Nino Haratischwili - Das mangelnde Licht

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Nach der lang ersehnten Unabhängigkeit vom ins Taumeln geratenen Riesen stürzt der junge georgische Staat ins Chaos. Zwischen den feuchten Wänden und verwunschenen Holzbalkonen der Tbilisser Altstadt finden Ende der 1980er Jahre vier Mädchen zusammen: die freiheitshungrige Dina, die kluge Außenseiterin Ira, die romantische Nene, Nichte des mächtigsten Kriminellen der Stadt, und die sensible Qeto. Die erste große Liebe, die nur im Verborgenen blühen darf, die aufbrandende Gewalt in den Straßen, die Stromaus-älle, das ins Land gespülte Heroin und die Gespaltenheit einer jungen Demokratie im Bürgerkrieg – allem trotzt ihre Freundschaft, bis ein unverzeihlicher Verrat und ein tragischer Tod sie schließlich doch auseinandersprengt.
Erst 2019 in Brüssel, anlässlich einer großen Retrospektive mit Fotografien ihrer toten Freundin, kommt es zu einer Wiederbegegnung. Die Bilder zeigen ihre Geschichte, die zugleich die Geschichte ihres Landes ist, eine intime Rückschau, die sie zwingt, den Vorhang über der Vergangenheit zu heben und eine Vergebung scheint möglich.

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Solange man sich noch der Illusion hingeben konnte, dass er jung und formbar sei, wurde nichts unversucht gelassen, um ihn von »schlechten Einflüssen« fernzuhalten. Wenn ich an all die absurden Versuche der Babudas denke, ihn »zur Räson zu bringen«, muss ich mich beherrschen, nicht laut aufzulachen. Da fällt mir die Pferdetherapie für schwererziehbare Jugendliche im Hippodrom ein, zu der Rati geschickt wurde. Oder der Privatunterricht bei einem angeblich genialen Philosophen, mit dem er über seine »Ideen« sprechen sollte, was zur Folge hatte, dass Rati Machiavelli für sich entdeckte und in seinen Ansichten noch radikaler wurde. Aus lauter Verzweiflung opferten die Babudas sogar ihren gesunden Menschenverstand und riefen eine Frau mit »übersinnlichen Fähigkeiten«. Rati machte sich einen Spaß daraus, inszenierte einen epileptischen Anfall, behauptete, ein Dämon habe von ihm Besitz ergriffen, und trieb die arme Frau in die Flucht.

Mit vierzehn flog er das erste Mal von der Schule, er hatte den Direktor als »verlogenen Parteiabschaum« beschimpft. Oliko machte den schlechten Einfluss seiner rüpelhaften und draufgängerischen Freunde dafür verantwortlich, die ihren »Engel« auf die Straße lockten, was bekanntlich noch niemandem gutgetan habe. Wie oft ich hinuntergeschickt wurde, Ecke Lermontow, zur Kirow- oder Gogebaschwili-Straße, um ihn von einer der Birscha nach Hause zu holen. Ich erinnere mich noch heute an die neugierigen Blicke dieser kraftstrotzenden und zugleich so ahnungslosen Halbstarken auf mir, wie sie mir ihre Sonnenblumenkerne vor die Füße spucken und mir zurufen: »Priwet, Kipiani, was gibt’s Neues?«

Diese Horden von Jungs, die Großes vorhatten, Wildes, Verruchtes, die mutig sein wollten und an Ehre und Moral glaubten, die viel wollten und am liebsten gar nichts taten – aus Angst, sie könnten ihre Ziele womöglich nicht erreichen und ihr Lebensweg würde in die gleiche enge, biedere Lügenwelt münden wie bei denen, die sie so verachteten. Diese »dsweli bitschebi«, diese Mischung aus Bohemiens und Nichtsnutzen, diese angeblichen Robin Hoods waren im Grunde nichts anderes als ganz normale Taugenichtse, die mit der Kriminalität liebäugelten. Ja, unser Land hat schon immer mit den Robin Hoods dieser Welt sympathisiert, mit Antihelden und Systemsprengern und ist erfüllt von dieser rebellischen Sehnsucht des kleinen Volkes nach Freiheit und den damit einhergehenden Mythen von der eigenen Unbeugsamkeit. Diese ewige Geschichte vom einfachen Mann, der allein gegen einen übermächtigen Apparat in den Krieg zieht. Unsere nach doppelten Standards lebende Gesellschaft voller Aussteiger und Verweigerer, die sich nicht in den Dienst eines Lügenstaates stellen wollten, um »ehrbar« zu sein, und die darüber vergaßen, dass der Weg über Verweigerung und Abgrenzung bis hin zum Boykott unweigerlich in die Kriminalität mündet. Während die meisten glühende Kommunisten spielten und ihre staatlich verordnete Normalität genießen konnten, wollten diese Widersacher auf die Barrikaden gehen. Und das taten sie. Das taten sie so konsequent und so lange, bis jede Normalität in Schutt und Asche gelegt war.

Ab einem gewissen Alter verlagerte sich Ratis Leben auf die Straße. Jeder in der Familie hatte seine Aufgabe: Die Babudas waren für das Abtelefonieren seiner Freunde und ihrer Familien zuständig, ich für die aktive Suche im Viertel und Vater übernahm die Standpauke, wenn er dann wieder vor der Haustür stand. Eine der dramatischsten Szenen ereignete sich, als er, gerade volljährig geworden, bei einem gewöhnlichen Familienessen seelenruhig verkündete, dass er sich weigere, den Schulabschluss zu machen. Das Bildungssystem sei eine einzige Farce, wie das meiste in diesem Land, und er habe nicht vor, in dieser Schmierenkomödie mitzuspielen. Der Abend endete damit, dass man Tamas Schordania anrufen musste, weil Olikos Blutdruck in die Höhe geschossen und ihr schlecht geworden war, während Eter mit erhobenen Armen – wie in einem antiken Schauspiel – zu den abwesenden Göttern sprach und über die Ungerechtigkeit des Schicksals klagte. Bitten und Drohungen halfen nichts, Rati blieb stur und weigerte sich, auch nur einen Tag in die Schule zurückzukehren.

Dina, die Nachhilfe bei Oliko nahm, war auch an diesen Tagen zum Unterricht gekommen und wartete geduldig auf ihre Lehrerin, als mein Bruder auftauchte, gut gelaunt und strahlend. Er war redselig und gab sich sichtlich Mühe, einen guten Eindruck zu hinterlassen, was selten vorkam. Rati und Dina kannten sich seit Jahren, allerdings nur flüchtig. Der Altersunterschied war damals noch zu deutlich und ich ohnehin nicht sonderlich darauf erpicht, ihn oder seine draufgängerische Clique mit meinen Freundinnen in Kontakt zu bringen. Aber an diesem Tag passierte etwas. Ich brauche nur die Augen zu schließen und sehe die vierzehnjährige Dina vor mir, ein Mädchen, das gerade entschieden hat, mit der ihr eigenen Entschlossenheit und Hingabe ihr bedingungsloses Interesse auf jemanden zu richten. Ganz urplötzlich geriet Rati in ihr Blickfeld, mit einem gewaltigen Ruck, als hätte er sich in ihren Augen von einem Moment auf den anderen von einem gewöhnlichen jungen Mann in ein Forschungsobjekt verwandelt, dem es sich von nun an mit voller Aufmerksamkeit zu widmen galt. Ja, es war ein Entschluss. Es passierte ihr nicht, wie es den meisten passiert, wie es mir passierte, wenn man mit vierzehn, fünfzehn, vielleicht sechzehn plötzlich diese allumfassende Zuneigung für jemanden entdeckt, die Verliebtheit jenes halsbrecherischen Lebensabschnitts. Rati gehörte nicht wie Zotne Koridse zu der Sorte Jungen, die sich stark über das weibliche Interesse und der daraus resultierenden Macht definieren. Auch war er nicht sonderlich einfühlsam oder romantisch. So war er Dina ausgeliefert, er, der dem anderen Geschlecht bislang wenig Beachtung geschenkt und sich in seiner Robin-Hood-Männerwelt herumgetrieben hatte, hatte ihr nichts entgegenzusetzen.

– Du willst also die Schule schmeißen?, fragte sie meinen Bruder, der gerade einen Teller Bratkartoffeln auf den Tisch gestellt bekam. Rati hob langsam und widerwillig den Kopf, es war kein gutes Thema, um mit ihm ein Gespräch anzufangen, und ich fürchtete, er würde gleich etwas Unangebrachtes sagen.

– Ja. Genau das habe ich vor. Hast du irgendein Problem damit?, antwortete er provozierend und vertiefte sich in sein Essen, denn er war sich sicher, das kleine Mädchen mit seiner schroffen Art eingeschüchtert und das Thema beendet zu haben. Aber Dina scherte sich nicht um seine Gereiztheit.

– Nee, ich habe kein Problem. Ich glaube dir bloß nicht, sagte sie altklug und nahm sich ein Stück Brot aus dem Brotkorb. – Deine Schwester sagt, dass du die Schule für das Letzte hältst, aber …

– Aber was?

– Aber ich glaube, du hast einfach Schiss davor.

– Schiss, ich?, Rati lachte demonstrativ laut. – Wovor sollte ich Schiss haben? Vor der Schule?

– Ja. Genau.

– Und wieso das?, Rati tat amüsiert, aber er war ganz offensichtlich verdutzt.

– Na ja, weil du es vermasseln, die Prüfungen vergeigen könntest …, Dina suchte nach den richtigen Worten – … dass du vor deinen Kumpels blöd dastehen könntest.

– Und du meinst, meine Freunde scheren sich auch nur eine Sekunde darum, welche Noten ich habe?

– Na, schon. Denn du bist doch so eine Art Anführer, oder nicht? Und der sollte schon etwas in der Birne haben.

– Anführer?, jetzt lachte er wirklich.

– Ja, Anführer, was denn? Du gibst doch immer den Ton an. Rati hat dies, Rati hat das gesagt. Und ich meine, als Anführer sollte man auf jeden Fall was draufhaben.

Ich war sprachlos. Auch Oliko schien nicht recht zu wissen, ob sie sich in dieses Gespräch einmischen sollte, und hantierte irgendwo im Hintergrund mit Töpfen und Pfannen.

– Hey, kleines Mädchen, kann es sein, dass du deine Nase gerade in etwas hineinsteckst, das dich gar nichts angeht?

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