hoch, da von unterschiedlichen Auswirkungen auf die Bedarfs-, Leistungs-, Geschlechter- und Generationengerechtigkeit auszugehen ist. Konflikte werden die gesellschaftlichen Kontexte bestimmen, und den demokratischen Institutionen kommt die besondere Bedeutung zu, diese im Rahmen demokratischer, ziviler Prozesse auszutragen. Repräsentanten einer naturwissenschaftlichen Logik können, gestützt auf ihre Beobachtungen und ihre Beobachtungsinstrumente, Folgeabschätzungen vertreten, treffen aber auf gesellschaftliche Gruppen und Teilsysteme verschiedenster Art sowie auf weit abweichende Vorstellungsgewissheiten („Gott hat mit uns vor …“). Es ist schwierig zu bestimmen, wer in der Gesellschaft eine anerkannte Rationalität verkörpert, um Entscheidungen mit weitreichenden Folgen zu treffen. | |
Für die Soziale Arbeit stellt sich die Frage, wie sowohl ihre Adressaten, die von ihr vertretenen Gruppen und sie als eigene ressourcenabhängige Professionsgruppe sich als Teil dieser Auseinandersetzungen verhält. Mit folgenden Fragen ist zu rechnen: | Gesellschaftliche Orientierungen |
●Mit welchen Argumenten kann Soziale Arbeit auf moralische Forderungen ebenso mit moralischen Forderungen antworten und – auf einer anderen Begründungsebene – mit Hilfe der Ethik deren Stellenwert bestimmen? Im konkreten Fall ist gerade ein verallgemeinernder Hinweis keine Gewähr dafür, dass nicht ein vergleichbarer Hinweis ein ebenso gewichtiges Argument darstellt. | |
●Warum soll das Glück oder die Not eines deutschen Bundesbürgers unter Menschenrechtsaspekten höher gewichtet werden als das einer Chinesin oder eines Polynesiers? | |
●Was ist das verbindende Element über die verschiedenen Ansprüche hinaus? |
●Wie wird im gesellschaftlichen System eine Resonanz auf die Veränderungen der natürlichen Umwelt erzeugt, und wie erreicht diese Stimulanz das Teilsystem Soziale Arbeit und seine Adressaten? Die Resonanzfähigkeit der Gesellschaft ist mit der Art und Weise verbunden, wie sie Informationen filtert, verarbeitet und als Basis zur Entscheidungsfindung nutzt. Zu diesen Themen quer liegt die Differenzierung der gesellschaftlichen Systeme wie Wirtschaft, Recht, Bildung, Soziale Arbeit, Medizin. Die zentrale Frage bezieht sich auf die Repräsentation des Gesamtsystems, da Klimakatastrophen und ökologische Veränderungen das Gesamtsystem infrage stellen und eben nicht nur Teilsysteme betreffen. Diese wiederum sind aber in der differenzierten Gesellschaft Ansprechpartner und (Mit-)Gestalter von Lösungspfaden. | |
Die ökologischen Herausforderungen radikalisieren weitere Fragen: | |
1.Wie kann in einer differenzierten Gesellschaft, die von der Rationalität von Teilsystemen abhängig ist, schnell eine koordinierte Strategie gefunden werden, die sowohl die Folgen der Klimakatastrophe in den Blick nimmt als auch die Handlungen anderer Gesellschaften weltweit? Die Vorstellung, die Aufgaben der Gesamtrepräsentation an das politische System delegieren zu wollen, ist nachvollziehbar, aber in sich widersprüchlich, da die Selbständigkeit von Wissenschaft, Wirtschaft oder Sozialer Arbeit geradezu verlangt, benötigt und von den Systemen verteidigt wird. | |
2.Wie ist auf die zu reagieren, die sich nicht einer Gesamtperspektive verpflichtet fühlen? Systemtheoretisch gesprochen: Wie sind die Beziehungen zu sozial differenten Akteuren und Systemen zu gestalten? Welche Inhalte und Formen hat die Kommunikation mit denen, die sich den demokratischen Verfahren und den daraus resultierenden Vorschlägen für einen Konsens nicht anschließen wollen?3.Wie erlangen Werte eine relevante Bedeutung, wenn sie systemspezifisch in Organisationen interpretiert und umgesetzt werden? Dabei kann beobachtet werden, dass sie zum einen als „Sonntagsreden“ genutzt werden und zum anderen unausgesprochen im alltäglichen Vollzug der Entscheidungsfindung und Entscheidungsbegründung von Arbeitsabläufen stecken. Die typischen Kosten für die ethische Problemstellung liegen dort, wo berechtigte Interessen von Betroffenen in Organisationen nicht wahrgenommen oder bewusst ausgeblendet werden (Baecker 2018). | |
Wenn Umweltethik synonym mit Moral gesetzt wird, besteht die Gefahr, dass sowohl das Reflexionspotenzial der Ethik nicht genutzt wird als auch Ethik zu einer Ansammlung von Forderungen wird („Moralpredigt“). Erfahrungsgemäß treffen Forderungen dann auf andere Forderungen – Konflikte entstehen und Zeit vergeht. Der Schutz der Lebensgrundlagen gerät auf praktischer (finanzieller usw.) Ebene in eine konkurrierende Situation zu sozialen Ansprüchen, auch wenn lautstark das Gegenteil behauptet wird. Wenn Regionen die exzessive Ausbeutung der Natur aufgeben, wird der öko-soziale Wandel Gewinner, Unbeteiligte und Verlierer hervorbringen. Es gibt keine Garantie für eine Gleichverteilung von Belastungen und zu erwartenden Nutzen. | Erfordernisse ethischer Verständigung |
Mit welchen Qualitäten und Inhalten kann die Soziale Arbeit ihren Forderungen und Ansprüchen Legitimität verleihen? Die Soziale Arbeit arbeitet mit Beschreibungen von Not, Belastungen und Exklusionsrisiken und setzt so an der Seite der als „betroffen“ Bezeichneten an. Zu fragen ist, ob die Soziale Arbeit ihre Leistungen nicht für diejenigen zu begründen hat, die Nutzen vom angestrebten ökologischen Wandel haben. Eine Ethik, die ökologische Themen bearbeitet, wird sich aus ihrem Reflexionspotenzial heraus legitimieren und sich nicht mit der Voreinstellung auf eine Art Klagemauer abfinden. Die Frage nach der Einheit, die ermöglicht, Unterschiede und Differenzen auszuhalten und einen sozialen und konsensfähigen Weg zu finden, gerät in den Mittelpunkt der Herausforderungen. Eine ökologische Ethik setzt verschiedene berechtigte Ansprüche unter dem Gesichtspunkt des Überlebens in der natürlichen Umwelt miteinander in Beziehung. Der Weg über die Grenzen moralischer Empörung bzw. moralisch begründetem Anspruch hinaus bedarf einer Reflexionsebene, die sich auf die Einheit trotz Differenz bezieht. Die damit angesprochene Einheit ist auf die Zustimmung und Mitwirkung gesellschaftlicher Systeme und Personen angewiesen. Wie kann Soziale Arbeit erreichen, dass trotz der Differenzierung der sozialen Systeme und der Struktur der verschiedenen Systemebenen (z. B. in der Politik über Kommunal-, Landes-, Bundes- und Europapolitik) die berechtigten Ansprüche ihrer Adressaten gehört werden? Ohne Zustimmung sind die Zentralperspektiven wie Mensch, Zukunft, Rechte ziemlich wirkungslos. Eine ökologische Ethik ist im Sinne Batesons u. a. eine, die sich selbst als Teil des sozialen und kommunikativen Zusammenhangs versteht. Die ökologischen Probleme sind internationale – der Handlungsrahmen ist national; erforderlich sind weitreichende Maßnahmen. Die konkreten Einflussmöglichkeiten sind beschränkt; die Forderungen nach einheitlichem Handeln sind plausibel – die beteiligten Akteure handeln nach ihren Interessen: In all diesen Spannungsfeldern sind Organisationen wesentliche Mittler. Die Qualität und die Ausrichtung der Binnenbeziehungen der Organisationen tragen wesentlich zum Gelingen der notwendigen Veränderungsprozesse bei. Welche Merkmale für die Binnenbeziehungen in den Organisationen der Sozialen Arbeit kennzeichnen den systemischen Ansatz? | |
Aufgrund des Zusammenhangs von Beobachter und Beobachtungsgegenstand ( siehe Kap. 1.1) kommt die erste Priorität der Reflexion der eigenen Beobachtungen und Beschreibungen zu. In der systemischen Praxis werden ständig Entscheidungen vorgenommen, die einer kontinuierlichen und systematischen Reflexion bedürfen – aus dem Ansatz lässt sich für die Soziale Arbeit weder eine Opferrolle noch eine Begrenzung auf die Helferrolle ableiten. | Systemische Reflexionsangebote |
Systemisch orientierte Soziale Arbeit orientiert sich an wertebezogenen Themen. Sprachlich wird oft zwischen Moral und Ethik nicht unterschieden. In systemischer Perspektive kann Moral als eine Form der Kommunikation verstanden werden, die auf die Unterscheidung von Werten abzielt, Ethik wiederum als die Reflexion von Moral (Luhmann 1989; Foerster 1993a; Kron-Klees 1998; Krüll 1987; Rotthaus 1996, Fuchs 2004b). | Definition von Moral und Ethik |
Menschenbild | |
Eine systemtheoretische Perspektive öffnet einen differenzierten und neuen Zugang zu Vorstellungen vom Menschen. Der ‚ganze Mensch‘ besteht aus einem gleichzeitig ablaufenden Zusammenspiel mehrerer eigenständiger Systeme (organisches, psychisches, soziales System). Diese operieren verschiedenartig und miteinander verbunden. Indem die einzelnen Systeme in der Theorie zunächst als konsequent getrennt voneinander behandelt werden, werden neue Möglichkeiten der Zusammenschau eröffnet. Der einzelne Mensch kommt erst vor diesem Hintergrund zu seinem Recht, als einmaliges Beziehungsgefüge mit einer Geschichte verstanden zu werden. Gesellschaftliche Zusammenhänge wie Sprache, kulturelle Erscheinungen und gesellschaftliche Machtverhältnisse werden so nicht dem Einzelnen oder der Gesellschaft alleine aufgebürdet. Die Systemtheorie stellt auf die Relation und die Analyse dieser Beschreibung ab (siehe Kap. 2.7). Die systemische Perspektive auf den Menschen ist zusammengesetzt aus: | Zusammenwirken mehrerer Systeme |
●dem Zusammenwirken von biologischem, psychischem und sozialem System, | |
●der individuellen Geschichte aus Zugehörigkeiten und Ausgeschlossensein von sozialen Systemen und | |
●den aktuellen Verbindungen (System-Umwelt-Relationen) des Menschen in seinem sozialen Raum. | |
Systemische Vorgehensweisen basieren auf einer wertschätzenden Perspektive gegenüber allen Beteiligten. Wertschätzende Handlungen (z. B. Komplimente oder positive sprachliche Beschreibungen) sind auf eine dazu passende Haltung angewiesen. Wertschätzung meint nicht, dass Problematisches oder Kritisches schöngeredet wird. Vielmehr geht es darum, den eigensinnigen Stilen von Menschen, ihr Leben zu bewältigen, prinzipiell mit Respekt zu begegnen und zu würdigen, dass damit auch Anstrengungen und Risiken des Scheiterns verbunden sind. Wertschätzung als grundlegende Haltung von Helfern ist unabhängig vom gezeigten Verhalten der Klienten und Adressaten. Helfer können z. B. nachvollziehen, erklären und verstehen, warum biografisch belastete Eltern ihre Kinder schlagen, ohne den Eltern gegenüber für dieses Verhalten Verständnis entgegen zu bringen. Wertschätzung ist also keine Akzeptanz oder Honorierung von bisher gezeigtem Verhalten, sondern stellt die Brücke für neues Verhalten dar, wenn Klienten dadurch die Möglichkeit geboten wird, über bisherige Formen der Problemlösung hinaus zu gehen. Wertschätzung als Haltung bezieht sich auch auf die eigenen Potenziale und Kompetenzen und auf kollegiale Formen der Unterstützung. | Wertschätzung |
Als ethischer Imperativ findet die Ausrichtung an der Erweiterung der Anzahl von Handlungsmöglichkeiten breite Anerkennung: | |
„Handle stets so, dass die Anzahl der Möglichkeiten wächst.“ (Foerster 1993b, 49) | |
Soziale Gerechtigkeit | |
Soziale Gerechtigkeit ist sowohl auf einen Begründungsdiskurs als auch auf einen Anwendungsdiskurs angewiesen. Die Grundfragen, nach welchen Prinzipien wir welche sozialen Verhältnisse als gerecht beurteilen und wie Umverteilungen vorgenommen werden sollen, betreffen die Soziale Arbeit unmittelbar. Beide Fragen sind gesellschaftlich hochstrittig. Soziale Arbeit fördert soziale Gerechtigkeit, indem sie es Menschen ermöglicht, an unserer Gesellschaft und ihren Ressourcen teilzuhaben und sie in demokratischen Verfahren mitzugestalten. Entsprechend mischt sie sich in normative Diskurse der Gesellschaft ein und beteiligt sich an Umverteilungsprozessen. | Einmischung |
Versteht man, wie Rawls (1979), Gerechtigkeit als erste Tugend sozialer Institutionen, wird deutlich, dass Gerechtigkeitsfragen nicht losgelöst von sozialen Systemen und Organisationen bearbeitet werden können. | |
Nachhaltigkeit | |
Eine lineare Logik der Sozialen Arbeit führt zu folgender Beschreibung: Anhand spezifischer Defizite (Auffälligkeiten) werden Zielgruppen bestimmt und spezielle Interventionsformen herausgebildet. Damit werden soziale Fragen mithilfe von defizitorientierten Beschreibungen auf eine ,technische Weise‘ behandelt und die Verantwortung für Lösungen den Adressaten und den Sozialarbeitern zugeordnet. Damit geraten jedoch strukturelle Bedingungen aus dem Blick (Castel 2008). Aus der Komplexität und Vernetztheit sozialer Verhältnisse und dem Finanzierungszwang ihrer Organisationen entstehen für die Soziale Arbeit Spannungsverhältnisse. Eine systemische Ethik richtet sich sowohl an aktuellen wie an längerfristigen Auswirkungen des Handelns aus und berücksichtigt die Risiken und Folgewirkungen in den miteinander verbundenen Personen und sozialen Systemen. Unter ethischen Aspekten sind nachhaltige soziale Entwicklungen zu fördern. Anstatt ‚schnelle Lösungen‘ zu favorisieren, kann geprüft werden, welche längerfristigen und anderweitigen Konsequenzen mit der angestrebten Lösung verbunden sind. Folgende Aspekte und Fragestellungen helfen, nachhaltige Handlungsperspektiven zu stärken und dienen als Orientierungshilfen: | Kritik an linearer Logik |
●Welche bisherigen Lösungsversuche können als gescheitert gelten? | |
●Welche unbeabsichtigten Nebenfolgen von Hilfe können in den Blick genommen werden? | |
●In welchem Systemzusammenhang ist ein Problem die Lösung eines anderen Problems? | |
●Auf welcher Systemebene lässt sich ein als Problem definierter sozialer Zusammenhang nachhaltig lösen? |
Zusammenfassend lässt sich zu den ethischen Perspektiven der Systemtheorie in der Sozialen Arbeit folgender Hinweis geben: | |
Systemtheorie ist keine ‚kritische‘ Theorie in dem Sinne, dass sie vorab auf ein normatives Ziel ausgerichtet ist, sondern eine ‚kritisch nutzbare‘ Theorie. | ![]() |
Dies hat Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen gehört, dass die normative Zielsetzung, die der Theorieanwender unterstützen will, von ihm ausgewiesen, verantwortet und geleistet werden muss. Der Anwender bekommt nicht automatisch eine normative Zielsetzung mitgeliefert. Die Grundstruktur der Systemtheorie ist relational. | Vorteile der Theorie |
„Systemische Herangehensweisen zielen immer auf die Analyse und Beeinflussung von Beziehungen ab: Beziehungen zwischen sozialen Systemen (Einzelpersonen, Familien, Gruppen, Institutionen) und ihrer Umwelt.“ (Heiner 2004, 159) | |
Relationen konstituieren sich als ‚dazwischen Seiendes‘. Eine Beziehung ist nicht nur auf der einen oder auf der anderen Seite zu entdecken. Insbesondere normative Aussagen können daher erst im zweiten Schritt aus den vorangegangenen Beschreibungen abgeleitet werden – und sie verweisen auf den Autor der Beschreibung, wie nachfolgendes Zitat verdeutlichen soll: | |
„War die Sichtbarkeit des Pinselstrichs in der naturalistischen Malerei ein Hinweis auf technische Unfertigkeit, ist die Sichtbarkeit des Pinselstrichs als Pinselstrich in der abstrakten Malerei ein Hinweis auf die Konkretheit des Malens und die Beobachtung des Malers. Die Ästhetik der Systemtheorie ist dementsprechend eine Ästhetik des Pinselstrichs, d. h. sie bemüht sich erst gar nicht darum, den Gegenstand so aufscheinen zu lassen, wie er ist, weil er ja nur so ist, wie er theoretisch gemalt ist.“ (Nassehi 2003, 85) | |
Zusammenfassung | |
●Systemische Soziale Arbeit umfasst den Zusammenhang von systemischer Praxis und systemtheoretischen Interpretationen Sozialer Arbeit.●Systemische Soziale Arbeit begreift ihr Engagement als einen kommunikativen Zusammenhang für die Lösung spezifischer Aufgaben und Probleme der Gesellschaft – sie ist ein Teil der Gesellschaft und nicht außerhalb von ihr.●Systemische Soziale Arbeit berücksichtigt die Freiheit und die Unabhängigkeit der Adressaten, Klienten und Kooperationspartner und legitimiert sich über Beiträge zu demokratischen Diskursen.●Das systemische Vorgehen gründet in Respekt und einer am Dialog ausgerichteten Haltung sowie einer Orientierung an Ressourcen und Lösungen. Dabei wird das Zusammenwirken verschiedener Systeme berücksichtigt.●Systemische Soziale Arbeit reflektiert, dass Kontakte zu ihr sowohl positiv als auch negativ bewertete Folgen haben können, ebenso, dass sie selbst Menschen sozial ausschließt oder sich sozial negative Effekte zeigen können, und bezieht sich daher selbst ständig in ihre Analysen ein. | |
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