Horst Bosetzky / Jan Eik
Am Tag, als
Walter Ulbricht starb
Roman
Jaron Verlag
Horst Bosetzky alias -ky lebt in Berlin und gilt als «Denkmal der deutschen Kriminalliteratur». Mit seiner mehrteiligen Familiensaga (schließend mit «Kartoffelsuppe oder Das Karussell des Lebens»), seinen dokumentarischen Spannungsromanen und biografischen Romanen avancierte er zu einem der erfolgreichsten Autoren der Gegenwart. Für die bekannte Krimireihe «Es geschah in Berlin», die er mit dem Jaron Verlag begründete, verfasste er mehrere Bände (zuletzt «Auf leisen Sohlen», 2017).
Jan Eik, geboren 1940 in Berlin als Helmut Eikermann, ist freiberuflicher Autor und Publizist. Er schrieb zahlreiche Kriminalromane, darunter mehrere Bände für die Reihe «Es geschah in Berlin» (zuletzt «Grenzgänge», 2015), Bücher über die DDR-Zeit sowie Hör- und Fernsehspiele. Im Jaron Verlag veröffentlichte er zuletzt «Ost-Berlin, wie es wirklich war» (2016) und «Attentat auf Honecker und andere Besondere Vorkommnisse» (mit Klaus Behling, 2017).
Neuausgabe
1. Auflage dieser Ausgabe 2017
© 2010 Jaron Verlag GmbH, Berlin
1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH
Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.
www.jaron-verlag.de
Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring
ISBN 9783955522445
Cover
Titelseite Horst Bosetzky / Jan Eik Am Tag, als Walter Ulbricht starb Roman Jaron Verlag
Impressum Horst Bosetzky alias -ky lebt in Berlin und gilt als «Denkmal der deutschen Kriminalliteratur». Mit seiner mehrteiligen Familiensaga (schließend mit «Kartoffelsuppe oder Das Karussell des Lebens»), seinen dokumentarischen Spannungsromanen und biografischen Romanen avancierte er zu einem der erfolgreichsten Autoren der Gegenwart. Für die bekannte Krimireihe «Es geschah in Berlin», die er mit dem Jaron Verlag begründete, verfasste er mehrere Bände (zuletzt «Auf leisen Sohlen», 2017). Jan Eik, geboren 1940 in Berlin als Helmut Eikermann, ist freiberuflicher Autor und Publizist. Er schrieb zahlreiche Kriminalromane, darunter mehrere Bände für die Reihe «Es geschah in Berlin» (zuletzt «Grenzgänge», 2015), Bücher über die DDR-Zeit sowie Hör- und Fernsehspiele. Im Jaron Verlag veröffentlichte er zuletzt «Ost-Berlin, wie es wirklich war» (2016) und «Attentat auf Honecker und andere Besondere Vorkommnisse» (mit Klaus Behling, 2017). Neuausgabe 1. Auflage dieser Ausgabe 2017 © 2010 Jaron Verlag GmbH, Berlin 1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien. www.jaron-verlag.de Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring ISBN 9783955522445
DIE FAKTEN DIE FAKTEN Während der 28 Jahre zwischen dem Bau der Mauer am 13. August 1961 und ihrem Fall am 9. November 1989 wagten etwa 5600 Menschen eine Flucht über die Ostsee. In dem eng verknüpften Netz aus ziviler und militärischer Überwachung an Land und auf See verfingen sich über 4500 Frauen, Männer und sogar Kinder. Sie mussten meist mehrjährige Haftstrafen in den berüchtigten Haftanstalten von Rostock, Cottbus, Bautzen bzw. Hoheneck verbüßen. ( … ) Lediglich 913 Flüchtlinge erreichten ihr Ziel in Schleswig-Holstein, Dänemark oder Schweden, also nur etwa jeder 6. Ostseeflüchtling. Mindestens 174 Menschen kamen zwischen Mauerbau und Mauerfall auf ihrer Flucht über die Ostsee ums Leben. (Aus: Christine Vogt-Müller, Der Unerträglichkeit des «DDR-Seins» davon paddeln, in: Binsenbummeln und Meeresrauschen, 4. Internationales Jahrbuch des Faltbootsports 2007/08, hrsg. von Herbert Kropp, Faltenreich Verlag, Oldenburg 2007, S. 42 f.) Am Tag, als Walter Ulbricht starb ist ein Roman. Alle Personen und Handlungen, soweit nicht historisch belegt, sind erfunden.
EINS Mai 1972
ZWEI Mai 1972
DREI Juni 1972
VIER Juni 1972
FÜNF Juli 1972
SECHS Juli 1972
SIEBEN Juli 1972
ACHT Spätsommer 1972
NEUN september 1972
ZEHN Herbst 1972
ElF Jahreswechsel 1972/73
ZWÖLF April 1973
DREIZEHN Mai 1973
VIERZEHN Mai 1973
FÜNFZEHN Juni 1973
SECHZEHN Juni 1973
SIEBZEHN Juni 1973
ACHTZEHN Juli 1973
NEUNZEHN Ende Juli 1973
ZWANZIG Juli 1973
EINUNDZWANZIG 31. Juli 1973
ZWEIUNDZWANZIG 31. Juli 1973
DREIUNDZWANZIG 1. August 1973
Berliner Mauerkrimis
Es geschah in Berlin …
Während der 28 Jahre zwischen dem Bau der Mauer am 13. August 1961 und ihrem Fall am 9. November 1989 wagten etwa 5600 Menschen eine Flucht über die Ostsee.
In dem eng verknüpften Netz aus ziviler und militärischer Überwachung an Land und auf See verfingen sich über 4500 Frauen, Männer und sogar Kinder. Sie mussten meist mehrjährige Haftstrafen in den berüchtigten Haftanstalten von Rostock, Cottbus, Bautzen bzw. Hoheneck verbüßen. ( … )
Lediglich 913 Flüchtlinge erreichten ihr Ziel in Schleswig-Holstein, Dänemark oder Schweden, also nur etwa jeder 6. Ostseeflüchtling.
Mindestens 174 Menschen kamen zwischen Mauerbau und Mauerfall auf ihrer Flucht über die Ostsee ums Leben.
(Aus: Christine Vogt-Müller, Der Unerträglichkeit des «DDR-Seins» davon paddeln, in: Binsenbummeln und Meeresrauschen, 4. Internationales Jahrbuch des Faltbootsports 2007/08, hrsg. von Herbert Kropp, Faltenreich Verlag, Oldenburg 2007, S. 42 f.)
Am Tag, als Walter Ulbricht starb ist ein Roman. Alle Personen und Handlungen, soweit nicht historisch belegt, sind erfunden.
JE LÄNGER SIE PADDELTEN, desto mehr erschien ihnen die Ostsee wie ein schwarzes Loch. Die Landmassen Skandinaviens, der baltischen Länder, Polens und Deutschlands waren nur noch kosmischer Staub und freigesetzte Energie, und nun wurde auch ihr Boot, mit dem sie aus der DDR zu flüchten versuchten, langsam vom Mahlstrom verschlungen.
Sie waren Katholiken und hofften auf ihren großen und gütigen Gott, der sie erretten möge. Jeder betete für sich allein, denn das Tosen des Sturmes war zu stark, als dass einer den anderen hätte hören können.
«Herr, sieh unser Elend, und hilf uns!»
«Herr, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, Herr, denn meine Gebeine sind erschrocken!»
Günther und Annegret Kühn waren in ihrem Faltboot, einem Pouch WEZ 80, gegen 21 Uhr in Kinnbackenhagen gestartet, einem kleinen Ort am Barther Bodden, genau gegenüber dem östlichen Ende der Halbinsel Zingst. Vorher hatten sie lange gerechnet. Vom Darßer Ort bis nach Gedser waren es etwa 36 Kilometer, von Prerow bis zum Gedser Feuerschiff nur 25 Kilometer, von Zingst bis zur dänischen Insel Møn aber bereits 60 Kilometer. Sie hatten im letzten Sommer wie auch in diesem Frühjahr jede freie Stunde genutzt, um auf den märkischen und mecklenburgischen Gewässern zu trainieren, und dabei sechs Kilometer in der Stunde mühelos geschafft. Aber die Ostsee war von anderem Kaliber als der Wolziger See, und jetzt war auch noch ein Sturm aufgekommen, den kein Wetterbericht vorausgesagt hatte. Mit dem Wind wuchsen die Wellen.
Günther Kühn hatte seinen Kompass vor sich auf dem Verdeck befestigt, doch es war unmöglich, die Nadel zu erkennen. Laut Gebrauchsanweisung hätte sie im Dunkeln leuchten müssen, doch das tat sie nicht. Irgend- wie musste Seewasser in das Gehäuse eingedrungen sein und die Phosphorbeschichtung angegriffen haben. Mond und Sterne waren hinter einer dichten Wolkendecke verschwunden. Da hätte auch ein erfahrener Seemann den Kurs nicht halten können. Ihm war, als würden sie ständig im Kreis herumfahren.
Читать дальше