Zusammensetzung des Hautfettes
Das Hautfett besteht hauptsächlich aus Triglyceriden, freien Fettsäuren, Wachsestern, Squalen, Cholesterol und dessen Estern. Die Hautfette sind auf der Oberfläche der Epidermis gespreitet, aber auch in den Follikeln und in den Kapillaren gespeichert, wobei das Fett schwammartig aufgesogen ist. Auch die Hornschicht besitzt diese Fähigkeit der Fettbindung. Sie ist ein selbstständiger Faktor, unabhängig von der eigentlichen Fettbildung und vom Fettdepot der Follikel. Die Barriere bindet gleichfalls Fette, wobei ihre Funktion mit der Entwicklung elektrischer Potenziale gekoppelt ist.
Substitution
Diese Fettbindung in den Follikeln, Kapillaren, in der Hornschicht und der Barriere ist ein ausschlaggebendes und wichtiges Moment für die Möglichkeit, der Haut fehlendes Fett durch äußere kosmetische Anwendung zuzuführen und es so im Sinne einer Substitutionsbehandlung zu ergänzen. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass das zugeführte Fett dem natürlichen möglichst weitgehend in seinen chemischen und physikalischen Eigenschaften entspricht und mit ihm in den physiologischen Eigenschaften übereinstimmt.
Talg ist das reine Sekret der Talgdrüsen. Das Hautoberflächenfett, das Sebum, besteht aus diesem Sekret, außerdem aus Hornschichtfett, Barrierelipiden und Schweißrückständen.
Chemische Zusammensetzung des Sebums
Die neuen, mit verfeinerten Methoden der Gaschromatographie durchgeführten Untersuchungen des Hauttalges bestätigen die früher bestimmten Werte der Verteilung der einzelnen Lipidgruppen. Die analytischen Daten sind in Tabelle 1 dargestellt.
Tabelle 1
Bestandteile von Talg und Sebum.
Komponente |
Anteil % Talg |
Sebum |
Triglyceride |
57 |
42 |
Freie Fettsäuren |
0 |
15 |
Wachsester |
25 |
25 |
Squalen |
15 |
15 |
Cholesterol |
1 |
1 |
Cholesterol-Ester |
2 |
2 |
Daraus ist erkennbar, dass sich freie Fettsäuren erst nach Hydrolyse aus den Triglyceriden auf der Hautoberfläche bilden.
Tabelle 2
Physikalische Daten des Sebums.
Spezifisches Gewicht |
0,911 g/ml |
Schmelzpunkt |
zwischen 25 bis 26° C |
Erstarrungspunkt |
zwischen 15 bis 17° C |
Säurezahl |
zwischen 26 und 60 |
Jodzahl der Fettsäuren |
etwa 61 bis 83 |
Rhodanzahl |
zwischen 55 und 74 |
Der Vergleich zwischen Jod- und Rhodanzahl in Tabelle 2 beweist, dass Anteile mehrfach ungesättigter Fettsäuren im Sebum enthalten sind.
Bildung des Sebumfilmes
Wenn man die Haut entfettet, so lassen sich bei der nachfolgenden Talgausscheidung drei ineinander übergehende Phasen differenzieren:
1 Während der ersten 25 Minuten kann man Talg nur an den Talgdrüsenöffnungen beobachten.
2 Nach etwa einer Stunde füllen sich die feinen Rillen und Furchen der Haut, und die ursprünglich aufgetretenen isolierten Punkte verbinden sich zu einem Netz.
3 Nach zwei und mehr Stunden schreitet die Auffüllung der Rillen fort, bis die Haut schließlich mit einem zusammenhängenden Talgfilm überzogen ist.
Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Hautoberflächenfettung hängt von der Leistung der einzelnen Talgdrüsen und von deren Dichte in der Haut ab.
Casual-level
Der Casual-level bezeichnet die auf einer untersuchten Hautstelle gerade zufällig vorhandene Fettmenge. Er gibt also eine ganz bestimmte, während des Tests gegebene Situation wieder.
Total-level
Total-level ist der Gesamt-Talgspiegel, welcher sich innerhalb einer bestimmten Zeit auf einer bestimmten Hautfläche bildet.
Nach einer Entfettung benötigt die Haut zur Wiederherstellung des ursprünglichen Fettgehalts eine Bildungszeit von etwa einem Tag. Dann ist meist ein individuell bestimmter Sättigungsgrad erreicht. Er beträgt zwischen 0,2–0,5 mg pro cm 2an der Stirn. Am Unterarm beispielsweise kann der Sättigungsgrad bereits bei 0,03 mg Lipid pro cm 2erreicht sein. Das heißt, dass nicht nur zwischen verschiedenen Personen sehr große Unterschiede bestehen (Seborrhoiker – Sebostatiker), sondern auch lokal am Körper ein und desselben Menschen.
Rekuperation des Sebums
Untersuchungen über die Regeneration des entfernbaren, ursprünglichen Fettfilms (i.e. Rekuperation) und die dazu notwendige Zeitspanne bestätigen, dass die Talgmenge in den ersten Stunden nach der Entfettung rascher zunimmt als zu einem späteren Zeitpunkt. Die Werte variieren dabei allerdings individuell ziemlich stark. In den meisten Fällen ist die Hälfte der ursprünglichen Menge in etwa 3 bis 6 Stunden gebildet.
Durchschnittliche Regenerationswerte sind beispielsweise:
Zeit |
Talgmenge auf entfetteter Haut |
1 Stunde |
22% |
2 Stunden |
40% |
3 Stunden |
mindestens 50% |
Die Versuche zur Regeneration des Fettspiegels der Haut lassen eindeutig erkennen, dass die Talgbildung in den ersten 2 Stunden zunächst deutlich ansteigt, danach aber langsamer einem individuellen Endwert zustrebt. Dies bestätigt den Befund, dass bei einem ganz bestimmten individuell charakteristischen Totalspiegel des Sebums die Ausscheidung des Hauttalges einem Gleichgewicht zustrebt, bei dem sich Talg-Bildung und Talg-Abtrag die Waage halten. Es kann jedoch auch der Fall eintreten, dass bei einer Verhinderung der Ausscheidung der neu gebildete Talg vermehrt in den Ausführungsgängen liegen bleibt und bei einer Auflösung der Blockierung spontan eine vermehrte Ausscheidung eintritt. Aufgrund von Untersuchungen an normal fetter und an seborrhoischer Haut kann man funktional schließen, dass mit dem Erreichen des individuellen Sebumspiegels bei normaler Haut eine Verminderung der Talgproduktion eintritt. Bei der seborrhoischen Haut hingegen scheint diese physiologische Rückkopplung zwischen optimalem Totalspiegel und Neuproduktion gestört zu sein, wodurch es zu den bekannten Talgretentionen und zur Komedobildung kommt.
Der Talgfilm in unterschiedlichen Körperregionen
Die Menge des ausgeschiedenen Hauttalgs ist abhängig von der Aktivität und von der Dichte der Talgdrüsen pro Hautfläche. Wenn man die einzelnen Körperregionen je nach Talgmenge in ein Schema abnehmender Quantitität bringt, bietet sich ein Bild, wie es in Tabelle 3 dargestellt ist.
Tabelle 3
Talgdrüsenaktivität in Abhängigkeit von dem Hautbereich
Hautbereich |
Talgmenge |
|
|
Kopfhaut und Stirn |
0,2–0,38 mg/cm 2 |
Gesicht (Wangen, Nase) |
0,18–0,25 mg/cm 2 |
Rücken und Brust (casual-level) im Mittel |
0,18 mg/cm 2 |
Achselhöhle, Hals, Abdomen, Außenseite der Glieder und Unterarm (total-level) im Durchschnitt |
0,03–0,09 mg/cm 2 |
Bein, Handrücken und Knöchel (casual-level) |
0,04 mg/cm 2 |
Handflächen und Fußsohlen enthalten keine Talgdrüsen. Auf der Stirn beträgt die Dicke des Gesamtlipidfilmes zwischen 3–10 µm. Durchschnittlich bewegt sich die Dicke des Lipidfilmes zwischen 4,4–5,5 µm. Durch Untersuchungen kann man feststellen, dass eine Talgschicht ab 3,7 µm Dicke den Wasserverlust perkutan deutlich senkt. Deshalb ist es verständlich, dass Fettarmut der Haut stets gleichzeitig mit einem Feuchtigkeitsmangel verbunden ist.
Abhängigkeit von Alter und Geschlecht
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