Oscar Peer - Das Raunen des Flusses

Здесь есть возможность читать онлайн «Oscar Peer - Das Raunen des Flusses» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Das Raunen des Flusses: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Das Raunen des Flusses»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Der Erzähler kehrt im Herbst seines Lebens zurück zum verlassenen Haus am Inn, an die Orte seiner Kindheit im Unterengadin. Er findet Spuren und Erinnerungen an Menschen, an Landschaften und Gerüche. Das tägliche Leben taucht wieder vor ihm auf, die Schule, Streit und Versöhnungen, wichtige Menschen, der Vater, Eisenbahner und unersättlicher Leser, die Mutter, passionierte Briefeschreiberin, die Freunde, Lehrer, das harte Leben und die manchmal eigenwilligen Grossväter. Erinnerung und Imaginäres wechseln sich ab. Konzentriert um Orte, Themen und Personen, setzt sich die Jugendgeschichte Stück um Stück zusammen. Der Autor vermeidet die lineare Chronologie. In der Tradition einer eindrücklichen oralen Erzählkultur, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde, erzeugt Oscar Peer eine einzigartige Stimmung vom Alltagsleben im Engadin der Dreissiger- und Vierzigerjahre.

Das Raunen des Flusses — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Das Raunen des Flusses», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Unsere beste Eierlegerin war spurlos verschwunden, wir fanden nicht einmal die Federn. Mutter trauerte ihr nach; doch eines Tages, während sie im Freien Wäsche aufhängte, erschien die Hen­ne aus dem Wald und kam gluckend die Wiese herauf, gefolgt von einer Schar weisser Kücken.

Hie und da sah man einen Adler. Auch er kreiste geduldig über unseren Häusern, meistens abends nach Sonnenuntergang, wenn wir unten bereits im Schatten lagen und er oben noch im rötlichen Licht. Wir staunten, wie lange er kreisen konnte, ohne ein einziges Mal die Flügel zu bewegen.

Ich denke an Grass, den Fotografen aus Zernez, der uns hier vor dem Haus fotografiert hat. Das Foto besitzen wir noch immer. Mich, den Kleinsten, hat man auf ein Tischchen gesetzt, die Geschwister stehen daneben, geputzt, gekämmt, die beiden Brüder mit dem Sonntagspullover, die Schwester mit zwei festgedrehten Zöpfchen. Die Geschwister würde man auf dem Bild leicht erkennen, mich wahrscheinlich noch nicht – zweieinhalbjährig, ich käme jedenfalls kaum darauf, dass ich das selber bin, mit diesen Locken, einem weichen, noch traumbefangenen Kindergesicht. Un­ser Jüngster fehlt noch; der kam erst Jahre später zur Welt, hat unterdessen gelebt und ist bereits wieder gegangen, so wie auch die andern drei. Schade, dass die Eltern auf diesem Foto fehlen. Es wäre eine Gelegenheit gewesen, wenigstens einmal alle zusammen auf ein Bild zu bringen. Doch Vater wird in seinen Tunneln gewesen sein, Mama wird beiseite gestanden haben, um zu schauen, wie Grass seinen Apparat einstellte und fotografierte. An sich selbst dachten sie kaum.

1933 zogen wir von Carolina weg. Es war Ende April, es schneite ein bisschen, leichter Flockentanz wie oft im Frühjahr. Ich hatte zum Geburtstag neue Schuhe bekommen, deren Lederduft mich bezauberte. 1933 – ein berüchtigtes Jahr, nur wusste man in jenem Alter noch nichts von Politik und Weltgeschichte. Wir lebten unbehelligt von einem Tag zum andern, wir hatten genug zu essen, wir wurden nie vertrieben, wir mussten nie fliehen. Als wir den Ort verliessen, geschah das friedlich, und man hatte Zeit genug, alles sorgfältig einzupacken. Nachdem unser Hausrat weg war und wir hier die Türe zumachten, hörten wir deutlich, wie es innen widerhallte. Meine Schwester und ich waren mit der Mutter als letzte hier geblieben; ich weiss nicht, warum Mutter zögerte, nochmals öffnete und in den verdunkelten Flur hineinschaute.

Unterdessen ist mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen, andere Leute sind hier eingezogen und später wieder fortgegangen. Nun ist das Haus nicht mehr bewohnt, Türen und Läden ge­schlos­sen. Schade, dass man nicht durch ein Fenster in die Stube hineingucken kann, oder durch jenes andere in die Küche. Es wäre ein flüchtiger Blick in den rätselhaften Raum der Vergangenheit. Geschlos­­sen auch der kleine Stall dort, wo wir unsere Ziegen unterbrachten. Eine von ihnen war gemsrot, eine andere (die «Tog­gen­bur­gerin») war braun, eine hell und dunkel gefleckt. He­di, die hörnerlo­se, war ganz weiss; sie mochte ich am liebsten, und es schien mir, sie rieche geradezu nach Milch.

Es gibt Erinnerungen, die mit einer gewissen Regelmässigkeit wiederkehren, andere scheinen für immer gelöscht. Doch es kommt vor, dass etwas plötzlich wieder auftaucht, wie die Tigerkatze mit den grünen Augen, die einen Sommer lang verschwunden blieb und dann unerwartet zurückkam, einen Tag vor Winter­einbruch.

Da oben die Bahnlinie, eben geht ein Zug vorbei, ohne zu halten. Man sieht die Strombügel der Lokomotive, die Dächer einiger Wagen, die Böschung dämpft das Geräusch. Sonst ist nichts zu hören als weit unten der Fluss, den man von hier nicht sieht. Die Lärchen sind noch hellgrün, einige Wipfel werfen ihre Schatten über den Vorplatz, am Himmel ein paar leichte Wolken.

Dass etwas einmal war und dass es jetzt nicht mehr ist, kommt uns oft merkwürdig vor. Wir achten nur nicht immer darauf, weil die Zeit geräuschlos vergeht, und weil das ihre uralte Gewohnheit ist, zu vergehen.

Mutters Eigenwille

Immer wieder die Frage: bis wohin reicht das Gedächtnis zurück, diese mysteriöse Fähigkeit, längst Vergangenes von innen her zu sehen. Manches hat sich schon in der Kindheit verankert, wenn auch nur schemenhaft. Oft bin ich nicht sicher, ob etwas Erinnerung ist oder blosse Imagination. Zum Beispiel wie ich im Bettchen liege, wie die Türe aufgeht und meine Mutter lautlos neben mir erscheint, wie sie mit mir redet – wobei ich, im vorsprachlichen Stadium, ihre Worte vermutlich nur als freundliches Gelalle wahrnehme.

Das war noch in Carolina, dessen Welteinsamkeit mich möglicherweise für immer geprägt hat. Kaum zu ermessen, wie sehr Umwelten an uns hängen bleiben. Schon die Mutter selber war eine Umwelt. Ich sehe noch, wie sie mich morgens vom Bett holt, mich auf den Arm nimmt, mit mir in die Stube geht und regelmässig vor den Spiegel tritt. Für sie wahrscheinlich ein heiterer Tagesbeginn, wäh­rend ich selbst den Spiegel nicht mochte und mir das Gesicht verhüllte. Nachher stand sie mit mir am Fenster.

Ich war noch im Nachthemd, sie selber noch im Schlafrock und mit gelöstem Haar. Sie spazierte mit mir auf dem Arm in der Stube umher; wenn ich kalte Füsse hatte, setzte sie mich auf einen Stuhl, sie selber setzte sich nahe vor mir und nahm meine Füsse, um sie zu wärmen, zwischen ihre Beine. Ich hatte das nicht gern, etwas sträubte sich dagegen, so sehr ich sonst ihre Nähe suchte. Nachts zum Beispiel war ich glücklich, neben ihr zu schlafen und noch im Schlaf ihre Wärme zu spüren. Es bekümmerte mich, wenn ich morgens erwachte und statt ihrer meine Schwester oder einer meiner Brüder neben mir lag. Nächtliche Bettwechsel gab es immer wieder, umständehalber oder weil eines der Grösseren unerwartet auch zur Mutter ins Nest kroch und sie ihn dann nicht vertreiben wollte; nur war für drei zu wenig Platz vorhanden, weshalb sie, sobald der Zuzüger eingeschlafen war, das eigene Bett verliess und im freigewordenen weiterschlief.

Bevor Johann, unser Jüngster, zur Welt kam, genoss ich acht Jahre lang das Privileg des Nestkückens. Vielleicht der Grund einer starken Mutterbindung. Ich frage mich, ob mir aus dieser Bindung nicht sogar Eigenschaften erwachsen sind, die man sonst als erblich bezeichnet, während sie vielleicht durch lange leibliche und seelische Nähe einfach übertragen wurden – in meinem, beziehungsweise unserem Fall eine gewisse Schwerblütigkeit, Stimmungsschwankungen, Wech­­sel zwischen Geselligkeit und Ein­sam­keit, gelegentliche Ge­sellschaftsflucht, Festtagsallergien, Müdig­keit am Morgen und Aufleben bei Nacht. Vielleicht sogar gewisse nervlich bedingte Herzschwächen bei Bise oder Föhn.

Wenn sie hie und da auf Reisen ging, nahm sie mich mit, wobei ich mich schon als Kleiner daran gewöhnt hatte, dass wir fast im­mer den ersten Zug verpassten. Ich weiss nicht, ob sie nicht auf die Uhr schauen konnte oder ob sich in ihr irgendetwas gegen Uhren und Fahrpläne sträubte. Vielleicht wusste sie schon im voraus ganz genau, dass wir den ersten Zug verpassen würden. Sie hatte ihren eigenen Rhythmus, vor allem eine für sie offenbar lebensnotwendige Mor­gen­langsamkeit, war dann auch eigenwillig ge­nug, sich von der Welt nichts aufzwingen zu lassen. Eine Hoteldirektorin in St. Gallen, bei der sie einst als erwachsenes Mädchen angestellt gewesen war, soll ihr einmal gesagt haben: «Du hast einen Kopf, und der gehört dir!»

Unsere Reisen fanden meistens an Sonntagen statt. Manch­mal gingen wir nach Sent zu ihrer jüngeren Schwester Hermina. Falls wir ausnahmsweise den ersten Zug erwischt hatten, konnten wir in Scuol das Postauto besteigen, das auf uns wartete, durch die Ortschaft fahren und uns dann in sanften Kurven bergwärts tragen lassen. Hinter uns blieb eine Staubwolke zurück, die Strasse war von Bäumen gesäumt. Bei schönem Wetter war das Autodach geöffnet, dann huschten grüne Laubkronen über uns hinweg ... Doch wenn wir erst den zweiten Zug benützt hatten, gab es kein Postauto, dann stand uns ein langer Marsch bevor; zuerst das langgezogene Scuol mit Hotels, Läden und Schaufenstern, und wenn wir die Ortschaft endlich hinter uns hatten, erklärte sie: «Jetzt haben wir schon fast die Hälfte.» Ich widersprach nicht, obwohl ich wusste, dass es nicht stimmte. Kurz nach dem Dorfausgang gab es oberhalb der Strasse eine schwefelhaltige Mineralquelle. Wir gingen hinauf, man konnte eine Röhre nach unten drücken, worauf das Wasser kam. Ich fand es scheusslich, trank aber trotzdem, weil es gratis war und weil Mutter erklärte, das fördere den Appetit für das herrliche Mittagessen, das uns in Sent erwarte. Nachher ging es den Berg hinauf, Kurven hin und her, Naturstrasse, am Rande die staubige Böschung, graue Wer­mutsträucher, Disteln und Grillengezirp. Sie musste mich ein biss­chen ziehen und immer wieder aufmuntern. Irgendwo sah man auf dem Berg endlich das Dorf, eine kompakte Häuserkulisse im blauen Himmel, aber noch unendlich fern. Man sah den schlanken Turm, vernahm etwas Glockengeläute. Irgendwo machten wir eine Pause, sie nahm ihr Taschentuch, benetzte es mit Speichel und putzte irgendeine Stelle an meinem Gesicht. Doch unsere Ankunft in Sent, das Haus der Verwandten, die Begrüssung und das herrliche Mittagessen, mit dem sie mir den Marsch schmackhaft gemacht hatte, das ist weg, vergessen, ausgelöscht, als wären wir nie in Sent angekommen. Es bleibt nur Mama, die Mühsal und der unendliche Weg.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Das Raunen des Flusses»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Das Raunen des Flusses» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Das Raunen des Flusses»

Обсуждение, отзывы о книге «Das Raunen des Flusses» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x