DIE STUFEN DES
AUTOGENEN TRAININGS
Eine praxisbezogene Anleitung
zum Erlernen des Autogenen Trainings
von
Dr. med. Oscar Hammer
Hammer, Dr. med. Oscar:
Die Stufen des Autogenen Trainings
Eine praxisbezogene Anleitung zum Erlernen des Autogenen Trainings
Überarbeited und herausgegeben von Rolf H. Arnold
Copyright © 2011 Rolf H. Arnold
Published by epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Cover by epub-eBooks.de
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN 978-3-8442-0077-5
Wichtiger Hinweis des Verlages
Die selbständige Anwendung des Autogenen Trainings ist nicht geeignet für Personen, die körperlich, seelisch oder geistig nicht gesund sind oder sich nicht gesund fühlen. In solchen Fällen bedarf die Anwendung des Autogenen Trainings in jedem Fall der vorherigen Konsultation eines Arztes und ggf. dessen sachkundiger Begleitung und Überwachung. Eine Haftung des Verlages oder des Autors für Personen-, Sach- und Vermögens-Schäden ist ausgeschlossen.
ZUM VERFASSER
Dr. med. OSCAR HAMMER, geboren am 4. August 1914 in Höchst am Main, erwarb nach dem Medizinstudium in Frankfurt/M., Kiel und Leipzig seine Fachausbildung an verschiedenen Fachkliniken der Universität Leipzig. Seine Ausbildung als Lungenfacharzt erhielt er in der Heilstätte Falkenstein/Taunus. Als Oberarzt war er am Taunus-Sanatorium in Bad Soden/Taunus und am Sanatorium Viktoria in Bad Nauheim tätig. Dr. Hammer war in Bad Nauheim Chefarzt des Sanatoriums Hassia, kommissarischer Leiter der Kurklinik am Südpark und nach seiner Pensionierung leitender Arzt am Hessischen Staatsbad Bad Nauheim.
Die medizinische Psychotherapie Dr. Hammers ist geprägt durch die psychologischen Schulen in Leipzig, sie basiert ferner auf den Auffassungen der Frankfurter Schule der Gruppendynamik und des Lernens durch Einsicht sowie der Pawlowschen Schule in Russland, die er von 1943 - 1949 während seines ärztlichen Einsatzes in sowjetischer Kriegsgefangenschaft in Kursk näher kennenlernte.
Als Schüler von Prof. J. H. Schultz hat Dr. Hammer in den Jahrzehnten seiner klinischen Tätigkeit das Autogene Training als ein gutes Stück Therapie bei seinen Patienten eingesetzt. Seit über 20 Jahren führt Dr. Hammer das Autogene Training erfolgreich als Gruppentherapie im Rahmen ärztlich geleiteter Gruppentherapien in Bad Nauheim durch, wo dem Autogenen Training ein besonderer Platz innerhalb der begleitenden Kurort-Therapie eingeräumt wird. Auch bei der von ihm entwickelten international bekannt gewordenen Bad Nauheimer Raucherentwöh-nungs-Therapie setzt Dr. Hammer das Autogene Training mit ein. Kurse für Autogenes Training führt Dr. Hammer seit vielen Jahren im Institut für Verhaltenstherapie und Präventivmedizin sowie im Rahmen des Kneipp-Vereins in Bad Nauheim und Friedberg durch.
Dr. Hammer ist Ehrenpräsident der Deutschen Akademie e.V. in Düsseldorf und Ehrenvorsitzender des Instituts für Prävention und Verhaltenstherapie in Bad Nauheim. Er gehört u.a. dem Wissenschaft-lichen Beirat des Kneipp-Bundes in Bad Wörishofen an und ist 2. Vorsitzender des Landesverbandes Hessen „Rauchen und Gesundheit“.
Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und ist für seine Verdienste innerhalb der Hessischen Ärzteschaft mit der Richard Hammer-Medaille ausgezeichnet worden.
In seinen vielfältigen Wirkungskreisen setzte sich Dr. Hammer auch nach seiner Pensionierung noch als ärztlicher Dozent aktiv für das Autogene Training als wissenschaftlich fundiertes Therapeutikum ein, das im Sinne der Naturheilkunde Ordnungs- und Selbstheilungskräfte im Menschen in Gang setzt.
DIE ERKENNTNIS, DASS DAS UNTERBEWUSSTSEIN
DURCH GEDANKEN GELENKT WERDEN KANN,
IST VIELLEICHT DIE GRÖSSTE ENTDECKUNG
ALLER ZEITEN
William James
Nordamerikanischer Philosoph und Psychologe (1842 - 1910)
A. Einleitung
Prof. Dr. med. J. H. SCHULTZ sprach 1926 vor der Berliner Medizinischen Gesellschaft erstmals von der konzentrativen Selbstent-spannung, der er 1928 den Namen „Autogenes Training“ gab. Auf dem 4. Allgemeinen Kongress für Psychotherapie 1929 in Bad Nauheim hielt er einen Vortrag über gehobene Aufgabenstufen im Autogenen Training und stellte damit erstmalig die Oberstufe des Autogenen Trainings als vertiefte Selbstschau mit Eigen-Analysen (Autopsychoanalyse) den Ärzten vor, nachdem er seit 1920 die Unterstufe des Autogenen Trainings entwickelt hatte. Das von ihm ins Leben gerufene und nach ihm benannte Autogene Training konnte seither Weltruf erlangen.
J. H. Schultz wurde am 20. Juni 1884 als achtes Kind eines Theologie- Professors in Göttingen geboren. Er studierte in Lausanne, Göttingen und Breslau Medizin. Nach der Approbation (1908) erfolgten intensive Fachausbildungen in der Inneren Medizin, in der Dermatologie und in der Psychiatrie. 1915 habilitierte er sich. 1919 wurde er zum Professor für Psychiatrie und Neurologie berufen.
Zu den Frühwerken von J. H. Schultz gehören die „Hypnosetechnik für Ärzte“ (1916) und „Seelische Krankenbehandlung“ (1919). Er erkannte schon damals, dass die ärztliche Psychotherapie nicht nur eine tiefen-psychologische Behandlung schwerer Neurosen sein sollte, sondern als psychologische Medizin ein Teil der Ganzheitsmedizin sein muss. Wichtig waren ihm die Betonung des „Ärztlichen“ in der Psychotherapie und die Pflege praktisch anwendbarer Methoden. Übung und Schulung waren für ihn biologische Grundprinzipien der Psychotherapie, in die er die Hypnose und das Autogene Training eingliederte.
Mit dem Autogenen Training schuf J. H. Schultz eine bionome, orgasmische Therapie, die dem Patienten zu einer lebensgesetzlichen (bionomen) Harmonie verhilft. Seelische Gesundheit ist das Ja zum Leben mit seinen Kämpfen und Sorgen, Erfahrungen und Niederlagen. Der Mensch ist ein biologisches, soziales, kulturelles und individuelles Wesen aus einer leiblich-seelisch-geistigen Einheit.
Als Werte für unsere Existenz brauchen wir (J.H. Schultz, E. Schomberg u. O. Hammer):
1. Gesundheit
2. Sicherheit und Geborgenheit
3. Glaube, Hoffnung, Liebe
4. Körperliche, seelische und geistige Harmonie
5. Selbsterkenntnis
6. Selbstverwirklichung
7. Möglichkeiten zur Selbstentfaltung
8. Sinnvoll erfülltes Leben
9. Positive Einstellung zur eigenen Person und zu den Mitmenschen
10. Einssein mit der Welt und mit Gott
Unterstufe und Oberstufe des Autogenen Trainings sind autogene psychotherapeutische Methoden mit meditativen, psychoanalyti-schen und verhaltenstherapeutischen Techniken. Sie sind eine bionome Therapie, die sich an den Lebensgesetzen orientiert, wobei Organismus und Umwelt in Beziehung gesetzt werden. Die Oberstufe des Autogenen Trainings ist eine analytische Therapie, da sie sich auf die theoretischen und technischen Elemente der Psychoanalyse (Freud, Adler, Jung, Schultz-Henke, Müller-Hegemann) beruft, ohne die Bedingungen einer streng orthodoxen psychoanalytischen Therapie zu erfüllen (Laplanche und Prontalis 1972).
Die Psychoanalyse ist eine aufdeckende Psychotherapie, bei der Konflikte bewusst werden. Die Oberstufe des Autogenen Trainings ist auch ein tiefenpsychologisch orientiertes Training als pragmatischer Weg zur Bionomie, da nicht nur der „Arm“ oder das „Herz“, sondern der Gesamtorganismus reagiert (Wallnöfer). Bionom bedeutet organismisch, d.h. der Mensch ist an seinen Organismus und sein Organsystem gebunden, wobei das „mens sana in corpore sano“ die Lebensnähe atmet. Das Autogene Training ist eine Methode, die sich in den letzten 70 Jahren bewährt hat und von allen Ärzten, Psychologen und Heilpraktikern anerkannt ist.
B. Die Stufen des Autogenen Trainings
I. Einleitung
Beobachten Sie einmal, wie sich ein Hund oder eine Katze so richtig entspannt und erholt. Wir können daraus viel lernen. Versuchen Sie das Recken und Strecken, das Spannen und Entspannen nachzuahmen und die Wirkung nachzuempfinden, Sie haben dann schon eine gute Strecke auf dem Weg zur richtigen Entspannung zurückgelegt.
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