Algarve-spezifische Stellplatznetzwerke:
> www.in-loco.pt/pt/contactos: Rota Serrana de Autocaravanas – u. a. auf Initiative der Vereinigung InLoco soll ein Stellplatznetzwerk für das Berg- und Hinterland der Algarve entstehen. 14 Stellplätze sollen bis 2023 fertig sein (s. auch –>).
> www.autocaravanalgarve.com: RAARA – Stell- und Campingplatznetzwerk der West- und Südalgarve, Stand 2022: 39 Mitglieder
Das 2020 ins Leben gerufene Projekt Portugal Easy Camp bietet noch ganz andere Übernachtungsmöglichkeiten für Mobilreisende. Angelehnt an ähnliche europäische Initiativen, werden hier Übernachtungen auf ländlichen quintas, z. B. auf Weingütern, bei Olivenbauern oder Imkern, angeboten. Anfang 2022 gab es im ganzen Land verteilt 48 Gastgeber. In den Preisen sind „Willkommenspakete“ enthalten und man hat die Möglichkeit, in meist schönem Ambiente portugiesische Traditionen zu erleben und Produkte zu verkosten.
> Infos und Buchung: https://portugaleasycamp.com/en/
Die französische Supermarktkette Intermarché hat die Zeichen der Zeit erkannt und bietet in Portugal an vielen Filialen kostenlose Park- und Übernachtungsplätze für Wohnmobile, meist mit VE-Station und oft auch mit SB-Waschmaschinen. Eine Liste der Plätze findet sich unter www.intermarche.pt/lojas.
Ein neues Phänomen sind die privaten Übernachtungsplätze, die seit dem restriktiven Gesetz zur Übernachtung mit Wohnmobilen und seit der Covid-19-Pandemie wie Pilze aus dem Boden schießen. Jeden Monat kommen vor allem im Algarve-Hinterland neue kleine, familiäre oder rustikale Plätze hinzu, die in diversen Apps gelistet sind und teilweise auf Spendenbasis funktionieren.
Reise-Knigge für Mobiltouristen
Innerhalb der Wohnmobil-Gemeinde gibt es einen ungeschriebenen Verhaltenscode. Auch Neueinsteiger und Urlauber mit Mietmobilen sollten diesen kennen und respektieren:
1. Rücksicht auf lokale Gegebenheiten, Umwelt und Anwohner
2. Respekt vor kulturellen Eigenheiten
3. Diskret Parken
4. Lärm vermeiden
5. Nicht wild campen
6. Müll entsorgen
7. Wasser sparen
8. Offenes Feuer vermeiden
9. Die lokale Wirtschaft unterstützen
10. Den Platz sauber hinterlassen
Das Reisen mit dem „Heim auf Rädern“ ist nicht nur eine praktische Urlaubsform, sondern für viele eine Lebensphilosophie. Sich von Zwängen lösen, sei es beruflicher oder gesellschaftlicher Natur, ist ein Luxus. Mit einem Reisemobil kann man sich diesen Traum ermöglichen. Wohnmobilfahrer unterscheiden sich darin von Wohnwagen-Campern. Sie wollen nicht „fest“ auf einem Campingplatz stehen, sondern flexibel und mobil sein. Die meisten jedenfalls. „Freistehen“ mit dem Hauch von Abenteuer ist verständlicherweise sehr beliebt. Man hat ja auch einiges in sein meist autarkes Mobil investiert.
Dieses Lebensgefühl wird von den Reisemobilherstellern clever vermarktet und für die Verkaufsstrategie genutzt. Der Freiheitsdrang kollidiert dann vor Ort in den Urlaubsländern oft mit den Gesetzen und Verboten des „Wildcampens“. Im Ausland wird kaum zwischen Campern und Wohnmobilisten unterschieden, so auch nicht in Portugal.
Nun zeichnete sich in Portugal mit dem zunehmenden Boom der Mobiltouristen schon vor einigen Jahren ab, dass insbesondere an den Küsten das „unkontrollierte“ Freistehen und wilde Campen nicht mehr lange tragbar sein würden. Leider gab es einige schwarze Schafe, die weder Rücksicht auf Umwelt noch auf die Anwohner nahmen. Insbesondere in den Sommermonaten gab es immer wieder chaotische Szenen respektloser Camper, die in der ersten Reihe Strandparkplätze und Klippen belagerten, unerlaubt campten und Müllberge hinterließen. Und so kam, was kommen musste: Mit einer am 9.1.2021 verabschiedeten Änderung im portugiesischen Código da Estrada (vergleichbar mit der deutschen Straßenverkehrsordnung) wurde dem Übernachten außerhalb von Stell- und Campingplätzen ein Ende gesetzt. Ein paar Monate später wurde das Gesetz aufgrund von Protesten der portugiesischen Wohnmobilclubs wieder etwas „entschärft“ (aktuelle Gesetzeslage –>).
Das Positive an dem Ganzen ist, dass mehr und mehr Stellplätze entstehen und die Infrastruktur und Angebote für Mobiltouristen weiter ausgebaut werden. Im Norden, Zentrum und auch im Alentejo gibt es mittlerweile so viele kostenlose Stellplätze, auch mitten in der Natur, dass Freistehen eigentlich gar kein Thema ist. Dennoch gibt es allerlei Übernachtungsmöglichkeiten auf öffentlichen Parkplätzen und auch in dieser Hinsicht ist man hier wohnmobilfreundlicher.
Die Tourismusregion Algarve startete 2015 im Bund mit anderen lokalen Behörden und mit EU-Fördergeldern eine Initiative, die sich „Autocaravanismo no Algarve“ nennt und als Qualitätsnetzwerk vermarktet wird ( www.autocaravanalgarve.com, mehrsprachige Broschüren mit den Camping- und Stellplätzen). Damit sollen die Wohnmobiltouristen organisiert und auf entsprechende Camping- und meist privat betriebene Stellplätze kanalisiert werden. Das Netzwerk beinhaltet (Stand 2022) 39 „autorisierte“ Plätze (davon 17 Camping- und 22 Stellplätze). Allerdings sind diese Plätze längst nicht ausreichend und, was einige Campingplätze angeht, nicht immer an die Bedürfnisse von Wohnmobiltouristen angepasst. Andere neue, private und auch kommunale Stellplätze werden bereits genutzt und sind nicht im Prospekt aufgeführt. Hier sind noch einige Änderungen zu erwarten.
Den Spaß am mobilen Reisen sollte dies nicht mindern. Wer sich respekt- und rücksichtsvoll verhält und die Gesetze beachtet, wird seine Touren in Portugal problemlos genießen. Insbesondere fern der Algarveküste gibt es viele interessante Alternativen für Wohnmobil-Urlauber. Das Algarve-Innenland beispielsweise möchte mit der Stellplatz-Initiative Rota Serrana de Autocaravanismo ( –>) Wohnmobiltouristen in die wenig touristischen Bergdörfer bringen.
Regelungen zum Freien Stehen für Wohnmobile und Camper
Am 9.1.2021 schlug die Nachricht eines neuen Gesetzes der portugiesischen Straßenverkehrsordnung wie eine Bombe ein. Ab sofort sollte der Aufenthalt in einem Wohnmobil, Van oder Ähnlichem von 21 bis 7 Uhr außerhalb von Camping- und Stellplätzen nicht mehr erlaubt sein. Insbesondere sollte dies für Naturparks, Naturschutzgebiete und die Küstenlinie gelten.
Der Hauptgrund für das Gesetz waren die chaotischen Zustände an den Stränden und Küsten des Naturparks Costa Vicentina und im Südwest-Alentejo und der zunehmende Unmut der Bevölkerung, aber auch die Interessen der Camping- und Stellplatzbetreiber. Die Corona-Pandemie war ein weiterer Auslöser, denn während die Portugiesen im Lockdown waren, tummelten sich ausländische Camper ohne Rücksicht auf die herrschenden Corona-Regeln an den Stränden.
Das bis dahin in vielen Blogs und Apps beschworene „Freistehparadies“ endete plötzlich mit einer radikalen Änderung der portugiesischen Straßenverkehrsordnung Código da Estrada und die Empörung war auf allen Seiten groß: Freisteh-Enthusiasten sahen sich in ihrer Freiheit eingeschränkt. Die portugiesischen Wohnmobilvereinigungen richteten den Finger auf die ausländischen „autocaravanistas“, die die bereits geltenden Regelungen nicht respektiert hätten. Es gab zahlreiche Petitionen, die letztendlich im August 2021 zu einer „Entschärfung“ des ursprünglichen Gesetzentwurfs führten.
Fakt ist: „Wildes Campen“ in Naturparks und ausgewiesenen Naturschutzgebieten war in Portugal schon immer verboten, insbesondere 1 km von der Küste entfernt. Dass es oftmals und jahrelang geduldet wurde, lag vorwiegend an der Regelung der Zuständigkeiten. Der Unterschied ist jetzt, dass die Behörden PSP, GNR, ICNF (Naturparkranger) und Marinepolizei (Policia marítima) nun sofort agieren und Bußgelder (60–300 €, in Naturparks auch bis 600 €) erheben dürfen.
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