Emmanuel Carrère - Yoga

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Alles beginnt gut: Emmanuel Carrère fühlt sich souverän als Herr über sein gelungenes Leben und plant ein heiteres, feinsinniges Büchlein über Yoga zu schreiben. Mit leichter Ironie, aber auch echter Hingabe wollte er dem Leser seine Erkenntnisse über Yoga enthüllen, das er er seit einem Vierteljahrhundert betreibt: ein Buch voller Weisheit über das Verhältnis zur Welt, wenn man Abstand zum eigenen Ego gewinnt. Zunächst läuft alles bestens, doch dann wird er während seiner Recherchen vom Tod eines Freundes beim Anschlag auf Charlie Hebdo eingeholt und gleich darauf von einer unkontrollierbaren Leidenschaft erschüttert. Von einem Tag auf den anderen kippt sein Leben, eine bipolare Störung wird diagnostiziert, und Carrère verbringt vier quälende Monate in der geschlossenen Psychiatrie, wo er versucht, seinen Geist mit Gedichten an die Leine zu legen. Entlassen und verlassen lernt er auf Leros in einer Gruppe minderjähriger Geflüchteter ganz anders Haltlose kennen. Zurück in Paris stirbt sein langjähriger Verleger – und doch gibt es am Ende auch wieder Licht. Denn Yoga ist die Erzählung vom mal beherrschten, mal entfesselten Schwanken zwischen den Gegensätzen. Durch schonungslose Selbstanalyse zwischen Autobiografie, Essay und journalistischer Chronik gelingt Carrère der Zugang zu einer tieferen Wahrheit: Was es heißt, ein in den Wahnsinn der Welt geworfener Mensch zu sein.

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Freundschaft zu den Nasenlöchern

Die Luft strömt in meine Nasenlöcher ein. Ich beobachte ihr Einströmen. Die Luft strömt aus meinen Nasenlöchern aus. Ich beobachte ihr Ausströmen. Es ist ein ruhiges, regelmäßiges Strömen. Ich beobachte, wie die Luft die Naseninnenwände berührt. Es ist eine leichte, zarte Berührung. Die Nasenlöcher sind ein gutes Objekt für die Aufmerksamkeit, weil sie mit vielen Nervenbahnen durchzogen sind. In den Nasenlöchern passiert immer irgendetwas. Man kann zwei Stunden lang über Nasenlöcher meditieren, ohne sich zu langweilen. Diesmal fängt die Sitzung gut an: Meine Nasenlöcher sind meine besten Freunde. Wenn man den Eingang ein wenig hinter sich lässt und etwas in ihre Hohlräume dringt, werden sie zu riesigen Grotten. Je mehr man sie erkundet, je länger man ihre Wände entlangspürt, desto größer werden sie und desto mehr füllen sie sich mit Empfindungen: Stechen, Prickeln, Kribbeln. Pulsieren … Ja, ein Pulsieren, das praktisch alles andere überlagert. Etwas pulsiert. Ich beobachte dieses Etwas. Identifiziere mich mit dem Pulsieren. Es ist nicht unangenehm, man beobachtet es nicht ungern. Es tut gut. Es tut gut, nur meine Haltung ist eingebrochen. Eingesackt. Ich muss mich wiederaufrichten, ohne deshalb aufzuhören, das Ein- und Ausströmen des Atems an meinem Naseneingang zu verfolgen und zugleich ohne das Pulsieren in der Tiefe meiner Nase außer Acht zu lassen. Ich strecke die Wirbelsäule, recke den höchsten Punkt des Schädels Richtung Himmel. Das gleichzeitig zu tun ist viel, der Geist nutzt das Durcheinander, um sich davonzustehlen. Der Geist stiehlt sich ständig davon, er stiehlt sich aus dem Jetzt, er stiehlt sich aus der Wirklichkeit – was dasselbe ist, denn nur das Jetzt ist wirklich. Der tibetische Meister Chögyam Trungpa pflegte zu sagen: Wir widmen nur 20 % unserer Gehirntätigkeit der Gegenwart. Die übrigen 80 % richten manche mehr auf die Vergangenheit und andere mehr auf die Zukunft aus. Ich zum Beispiel greife viel vor und lebe wenig in der Erinnerung. Nostalgie liegt mir fern. Man könnte das als Eigenschaft eines zuversichtlichen, optimistischen Charakters interpretieren, der nach vorn blickt, doch ich fürchte, es ist eher die eines obsessiven Typs, der genau weiß, dass man die Vergangenheit nicht mehr ändern kann, während man sich bei der Zukunft noch vormachen kann, sie beeinflussen zu können. Um dieser Illusion nicht auf den Leim zu gehen, sage ich mir oft den großartigen Spruch auf: »Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen!« Das hält mich nicht davon ab, ihn weiter zum Lachen zu bringen. Ich bin sicher, wenn Gott Lust auf ein bisschen Ablenkung hat und mal herzhaft lachen will, dann schaut er mir zu, wie ich auf meinem Zafu sitze und meine Atmung beobachte, das Innere meiner Nase scanne und gleichzeitig an mein heiteres, feinsinniges Büchlein über Yoga denke. An seinen Umfang, seine Kapitel, seine Zwischentitel. Ich bin sogar schon dabei, Sätze zu formulieren und mich zu fragen, bei wie vielen Definitionen von Meditation ich schon angekommen bin, doch in dem Moment wird mir bewusst, dass die Gedanken mich fortgerissen haben: Tschüss Gegenwart und Chögyam Trungpa, erzähl Gott von deinen Plänen, dem nächsten Buch, den Sätzen des nächsten Buchs, dem Erfolg des nächsten Buchs … Es ist Zeit, zu den Nasenlöchern zurückzukehren. Zeit, zur Luft zurückzukehren, die durch die Nasenlöcher strömt. Einatmen, ausatmen, inhale , exhale . Die Luft ist ein bisschen kühler, wenn sie einströmt, und ein bisschen wärmer, wenn sie nach dem langen Weg durchs Innere wieder ausströmt. Draußen. Drinnen. Wann ist sie noch draußen, wann bereits drinnen? Achte mögliche Definition für Meditation: Man beobachtet die Berührungspunkte von dem, was man selbst ist, und dem, was man nicht selbst ist. Dem Innen und Außen. Dem Interieur und dem Exterieur.

Die Brüder Terieur

Herr und Frau Terieur haben Zwillinge bekommen, zwei Söhne.

Welche Namen sollen sie ihnen geben?

Sie nennen sie Alex und Alain.

Ich liebe diesen Witz. Bei jedem Buch, das ich schreibe, denke ich irgendwann, dass es Die Brüder Terieur heißen könnte. Was ich auch mache, ich frage mich, ob ich es eher in der Sphäre von Alex oder von Alain mache. Eine Reportage über den Dschungel von Calais: das macht Alex, einen Vipassana-Kurs im Morvan: das macht Alain. Alex betreibt Feldforschung, Alain sitzt auf einem Zafu und beobachtet seinen Atem. Alex Terieur ist Yang, Alain Terieur ist Yin. Beide atmen. Aber wer macht dabei was? Wer atmet ein und wer atmet aus?

Ausatmen

Mein ganzes Leben schon leide ich an einem Symptom: Das Einatmen fällt mir leicht. Es ist ausholend und gleichmäßig. Die Rippen dehnen sich, der Bauch wölbt sich, es scheint, als könnte ich mich ewig mit Luft füllen. Doch dann kommt der Moment, da sich diese satte Einatmung in Ausatmung verwandeln muss, und die dagegen ist verkrampft und verspannt. Sie fällt kurz aus. Das, was sie von Zwerchfell bis Unterbauch eigentlich entspannen sollte, spannt sie an, presst sie zusammen, zwängt sie ein. Es ist, als steckte sie in einem Engpass fest, in einem Knoten unter dem Brustbein, einem Knoten wie bei einem abgeknickten Gartenschlauch. Ich habe mich lange gefragt, ob dieser Knoten organischer oder psychischer Natur ist. Röhrensystem oder Unbewusstes. Ärzte haben mir kleine Tabletten gegen Sodbrennen verschrieben, das bei Angstpatienten häufig vorkommt. Diese Tabletten haben keinerlei Auswirkung auf das, was ich als identitätsstiftend ansehe und was Yoga besser erreicht. Denn Einatmen ist Nehmen, sagt das Yoga, Einatmen ist Erobern, sich Aneignen, und damit habe ich nicht die geringsten Schwierigkeiten, es ist sogar das Einzige, was ich kann, und mein Brustkorb ist ein Spiegel meiner Gier. Ausatmen dagegen ist etwas anderes. Ausatmen ist Geben statt Nehmen, Zurückgeben statt Behalten. Ausatmen ist Loslassen. Und in dem Punkt – wie in vielen anderen auch – ist Hervé das Gegenteil von mir. Ausatmen ist seine Stärke. Er will nichts anderes, als sich leer und leicht zu machen. Wir alle sind in unserem Leben nur auf Durchreise, aber er ist sich dessen bewusst. Er richtet sich im Leben nicht ein, er empfindet sich eher als Mieter oder noch eher als Untermieter, während ich den Drang zum Eigentümer habe, der seinen Besitz vermehren und, wie die biblischen Patriarchen, »wachsen und gedeihen« will. Es ist mein natürlicher Instinkt zu wachsen, so wie es seiner ist zu schrumpfen. Ich strebe nach dem Licht, er nach dem Schatten. Mich zieht es zum Südhang, ihn zum Nordhang. Zwei Seinsarten, zwei Menschentypen, und dieser Charakterunterschied ist die Basis unserer Freundschaft: Yang-Mensch, Yin-Mensch, Mensch der Einatmung, Mensch der Ausatmung. Ausatmen heißt im Grunde, den letzten Atemzug, den letzten Seufzer zu tun, die Seele hinzugeben. Die Angst unter meinem Solarplexus ist nichts anderes als Todesangst, und was ich in den mir noch verbleibenden Lebensjahren zu lernen habe, ist, denke ich, das Ausatmen.

Patanjali im Café de l’Église

Es gibt einen kanonischen Text über Yoga, der entweder im dritten Jahrhundert vor oder im zweiten nach Christus entstanden ist – so genau weiß man das nicht – und der Patanjali zugeschrieben wird, der angeblich auch Grammatiker war. Es ist eine schmale Sammlung von Sutras, das heißt lakonischen, schwer zugänglichen Aphorismen, in denen es an keiner Stelle um Yoga in dem Sinn geht, wie wir es verstehen: als Gymnastik. Yoga in dem Sinn, wie wir es verstehen, dürfte es auch damals schon gegeben haben, denn Plutarch berichtet, die Soldaten von Alexander dem Großen seien bei ihrer Ankunft in der Gangesebene verblüfft gewesen, sogenannte »Gymnosophisten« gesehen zu haben, also Leute, die sich verrenkten, um Weisheit zu erlangen, mit anderen Worten: Yogis. Doch Patanjali interessierte sich nicht für Verrenkungen. Er kannte keine andere Haltung als den unbewegten Lotussitz. In Aussicht auf das Buch über Yoga und Meditation, das ich schreiben wollte und das damals, Sie wissen warum, Ausatmen heißen sollte, ging ich im Winter 2015 jeden Morgen ins Café de l’Église an der Place Franz Liszt, um Patanjali zu lesen und verschiedene französische Übersetzungen zu vergleichen (nach gründlicher Abwägung empfehle ich die von Françoise Mazet bei Albin Michel) und mir in einem extra Büchlein Notizen zu Patanjali zu machen. Abgesehen davon, dass diese Beschäftigung lehrreich für mich war, verschaffte sie mir auch ein befriedigendes und vielleicht übertrieben schmeichelhaftes Selbstbild. Heute, da mein Leben komplett abgedriftet ist, denke ich an diese Morgensitzungen im Café de l’Église mit einer Mischung aus Nostalgie, bitterer Ironie und im Nachhinein Fassungslosigkeit. Denn damals strotzte ich vor Selbstgewissheit. Ich war glücklich. Und ich glaubte, das würde so bleiben. Patanjali interessiert sich wie alle indischen Denker seit der Zeit der Upanishaden und wie Hervé nur für eine einzige Frage: Gibt es einen Weg, um aus dem Schlamassel herauszukommen, den wir Erdendasein oder Conditio humana oder Samsara nennen? Können wir uns dekonditionieren? Jede andere Frage, jede andere Beschäftigung ist sinnlos. »Nichts anderes lohnt sich zu erkunden«, sagen Patanjali und Hervé. Die gute Nachricht, wiederum laut Patanjali und Hervé, ist: Die Antwort auf diese Frage lautet ja. Ja, es gibt einen Ausweg. Ja, Dekonditionierung ist möglich. Sie ist nicht einfach, sie ist eine Lebensaufgabe oder eine für mehrere Leben, aber sie ist möglich und Yoga zielt genau darauf ab. Es ist eine Technik der Bewusstseinsüberwindung durch Bewusstseinsbeobachtung. Und Patanjali ist ein unvergleichlicher Beobachter. Er kennt das Unbewusste mindestens so gut wie Freud, und er legt seine Entdeckungen auf indische Art dar: indem er auflistet. Die sechs Darshanas (das sind Systeme des brahmanischen Denkens, Yoga ist eines davon), die drei Gunas (die Grundelemente der Materie und, als solche gedacht, auch der Bewusstseinszustände), die fünf Yamas (notwendige Entsagungen), die fünf Niyamas (nicht weniger notwendige Disziplinen), die fünf Arten von Chittavritti (alles, was den Bewusstseinsstrom bewegt), die acht Glieder des Ashtanga (das Yoga des Patanjali) … Die Inder lieben Listen und endlose Klassifizierungen, die uns willkürlich erscheinen. Es ist ihre Art, sich die Welt anzueignen, während unsere eher die Chronologie ist, die den Indern wiederum völlig fremd ist. Patanjalis Listen und Klassifizierungen psychischer und spiritueller Phänomene sind äußerst interessant, und es lohnt sich, sie im Detail zu studieren. Angetrieben von meinem Buchprojekt über Meditation und Yoga habe ich viele Stunden im Café de l’Église damit zugebracht. Sucht man also eine bündige Definition für Yoga und eine neunte – alle anderen einschließende – für Meditation, bieten sich die vier Sanskritworte an, die den zweiten Vers des Yogasutra bilden, nämlich yogash chittavritti nirodhah .

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