Vincent O. Carter - Meine weisse Stadt und ich

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1944/45 hatte er als umjubelter GI Europa befreit, als er Jahre später wiederkommt, um sich als Schriftsteller niederzulassen, will man ihm nicht mal ein Zimmer vermieten. 1953 lässt er sich in Bern nieder, wo er als Schriftsteller und Englischlehrer arbeitet. Verlässt er das Haus, ist er immer auf die ihm verhasste Frage gefasst: Warum bist du nach Bern gekommen?
Und so macht sich Carter in seinem Buch auf, diese Frage, die an seinen «Grundfesten rüttelt», zu bewältigen. In immer neuen Anläufen erzählt er, warum er nicht in Paris, Amsterdam oder München geblieben ist, er erzählt Kindheitserinnerungen aus Kansas City und vor allem von Begegnungen in Bern, wo ihn alle anstarren – Männer, Frauen, Kinder, Hunde, Katzen … –, von Geldsorgen, Liebesgeschichten, Reisen, Wohnungssuche. Mit so unzerstörbarem Humor wie hartnäckigem Engagement und voller Ambivalenz geht er dem Rassismus auf den Grund, der Verschiedenheit der Menschen, dem Fremdsein des Individuums in der Gesellschaft. Und ganz nebenbei zeichnet er ein scharf beobachtetes Porträt seiner Zeit, seiner Gesellschaft und seiner Stadt.

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‹Wer?›

Alle sahen mich mindestens eine volle Minute ungläubig an. Ich hatte dieses Staunen, das sie nun zweifellos empfanden, selbst erlebt, wenn mich in einer Unterhaltung jemand fragte, wer Hamlet geschrieben hatte.

‹Die Deutschen.› Sie sagte es ganz ruhig, als hätte sie die Kartoffeln gesagt.

Da erst ging mir auf, dass sie Juden waren. Die Erkenntnis zeigte sich an meinem Gesichtsausdruck. Tödliche Stille senkte sich über den Raum. In diesem Moment machte ich eine Bestandsaufnahme des Universums und versuchte zu begreifen, wer ich war. Ich erinnerte mich, dass ich das Lächeln, das nun über den Rand der Gesichter in diesem Zimmer huschte, auch auf den Gesichtern von Schwarzen gesehen hatte, wenn sie von den Vorfällen während der Rassenunruhen in Chicago und Detroit, von den Lynchmorden im Süden oder der Polizeigewalt im Norden sprachen.

Kurz darauf beendete ich meinen Besuch. Mit gemischten Gefühlen verließ ich die kleine Gruppe. Der Klang der Worte der jungen Frau: ‹Aus meinen Eltern haben sie Seife gemacht› verdüsterte den klaren blauen Himmel. Die sanfte, unschuldi­ge Brise, die durch den kleinen Park unweit des Hauses wehte, das ich gerade besucht hatte, verwandelte sich in einen bedrohlichen Agenten des Bösen. Das bezaubernde Gesicht meiner Gastgeberin schwebte vor meinen Augen wie das Bild einer mythologischen Gestalt oder das Negativ einer schönen Frau, die tot war. Ich identifizierte mich dermaßen mit ihrem Schmerz, dass ich mich selbst wie ein Jude fühlte. Das schreckliche Ungeheuer, SIE, die anderen, lauerte in den dunklen Ecken meines Bewusstseins, und so bildete ich mir eine perverse und böswillige Feindseligkeit in allen Gesichtern ein, die mir begegneten. Die geringste Aufmerksamkeit von Leuten auf der Straße oder öffentlichen Plätzen verstörte mich!»

An dieser Stelle konnte sich die kleine Gruppe junger Männer, die sich im Mövenpick um mich scharte, nicht mehr beherrschen.

«Moment mal!», rief jemand. Ich hörte auf zu sprechen und sah mich um, auf der Suche nach der Stimme, die meine Erinnerungen unterbrochen hatte.

«Ja», sagte ich, ein wenig verträumt und bemerkte, wie am Himmel ein Stück weiches Blau aufleuchtete. Dann sagte der Jemand – ich wusste nicht, wer es war:

«Ich kann verstehen, wie sich die Juden gefühlt haben müs­sen, aber dass die Menschen dich anstarrten, ist doch klar. Offenbar ist dir nicht bewusst, dass wir Europäer nicht jeden Tag Schwarze zu Gesicht bekommen!»

«Doch», entgegnete ich ungeduldig, denn ich wollte den roten Faden meiner Gedanken nicht verlieren. Zugleich bedauerte ich, dass ich nicht innehalten und auf seinen Einwand eingehen konnte, ich hätte überempfindlich auf das Gaffen der Leute reagiert. «Vermutlich hast du recht», sagte ich. «Ich komme später noch darauf zurück, aber jetzt würde ich gern zu Ende erzählen, warum ich aus Amsterdam weggegangen bin.

Ich habe versucht zu beschreiben, wie sehr mich das Gespräch mit der jungen Dichterin erschüttert hatte. Was mich aber vollends aus dem Gleichgewicht brachte, war ein anderer Herr, dem ich vorgestellt worden war. Er war Grafologe. Er interessierte mich, einmal wegen seines Berufs, zum anderen, weil er offenbar Spinoza genauso bewunderte wie ich. Er war ein groß gewachsener blonder Mann mit feinen Gesichtszügen und einer leicht gebeugten Haltung. Er saß, stand oder ging gewöhnlich mit gesenktem Haupt, als trüge er eine schwere unsichtbare Last – und genauso war es auch!

Ich hatte ihn über meinen Gastgeber in der Prinsengracht kennengelernt. Eines Tages lud er mich zu sich nach Hause ein und stellte mir seine Frau und seinen Sohn vor. Sie war eine kräftige, dunkelhaarige kleine Person, die aussah wie dreißig, aber eher vierzig sein musste. Trotzdem sah sie sehr gut aus. Sie war extrem ernst und auf seltsame Art lebendig. Ihr Sohn war zwölf und außergewöhnlich hübsch.

Der Mann hatte versprochen, mir seinen Beruf zu erklären, nachdem ich ihm gestanden hatte, diesen schon immer mit einer Portion gesunder Skepsis betrachtet zu haben. Doch als ich bei ihm eintraf, steckte mich seine Frau mit ihrer Begeisterung für Musik an. Sie hatte eine kleine Plattensammlung mit Werken von Bach, Mozart und Vivaldi, um nur eini­ge zu nennen.

‹Musik ist alles, was mir geblieben ist›, sagte sie feierlich. Und ich hatte das Gefühl, dass ich mich privilegiert fühlen sollte, sie mit ihr teilen zu dürfen. Anschließend blieb uns nichts anderes übrig, als zuzuhören. Und so machten wir es uns um den Plattenspieler herum gemütlich. Mein Platz war neben dem Fenster, durch das ich über die Dächer von Am­sterdam sah. Ansonsten konnte ich den Blick nicht von ihr abwenden. Sie war auf starke, überzeugende Weise ein Zentrum der Anziehungskraft für uns alle.

Später erfuhr ich, dass diese kleine Frau während des Krieges sehr mutig gewesen war. Die Nazis hatten sie mehrmals festgenommen, und jedes Mal war ihr die Flucht gelungen. Ihre Augen glühten wie Feuer, während sie die Musik in sich aufnahm, als wäre sie das Leben selbst. Wir anderen nahmen an diesem Ritual teil wie Besucher, die den Gottesdienst ei­ner Kirche besuchen, ohne deren Glauben anzugehören.

Dann war die Musik zu Ende. Sie servierte uns Kaffee, und ich hatte das Thema Grafologie vergessen. Wir unterhielten uns über Spinoza.

‹Wir sind alle Teil eines Ganzen, das Gott ist … egal auf welche Art man ihn wahrnimmt … Das ist alles, was er sagen wollte.› Sie sprach die Worte mit großer Eindringlichkeit aus.

‹Ja›, antwortete ich. ‹In der Ausgabe der Ethik, die ich gelesen habe, hatte der Herausgeber das Dokument der Exkommunikation beigefügt, das Spinoza von der Kirche vorgelesen wurde. Ich war erstaunt über die scheinbar unzähligen Arten, mit denen er von den Kanonikern des Kirchenrechts verflucht worden war. Ich versuchte mir vorzustellen, wie er sich gefühlt haben muss, als Ausgestoßener unter seinen eigenen Leuten. Und das zu einer Zeit, als es in der westlichen Welt nur wenige Staaten gab, in denen ein Jude Asyl erhielt. Es machte mich sehr traurig …›

‹Sie sollten einen Spaziergang mit mir durch die Altstadt machen›, sagte der Grafologe. Seine Frau sah ihn mit schmerz­erfülltem Ausdruck in den Augen an. Ich fühlte mich unwohl. ‹Ich zeige Ihnen das Ghetto, in dem Spinoza lebte … Den Platz, wo die alte Synagoge stand.›

‹Den würde ich sehr gern sehen›, sagte ich und versuchte, den Gesichtsausdruck seiner Frau zu deuten.

Wir tranken unseren Kaffee aus, ich bedankte mich bei ihr für die wundervolle Musik und verabschiedete mich.

Es war ein sonniger und träger Tag. Langsam schlenderten wir durch die Altstadt von Amsterdam, vorbei an vielen Häusern, die gerade abgerissen wurden, und an anderen, die nur noch Ruinen waren. Nach einer Weile kamen wir zu einer Art Platz mit einem alten Springbrunnen aus Stein in der Mitte. ‹Hier halten wir unseren Markt ab, aber heute gibt es keinen›, erklärte er mir. Wir gingen weiter. Nachdem wir den Platz überquert hatten, zeigte er geradeaus und sagte: ‹Dort drüben stand die alte Kirche. Sie ist vor langer Zeit zerstört worden. Die da ist neu.› Die Mauern des Gebäudes waren gespickt mit Einschüssen von Maschinengewehren und Löchern von Mörsergranaten. So gut wie alle Fenster waren zersplittert. Ich sah ihn fragend an. ‹Der Krieg›, erklärte er.

Wir gingen weiter. Gelegentlich deutete er auf ein Gebäude oder ein Haus und machte eine erklärende Bemerkung. An einer Stelle zeigte er mir ein dreistöckiges Gebäude einige Straßen von der Synagoge entfernt und sagte: ‹Dorthin haben sie meine Familie verschleppt. Sie wurden alle umge­bracht.› Er sprach mit unterdrückter, halb erstickter Stimme. Da er einen Schritt hinter mir zurückgeblieben war, konnte ich sein Gesicht nicht sehen. Beim Klang seiner Stimme blieb ich abrupt stehen und versuchte, das beklemmende Gefühl, das mich überkam, abzuschütteln. Ich dachte an den schmerzerfüllten Ausdruck im Gesicht seiner Frau.

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