3. Stadium
Im dritten Stadium der Erschöpfung oder zumindest einer vorübergehenden Hypergie, einer verminderten Kapazität der Hautfunktionen muss man versuchen, den Stoffwechsel und das Energiegeschehen im Hautgefüge vorsichtig und behutsam anzuregen, zu beleben, zu stärken und neu in Fluss zu bringen. Der Modus der gesamten Behandlung soll hier anregend und aufbauend sein, jedoch nicht hektisch stimulierend. Denn die vorliegende Erschöpfung der Hautfunktionen ist die Folgereaktion einer vorübergehenden, nicht zu überwindenden Belastung und Irritation durch äußere Einwirkung. Auch hier haben sich Vitamin-Komplexe kosmetisch gut bewährt: Vitamin A und E, B-Vitamine sowie essenzielle Fettsäuren in Verbindung mit den beruhigenden Wirkstoffkomplexen von Azulen, Bisabolol, Panthenol, Glycyrrhicin, Aucubin und Hamamelin.
Wir sehen aus dieser Zusammenfassung über Stress-Wirkung, Stress-Reaktion und kosmetische Konsequenzen, wie sehr in den primären, noch nicht krankhaften Stadien ästhetisch negativ berührende und damit die Kosmetik betreffende Symptome in Erscheinung treten können. Konflikte, die insbesondere mit dem Selbstwertgefühl, dem Geltungsbewusstsein und der Lebenssicherheit zusammenhängen, können von der BioKosmetik als einer ästhetischen Erziehung des Menschen in bestem, positivem Sinne beeinflusst werden. Denn der Mensch wird dadurch in seiner Lebenseinstellung und Lebensbetrachtung mehr zu seiner eigenen Mitte hingeführt. Er findet seinen Mittelpunkt mehr in sich selbst, mehr in einer Sinngebung des eigenen Lebens, und wird dadurch unabhängiger, freier und unbeeinflusster gegenüber der verwirrenden Stress-Turbulenz seiner hektischen Umwelt.
Psychologischer Einfluss differenzierter Behandlungsverfahren
Wenn wir über die praktische psychologische Einflussnahme in der kosmetischen Behandlung sprechen, so meinen wir damit nicht eine Psychotherapie im Sinne einer speziellen Behandlung durch einen Psychologen, sondern eine grundlegend menschliche Angelegenheit in der Begegnung von Menschen – in der Kosmetik insbesondere die Begegnung von Frau zu Frau.
Denn wir erkennen heute die Wirklichkeit der Seele nicht nur als einen in sich geschlossenen Eigenbereich des Individuums, sondern, je länger, desto eindringlicher, als eine zwischenmenschliche Wirksphäre konkreter Begegnungssituationen im Raume eines in Partnerschaft gelebten und erlebten Daseins.
Möglichkeiten psychischer Einflussnahme
Bevor wir jedoch besondere Verfahren nennen, fragen wir uns, bei welchen Gelegenheiten sich in der Praxis überhaupt die Möglichkeit psychischer Einflussnahme auf die Klientin und damit auf den Erfolg der Behandlung bietet:
1 Die erste Begegnung als ein aus dem Unbewussten entspringender psychischer Prozess gegenseitigen Erfühlens subjektiver Sympathie oder Antipathie.
2 Die daraus sich anbahnende dialogische Partnerschaft zwischen Ihnen und Ihrer Klientin.
3 Das gezielt formulierte und zur individuellen Differenzierung führende Gespräch als Grundlage für Anamnese und Diagnostik.
4 Die Massage als ein Mittel unmittelbarer psychosomatischer Einflussnahme.
Für die Praxis ergeben sich daraus die Fragen:
1 Worin liegt das grundlegende psychische Motiv dieser vier Behandlungsphasen?
2 Inwieweit ist deren Anwendung methodisch und systematisch zu gestalten?
Die erste Begegnung
Die erste Begegnung ist ein unbewusstes Urteilen, ein rein subjektives, gegenseitiges Sich-Erfühlen, welches nicht methodisch fassbar ist. Im Gegenteil, jede Methodik würde sogar die Unmittelbarkeit der damit verbundenen unbewussten, gegenseitigen Wertung eher stören als fördern. Erleben Sie es nicht bei jeder neuen Klientin immer wieder, dass Sie sich fragen: Wer ist dieser Mensch, der da über die Schwelle hereintritt und mir Angesicht zu Angesicht gegenübersteht? Was sucht sie? Ob ich wohl helfen kann? Die erste persönliche Begegnung ist somit immer wieder ein spannungsvoller Augenblick. Aus Hoffnungen und Zweifeln, die im Moment noch nicht ausgesprochen werden, knüpft sich bereits unbewusst ein Faden gegenseitigen Kontaktes. Es sollte ein Band persönlichen Vertrauens werden: Es stehen sich zwei Partner gegenüber: Ihre Klientin, die sich wünscht, hübscher auszusehen, um beneidet und geachtet zu werden, und Sie als erfahrene Kosmetikerin, die eine Menge Wissen und Erfahrung mitbringt. Ihre Klientin, voll Zweifel, ob ihr Wunsch erfüllbar ist, verlangt Ihren ganz persönlichen Einsatz. Ihr Einsatz, Ihre Persönlichkeit und die bewährte, wohlfundierte Wirkung der anzuwendenden Präparate sind die Basis für eine erfolgreiche Behandlung.
Individuelle Person
In der Kosmetik wird im Grunde das Personale angesprochen, die einmalige Persönlichkeit in ihrer absoluten Subjektivität. So verlagert sich grundlegend die Frage vom Was der Symptome auf das Wer, von den sachlichen Erscheinungen zur individuellen einmaligen Person.
Prozessualität des Sich-Begegnens
Die Behandlung ist nicht etwa ein einseitiger Vorgang nur von Ihnen als der behandelnden Kosmetikerin gesehen, sondern sie ist ein Prozess der Gegenseitigkeit, welcher auf der Aufgeschlossenheit, die in jedem suchenden Menschen vorhanden ist, aufbaut. Das heißt, Ihre Klientin ist nicht etwa nur passiv: Durch ihre innere Einstellung, durch ihre Bejahung oder Verneinung der Behandlung ist sie Partnerin auf dem Weg zu einem gemeinsamen Erfolg. Daraus ergibt sich für Sie und Ihre Klientin als ein lebendiger Vorgang die dialogische Partnerschaft.
Die dialogische Partnerschaft
Die dialogische Partnerschaft zwischen Ihnen und Ihrer Klientin setzt eine innermenschliche Behandlung als eine nach innen, in das Seelische hineingerichtete Persönlichkeitspflege auf der Basis eines gegenseitig sympathischen Kontaktes voraus.
Dialogische Behandlung
Nur in diesem dialogischen Vorgehen zusammen mit der Klientin werden deren latente Kräfte und Fähigkeiten mit in den Behandlungsprozess einbezogen. Deshalb sollte der Behandlungsprozess schon von Anbeginn ein echtes gemeinschaftliches Geschehen zwischen Ihnen und Ihrer Klientin sein, welcher aus der ersten, noch unbewussten Begegnung hinüberführt in die Bewusstheit der personalen Zwiesprache.
Das Gespräch, der Dialog
Die Spannung der ersten Begegnung löst sich mit dem Austausch der ersten Worte. Was die erste Begegnung als ein personaler Vorgang unbewusst in sich birgt, das will das Gespräch dem anderen Behandlungspartner kundtun und von ihm vernehmen. Es gibt Ihnen die Grundlage zur Anamnese, zur Beurteilung Ihrer Klientin hinsichtlich ihrer Wünsche und Anliegen, hinsichtlich der Motivation, welche Ihre Klientin bewegt hat, zu Ihnen zu kommen, sowie ihrer Vorstellungen und Einstellung. Es bildet die Ergänzung Ihrer Hautdiagnose, insbesondere im Hinblick auf Neigungen und Tendenzen, die möglicherweise psychisch bedingt sein können und daher nicht unmittelbar diagnostisch feststellbar sind.
Sich Aussprechen
Das Gespräch ist insofern ein grundlegender Teil der Behandlung, als das Sichaussprechenkönnen in vielen Fällen eine notwendige Voraussetzung für die Bejahung der Behandlung darstellt. Im selbstgewählten, formulierten und ausgesprochenen Wort stellt sich der Mensch den ihn bewegenden Problemen. Es ist ein Sichbewusstmachen der unbewussten Problematik, die oft in ihrer bisherigen „Unverdautheit“ die seelische Ursache für körperlich erscheinende Symptome darstellt. Durch die Formulierung zum Wort im Gespräch mit Ihnen vollzieht sich in der Klientin ein unbewusster Prozess der inneren Entspannung und Lösung.
Positive Ausdrucksform
Durch das Gespräch, in jeweils positiver Form des Ausdruckes, sind Sie in der Lage, den natürlichen Schönheitswunsch selbst psychisch zu stärken und die natürliche Gesundungstendenz positiv zu beeinflussen, indem Sie die oft durch eine falsche Erziehung, durch Vorurteile oder Selbstsuggestion hervorgerufenen negativen psychischen Einflüsse zu neutralisieren und aufzulösen vermögen. Das Gespräch bereitet somit vor, was die nachfolgende Behandlung der Massage als ein Fühlungnehmen von Körper zu Körper suggestiv zu wirken vermag, nämlich das Gefühl der Geborgenheit in der therapeutischen Gemeinschaft, das Gefühl zur Ruhe, zum inneren Frieden zu kommen in der menschlichen Fürsorge der Behandlung. Ihre Klientin weiß: „Es ist jemand mit mir da, der sich um mich kümmert!“
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