„Das ist ein Sextant, lieber Theo!“, erklärt Leonie. „Das ist eines der wichtigsten Instrumente auf einem Boot. Damit kann man ganz genau seine Position bestimmen!“
„Du Leonie, ich persönlich glaube ja, dass du supergut segeln kannst“, sagt Ilvie, „gut genug, um die Anastasia zu segeln. Und du weißt auch sehr viel über die Seefahrt … Und das, was du nicht weißt, können wir gemeinsam nachlesen und lernen … oder jemanden fragen. Es ist alles hier, die ganzen Bücher und Instrumente, und es gibt sicher viele erfahrene Seefahrerinnen und Seefahrer im Ort, die wir fragen können, wenn wir etwas nicht verstehen. Und es gibt das Boot. Ich denke, wir sollten die Schatzkarte finden und die Mission deiner Urgroßmutter zu Ende bringen!“
„Hm … das wäre was … !“, meint Leonie zustimmend und ihr freies Auge beginnt vor Begeisterung zu blitzen. „Aber wie finden wir bloß diese Karte? Das haben vor uns schon so viele Leute versucht!“, sagt sie dann mit kläglicher Miene.
„Hm …“, macht Ilvie und geht nachdenklich auf und ab. „Was mag sie wohl gemeint haben, die alte Frau … – Das Geheimnis ist zu sehen in den Bildern der Vergangenheit …“
Theo legt den Sextanten wieder in die Holzkiste und kratzt sich nachdenklich am Kopf. Das ist alles viel zu viel für so ein kleines Affenhirn. Und außerdem hat er schon sehr lange keinen Erdbeer-Cupcake mehr gegessen, sein Magen knurrt jetzt hörbar. ‚Also ich für meinen Teil habe jetzt genug von dem ganzen Quatsch!‘, funkelt der kleine Affe grummelig. ‚Ich gehe wieder an Deck zu meinem Wanderbeutelchen und werde einen der guten Erdbeer-Cupcakes verschlingen – und zwar jetzt gleich!‘ Und mit einem Satz hüpft der kleine Affe von seinem Tisch.
„Uaaahaaaa!!!!“, brüllt Theo im nächsten Moment. Er ist mit seinem Popo ganz fürchterlich auf einer sehr gemeinen Kante einer sehr blöden Kiste gelandet, die er nicht gesehen hat. Die Kiste fällt sofort um und ihr Inhalt verteilt sich auf dem Boden der Bibliothek. „Aaaauuuahhh!“, jammert Theo, hüpft auf einem Bein und hält sich laut wehklagend seinen kleinen Popo. ‚So ein Mist! So ein Mist! Will man einmal einen kleinen Erdbeer-Cupcake holen, wird einem sofort von so einer blöden Kiste eine Falle gestellt! So ein blödes, blödes Ding!‘, funkelt der kleine Affe zornig, während er weiter wild herumspringt.
Leonie grinst und Ilvie lacht laut. Das sieht einfach zu komisch aus, wie Theo, beide Hände am Popo, über die Planken der Bibliothek hüpft.
‚Ja ja, lacht nur!‘, funkelt Theo ärgerlich. ‚Während ich mich hier mit den schlimmsten Popo-Schmerzen, die man sich vorstellen kann, herumplagen muss!‘ Beleidigt blickt Theo auf den Boden, auf dem der Inhalt der Kiste verstreut liegt. ‚Bäh!‘, funkelt er schimpfend weiter. ‚Blöde alte Bilder!‘
„Blöde alte Bilder …“, wiederholt Ilvie laut und sieht Leonie aufgeregt an. „Theo hat über die blöden alten Bilder geschimpft und … Leonie, ich habe eine Idee!“ Ilvie kniet sich hin und wühlt in den auf dem Boden verstreuten Bildern. „Das sind alte Fotos! Bilder der Vergangenheit!“

Leonie sieht ihre neue Freundin fassungslos an und murmelt: „Beim fußverknopften Coleoid!“ Ihr freies Auge blitzt. „Bilder der Vergangenheit – wow!“
„Ja!“, ruft Ilvie und wühlt weiter in den Bildern. „Was ist, wenn deine Urgroßmutter hier einen Hinweis versteckt hat, wo die Schatzkarte zu finden ist?“
„Das Geheimnis ist zu sehen in den Bildern der Vergangenheit …“, wiederholt Leonie die Worte der alten Frau. „Das würde meiner Urgroßmutter schon sehr ähnlich sehen …“, fügt sie grinsend hinzu. „Urgroßmutter Grace liebte ihre Anastasia sehr – und obwohl sie ja das große Schiff befehligt hat, fuhr sie immer wieder mit der kleineren Anastasia aufs Meer. Und Urgroßmutter war sehr schlau und sehr vorsichtig, sie hätte niemals jemandem direkt gesagt, wo diese Schatzkarte ist … – aber so … nach allem, was ich über sie weiß … Ja, das kann gut sein!“
„Na dann los!“, ruft Ilvie. „Dann lass uns mal sehen, ob wir hier einen Hinweis finden!“
Leonie kniet sich neben Ilvie auf den Boden und sieht ihre Freundin verschmitzt an. „Oh ja, das wäre doch nicht schlecht, wie?“, sagt sie und beginnt, sich die alten Bilder genauer anzusehen.
„Hm …“, macht sie nach einer Weile. „Wenn wir nur wüssten, wonach wir ungefähr suchen sollen …“, murmelt sie. „Es sind hunderte Bilder … und wir haben keine Ahnung, wie dieses Geheimnis überhaupt aussehen soll …“
DAS PORTRÄT VON URGROSSMUTTER GRACE
Wir brauchen jetzt wirklich eine Stärkung!‘, funkelt Theo, der sich in der Zwischenzeit wieder beruhigt hat und dazu übergegangen ist, auch ein bisschen in den Fotos herumzuwühlen. ‚Ich, Theo, wage mich jetzt mutigen Schrittes durch die Halbdunkelheit dieses Geisterschiffes und hole meinen Wanderbeutel, den ich gedankenlos an Deck gelassen habe. Dort drin gibt es noch letzte Reste von diesen köstlichen Erdbeer-Cupcakes, die uns sicher bei der Suche nach dem komischen Geheimnis helfen werden‘, funkelt der kleine Affe feierlich und hüpft vorsichtig in Richtung der Treppe, die an Deck führt. Huch, dieses halbdunkle Schiff ist schon sehr unheimlich!
„Puh, wir werden hier ewig sitzen“, murmelt Leonie.
„Stimmt!“, stöhnt Ilvie. „Aber das ist es wert! Stell dir nur vor, wir finden die Karte!“
‚Tataaa!‘, funkelt Theo, der einige Minuten später triumphierend mit seinem Wanderbeutel in der Hand in der Bibliothekstür steht. Der kleine Affe fühlt sich wirklich als Held. Er ist den ganzen Weg im Halbdunkel in diesem gruseligen Schiff gegangen – ganz allein! Und dann wieder zurück! Großzügig wie er ist, verteilt er die letzten Erdbeer-Cupcakes an die Mädchen. Das kleinste behält er für sich. Er ist schließlich ein wohlerzogener kleiner Affe. ‚Oh, oh, da fehlt jetzt wirklich etwas …‘, funkelt Theo, während er traurig in seinen leeren Wanderbeutel starrt. ‚Hmmm, hmmm … ein Loch klafft in meinem Beutelchen … anstatt der Erdbeer-Cupcakes ist da jetzt ein ganz leeres Loch …‘
Ilvie, die gerade eines der alten Bilder in der Hand hat, blickt wie vom Blitz getroffen auf. ‚Was funkelst du da, Theo?‘
‚Was denn?‘, funkelt Theo verwundert. ‚Ich hab doch nur vor mich hin gefunkelt, dass da jetzt ein Loch klafft … anstatt der köstlichen Erdbeer-Cupcakes ist da jetzt ein … Loch.‘
„Das ist es!“, ruft Ilvie laut. „Ich hab’s!“
Leonie sieht Ilvie aufgeregt an. „Was denn!? Wo denn!?“
Ilvie umarmt ihren kleinen Affen. „Danke, Theo!“
„Na was denn jetzt?!“, ruft Leonie. „Was ist es, Ilvie?!“
Aufgeregt hält Ilvie ihrer Freundin eines der Fotos hin. „Da!“, sagt sie. „Sieh mal! Ich wundere mich schon die ganze Zeit, was auf diesem Bild nicht stimmt …“
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