Verteilt im Inneren des Doms, an Pfeilern des Mittelschiffs oder an den Wänden, sind die Epitaphe zu bewundern: reich bebilderte, steinerne Gedenktafeln zu Ehren verstorbener Würdenträger, überwiegend aus dem 16. und 17. Jh. Aus derselben Epoche stammt die reich mit biblischen Figuren verzierte barocke Kanzel (1638) in der Mitte des Gotteshauses. Den Schalldeckel schmückt eine Figur des auferstandenen Christus mit Siegesfahne. Ein wenig versteckt auf dem Ostchor, am Fuße eines Rundbogen-Portals zur Sakristei, findet man die kleine Dom-Maus. Die Maus war im Mittelalter ein Symbol für das Unreine und Böse, für Hexen und Teufel. Welche Funktion im Dom sie genau hatte, ist ungewiss. Definitiv ist sie - wie oft verbreitet - kein Zeichen für Handwerker, die daran erkennen sollten, dass sie den Dom „arm wie eine Kirchenmaus“ verlassen würden, weil der Bauherr ihnen den Lohn nicht zahlen würde.
Im Inneren des Bremer Doms
Turmbesteigung
256 Stufen muss man erklimmen, ca. 57 m hoch geht es auf die Aussichtsplattform des Bremer Doms. Eng und finster ist der Aufstieg auf den Wendeltreppen. Vom Dom bekommt man eigentlich nichts mit, aber oben wird man mit einem tollen Ausblick belohnt. Einziges Ärgernis: Durch die Gitter kann man nur unzureichend fotografieren.
Bleikeller
Acht Leichen zählen zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Bremen. Acht Leichen, die im Bleikeller des Doms in mumifiziertem Zustand in ihren Särgen liegen und dem einen oder anderen Besucher einen gehörigen Schauer über den Rücken jagen. Im Bleikeller, einst in der Ostkrypta untergebracht, wurde tatsächlich das Blei für die Bedachung und die Orgeln gelagert und verarbeitet. Und hier wurden im Mittelalter die Toten aufgebahrt, deren Identität nicht bekannt war, die keine Angehörigen in Bremen hatten. Anno 1698 entdeckten neugierige Gesellen des Orgelbauers Arp Schnitger die Särge, öffneten sie und fanden die mumifizierten Leichen. Man nahm lange Zeit an, dass das dort gelagerte Blei oder eine angebliche Radioaktivität des Bleis für die Mumifizierung der Leichen verantwortlich waren. Inzwischen ist man sich sicher, dass es allein die extrem trockene Luft war, die die Leichen derart konserviert hat. Ähnlich lange hielt sich die Mär, dass es sich bei einem der Toten um einen Dachdecker handle, der bei Reparaturarbeiten in die Tiefe gestürzt war. Als man sich darüber bewusst wurde, dass der vermeintliche Dachdecker keinerlei Knochenbrüche hatte, fand man bei einer Röntgenuntersuchung eine Kugel in seinem Rücken. Vermutlich handelt es sich um einen Soldaten aus den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges. Die St.-Petri-Gemeinde hat mitnichten Freunde des Horror-Genres in ihren Reihen; sie wollen vielmehr mit dem Bleikeller daran erinnern, dass das Leben endlich ist. „Die Mumien halten uns also einen Spiegel vor, indem sie uns an die eigene Vergänglichkeit erinnern“, ist auf einer Tafel am Eingang zu lesen.
Öffnungszeiten Dom: Ganzjährig Mo-Fr 10-17 Uhr, Sa 10-14 Uhr und So 14-17 Uhr (Juni bis Sept. Mo-Fr und So bis 18 Uhr).
Turmbesteigung: April/Mai und Okt. Mo-Fr 10-16.30 Uhr, Sa 10-13.30 Uhr, So 14-16.30 Uhr; Juni bis Sept. Mo-Fr 10-17.30 Uhr, Sa 10-13.30 Uhr, So 14-17.30 Uhr. Eintritt 2 €, erm. 1 €; Kombiticket Turm und Bleikeller 3 €, erm. 1,40 €.
Bleikeller: April/Mai und Okt. Mi-Fr 10-16.45 Uhr, Sa 10-13.45 Uhr, So 12-16.45 Uhr; Juni bis Sept. Mo-Fr 10-17.45 Uhr, Sa 10-13.45 Uhr, So 12-17.45 Uhr. Eintritt 2 €, erm. 1 €; Kombiticket Turm und Bleikeller 3 €, erm. 1,40 €.
Dom-Museum: Mo-Fr 10-16.45 Uhr, Sa 10-13.30 Uhr, So 14-16.45 Uhr. Eintritt 6 €, Schüler 2 €, Audioguide 1 €. www.dommuseum-bremen.de.
Führungen durch den Dom finden jeden 1. Sonntag im Monat sowie mittwochs jeweils um 15 Uhr statt. Kombinierte Dom- und Museumsführung jeden 2. und letzten Samstag. Eintritt 6 €, erm. 4 €. Besondere Schließzeiten unter www.stpetridom.de.
Domtreppen fegen
Traditionen und Brauchtum werden in Bremen gern gepflegt, auch wenn sie mitunter ein bisschen albern daherkommen oder zu einem Besäufnis verkommen. Der Brauch des Domtreppenfegens geht auf das Jahr 1890 zurück. Männer, die bis zu ihrem 30. Geburtstag noch nicht unter der Haube sind, werden - traditionell in Frack und Zylinder gewandet - zu den Domtreppen geführt und müssen selbige fein säuberlich fegen. Damit das mit dem Fegen - zum Klange einer Drehorgel oder auch dem Wummern eines Ghettoblasters - auch halbwegs Sinn macht, streuen Freunde und Bekannte Kronenkorken auf die Treppen. Und damit sich der Treppenfeger auch richtig lächerlich macht, werden ihm zum Fegen Wattestäbchen, Zahnbürsten oder lustig präparierte Besen zur Verfügung gestellt. Von ihrem Treppenfeger-Job erlöst werden die Junggesellen erst, wenn sie von einer von drei Zeugen beglaubigten Jungfrau freigeküsst werden. Zurück geht der Brauch wohl auf den Glauben, dass Unverheiratete, die bis zum Alter von 30 Jahren kinderlos geblieben waren, nach dem Tod dazu verurteilt würden, sinnlose und niedere Arbeiten zu verrichten.
Platz mit Potenzial
Domshof
Nördlich bzw. nordöstlich des Domserstreckt sich der Domshof. Der Platz ist ein bisschen das Waisenkind der historischen Bremer Innenstadt. In den heutigen Ausmaßen gibt es ihn mehr oder minder schon seit dem 14. Jh. Im Laufe der Jahrhunderte fanden hier Ritterturniere und Hinrichtungen statt (→ Gesche Gottfried), Militärparaden wurden abgehalten, es gab Demonstrationen gegen und für alles Mögliche, auf der Großleinwand wurde mit Werder gezittert, gejubelt (oder geweint). Aber ein Platz zum Leben und Verweilen, zum Wohlfühlen und „Kaffeesieren“ ist der Domshof nie gewesen. Die Bemühungen, den Platz attraktiver zu machen, ziehen sich seit Jahren hin wie ein ausgelutschter Kaugummi. Irgendwie kommen die Bremer nicht so richtig voran.
In den Morgenstunden von Montag bis Samstag wird der Domshof als Wochenmarktgenutzt, danach ist es dort zumeist reichlich öde. Daran hat auch der Anschluss an die Sögestraße via Domshof- bzw. Katharinen-Passage im Jahr 1998 nicht wirklich etwas geändert. An der Nordseite des Platzes mussten 1999 einige Bäume dem gläsernen Domshof-Forum weichen. Unter diesem Namen kennt es kaum ein Bremer, schließlich war von Beginn an das Café Alex dort beheimatet.
Beim Brunnenbau in der Nähe des Doms durften die Bremer zwischen drei Modellen wählen. Warum es letztendlich der Entwurf des modernen Neptunbrunnens (1991) des Bildhauers Waldemar Otto wurde, fragen sich im Nachhinein zumindest all diejenigen, die damals nicht abgestimmt haben. Man ist sich weitgehend einig: Es handelt sich bei dem Brunnen um einen „Steh-im-Weg“, der an „Scheußlichkeit“ kaum zu überbieten ist. So war es jedenfalls in den ausliegenden Listen zu lesen. Verweilen will dort jedenfalls kaum jemand. Dabei hat man von dort aus den besten Blick auf den architektonisch überaus gelungenen Neubau der Bremer Landesbank (BLB). Das Unternehmen geriet 2016 nach nicht mehr bedienten Schiffskrediten in eine veritable Krise (man sprach von 400 Mio. Euro Verlusten) und verlor seine Eigenständigkeit an den Mehrheitseigner NORD/LB - das Gebäude der BLB erstrahlte paradoxerweise fast zeitgleich in neuem Glanz.
Im denkmalgeschützten Neorenaissance-Bau gegenüber (einst Sitz der Bremer Bank) an der Ecke Domshof/Sandstraße wurde 2016 eine Filiale von Manufactumsamt eines Bistros mit Plätzen im Außenbereich eröffnet, wenig später im Haus nebenan die Markthalle Acht. Seit 2017 ist von einem Millionenprojekt die Rede, durch das der Platz aufgepeppt werden soll. Geplant waren einige Bäume rund um den Neptunbrunnen und Wasserfontänen vor dem Café Alex. Merkwürdigerweise verschwanden diese Pläne in irgendwelchen Schubladen; erst 2019 wurden neue Ideen publik. Die Verkehrsführung für Radfahrer soll verändert, feste Buden sollen installiert werden. Aber ob der Domshof damit von seinem Aschenputtel-Dasein erlöst wird, ist mehr als fraglich.
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