Kerstin Groeper - Meine Mutter, der Indianer und ich

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Meine Mutter, der Indianer und ich: краткое содержание, описание и аннотация

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Wie soll ich mir Respekt verschaffen, wenn meine Mutter mit einem Indianer daherkommt? Eine Geschichte um Respekt und das Erwachsenwerden.
Felix gilt als der geborene Unruhestifter. Wegen aggressiven Verhaltens aus dem Gymnasium geflogen, wird er nun in der Mittelschule mit Argusaugen beobachtet. Zu allem Überfluss zieht seine Mutter in ein kleines Dorf in Bayern und nur ungern arrangiert sich Felix mit der neuen Situation. Er spielt den coolen Gangster und eckt sofort bei den Lehrern an. Auch, dass viele Schüler sich als offen ausländerfeindlich erweisen, bringt Felix in Konflikte mit der Schule, aber auch mit seiner Mutter. Als plötzlich der neue Freund seiner Mutter auftaucht, der tatsächlich ein waschechter Indianer ist, unternimmt Felix alles, um den unliebsamen Gast aus seinem Haus zu vertreiben. Er fürchtet den Spott seiner Freunde und hetzt sie gegen den «Kanaken» auf.

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Für Jonas, der dieses Buch liebte und sogar immer ins Krankenhaus mitnahm. Ich denke an ihn!

Meine Mutter, der Indianer und ich

Jugendroman von Kerstin Groeper

Impressum Meine Mutter der Indianer und ich Kerstin Groeper TraumFänger - фото 1

Impressum

Meine Mutter, der Indianer und ich, Kerstin Groeper

TraumFänger Verlag Hohenthann, 2019

1. Auflage eBook Oktober 2021

eBook ISBN 978-3-948878-06-1

Lektorat: Michael Krämer

Satz/Bildbearbeitung: Janis Sonnberger, merkMal Verlag

Datenkonvertierung: Bookwire

Titelbild: Bruno Schmäling

Copyright by TraumFänger Verlag GmbH & Co. Buchhandels KG, Hohenthann

Printed in Germany

Inhalt

Cooler Mann

Von Traktoren und musikalischen Kühen

Passwörter und Zugangscodes

Ein Fremder im Haus

Kriegsponys und Polizisten

Eine kleine Pocahontas

Drogenhandel

Kanakenklopfen

Döner und Ketchup

Familie Schickes-Kostüm

Leistungsfeststellung

Entscheidungen

Cooler Mann

Felix hasste seinen Namen. Felix! Felix war einfach nicht cool! Manchmal durchblätterte er das Namensbuch, in dem seine Mutter vor fünfzehn Jahren diesen grässlichen Namen herausgesucht hatte. Verblichene Kreuze zeugten davon, dass ihr auch noch andere Namen gefallen hätten. Zum Beispiel Linus, Marcel oder Jonas! Linus wäre cool gewesen! So wie aus der Comicserie „Die Peanuts“. Felix klang irgendwie gay!

Manchmal riefen sie ihn „Fee“, nur um ihn zu ärgern, aber seine fliegenden Fäuste verschafften ihm Respekt, zumindest bei den Schülern. Die Lehrer zeigten dafür weniger Verständnis, und so hatte es Verweise gehagelt, bis er letztendlich aus dem Gymnasium geflogen war. „Gewalttätig gegenüber seinen Mitschülern“, hieß es in seinem Zeugnis.

Mann! Wie sollte er sich sonst Respekt verschaffen, wenn er schon mit diesem Namen geschlagen war?

Missmutig warf er sich auf sein Bett und übersah das Chaos in seinem Zimmer. Überall standen Umzugskartons herum, zum Teil geöffnet, zum Teil noch geschlossen. Er hatte seine Klamotten in den Schrank geworfen, natürlich unordentlich, so dass seine Mutter bestimmt wieder einen Tobsuchtsanfall bekommen würde. Aber das war ihm gleichgültig.

Sollte sie nur toben! Es war ja nicht seine Idee gewesen, hierher zu ziehen. Mitten ins Outback!

Er hatte keine Lust, sein Zimmer gemütlich einzurichten, abgesehen davon, dass seine Definition von „gemütlich“ sich ziemlich von der Vorstellung seiner Mutter unterschied. Gemütlich hieß für ihn, dass die Pappschachtel von der Pizza vor drei Tagen noch unter seinem Sofa lag, dass halb angetrunkene Apfelsaftflaschen im ganzen Zimmer in greifbarer Nähe standen oder der Kaugummi an dem Rahmen seines Bettes klebte. Seine Mutter dagegen sah nur den Schimmel in den Flaschen, wenn er doch die eine oder andere übersehen hatte auszutrinken. „Weißt du, was das kostet?“, schrie sie dann wutentbrannt.

Gelangweilt zuckte er provozierend die Schultern, obwohl es ihm eigentlich leid tat. Aber Ordnung halten war halt nicht sein Ding! Jetzt stand nur eine angebrochene Colaflasche in seinem Zimmer. Er nahm einen tiefen Schluck und spuckte die Hälfte wieder aus, als die warme Kohlensäure in seinem Mund überschäumte. Verflixt!

Betroffen blickte er auf die Sauerei und seufzte tief. Wo fand er jetzt einen Lappen, ohne dass seine Mutter davon erfuhr? Auf Socken tappte er leise die Treppe hinunter in den ersten Stock, in dem sich das gemeinsame Badezimmer befand.

Seine Mutter rumorte im Erdgeschoss und schien mit dem Auspacken beschäftigt zu sein. Er schnappte sich eine Rolle Klopapier, befeuchtete einige Tücher, dann schlich er wieder nach oben.

Im Nu hatte er die klebrige Flüssigkeit entfernt, und sinnend blickte er auf die Klorolle. Eigentlich war sie für weitere Notfälle durchaus geeignet, und so stopfte er sie in die Schublade mit den Socken.

Prüfend musterte er sein Aussehen in der Spiegeltür des Schrankes und strich einige Strähnen seines gefärbten Haars in die richtige Richtung. Cool! Ein perfekter Schnitt, dazu schwarze Haare mit hellen Strähnen. Nicht das Straßenköterblond, das ihm sonst entgegengeblickt hatte. Seine Jeans rutschte lässig bis knapp unter seinen Hintern, etwas, was seine Mutter zur Raserei brachte. Das um mehrere Nummern zu große Basketballhemd hing über eine Schulter nach unten. Fehlte nur noch das Käppi auf drei Uhr, möglichst mit einem Kopftuch darunter. Schließlich musste er den Bauerntrampeln in diesem Kaff zeigen, was in der Stadt alles „in“ war! Er hatte sich einen breitbeinigen Gang angewöhnt, damit seine Hose nicht endgültig die Beine hinunterrutschte; zudem fand er ihn männlich.

Er stellte sich an das Fenster und blickte auf das weite Land. Nichts als Felder und Wälder so weit das Auge reichte. Ortsrandlage, hatte seine Mutter voller Stolz erzählt. Outback, hatte er sie verbessert. „Aber hier kann ich schreiben!“, hatte seine Mutter geschwärmt.

Alles drehte sich immer nur um diese dämlichen Bücher! Letztendlich waren die Bücher sogar schuld daran, dass sein Vater sie verlassen hatte. Er hatte ihre an Autismus grenzende Selbstvergessenheit einfach nicht mehr ertragen, wenn sie mit glühenden Wangen in ihrer Scheinwelt versank. Indianerromane! Etwas Blöderes gab es einfach nicht!

Dabei verdiente seine Mutter damit ganz gut und konnte sich immerhin die Miete für dieses Haus leisten. Aber Indianer! Überall hingen diese dämlichen Traumfänger oder anderer Kitsch herum, und leise Flötenmusik lief im Hintergrund. Scheinbar immer die gleiche Melodie, zumindest hörte er keinen Unterschied. Als kleiner Junge hatte ihm das gefallen. Er hatte sogar einige Wörter dieser Indianersprache aufgeschnappt, die seine Mutter mit Feuereifer lernte und inzwischen wahrscheinlich besser sprach als die verdammten Rothäute, aber jetzt nervte ihn dieses ganze Theater nur noch. Konnte seine Mutter nicht endlich erwachsen werden? Indianer spielen war etwas für kleine Kinder!

Regelmäßig flog sie zu Recherchen nach Amerika, natürlich allein, ohne ihn. „Du würdest dich nur langweilen!“, wehrte sie seinen Wunsch mit einem flüchtigen Lächeln ab. „Außerdem bist du doch in den Ferien bei deinem Vater!“

Schon! Trotzdem hätte er ganz gern mal richtig echte Indianer gesehen!

Seine Mutter unterstützte mehrere Projekte auf irgendwelchen Reservationen, hängte sich voller Enthusiasmus hinein, wie in alles, was sie anfing. Wie ein begeistertes Kind. Er wartete auf den Tag, an dem sie sich die Haare schwarz färbte und selbst wie eine Indianerin herumlief! Er war verbittert, wenn er an ihren Enthusiasmus dachte. Letztendlich störte ihn nur, dass sie nie Zeit für ihn hatte!

So drehte er seine Hip-Hop-Musik auf volle Lautstärke und freute sich diebisch, weil sie an seine Tür klopfen musste, wenn sie etwas von ihm wollte. Aufmerksamkeit erregen, ja, das konnte er. Provozieren, bis ihr der Kragen platzte.

Er drückte seine Nase gegen die Scheibe und zog ein schiefes Gesicht. Wahrscheinlich würde es stinken, wenn im Herbst die Bauern die Felder düngten. Ha, dachte er hämisch. Mal schauen, ob es Mama dann immer noch gefällt. Zu viel Realität konnte dämpfend wirken!

Mit Unbehagen dachte er an die neue Schule, in die er ab nächste Woche gehen musste. Es hatte ihn tief getroffen, dass er aus der Schule geflogen war, aber er war in einer Spirale der Gewalt gefangen gewesen, die er nicht mehr hatte stoppen können. Einmal Schläger, immer Schläger! Selbst wenn er überhaupt nicht schuld war. Die Ungerechtigkeit, mit der er behandelt wurde, hatte ihn wütend gemacht, noch patziger und noch unhöflicher. Nichts hatte er in den Augen der Lehrer richtig machen können, bis vor lauter Trotz auch seine Noten in den Keller gefallen waren. Er war nicht dumm, nicht einmal faul, aber die Lehrer hatten ihn längst abgestempelt. „Verhaltensauffällig“, so hatten sie ihn genannt. Ein Gangster!

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