Nino Haratischwili - Das mangelnde Licht

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Nach der lang ersehnten Unabhängigkeit vom ins Taumeln geratenen Riesen stürzt der junge georgische Staat ins Chaos. Zwischen den feuchten Wänden und verwunschenen Holzbalkonen der Tbilisser Altstadt finden Ende der 1980er Jahre vier Mädchen zusammen: die freiheitshungrige Dina, die kluge Außenseiterin Ira, die romantische Nene, Nichte des mächtigsten Kriminellen der Stadt, und die sensible Qeto. Die erste große Liebe, die nur im Verborgenen blühen darf, die aufbrandende Gewalt in den Straßen, die Stromaus-älle, das ins Land gespülte Heroin und die Gespaltenheit einer jungen Demokratie im Bürgerkrieg – allem trotzt ihre Freundschaft, bis ein unverzeihlicher Verrat und ein tragischer Tod sie schließlich doch auseinandersprengt.
Erst 2019 in Brüssel, anlässlich einer großen Retrospektive mit Fotografien ihrer toten Freundin, kommt es zu einer Wiederbegegnung. Die Bilder zeigen ihre Geschichte, die zugleich die Geschichte ihres Landes ist, eine intime Rückschau, die sie zwingt, den Vorhang über der Vergangenheit zu heben und eine Vergebung scheint möglich.

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Nene schüttelt den Kopf und grinst zweideutig. Der Kellner scheint verunsichert, obwohl er doch für nichts verantwortlich ist. Erst dann fällt mir Nenes Wirkung auf Männer wieder ein, diese bestimmten Blicke, etwas zwischen Faszination und Verblüffung, soll man sie für eine Verrückte halten mit ihrem schrillen Auftritt oder aber ihrer puppenhaften Erscheinung verfallen? Auch dieser junge Mann fragt sich das wohl, weiß noch nicht, wozu er tendiert, aber er hat ja noch Zeit, er wird sich im Laufe des Abends entscheiden können.

Nene zwinkert ihm auffordernd zu. Ira muss schmunzeln, ich bemühe mich, nicht loszuprusten, es macht mir Freude, wie schnell wir wieder zu einem Gespann werden, zu den Freundinnen, die wir einmal waren, die über jeden Schritt der anderen Bescheid wissen. Mit seiner Antwort hat keine von uns gerechnet:

– Ich kann nach unten gehen und nachschauen, vielleicht ist die Bar bereits aufgebaut, dann kann ich etwas organisieren. Wodka auf Eis, ist das richtig, ja?

Gut, seine Entscheidung ist gefallen. Er könnte ihr Sohn sein, geht mir durch den Kopf, Ira schüttelt nur den Kopf und fährt sich mit der Hand durchs Haar, eine vertraute Geste.

– Wärst du so nett, wirklich? Also Wodka-Martini wäre das Allerbeste, aber notfalls nehme ich auch Wodka auf Eis, ja. Wirklich reizend von dir, wirklich.

Ira und ich bemühen uns, ernst zu bleiben.

– Ja, kein Ding. Ich schau, was ich machen kann.

You made her day , ruft Ira ihm in ihrem makellosen American English hinterher, und auch dieser Ton ist mir so bekannt, ein Echo aus einer anderen Zeit, dieses Schnippische, das leicht Sarkastische in ihrer Stimme. Ich muss laut auflachen, und auch Ira lacht hinter vorgehaltener Hand.

– Was denn?, fragt Nene demonstrativ naiv und zuckt mit den Achseln.

– Wie schön, dass sich manches nie ändert, sage ich mit einem Augenzwinkern.

– Dafür habt ihr beide euch ganz schön verändert, kontert Nene auf der Stelle, und schon ist die Leichtigkeit des Augenblicks dahin und unsere Nähe wieder fader Abglanz einer Erinnerung. Ich wünschte mir, ich hätte ihr diese Vorlage nicht geliefert, in meinem Kompliment ist eine Bombe detoniert.

– So habe ich es nicht gemeint.

Meine Stimme soll beschwichtigend klingen. – Es ist doch etwas Schönes, wenn man so … Ach, vergiss es.

Ich bin auf einmal wütend auf sie, auf ihren unausgesprochenen Vorwurf. Schließlich hänge ich in all den Verflechtungen ebenso mit drin. Aber mir gegenüber hatte sie distanzierte Höflichkeit als Ausweg gesucht, mir nie offen die Schuld gegeben.

Seit ich unsere Stadt verlassen habe und in ein neues Leben geflohen bin, gab es kaum einen Tag in meinem Leben, an dem ich mir ihretwegen keine Vorhaltungen gemacht habe. Zwischen Ira und ihr kam es zu einer lebensverändernden Kollision, einer, die niemals verjährt, der Konflikt zwischen ihnen liegt noch offen, aber zwischen Nene und mir steht das Unausgesprochene wie ein Monolith, der uns den Weg zueinander versperrt.

– Lasst uns den Abend genießen, in Ordnung?

Plötzlich ist es Ira, die auf Harmonie bedacht ist.

Nenes Gesicht hellt sich wieder auf, ja, der Abend soll positiv verlaufen, alles andere keine Rolle spielen, wir sollen Wein oder Wodka-Martini trinken und das Vermächtnis unserer Freundin feiern.

– Wie geht es den Kindern? Wie geht es dir?

Ich will es wirklich wissen, ich will so viel wissen. Nenes Augenbrauen heben sich leicht, als wollte sie spontan etwas sagen, was man auf eine solche Frage routinemäßig erwidert, aber dann gibt sie mir eine geduldige und ausführliche Antwort:

– Es geht uns gut. Wirklich. Die Zwillinge machen zwar Scherereien, sind noch immer zwei Raufbolde, aber Luka ist ein wunderbarer Junge, die Mädchen sind alle verrückt nach ihm, er ist genauso schön wie sein Vater.

Ich sehe seinen Vater vor mir, seine grünen Augen, diese unschuldige Ausstrahlung eines Träumers, etwas zieht sich in mir zusammen, die Toten sind wieder da und füllen den Raum. Diese Ausstellung ist eine einzige Totenwache, eine einzige Trauerfeier. Ich schüttle mich, ich würde so gern auf der Stelle unsichtbar werden.

– Ich zeige dir nachher ein paar Fotos von ihnen, wenn du willst, fügt Nene hinzu. – Und noch etwas … im Juli werde ich wieder heiraten.

Sie lacht kokett und ihr Blick geht zu Ira, sie kann es nicht lassen, sie will ihre Reaktion sehen, will wissen, ob da noch etwas übrig geblieben ist von dem, worauf ihr Leben lang Verlass war: Iras bedingungslose und wunde Liebe. Ira schaut zur Seite, sie reagiert nicht, ein Profi, der seine Pokermiene aufsetzt.

– Wow, das sind aber Neuigkeiten! Nein, du hast dich wirklich kein bisschen verändert, entfährt es mir, und ich muss wieder laut auflachen.

– Tja, für die Liebe ist man nie zu alt!, kichert Nene und bleibt mit dem Blick irgendwo in der Ferne hängen. Ich versuche zu erkennen, was ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, finde aber nichts.

– Oh Gott, schaut her, kommt, das ist doch unser Sprungbild. Das sind wir!, ruft sie euphorisch und eilt fort. Wie zwei Fünfzehnjährige rennen wir ihr hinterher, schlagen Haken um diverse Grüppchen, die mit Gläsern in der Hand vor den Bildern stehen. Jetzt erkenne ich das Foto, das Nene angelockt hat, eines aus der Zeit, als Dina das Fotografieren gerade für sich entdeckt hat und zu allen möglichen verrückten Experimenten bereit war. Aufgenommen mit der Kamera meiner toten Mutter.

Seite an Seite bleiben wir vor dem Bild stehen. Wir atmen im selben Rhythmus, unsere Brustkörbe heben und senken sich im gleichen Takt, so stehen wir drei vor dem Vermächtnis der Vierten und fragen uns, was diese Mädchen auf dem Bild mit uns gemein haben, den erwachsenen Frauen, die jetzt Schulter an Schulter davorstehen.

Wir sprangen alle zeitgleich hoch, die Münder zu einem Lachen aufgerissen, nur Ira schaute ernst, wie meist, wenn sie fotografiert wurde, und hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt, als wollte sie der Kamera entgehen. Dina und ich in der Mitte, Nene rechts und Ira links außen. Ein Freudensprung, den Dina uns vollführen ließ, aufgenommen mit dem Selbstauslöser der Kamera, die meiner Mutter gehört hatte. Ich sehe weniger einen Sprung als vielmehr einen trotzigen Triumph, ein Freudenfest auf einem Vulkan.

Es war Dinas Idee, zum Gelände der brachliegenden Tuchfabrik zu fahren, um dort Fotos zu machen. Ich war zuerst strikt dagegen, weil wir riskierten, gegen die Ausgangssperre zu verstoßen und uns Ärger einzuhandeln. Ira teilte meine Meinung, aber aus irgendeinem irrationalen Grund stieß der Vorschlag bei Nene auf schiere Begeisterung, vermutlich, weil ihr Onkel und ihre Brüder weggefahren waren und sie sich an ihrer knapp bemessenen Freiheit berauschen wollte. Ira und ich gaben uns schließlich geschlagen, zu groß und zu ansteckend waren die Freude und die Abenteuerlust der beiden anderen.

Nur wenige Wochen davor hatte Dina eine Smena von ihrer Mutter geschenkt bekommen und konnte von nichts anderem mehr reden als von guten Orten zum Fotografieren, dem passenden Licht und den besten Motiven. Normalerweise war sie ebenso schnell von etwas Neuem begeistert, wie sie das Interesse daran wieder verlor. Aber diese Passion sollte anhalten: Sie war so entflammt, so wissbegierig, dass sie sich von Rostom Iaschwili Fotobücher lieh und sich alle Details erklären ließ; sie verbrachte unzählige Stunden in seiner Dunkelkammer und nahm ihre neue Kamera nicht mehr von der Brust ab, wo sie wie ein kostbares Amulett an einem Lederriemen baumelte.

Ihr beliebtestes Motiv waren wir drei. Sie schien uns und unsere Gesichter durch das Objektiv neu zu entdecken, drückte so häufig auf den Auslöser, bis es uns kaum noch auffiel. Dabei war Nene die Einzige von uns, die es sichtlich genoss, ständig abgelichtet zu werden. Sie inszenierte sich und posierte mit aufgeschlagenen Rehaugen und Schmollmund, doch Dina verbot ihr solche Attitüden. Sie fand nichts dämlicher als diese Form der Lüge. Das Foto, das an jenem Tag auf dem Gelände der verwaisten Tuchfabrik entstand, bildete allerdings eine Ausnahme, denn aus irgendeinem Grund entschied sich Dina diesmal doch für eine Inszenierung. Es zeigt uns mitten im Sprung, in der Luft, mit angezogenen Beinen, mit lachenden Mündern. Es feiert uns an der Schwelle zu der über uns hereinbrechenden Jugend und feiert das Nichtwissen von dem, was die Zukunft mit sich bringen wird.

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