– Fortsetzung zu: Das Echo des Adlerschreis –
Alle Personen sind frei erfunden und jede Ähnlichkeit mit realen Personen zufällig und nicht beabsichtigt.
Mit großem Dank an die Falknerei Tinnunculus, Heidelberg, mit ihren gefiederten Freunden Jona und Joker und all den anderen!
Ebenfalls großer Dank gebührt Familie Kolb mit ihrer Bison-Farm im Siegerland!
Der Lockruf des Weißen Adlers
Erinnnerungen an ein früheres Leben
Roman
von
Rebecca Netzel
Impressum
Der Lockruf des Weißen Adlers, Rebecca Netzel
TraumFänger Verlag Hohenthann, 2018
1. Auflage eBook November 2021
eBook ISBN 978-3-948878-11-5
Lektorat: Michael Krämer
Satz und Layout: Janis Sonnberger, merkMal Verlag
Datenkonvertierung: Bookwire
Titelbild: Alexandra Walczyk
Copyright by TraumFänger Verlag GmbH & Co. Buchhandels KG, Hohenthann
Printed in Germany
Vorspann Vorspann – In Deutschland – Meine Ferienreise in die USA war fast tödlich ausgegangen – durch einen Autounfall auf dem Highway. Anstatt mir die Naturschönheit der Wälder anzusehen, lag ich im Krankenhaus und sah mir in Gedanken meine Flashbacks an, ein zeitrafferartiges Rückspulen meiner Lebens-Erinnerungen, die sogar über mein aktuelles Leben hinaus reichten und eine Rückführung in frühere Leben darstellten – zu meinem Vorleben als Indianer und sogar als Adler. Das hat meine Einstellung zum Leben komplett geändert. Die Native Americans sind ja berühmt für ihren Respekt vor der Natur, dem Leben an sich als Gabe des Großen Geistes; und das Leben mal aus der aufregenden Sicht eines Adlers zu sehen, buchstäblich aus der Vogelperspektive, das gab allem auch eine ganz besondere Note. Ich begann umzudenken – auch was den Grund meiner Reise betraf, die eigentlich die Flucht vor mir selber nach einer gescheiterten Beziehung war …
Der dornige Pfad der Versöhnung
Die Falknerei
Überraschungen in Pine Ridge
Ausklang
Lakóta kin wanblí kin he iyótan hcin wankátuya yawápi.
Den Lakota ist der Adler heilig .
Makóce kin le takója etán unkólotape lo.
Wir haben die Erde von unseren Enkelkindern nur geliehen. (Native-Sprichwort, auch bei den Lakota)
„Weißt du, dass Bäume reden? Ja, sie reden. Sie sprechen miteinander, und sie sprechen mit dir, wenn du zuhörst. Aber die weißen Menschen hören nicht zu. Sie haben es nie der Mühe wert gefunden, uns Indianer anzuhören, und ich fürchte, sie werden auch auf die anderen Stimmen in der Natur nicht hören. Ich selbst habe viel von den Bäumen erfahren: manchmal etwas über das Wetter, manchmal über Tiere, manchmal über den Großen Geist.“
Tatánka Máni(= Tatanga Mani), zitiert nach: Bydlinski/Recheis, Weisheit der Indianer, S. 11
„Als Kind sah ich die Bäume und das Feld vom Wind bewegt, und da dachte ich, die beten jetzt. Denn dieses Lebendige, das spricht einen an, so tief, dass man fast erschüttert ist.“
– Jehuda Bacon, Überlebender von Auschwitz, Künstler und Philosoph –
(zitiert aus: Jehuda Bacon/Manfred Lütz, „Solange wir leben, müssen wir uns entscheiden“ – Leben nach Auschwitz, S. 36)
NB: Der Ínyan-Mythos, der Schöpfungsmythos der Lakota, hat mit seiner Emanationslehre manche Parallelen zur Vorstellung der göttlichen Funken in allen Geschöpfen bei den mystischen Gedanken der Kabbala.
– In Deutschland –
Meine Ferienreise in die USA war fast tödlich ausgegangen – durch einen Autounfall auf dem Highway. Anstatt mir die Naturschönheit der Wälder anzusehen, lag ich im Krankenhaus und sah mir in Gedanken meine Flashbacks an, ein zeitrafferartiges Rückspulen meiner Lebens-Erinnerungen, die sogar über mein aktuelles Leben hinaus reichten und eine Rückführung in frühere Leben darstellten – zu meinem Vorleben als Indianer und sogar als Adler. Das hat meine Einstellung zum Leben komplett geändert. Die Native Americans sind ja berühmt für ihren Respekt vor der Natur, dem Leben an sich als Gabe des Großen Geistes; und das Leben mal aus der aufregenden Sicht eines Adlers zu sehen, buchstäblich aus der Vogelperspektive, das gab allem auch eine ganz besondere Note. Ich begann umzudenken – auch was den Grund meiner Reise betraf, die eigentlich die Flucht vor mir selber nach einer gescheiterten Beziehung war …
Der dornige Pfad der Versöhnung
Rasch tippte ich die Kurzwahl-Nummer ein, ehe ich es mir wieder anders überlegen konnte. Ein Wunder, dass ich die Nummer noch nicht gelöscht hatte! War es aus purer Nachlässigkeit geschehen, oder hatte ich im Winkel meines Herzens schon geahnt, dass ich den Schlussstrich bereuen würde, den ich damals unter unsere Beziehung gezogen hatte …?
Plötzlich war ich ganz aufgeregt. Würde sie an ihr Handy gehen? Was sollte ich überhaupt sagen? „Du – es tut mir leid?“ Klingt blöde, ist es auch. Die Natives sagen, man kann nie ein Wort zurücknehmen, das man einmal ausgesprochen hat – Worte sind mit Energie geladen, positiver oder negativer, und dadurch wirken sie wie Medizin oder Zauberkraft, ebenfalls im Guten oder Bösen.
Je länger ich am Handy wartete und nervös mit der anderen Hand Rhythmen in die leere Luft trommelte, desto mehr fühlte ich mich wie elektrisch aufgeladen. Würde sie?
„Ja?“
„Ähm –“
„Ja, hallo?“
„Also, ich –“
Gerade wollte sie offenbar das Gespräch wegdrücken, da erkannte sie meine Stimme. „Jochen – du???“
„Also, ja – sorry, ich wollte nur …“
Was ich genau wollte, konnte ich nicht in Worte fassen, schon gar nicht in wenige wohlformulierte. Sehnsüchtig hoffte ich, die Situation würde mir helfen, Illona würde rasch begreifen, mir goldene Brücken bauen …
Doch sie baute mir keine goldenen Brücken. Sie war offenbar so überrascht, so verblüfft, mich nach dem Ende unserer Beziehung – das ja von mir ausgegangen war – wieder am Apparat zu hören, dass ihr zunächst einmal gar nichts dazu einfiel.
Das Schweigen zwischen uns wurde mit jeder Sekunde unerträglicher. In die dröhnende Stille hinein, in der ich nur meinen eigenen angespannten Atem hörte, sagte ich beherzt: „Also – ich wollte mich entschuldigen. Für alles. Es war kompletter Blödsinn, was ich damals zu dir gesagt hab!“
So – nun war es raus.
Sie schwieg weiter, verwirrt. Jetzt hörte ich auch ihren Atem, offenbar überlegte sie sich gerade, was sie mir am passendsten auf mein großartiges Eingeständnis erwidern könnte.
„Ach ja – einfach so?“, sagte sie schließlich. Irrte ich mich, oder klang es gereizt, nicht nur durchs Handy verzerrt.
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