Abbildung 1.1: Die Herausforderungen in einem Unternehmen
Mutig Entscheidungen treffen
Eine der Aufgaben von Unternehmerinnen, die über allen anderen steht, ist es, Entscheidungen zu treffen. Und damit ist nicht die Wahl zwischen Reispfanne und Gemüselasagne beim Mittagstisch gemeint. Sie haben es mit echten Entscheidungen zu tun, und das beinahe jeden Tag. Diese zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:
Bei einer echten Entscheidung geht es um etwas. Die Entwicklung Ihres Betriebs kann davon abhängen.
Es gibt mindestens zwei Alternativen.
Es steht nicht von vornherein fest, welche der Alternativen die überlegene ist.
Angesichts dieser Tragweite ist es verständlich, wenn Sie hin und wieder schlaflose Nächte haben. Aber selbst wenn Sie es sich vielleicht manchmal wünschen würden: Sie kommen nicht darum herum zu entscheiden. Denn auch »nichts tun« zählt in der Regel zu den zur Wahl stehenden Optionen und wird sich auf Ihr Geschäft auswirken.
Nun können Sie vor jedem weitreichenden Beschluss mit hohem Aufwand Daten sammeln, ausgiebig Berechnungen anstellen und Prognosen entwickeln – aber hundertprozentige Gewissheit über die Folgen Ihrer Handlungen werden Sie auch mit größten Mühen nicht erreichen. Wie wäre es also, wenn Sie einfach akzeptierten, dass Sie die Zukunft nicht vorhersagen können? Fangen Sie doch lieber an, sie aktiv zu gestalten.
Sehen Sie im Zufall Ihren Freund, den Sie für Ihre Vorhaben nutzen können, statt sich an Konzepten und Prognosen festzuhalten, die von der Realität längst überholt wurden.
Setzen Sie nur das aufs Spiel, was Sie zur Not verlieren könnten. Dann fällt es leichter, Dinge auszuprobieren.
Orientieren Sie sich an den Mitteln, die Sie schon haben, anstatt sich Ziele zu setzen, die nur schwer erreichbar sind.
Hören Sie auf, sich ständig an der Konkurrenz zu messen, und bauen Sie stattdessen auf starke Netzwerke, die Sie nach vorn bringen.
Entscheidungen mutig zu treffen ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite finden Sie die Parole: »Kehrt marsch!« Zum Unternehmertum gehört nämlich auch der Mut, eine Idee zu begraben und ein paar Schritte zurückzugehen, wenn Sie merken, dass Sie falschlagen oder dass das, was gestern richtig war, heute nicht mehr gilt.
Mehr zu diesen und weiteren Entscheidungsrichtlinien, die Ihnen Ihr Unternehmerleben vereinfachen können, erfahren Sie in Kapitel 2.
Das Geschäftsmodell anpassen – immer wieder
Wir wissen nicht, ob Ihr Unternehmen seit drei Generationen besteht oder seit drei Jahren. Aber wir wissen, dass es nicht bis in alle Ewigkeit so bleiben wird, wie es heute ist. Wenn sich die Gesellschaft, die Märkte oder die Kundschaft verändern, kann Ihre Firma nicht auf der Stelle treten. Sie muss sich anpassen, wenn sie am Markt bestehen möchte. Hinzu kommt: Auch Sie selbst entwickeln sich weiter. Ihre Ansprüche und Sichtweisen sind nicht mehr dieselben wie früher – und als Unternehmerin haben Sie die großartige Chance, Ihre Firma auf Ihre Lernreise durchs Leben mitzunehmen.
Es gibt also viele gute Gründe – äußere wie innere –, Ihr Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen, und Sie sollten das so regelmäßig tun, wie Sie Ihr Auto zur Inspektion bringen. Ein geeignetes Werkzeug dafür ist die Business Model Canvas (BMC), mit der Sie die Funktionsweise Ihres Betriebs zunächst übersichtlich auf einem Blatt Papier darstellen können, um sie im zweiten Schritt zu verändern.
Die Business Model Canvas ist so konzipiert, dass sie die Stärken, aber auch die Schwächen Ihres bestehenden Geschäftsmodells offenbart. Sie stellt den Kundennutzen in den Mittelpunkt, der durch das Geschäftsmodell im Ganzen geschaffen wird.
Die Canvas ist ein flexibles Tool, das Ihnen hilft, sich auf die wesentlichen Treiber Ihres Geschäfts zu fokussieren. Gleichzeitig zeigt es Ihnen, wie die Funktionen Ihres Geschäftsmodells miteinander zusammenhängen. Sie können relativ einfach einzelne Bausteine verändern, davon ausgehend das gesamte Geschäftsmodell neu denken und dabei mehrere Varianten vergleichen.
Häufig wird in Unternehmen als Erstes über die Produkte nachgedacht, wenn es darum geht, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Dabei wird übersehen, dass sie nur einen Teil des Kundennutzens ausmachen. Dieser wird durch das Geschäftsmodell im Ganzen geliefert. Vielleicht trifft Ihr Produkt den Nerv der Zeit, aber der Vertrieb passt noch nicht zu den Vorstellungen Ihrer Kunden. Oder Sie könnten Ihre Leistungen effektiver und zu höheren Preisen vermarkten, wenn Sie die richtige Zielgruppe ansprechen würden.
Dank der Konzentration auf das Wesentliche verlieren Sie sich nicht im Kleinklein von Merkblättern, Zielgruppenanalysen und Wirtschaftszahlen, sondern behalten den Fokus auf den großen Zusammenhängen. In Kapitel 5erläutern wir, warum die Geschäftsmodellarbeit für Unternehmerinnen eine Lebensaufgabe ist und wie das Instrument der Business Model Canvas Ihnen dabei hilft.
Bei der Arbeit an Ihrem Geschäftsmodell müssen Sie das Rad nicht neu erfinden. Es gibt verschiedene erprobte Ansätze für die Entwicklung von Unternehmen, auf die Sie dabei zurückgreifen oder von denen Sie sich inspirieren lassen können.
Baukastenprinzip: Dieses von Günter Faltin (»Gründen in Komponenten«) erdachte Konzept hilft Ihnen, sich auf Ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren und durch die Einbindung externer Dienstleister ein schlankes und flexibles Unternehmen aufzubauen.
Lean Start-up: Hier geht es um schlanke Prozesse. Das Herzstück dieser Methode ist eine kontinuierliche Feedbackschleife, bei der es darum geht, Ideen früh umzusetzen, die Resonanz potenzieller Kundinnen und Nutzer zu testen und einzubeziehen und so Ihre Idee schrittweise zu verbessern.
Solopreneurship: Bei diesem Gedanken geht es darum, Ihre Unabhängigkeit zu bewahren und alle Fäden in Ihrem Business fest in der Hand zu halten. Sie arbeiten ohne feste Mitarbeiterinnen und verkaufen nicht Ihre Arbeitszeit, sondern die Ergebnisse Ihrer Arbeit. Das setzt skalierbare Geschäftsmodelle voraus.
Digitale Geschäftsmodelle: Sie zeichnen sich dadurch aus, dass der Kundennutzen ganz oder teilweise digital erbracht wird. Sie können mit der Digitalisierung bei jedem Baustein Ihres Geschäftsmodells ansetzen. Vergessen Sie aber nicht, Ihre Kundinnen in den Mittelpunkt Ihrer Überlegungen zu stellen.
Produkt-Treppe: Sie ist ein intuitives Tool, um Ihr Geschäftsmodell zu strukturieren und zu vereinfachen. Bringen Sie Ordnung in Ihr Sortiment und schaffen Sie sich eine Palette von Produkten oder Dienstleistungen, die perfekt aufeinander aufbauen und sich gegenseitig stützen.
Franchising: Von diesen Konzepten können Sie lernen, wie Sie sämtliche Prozesse in Ihrem Betrieb definieren und standardisieren und dadurch die Effizienz steigern können.
In Kapitel 6werden alle diese Konzepte näher ausgeführt. Keines davon müssen Sie von A bis Z durchdeklinieren, um Ihr Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Sie können auch nur einzelne Bestandteile übernehmen oder sich zu ganz eigenen Wegen inspirieren lassen.
Das Geschäftsmodell ist, der Begriff sagt es schon, ein vereinfachtes Modell der Wirklichkeit. Es zeigt, was Sie in Ihrer Firma tun, aber nicht, wie Sie es tun. Als Unternehmer besteht Ihre Aufgabe auch darin, eine passende Organisationsstruktur zu finden, die es Ihnen und Ihren Mitarbeiterinnen erlaubt, einen starken Kundennutzen zu schaffen und motiviert und mit Freude dabei zu sein.
Dazu sollten Sie zunächst folgende Fragen klären:
Wen brauchen Sie für Ihr Unternehmen?
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