Ursula Schmid-Spreer - Nichts ist vergessen

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Vor 30 Jahren wurde die Leiche einer Hausfrau gefunden, erwürgt mit einer Strumpfhose. Ein Fall, der nie gelöst wurde – auch wenn Spuren ins Rotlichtmilieu führten. Nur rollt ein Journalist die Sache neu auf und Oberkommissar Hofmockel muss die vielen Puzzlesteinchen zusammensetzen, um diesen Mord aufzuklären. Was hat seine Freundin Cora mit der Sache zu tun? Welche Rolle spielt ihre Großmutter? Gibt es ein Familiengeheimnis? Kann der Fall etwa durch ein altes Tagebuch aufgeklärt werden?

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»Seitdem du in diesem Bäckerladen arbeitest, hast du ganz schön zugelegt. Kein Wunder, dass dich kein Mann anschaut.«

Der Kellner stellte Tee und Kuchen vor Cora hin. Er lächelte sie freundlich an.

Cora hätte ihrem Vater den Tee am liebsten ins Gesicht geschüttet.

»Du bist wieder charmant, Väterchen«, antwortete sie bewusst munter. »Woher willst du wissen, dass es keinen Mann in meinem Leben gibt? Hast du eigentlich wieder eine Freundin? Ist ja auch schon ein paar Jahre her, dass du ein weibliches Wesen an deiner Seite hattest«, meinte sie spitz. Sie genoss es, dass ihr Vater leicht zusammenzuckte.

»Was willst du?«

»Keine Ausflüchte mehr – und endlich Antworten auf ein paar Fragen.«

Büro Trejo

Das Herein klang herrisch. Klaus versteckte sein Grinsen hinter einem Husterer. Herta, die Vorzimmerdame, hatte ihn durchgewunken.

»Guten Tag, Frau Oberstaatsanwältin«, sagte er betont förmlich. »Ich möchte Bericht erstatten.« Er übersah geflissentlich die zusammengezogenen Augenbrauen.

»Also: Ich habe diesen Herrn Albrecht, der die Leiche damals gefunden hat, endlich ausfindig machen können. Dazu habe ich ein weiteres Register in meinem Akt angelegt.«

Trejo sagte nichts. Nur ihre zusammengekniffenen Lippen deuteten darauf hin, dass ihr wohl gerade die Zeit gestohlen wurde.

Klaus genoss die Situation. Am liebsten hätte er auch diesmal wieder laut herausgelacht.

»Herr Albrecht ist verstorben. Er liegt auf dem ...«

»Es reicht, Herr Hofmockel.«

»Warum? Sie wollten doch stündlich Bericht von mir haben. Sehen Sie, alles dokumentiert. Albrecht ist verbrannt worden.« Klaus zeigte sowohl mit dem Mittel- als auch mit dem Zeigefinger auf eine Stelle in seinem Ordner. Dabei machte er ein unschuldiges Gesicht.

»So ausufernd müssen Sie das nicht tun. Bitte geben Sie mir Bericht, wenn Sie mit etwas Spektakulärem aufwarten können.«

»Selbstverständlich«, beeilte sich Klaus zu sagen. »Also nicht mehr stündlich? Auch nicht mehr täglich?«

Oberstaatsanwältin Trejo schüttelte den Kopf. Dann hob sie den Telefonhörer ab, wählte und deutete in Richtung Tür. Klaus war hiermit entlassen.

Erst nachdem er halb auf dem Weg zu seinem eigenen Büro war, erlaubte er sich zu lachen. Belus Rat hatte funktioniert.

»In der Kürze liegt ...«, Klaus öffnete die Tür zu seinem Büro, »… Barmherzigkeit! Sie hats kapiert!«

Literaturhauscafé

»Antworte endlich, Vater!« Das Wort Papa ging ihr in diesem Moment nicht über die Lippen.

Siegfried Engelhardt glotzte. Cora ging sogar so weit, das Wort blöde zu denken. Ihr Vater glich in dem Moment einer Kuh. Sein Unterkiefer malmte.

»Wo ist das?« Cora hielt ihm ein Foto unter die Nase. »Wo?«

Ihr Vater schwieg.

»Wie ist meine Mutter gestorben?« Cora zischte die Worte leise, gefährlich leise heraus. Blitzschnell war sie bei ihrem Vater, der eben aufstehen wollte.

»Du bleibst jetzt sitzen. Es wird endlich Zeit, dass du den Mund aufmachst. Hast du mich verstanden?«

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