Berührungsreiz
Man kann die einzelnen nervösen Strukturen der Haut entsprechend ihrer Sinnesqualitäten gliedern: Die Nervengeflechte um die Haarbalgkapseln sind taktile Rezeptoren in der behaarten Haut. Dieselbe Funktion für die Empfindung von Berührungsreizen haben die Meissnerschen Tastkörperchen und – in den oberen Schichten des Korium – die Merkelschen Körperchen oder Tastscheiben. Die Pacinischen Corpuskeln oder die Golgi-Mazzonischen Körperchen nehmen Druckempfindungen auf.
Deformation
Diese Endorgane werden gereizt, indem bei Berührung oder Druck die Haut deformiert wird. Aus diesem Grund löst ein gleichbleibender Druck flächenhafter Art keine Empfindung mehr aus. Ein Reiz wird jedoch um so stärker empfunden, je schneller die physikalische Deformation der Haut erfolgt. Das heißt, Schnelligkeit der Deformation und Reizintensität sind einander proportional. Allerdings ist die Druckempfindlichkeit in verschiedenen Hautregionen unterschiedlich. Die gleiche Berührung wird zum Beispiel am Augenlid wesentlich intensiver empfunden als an der Stirn oder am Körper.
Kälte und Wärme
Kältereize werden durch die so genannten Krauseschen Endkörperchen detektiert, während Wärmeempfindungen durch die Ruffinischen Körperchen übertragen werden. Darüber hinaus gibt es wahrscheinlich noch ganz spezielle und spezifische Thermorezeptoren. Die Thermorezeptoren der Haut sind mit der physiologischen Wärmeregulation verknüpft. Innerhalb kürzester Zeit wird der Grundumsatz veränderten Temperaturen angeglichen. Je nach Empfindung als Wärme- oder Kältezufuhr werden die Durchblutung und die Transpiration entsprechend geregelt, erhöht oder vermindert.
Schmerz
Schmerz wird sowohl von Mechanorezeptoren mit hohen Schwellenwerten (Berührung/Druck) als auch von Schmerzrezeptoren detektiert. Schmerzrezeptoren sind freie Nervenenden in Schmerzpunkten der Haut oder in inneren Organen. Sie werden durch analgetische Substanzen (z. B. Bradikinin, Histamin) aktiviert, die infolge einer Gewebsschädigung freigesetzt wurden.
Juckreiz
Das Jucken ist ein unangenehmes Hautgefühl, das von dem drängenden Bedürfnis begleitet wird, an der entsprechenden Stelle zu kratzen, um dadurch Schädlinge wie etwa Parasiten zu entfernen. Physiologisch unterscheidet man zwischen Rezeptoren des Schmerzes und des Juckreizes. Der Juckreiz ist deshalb nicht, wie man früher glaubte, eine abgeschwächte Form des Schmerzes. Beide Signale folgen unterschiedlichen Signalwegen und werden erst im Gehirn verarbeitet. Dort dominiert die Wahrnehmung des Schmerzes. Aus diesem Grund nimmt man juckende Stellen nicht mehr wahr, wenn man über die Schmerzgrenze hinaus gekratzt hat.
Haut und Nerven
Dass die Beziehungen zwischen Haut und vegetativem Nervensystem so vielseitig und intensiv sind, kann man darauf zurückführen, dass Haut und peripheres Nervensystem aus ein und demselben Keimblatt, dem Ektoderm, hervorgehen. Man hat daher stets versucht, aus der besonderen Lokalisation von Hautsymptomen auf den Zusammenhang mit neuralen Vorgängen zu schließen. So können durch Störungen von Nervenfunktionen wie etwa der Schweißdrüsen- oder Gefäßinnervation Umstimmungen der Oberflächenverhältnisse auf der Haut hervorgerufen werden, beispielsweise übermäßige Quellung, Feuchtigkeitsmangel, Hyperhidrosis oder Hyperämie. Ein weiteres Beispiel für die Beziehungen zwischen Haut und Nervensystem ist das schmetterlingsförmige Auftreten vasomotorischer Dauerrötungen, von Teleangiektasien und Rosacea (nach Blaich und Engelhardt).
Die Haut ist ein Organ, welches aus verschiedenen Geweben besteht:
1 Oberhaut oder Epidermis, als epithelialer Teil.
2 Lederhaut oder Korium, als der bindegewebige Anteil.
3 Unterhaut oder Subkutis, überwiegend aus Fettgewebe.
Den jeweils charakterisierenden Gewebeanteil hervorhebend, kann man von der epithelialen Epidermis, der bindegewebigen Kutis und der fettgewebigen Subkutis sprechen. Abbildung 4 zeigt einen Querschnitt durch die Haut.
Abbildung 4
Aufbau der Haut aus Epidermis (a), Dermis (b) und Subcutis (c) mit Fettgewebe (d) sowie den versorgenden Gefäßen. Der Bereich, in dem Epidermis und Cutis wellenförmig verzahnt sind, nennt man Stratum papillare (e).
Die Subkutis
Die Subkutis oder das Unterhautzellgewebe (subkutanes Fettgewebe) verbindet die Haut mit den unter ihr liegenden Organen. In der Hauptsache enthält die Subkutis reichlich Fettläppchen (Fettgewebe), welche von Bindegewebszügen umgeben sind.
Panniculus adiposus
Das eigentliche Fettgewebe der Subkutis fasst man unter dem Begriff Panniculus adiposus zusammen. Dieses subkutane Fettgewebe ist ein Kälteschutz für den Organismus und bestimmt als Unterpolsterung der übrigen Hautschichten maßgebend die äußere Körperform. Die Subkutis ist stark von Gefäßen und Nerven durchzogen.
Die Lederhaut
Die Lederhaut besteht in der Hauptsache aus Bindegewebe: In der oberen, feinfaserigen, maschenartigen Schicht, dem Stratum papillare, überwiegend aus kollagenen (leimgebenden) Bündeln. Sie verlaufen örtlich verschieden, meist aber senkrecht zur Hautoberfläche. Diese obere Schicht bildet, wie ihr Name Stratum papillare besagt, Papillen aus. Das sind dicht stehende, kuppelförmige Ausstülpungen, durch deren große Oberfläche die gefäßlose Epidermis mit Nährstoffen versorgt werden kann und aus denen Stoffwechselprodukte weggeführt werden können. Die einzelnen Papillen selbst enthalten in ihrem Inneren feinmaschige Kapillargefäße mit umgebenden Lymphräumen sowie Nervenfasern, und teilweise auch Nervenendorgane. Um die kollagenen Fasern vor einer Überdehnung oder einem Zerreissen zu schützen, umfasst ein zweites Fasersystem der Kutis, die elastischen Fasern, netzartig die kollagenen Bündel.
Glatte Muskelfasern
Daneben enthält die Lederhaut auch glatte Muskelfasern, die an manchen Stellen schichtweise angeordnet sind. An den Haaren befinden sich Haarbalgmuskel in Form länglicher Bündel.
Stratum reticulare
Unterhalb der papillären Schicht erstreckt sich noch eine weitere Zone der Lederhaut, das Stratum reticulare. In ihr verlaufen dickere, dicht aneinander gelagerte Bindegewebsbalken in Wellen parallel zur Hautoberfläche. Sie bildet ein ausgeprägtes, festgefügtes Gewebsnetz.
Prozesse in der Epidermis
Aufbau der Epidermis
Die äußere Schicht der gesamten Haut ist die Oberhaut oder Epidermis. Sie ist gefäßlos und besteht aus mehreren, voneinander deutlich zu unterscheidenden epithelialen Zellschichten, die in Abbildung 5 dargestellt sind. Eine Membran aus Bindegewebe, die Basalmembran, verbindet die Epidermis mit der Lederhaut, dem Corium. Wenn wir die Haut von außen mit Vitaminen, Fermenten und anderen biogenen Wirkstoffen behandeln, um sie in ihrem Erscheinungsbild zu gestalten, so ist uns das dadurch möglich, dass sich in ihr lebendige Bildungsprozesse ständiger Regeneration vollziehen. Denn wir wollen mit diesen Wirkstoffen die den Symptomen zugrunde liegenden, die sie gestaltenden physiologischen Prozesse beeinflussen. Wir betrachten daher die Epidermis in ihrem steten Vorgang des Werdens und Vergehens.
Die unterste, den Papillen der Lederhaut wellenförmig aufsitzende Schicht ist das Stratum basale, die Grundschicht, die Keimzellenschicht oder das Stratum germinativum. Hier spielt sich die erste Phase der Zellregeneration ab, welche die Epidermis ständig von neuem bildet. Die Zellen dieser Grundschicht sind zylindrisch oder kubisch mit einem eiförmigen Kern und in einer Reihe ohne Zwischenräume nebeneinander angeordnet. Den Zellkernen dieser Schicht sitzt am oberen Pol kappenförmig das Hauptpigment, Melanin, auf (Abbildung 6).
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