Wir fragten uns: Wie genau hat er das geschafft? Was ist sein Erfolgsgeheimnis? Und wie wird man überhaupt Journalist? Welche Charaktereigenschaften muss ich mitbringen, um ein guter Journalist zu werden? Wie bekomme ich mein erstes Praktikum? Welche Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten gibt es?
Deshalb sind wir durchs Land gereist und haben für Euch Deutschlands Top-Journalisten nach ihren Wegen in den Traumberuf Journalismus gefragt.
Eins können wir an dieser Stelle schon vorwegnehmen: Viele Wege führen in den Traumberuf. RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel zum Beispiel studierte Landwirtschaft und schrieb seine Diplomarbeit über das Verhalten von Zuchtschweinen, bevor er die Journalistenschule besuchte. Der stern-Kolumnist Hans-Ulrich Jörges erzählte uns, wie er während der Studentenbewegung Steine warf, Haschisch rauchte, sein Studium abbrach – und doch in die Chefredaktion des sterns aufstieg. Auch der mächtige BILD-Chefredakteur Kai Diekmann, der mit seinen Enthüllungen sogar den Bundespräsidenten ins Wanken brachte, spricht offen darüber, welche Rückschläge er als junger Journalist hinnehmen musste.
Deutschlands Top-Journalisten erzählen in diesem Buch nicht nur von ihren Anfängen, sie geben Euch auch viele exklusive Einblicke in ihre tägliche Arbeit. Die Königin der politischen Talkshows, Anne Will, hat uns verraten, wie sie mit ihrer »Schraubstock-Technik« die Bundeskanzlerin ins Kreuzverhör nimmt. FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher erklärte, wie er auf die Ideen für seine Bestseller kommt. VOGUE-Chefredakteurin und »Mode-Päpstin« Christiane Arp hat uns erzählt, wie Karl Lagerfeld und Heidi Klum hinter den Kulissen sind und wie sie neue Trends aufspürt. Während wir mit dem ARD-Sportmoderator Gerhard Delling ein Bundesligaspiel guckten, berichtete er, wie es ist, mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein Bier zu trinken. Während Dellings Arbeitskleidung schicke Anzüge sind, trägt Frederik Pleitgen meistens eine schusssichere Weste, wenn er auf Sendung geht. Der Kriegs- und Krisenberichterstatter von CNN hat uns zwischen seinen Einsätzen in Afghanistan, Libyen und Ägypten bei unserem Besuch davon erzählt, wie er einen Luftangriff nur knapp überlebte. Und ganz nebenbei hat er noch verraten, wie er den Sprung vom Sitzenbleiber zum weltbekannten Reporter schaffte. Von NEON-Chefredakteur Michael Ebert erfahrt Ihr, wie Ihr es schafft, trotz allem Konkurrenzdruck im Journalismus kein »Arschloch« zu werden. Und SPIEGEL Online-Chef Mathias Müller von Blumencron erläutert, was man als Journalist im digitalen Zeitalter außer Schreiben noch alles können muss.
Einige der Top-Journalisten haben zusätzlich noch eine persönliche Video-Botschaft für Euch – dafür scannt einfach mit eurem Smartphone den QR-Code unter den Interviews.
Übrigens: Wir konnten unsere Eltern dann doch relativ schnell davon überzeugen, dass der Beruf des Journalisten der spannendste der Welt ist und man sogar davon leben kann. Trotzdem hier noch ein paar Argumente für Eure Eltern: Nicht alle Journalisten tragen angeranzte Sakkos (oder schusssichere Westen), sondern viele sind sogar richtig schick (vor allem diejenigen, die fürs Fernsehen arbeiten). Zu Recht und Ordnung kann man mit seinen Enthüllungen von Skandalen auch als Journalist betragen. Und nicht jeder Journalist hat Geldnot, mancher wird sogar Millionär, wenn er zum Beispiel einen Bestseller nach dem anderen schreibt.
Natürlich kann nicht jeder Fernsehmoderator, Chefredakteur oder Bestsellerautor werden. Aber was wir von fast allen Starjournalisten in unseren Gesprächen gehört haben, ist dies: Der Weg in den Traumberuf Journalismus ist oft hart und steinig. Wer aber Talent mitbringt, unbedingt Journalist werden will und überdurchschnittlich einsatzbereit ist, der findet auch seinen Platz. Und falls Ihr es am Ende nicht bis in die Chefredaktion oder vor die Kamera schafft, gibt es für Eure Eltern vielleicht trotzdem einen kleinen Trost: Immerhin wollt Ihr nicht professionelle Buschtrommler im Regenwald werden.
Viel Spaß beim Lesen!
Jan Philipp Burgard und Moritz-Marco Schröder
Interviews
Mr. Tagesthemen
»Ein konkretes Ziel zu haben ist wie eine metaphysische Kraft«
TOM BUHROW
Moderator, ARD
Tom Buhrow ist der lebende Beweis, dass ein Journalistentraum wahr werden kann, wenn man fest genug daran glaubt und hart genug daran arbeitet. Schon mit 18 träumte er davon, USA-Korrespondent zu werden und später die ARD-Tagesthemen zu moderieren. Mit 34 ging der erste Traum in Erfüllung: Als ARD-Korrespondent in Washington interviewte er nicht nur US-Präsident George W. Bush, während dieser gerade Krieg gegen den Irak führte, sondern auch die Rolling Stones. Tom Buhrow reiste durch ganz Amerika und war etwa live dabei, als Hurrikan Katrina über das Land fegte. Mit 48 erfüllte sich sein zweiter Lebenstraum: Er stieg zum »Mr. Tagesthemen« auf. Während wir ihn einen Tag lang von der Morgenkonferenz bis zum späten Abend im Studio begleiten durften, haben wir mit ihm über sein Erfolgsgeheimnis, seine Zeit als Auslandskorrespondent und die Auswahl seiner Krawatten gesprochen.
Sie laufen in jeder Stadt, in der Sie arbeiten, einen Marathon. Welche Eigenschaften braucht ein Journalist, die ein Marathonläufer auch braucht?
Es gibt die verschiedensten Typen von Journalisten. Aber eine gewisse Zielstrebigkeit ist für jeden Journalisten wichtig. Man muss sich gut vorbereiten, in Etappen denken, sich ein Ziel für seine Arbeit setzen. Das kann in fast keinem Beruf schaden. Grundsätzlich würde ich Marathonläufer am ehesten mit Fachjournalisten vergleichen, weil die bei einem bestimmten Thema sehr in die Tiefe gehen. Ich denke da zum Beispiel an Wissenschaftsjournalisten, Wirtschaftsjournalisten oder Enthüllungsjournalisten. Ich als aktueller Nachrichtenjournalist arbeite in vielen kleinen Etappen und bin viel mehr Sprinter als Marathonläufer.
Sie sagen, man müsse sich ein Ziel stecken. Gilt das nur für die tägliche Arbeit oder auch für die gesamte Lebensplanung?
Ich glaube, dass es sehr hilft, wenn man weiß, was einem Spaß macht und in welche Richtung man sich entwickeln möchte. Es gibt junge Menschen, die haben ein ganz konkretes Ziel für ihre Laufbahn. Die sagen: »Ich möchte Chefredakteur werden!« Das Allerwichtigste ist aber, dass man erst mal weiß, wie man überhaupt »tickt«. Was ist die eigene Neigung? Wenn jemand gerne Themen in die Tiefe gehend bearbeitet, dann sollte er nicht in die Aktualität gehen, also zum Beispiel zur Tagesschau. Jemand der Nachrichten mag sollte nicht versuchen Fachjournalist zu werden. Und jemand, der gerne Menschen trifft und wie ein Trüffelschwein Geschichten hinterher schnuppert, der sollte vielleicht nicht versuchen, ins journalistische Management zu gehen, sondern zum Beispiel Auslandskorrespondent zu werden. Ein Lebens- oder Karriereziel kann dich also dazu zwingen, dir selbst Rechenschaft darüber abzugeben, was deine Neigungen sind.
Wann haben Sie denn Ihre eigenen Ziele ganz konkret formuliert?
Ich habe schon mit 18 Jahren, zur Abizeit, den Traum gehabt, dass ich Auslandskorrespondent und eines Tages vielleicht auch Tagesthemen-Moderator werde. Heute kann ich das ja sagen, weil ich es erreicht habe, aber damals habe ich es niemandem erzählt! (lacht) Konkrete Ziele sollte man nur sich selbst gegenüber haben.
Was ist denn so schlimm daran, über ehrgeizige Ziele auch zu sprechen?
Je hochgesteckter die Ziele sind, desto vermessener klingt das für Zeitgenossen, für Kollegen, für Freunde oder auch Vorgesetzte. Tagesthemen-Moderator ist auf den ersten Blick ein vermessener Traum.
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