Rainer Köpf
Ich komm, weiß wohl woher!
EINE REISE ZU MARTIN LUTHER
Rainer Köpf
Ich komm, weiß wohl woher!
EINE REISE ZU MARTIN LUTHER
Calwer Verlag Stuttgart
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung
der Calwer Verlag-Stiftung
Die im Text verwendeten Lutherzitate sind kursiv gedruckt.
Beim Zitieren wurde auf sinngemäße Wiedergabe
und verständliches Deutsch geachtet.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 978–3–7668–4342–5 (Print)
ISBN 978–3–7668–4360–9 (eBook / epub)
© 2015 by Calwer Verlag GmbH Bücher und Medien, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten.
Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags.
Lektorat: Andrea Scholz-Rieker, Herrenberg
Satz und Herstellung: Karin Class, Calwer Verlag
Umschlaggestaltung: Karin Class, Calwer Verlag
Umschlagmotiv: Porträt Martin Luther um 1525 von Lucas Cranach d.Ä.
© LWL-Museum für Kunst und Kultur (Westfälisches Landesmuseum),
Münster / Dauerleihgabe der Bundesrepublik Deutschland
Foto: Sabine Ahlbrand-Dornseif
Internet: www.calwer.comE-mail: info@calwer.com
eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
www.brocom.de
Danken möchte ich Frau Ingrid Olofsson, Beutelsbach Herrn Kirchenrat i.R. Hans Lachenmann, Satteldorf Herrn Oberstudienrat i.R. Hanns-Hermann Lohrer, Crailsheim und meinem Sohn stud. paed. Frieder Köpf Heidelberg für die fachliche Beratung .
Inhalt
Geleitwort Geleitwort Beim Lesen der Lutherbiografie kann man auch eine Reise durch Luthers Glaubensüberzeugungen vollziehen. Was ihn antrieb und bewegte, entdeckt man so aufs Neue. Das Lutherbild des Verfassers ist von Bewunderung geprägt, verschweigt aber auch nicht die dunklen Seiten des Reformators. Mein Dank gilt Pfarrer Rainer Köpf für dieses Buch, das unterhaltsam zu lesen ist. Für Menschen, die an Reformationsgeschichte interessiert sind, ist es ein großer Gewinn. Und wer Freude am Reisen hat, kann die Biographie gar als Reiseführer verwenden. Schön, dass das Buch dazu anregt, eine „Reformations-Reise“ zu machen! Kurzum: ein gelungener Beitrag zu der Idee, dass das Jubiläum 2017 in den Kirchengemeinden und bei den vielen interessierten Leserinnen und Lesern ankommen möge. Ein Glaubens-, Reise- und Geschichtsbuch mit romanhaften Zügen. Ich wünsche Ihnen allen eine unterhaltsame und zugleich erbauliche Lektüre. So kann man bei Luther in die Schule gehen und findet unter anderem einprägsame Bilder für die Erneuerungskraft der Bibel, die die eigene biblische Spiritualität neu anregen: „Das Wort Gottes ist wie ein Kräutlein: je mehr man es reibt, umso mehr duftet es“ (Martin Luther). Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July
EINFÜHRUNG
Und dennoch Luther
MÖHRA
Zur Quelle
MANSFELD
Sohn eines Aufsteigers
MAGDEBURG
Sichtbarer Glaube
EISENACH
Singen und Sagen
ERFURT
Über Brücken gehen
WITTENBERG
Ins Licht
WARTBURG
Der Geborgene
EISLEBEN
Auf der Durchreise
Lebensdaten von Martin Luther
Ein Reisevorschlag
Ausgewählte Literatur
Karte: Das Martin-Luther-Land
Bildnachweis
Geleitwort
Beim Lesen der Lutherbiografie kann man auch eine Reise durch Luthers Glaubensüberzeugungen vollziehen. Was ihn antrieb und bewegte, entdeckt man so aufs Neue. Das Lutherbild des Verfassers ist von Bewunderung geprägt, verschweigt aber auch nicht die dunklen Seiten des Reformators.
Mein Dank gilt Pfarrer Rainer Köpf für dieses Buch, das unterhaltsam zu lesen ist. Für Menschen, die an Reformationsgeschichte interessiert sind, ist es ein großer Gewinn. Und wer Freude am Reisen hat, kann die Biographie gar als Reiseführer verwenden. Schön, dass das Buch dazu anregt, eine „Reformations-Reise“ zu machen!
Kurzum: ein gelungener Beitrag zu der Idee, dass das Jubiläum 2017 in den Kirchengemeinden und bei den vielen interessierten Leserinnen und Lesern ankommen möge. Ein Glaubens-, Reise- und Geschichtsbuch mit romanhaften Zügen.
Ich wünsche Ihnen allen eine unterhaltsame und zugleich erbauliche Lektüre. So kann man bei Luther in die Schule gehen und findet unter anderem einprägsame Bilder für die Erneuerungskraft der Bibel, die die eigene biblische Spiritualität neu anregen: „Das Wort Gottes ist wie ein Kräutlein: je mehr man es reibt, umso mehr duftet es“ (Martin Luther).
Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July
Einführung
Und dennoch Luther
In meinem Amtszimmer hängt ein Porträt Martin Luthers aus dem 19. Jahrhundert. Das unzeitgemäß wirkende Bild entstammt dem Nachlass eines pietistischen württembergischen Kinderheimes. Es zeigt eine vollständig vergoldete Lutherstatue auf schwarzem Hintergrund. Als glorifizierter Glaubenszeuge steht Luther auf einem Steinsockel, in dem das trutzige Pauluszitat aus dem Römerbrief eingraviert ist: „Wenn Gott für uns ist, wer mag wider uns sein?“ Die Bibel fest in der Hand thront der Reformator auf erhöhtem Podest und schaut, Bismarck gleich, entschlossen nach vorne.
Nicht nur schwäbische Waisenkinder sind mit diesem verklärten „Heiligenbild“ groß geworden. Generationen von Protestanten waren von einer geradezu schwärmerischen Lutherverehrung geprägt. In den kritischen 1970er Jahren hat die damalige Heimleitung das Gemälde entsorgt. Es war nicht mehr zeitgemäß. Vom Speisesaal aus gelangte es zunächst in den Speicher und nach einem Frühjahrsputz auf den Flohmarkt. Der neue Zeitgeist hat historische Autoritäten hinterfragt und vermeintliche Helden vom Sockel der Unangreifbarkeit geholt. Hierarchisch Überhöhtes passte nicht mehr zu einer emanzipierten, offenen Gesellschaft. Im Gold eines undifferenzierten Lutherporträts sah man die Schatten überdeckt, im Rausch des Weihrauchs den realen Menschen gefälscht. Unser modernes Lutherbild ist distanzierter, filigraner, vielleicht auch farbiger. Es nimmt zu Recht die grellen, aber auch die dunklen Seiten des Reformators wahr. Luther selbst hätte sicher nichts gegen die Entschleierung seines Denkmals gehabt. Mit scharfem Verstand und drastischer Zunge hätte er jeden Personenkult schnell enttarnt und zur Strecke gebracht. Ich habe mir dieses ausrangierte Lutherporträt dennoch ins Büro gehängt.
Es ist nicht nur das eigenwillig Surreale, das die Darstellung für mich anziehend macht. Und es ist auch nicht bloß das Vergangene, das als Entmachtetes wieder exotisch zu wirken beginnt. Die goldene Lutherikone bringt in ihrer kindlichen Einseitigkeit eine Saite meines eigenen „Luthergefühls“ zum Schwingen. Ein malender Pfarrkollege kam einmal zu Besuch und hat das Bild eingehend betrachtet. Als er die Stirn in Falten legte, fragte ich ihn: „Dir gefällt es wohl nicht?“ Er antwortete ganz offen: „Man muss Luther mögen, um das Bild zu mögen!“
Ich mag Martin Luther. Sein Aufstieg vom Handwerkersohn zum Akademiker spiegelt sich in meiner eigenen Biographie wider. Seine inneren Kämpfe kenne ich: Er ist hin- und hergerissen zwischen Tradition und Aufbruch, zwischen Wurzeln und Wachsen. Das Gesetz des Müssens fordert und überfordert ihn. Er ringt um existentielle Annahme und Überwindung der Daseinsangst. Durch seine unverstellte Art wirkt er gelegentlich wie ein Elefant im Porzellanladen. Calvin und viele Feingeister hat das erschreckt. Ich finde es glaubwürdig und attraktiv, dass Klarheit ihm wichtiger ist als politische Correctness. Er schwadroniert nicht mit staatstragenden Floskeln, sondern trägt munter sein Herz auf der Zunge. Die Bücherregale können die Fülle seiner pulsierenden Schriften kaum fassen. Wie bei einer im innersten Wesen Gottes entsprungenen Quelle sprudeln die Worte aus ihm heraus. Obwohl das ordnende Kriterium
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